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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
möchte er dessen erlassen seyn/ und dannoch den Ring/ weil es ihm also gefiele/ zum Zeichen
ihrer künfftigen Gutwilligkeit behalten; welchen er alsbald an seinen kleinen Finger stes-
kete/ und gleich willens wahr/ Herkules mit einem Speerwinken zuverstehen zugeben/ daß
er zum Treffen fertig währe; Er sahe aber/ daß Valiska ihren Bogen zum Schuß anlege-
te/ umb nach einer Taube zuschiessen/ deren drey hoch oben her in Lüfften schwebeten; und
lachete/ seiner Meynung nach/ ihrer Tohrheit bey sich selbst/ daß sie einen so unmöglichen
Schuß in Gegenwart so vieler Fürsten wagen/ und sich dadurch nur in Spot setzen wol-
te; aber als er gewahr ward/ wie geschwinde sie die eine getroffen/ dz sie mit samt dem Pfeil
tod herunter flad derte/ verwunderte er sich dessen über alle massen/ insonderheit/ als sie fast
im Augenblik darauff die andere/ und endlich/ ehe man sichs versahe/ auch die dritte/ ohn
einigen Fehlschuß herunter hohlete; sagte auch zu einem Ritter/ der hinter ihm hielt: Da-
fern dieses Wunder Bild so fertig mit dem Degen/ als mit dem Bogen ist/ würde ich mich
nicht unterwinden/ einen Gang mit ihr zutuhn/ und wann ich diese drey Schüsse mit mei-
nen Augen nicht hätte angesehen/ würde ichs vor eine lautere Unmögligkeit halten; wie-
wol ich bey mir anstehe/ obs eine warhaffte Taht/ oder eine Augen-Verblendung ist. Die-
ser verwunderte sich darüber nicht weniger/ erinnerte aber den Fürsten/ es schiene/ daß sein
Gegener auff ihn wartete. Es ist mein Vorhaben durch diese Wunder wirkung mir schier
aus dem Gedächtniß gefallen/ antwortete er; gab auch Herkules ein Zeichen/ daß er loß-
brechen wolte. Derselbe pflegete sich nun in dergleichen Geschäfften nicht gerne zweymal
ansprechen zulassen/ legete ein/ und begegnete dem Dänischen Fürsten sehr artig/ traff ihn
auch dergestalt/ daß er hinter sich bog/ und wenig fehlete/ er hätte sich auff der Erden aus-
strecken müssen; dessen er sich gleichwol entsetzete/ und schon merkete/ daß Speer würde
ihm die Friesische Kron nicht erstreiten/ weil sein Wiedersacher fest im Sattel blieb; je-
doch hoffete er im andern Treffen sich besser zuhalten/ da es Herkules bald ungleich ergan-
gen währe; dann als er meynete den Stoß anzulegen/ ward sein Pferd schüchtern/ sprang
zur seiten aus/ und lief wider seinen Willen mit ihm eine zimliche Ecke hinweg/ biß er end-
lich wieder Meister ward/ sich aber des Fehls/ der ihm sonst nie begegnet wahr/ sehr schä-
mete/ und dannoch das Pferd umzuwechseln bedenken trug/ sondern sich wieder auff die
Bahn setzete/ und seinen Feind dergestalt empfing/ daß er ihn mit samt dem Rosse zur Er-
den warff. Sein Vater sahe den gewaltigen Rit/ und sagte: Hilff Gott/ wie können eines
Jünglings Arme solche Macht volbringen! Nun glückete es gleichwol dem Dänen/ daß
er weder unter das Pferd zuliegen kam/ noch sonst einigen Schaden empfing/ sondern da
ihm sein Leibdiener ein frisches Roß zuführete/ setzete er sich darauff/ und mit dem entblösse-
ten Degen hielt er sich fertig/ weil er lieber zu Pferde als zu Fusse kämpffen wolte. Herku-
les schickete Neda an ihn/ und ließ ihn warnen/ er möchte den Streit lassen auffgeruffen
seyn/ nach dem er sähe/ daß das Glük ihm in dieser Sache nicht beypflichten/ noch nach wil-
len fugen wolte/ alsdann solte er sein Freundes Gemüht in der Taht spüren; welches er-
bieten ihn etwas schimpflich dauchte/ und zur Antwort gab: Ob sein Pferd lieber fallen/
als zur seite aussprengen wollen/ könte er nicht endern/ hoffete/ das angefangene zuvollen-
den/ würde ihm Fürst Herkules nicht versagen. Wol dann/ antwortete er hierauff/ so kan
es ja nicht anders seyn; Setzete auch dergestalt auff ihn zu/ daß Valiska fürchtete/ der Dä-

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Siebendes Buch.
moͤchte er deſſen erlaſſen ſeyn/ und dannoch den Ring/ weil es ihm alſo gefiele/ zum Zeichen
ihrer kuͤnfftigen Gutwilligkeit behalten; welchen er alsbald an ſeinen kleinen Finger ſtes-
kete/ und gleich willens wahr/ Herkules mit einem Speerwinken zuverſtehen zugeben/ daß
er zum Treffen fertig waͤhre; Er ſahe aber/ daß Valiſka ihren Bogen zum Schuß anlege-
te/ umb nach einer Taube zuſchieſſen/ deren drey hoch oben her in Luͤfften ſchwebeten; und
lachete/ ſeiner Meynung nach/ ihrer Tohrheit bey ſich ſelbſt/ daß ſie einen ſo unmoͤglichen
Schuß in Gegenwart ſo vieler Fürſten wagen/ und ſich dadurch nur in Spot ſetzen wol-
te; aber als er gewahr ward/ wie geſchwinde ſie die eine getroffen/ dz ſie mit ſamt dem Pfeil
tod herunter flad derte/ verwunderte er ſich deſſen uͤber alle maſſen/ inſonderheit/ als ſie faſt
im Augenblik darauff die andere/ und endlich/ ehe man ſichs verſahe/ auch die dritte/ ohn
einigen Fehlſchuß herunter hohlete; ſagte auch zu einem Ritter/ der hinter ihm hielt: Da-
fern dieſes Wunder Bild ſo fertig mit dem Degen/ als mit dem Bogen iſt/ wuͤrde ich mich
nicht unterwinden/ einen Gang mit ihr zutuhn/ und wann ich dieſe drey Schuͤſſe mit mei-
nen Augen nicht haͤtte angeſehen/ wuͤrde ichs vor eine lautere Unmoͤgligkeit halten; wie-
wol ich bey mir anſtehe/ obs eine warhaffte Taht/ oder eine Augen-Verblendung iſt. Die-
ſer verwunderte ſich daruͤber nicht weniger/ erinnerte aber den Fuͤrſten/ es ſchiene/ daß ſein
Gegener auff ihn wartete. Es iſt mein Vorhaben durch dieſe Wunder wirkung mir ſchier
aus dem Gedaͤchtniß gefallen/ antwortete er; gab auch Herkules ein Zeichen/ daß er loß-
brechen wolte. Derſelbe pflegete ſich nun in dergleichen Geſchaͤfften nicht gerne zweymal
anſprechen zulaſſen/ legete ein/ und begegnete dem Daͤniſchen Fuͤrſten ſehr artig/ traff ihn
auch dergeſtalt/ daß er hinter ſich bog/ und wenig fehlete/ er haͤtte ſich auff der Erden aus-
ſtrecken muͤſſen; deſſen er ſich gleichwol entſetzete/ und ſchon merkete/ daß Speer wuͤrde
ihm die Frieſiſche Kron nicht erſtreiten/ weil ſein Wiederſacher feſt im Sattel blieb; je-
doch hoffete er im andern Treffen ſich beſſer zuhalten/ da es Herkules bald ungleich ergan-
gen waͤhre; dann als er meynete den Stoß anzulegen/ ward ſein Pferd ſchuͤchtern/ ſprang
zur ſeiten aus/ und lief wider ſeinen Willen mit ihm eine zimliche Ecke hinweg/ biß er end-
lich wieder Meiſter ward/ ſich aber des Fehls/ der ihm ſonſt nie begegnet wahr/ ſehr ſchaͤ-
mete/ und dannoch das Pferd umzuwechſeln bedenken trug/ ſondern ſich wieder auff die
Bahn ſetzete/ und ſeinen Feind dergeſtalt empfing/ daß er ihn mit ſamt dem Roſſe zur Er-
den warff. Sein Vater ſahe den gewaltigen Rit/ und ſagte: Hilff Gott/ wie koͤnnen eines
Juͤnglings Arme ſolche Macht volbringen! Nun gluͤckete es gleichwol dem Daͤnen/ daß
er weder unter das Pferd zuliegen kam/ noch ſonſt einigen Schaden empfing/ ſondern da
ihm ſein Leibdiener ein friſches Roß zufuͤhrete/ ſetzete er ſich darauff/ und mit dem entbloͤſſe-
ten Degen hielt er ſich fertig/ weil er lieber zu Pferde als zu Fuſſe kaͤmpffen wolte. Herku-
les ſchickete Neda an ihn/ und ließ ihn warnen/ er moͤchte den Streit laſſen auffgeruffen
ſeyn/ nach dem er ſaͤhe/ daß das Gluͤk ihm in dieſer Sache nicht beypflichten/ noch nach wil-
len fugen wolte/ alsdann ſolte er ſein Freundes Gemuͤht in der Taht ſpuͤren; welches er-
bieten ihn etwas ſchimpflich dauchte/ und zur Antwort gab: Ob ſein Pferd lieber fallen/
als zur ſeite ausſprengen wollen/ koͤnte er nicht endern/ hoffete/ das angefangene zuvollen-
den/ wuͤrde ihm Fuͤrſt Herkules nicht verſagen. Wol dann/ antwortete er hierauff/ ſo kan
es ja nicht anders ſeyn; Setzete auch dergeſtalt auff ihn zu/ daß Valiſka fuͤrchtete/ der Daͤ-

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[581/0587] Siebendes Buch. moͤchte er deſſen erlaſſen ſeyn/ und dannoch den Ring/ weil es ihm alſo gefiele/ zum Zeichen ihrer kuͤnfftigen Gutwilligkeit behalten; welchen er alsbald an ſeinen kleinen Finger ſtes- kete/ und gleich willens wahr/ Herkules mit einem Speerwinken zuverſtehen zugeben/ daß er zum Treffen fertig waͤhre; Er ſahe aber/ daß Valiſka ihren Bogen zum Schuß anlege- te/ umb nach einer Taube zuſchieſſen/ deren drey hoch oben her in Luͤfften ſchwebeten; und lachete/ ſeiner Meynung nach/ ihrer Tohrheit bey ſich ſelbſt/ daß ſie einen ſo unmoͤglichen Schuß in Gegenwart ſo vieler Fürſten wagen/ und ſich dadurch nur in Spot ſetzen wol- te; aber als er gewahr ward/ wie geſchwinde ſie die eine getroffen/ dz ſie mit ſamt dem Pfeil tod herunter flad derte/ verwunderte er ſich deſſen uͤber alle maſſen/ inſonderheit/ als ſie faſt im Augenblik darauff die andere/ und endlich/ ehe man ſichs verſahe/ auch die dritte/ ohn einigen Fehlſchuß herunter hohlete; ſagte auch zu einem Ritter/ der hinter ihm hielt: Da- fern dieſes Wunder Bild ſo fertig mit dem Degen/ als mit dem Bogen iſt/ wuͤrde ich mich nicht unterwinden/ einen Gang mit ihr zutuhn/ und wann ich dieſe drey Schuͤſſe mit mei- nen Augen nicht haͤtte angeſehen/ wuͤrde ichs vor eine lautere Unmoͤgligkeit halten; wie- wol ich bey mir anſtehe/ obs eine warhaffte Taht/ oder eine Augen-Verblendung iſt. Die- ſer verwunderte ſich daruͤber nicht weniger/ erinnerte aber den Fuͤrſten/ es ſchiene/ daß ſein Gegener auff ihn wartete. Es iſt mein Vorhaben durch dieſe Wunder wirkung mir ſchier aus dem Gedaͤchtniß gefallen/ antwortete er; gab auch Herkules ein Zeichen/ daß er loß- brechen wolte. Derſelbe pflegete ſich nun in dergleichen Geſchaͤfften nicht gerne zweymal anſprechen zulaſſen/ legete ein/ und begegnete dem Daͤniſchen Fuͤrſten ſehr artig/ traff ihn auch dergeſtalt/ daß er hinter ſich bog/ und wenig fehlete/ er haͤtte ſich auff der Erden aus- ſtrecken muͤſſen; deſſen er ſich gleichwol entſetzete/ und ſchon merkete/ daß Speer wuͤrde ihm die Frieſiſche Kron nicht erſtreiten/ weil ſein Wiederſacher feſt im Sattel blieb; je- doch hoffete er im andern Treffen ſich beſſer zuhalten/ da es Herkules bald ungleich ergan- gen waͤhre; dann als er meynete den Stoß anzulegen/ ward ſein Pferd ſchuͤchtern/ ſprang zur ſeiten aus/ und lief wider ſeinen Willen mit ihm eine zimliche Ecke hinweg/ biß er end- lich wieder Meiſter ward/ ſich aber des Fehls/ der ihm ſonſt nie begegnet wahr/ ſehr ſchaͤ- mete/ und dannoch das Pferd umzuwechſeln bedenken trug/ ſondern ſich wieder auff die Bahn ſetzete/ und ſeinen Feind dergeſtalt empfing/ daß er ihn mit ſamt dem Roſſe zur Er- den warff. Sein Vater ſahe den gewaltigen Rit/ und ſagte: Hilff Gott/ wie koͤnnen eines Juͤnglings Arme ſolche Macht volbringen! Nun gluͤckete es gleichwol dem Daͤnen/ daß er weder unter das Pferd zuliegen kam/ noch ſonſt einigen Schaden empfing/ ſondern da ihm ſein Leibdiener ein friſches Roß zufuͤhrete/ ſetzete er ſich darauff/ und mit dem entbloͤſſe- ten Degen hielt er ſich fertig/ weil er lieber zu Pferde als zu Fuſſe kaͤmpffen wolte. Herku- les ſchickete Neda an ihn/ und ließ ihn warnen/ er moͤchte den Streit laſſen auffgeruffen ſeyn/ nach dem er ſaͤhe/ daß das Gluͤk ihm in dieſer Sache nicht beypflichten/ noch nach wil- len fugen wolte/ alsdann ſolte er ſein Freundes Gemuͤht in der Taht ſpuͤren; welches er- bieten ihn etwas ſchimpflich dauchte/ und zur Antwort gab: Ob ſein Pferd lieber fallen/ als zur ſeite ausſprengen wollen/ koͤnte er nicht endern/ hoffete/ das angefangene zuvollen- den/ wuͤrde ihm Fuͤrſt Herkules nicht verſagen. Wol dann/ antwortete er hierauff/ ſo kan es ja nicht anders ſeyn; Setzete auch dergeſtalt auff ihn zu/ daß Valiſka fuͤrchtete/ der Daͤ- ne d d d d iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/587>, abgerufen am 23.11.2024.