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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
er sichs versahe/ lag der Groß Fürst ihm vor der Nase/ und belagerte den Ort zu Lande der-
gestalt/ daß kein Mensch weder aus noch ein kunte/ des gänzlichen vorhabens/ von dannen
nicht zu weichen/ biß die Festung gewonnen/ und alles in Friede und Ruhe gesetzet währe;
sendete demnach einen Trometer zu ihnen hinein/ und foderte den Ort als eine unstreitig
Frisische Festung auff/ mit angehängter bedräuung/ dafern inwendig dreyen Tagen sie sich
nicht er geben würden/ solte ihnen hernach der Zutrit zu aller Gnade versperret seyn. In-
sonderheit wurden die Frisischen Häuptleute und Knechte vermahnet/ sich von dem Dä-
nen abzuzihen/ und der Stände Schluß anzunehmen/ weil der Dänische Fürst durchaus
keine rechtmässige Ansprache zu dem Königreiche hätte; dann nachdem keine Erben von
des verstorbenen Königes Geblüt und Stamme übrig/ währe damit der Stuel erlediget
und den Ständen heimgefallen/ einen König nach freiem willen zuerwählen/ also daß der
verstorbene dasselbe nicht hätte können nach belieben verschenken. Aber dieses wolte nichts
verfangen/ sondern der Däne/ Fürst Olaff gab zur Antwort: Es befremdete ihn sehr/ daß
der Teutsche Groß Fürst ihn in seiner Festung belagern dürfte/ da er ihm doch nicht eins
abgesaget/ noch einige Ursach der bestreitung/ als seinen in den rechten ungegründeten Wil-
len einführen könte; hätte er mit dem Wendischen Fürsten/ seinem selbst eigenen Feinde/
und etlichen Frisischen Ständen/ so jenem wieder Recht angehangen/ etwas zu fechten
gehabt/ ginge weder ihn noch dieses Königreich ichtwas an/ solte ihm auch nimmermehr
mit Warheit überbracht werden/ daß er in ihr Vorhaben eingewilliget/ einigen Vorschub
darzu gelegt/ oder wolgefallen daran gehabt hätte. Nun währe aber ja die angelegete Un-
billigkeit seines ermässens zur gnüge gerochen/ nicht allein an dem ganzen Heer/ sondern an
dem Wendischen Fürsten selbst/ welchen man (eine fast unerhörete Straffe) durch Büt-
tels Hand hätte abschlachten lassen; währe dann der Teutschen Grim auch durch Blut
noch nicht versöhnet/ je warumb erholeten sie sich dann nicht an Wendland/ welches an der
Ostsee/ nicht an der Westsee belegen währe. Man dürfte ihm vorwerffen/ er hätte kein recht
an diesem Reiche/ währe auch von den Ständen nicht beruffen/ als denen die Wahl heim-
gefallen währe; er möchte aber gerne wissen/ ob dann die Sachsen Recht daran hätten/ o-
der ob die Stände sie zur Herschaft eingehohlet. Mit dem Schwerte/ und durch harte
dräuungen währen sie darzu gezwungen/ sonst würden sie sich wol hüten/ daß sie denen sich
nicht unterwürffig macheten/ die ihnen wol ehmahls unabgesagt ihr Land durch und durch
geplündert hätten. Jedoch hette vor den Sachsen er sein Recht oder Unrecht nicht zu strei-
ten; der lezte Friesen König hette ihn an Kindesstat erwählet und angenommen/ auch den
Landständen es frühzeitig gnug zu wissen getahn/ welche überdas durch ihr nicht wieder-
sprechen ihre einwilligung gnug zuverstehen gegeben; daß sie aber nach des Königes Tode
währen rükfällig worden/ solte der Teutschen Groß Fürst/ wann er löblich handeln wolte/
vielmehr straffen als unterstützen helffen. Er sässe auff seinem Schlosse/ und in seiner Feste/
davon wolte er sich trauen nicht durch einen Trometer herunter blasen/ noch von einem
Schreier herunter predigen/ sondern durch unüberwindliche Fäuste heraus stürmen las-
sen/ und solte der Sachsen Groß Fürst erinnert seyn/ daß Dänische Herzhaftigkeit noch
wol so groß/ und so fest gesenket währe/ daß sie Frießland über Meer nicht allein beschützen/
sondern aus unrechtmässiger Gewalt wieder loßzureissen/ eine Schanze wagen dürfften;

wie

Siebendes Buch.
er ſichs verſahe/ lag der Groß Fuͤrſt ihm vor der Naſe/ und belagerte den Ort zu Lande der-
geſtalt/ daß kein Menſch weder aus noch ein kunte/ des gaͤnzlichen vorhabens/ von dannen
nicht zu weichen/ biß die Feſtung gewonnen/ und alles in Friede und Ruhe geſetzet waͤhre;
ſendete demnach einen Trometer zu ihnen hinein/ und foderte den Ort als eine unſtreitig
Friſiſche Feſtung auff/ mit angehaͤngter bedraͤuung/ dafern inwendig dreyen Tagen ſie ſich
nicht er geben wuͤrden/ ſolte ihnen hernach der Zutrit zu aller Gnade verſperret ſeyn. In-
ſonderheit wurden die Friſiſchen Haͤuptleute und Knechte vermahnet/ ſich von dem Daͤ-
nen abzuzihen/ und der Staͤnde Schluß anzunehmen/ weil der Daͤniſche Fuͤrſt durchaus
keine rechtmaͤſſige Anſprache zu dem Koͤnigreiche haͤtte; dann nachdem keine Erben von
des verſtorbenen Koͤniges Gebluͤt und Stamme uͤbrig/ waͤhre damit der Stuel erlediget
und den Staͤnden heimgefallen/ einen Koͤnig nach freiem willen zuerwaͤhlen/ alſo daß der
verſtorbene daſſelbe nicht haͤtte koͤnnen nach belieben verſchenken. Aber dieſes wolte nichts
verfangen/ ſondern der Daͤne/ Fuͤrſt Olaff gab zur Antwort: Es befremdete ihn ſehr/ daß
der Teutſche Groß Fuͤrſt ihn in ſeiner Feſtung belagern duͤrfte/ da er ihm doch nicht eins
abgeſaget/ noch einige Urſach der beſtreitung/ als ſeinen in den rechten ungegruͤndeten Wil-
len einfuͤhren koͤnte; haͤtte er mit dem Wendiſchen Fuͤrſten/ ſeinem ſelbſt eigenen Feinde/
und etlichen Friſiſchen Staͤnden/ ſo jenem wieder Recht angehangen/ etwas zu fechten
gehabt/ ginge weder ihn noch dieſes Koͤnigreich ichtwas an/ ſolte ihm auch nimmermehr
mit Warheit uͤberbracht werden/ daß er in ihr Vorhaben eingewilliget/ einigen Vorſchub
darzu gelegt/ oder wolgefallen daran gehabt haͤtte. Nun waͤhre aber ja die angelegete Un-
billigkeit ſeines ermaͤſſens zur gnuͤge gerochen/ nicht allein an dem ganzen Heer/ ſondern an
dem Wendiſchen Fuͤrſten ſelbſt/ welchen man (eine faſt unerhoͤrete Straffe) durch Buͤt-
tels Hand haͤtte abſchlachten laſſen; waͤhre dann der Teutſchen Grim auch durch Blut
noch nicht verſoͤhnet/ je warumb erholeten ſie ſich dann nicht an Wendland/ welches an der
Oſtſee/ nicht an der Weſtſee belegen waͤhre. Man duͤrfte ihm vorwerffen/ er haͤtte kein recht
an dieſem Reiche/ waͤhre auch von den Staͤnden nicht beruffen/ als denen die Wahl heim-
gefallen waͤhre; er moͤchte aber gerne wiſſen/ ob dann die Sachſen Recht daran haͤtten/ o-
der ob die Staͤnde ſie zur Herſchaft eingehohlet. Mit dem Schwerte/ und durch harte
draͤuungen waͤhren ſie darzu gezwungen/ ſonſt wuͤrden ſie ſich wol huͤten/ daß ſie denen ſich
nicht unterwuͤrffig macheten/ die ihnen wol ehmahls unabgeſagt ihr Land durch und duꝛch
gepluͤndert haͤtten. Jedoch hette vor den Sachſen er ſein Recht oder Unrecht nicht zu ſtrei-
ten; der lezte Frieſen Koͤnig hette ihn an Kindesſtat erwaͤhlet und angenommen/ auch den
Landſtaͤnden es fruͤhzeitig gnug zu wiſſen getahn/ welche uͤberdas durch ihr nicht wieder-
ſprechen ihre einwilligung gnug zuverſtehen gegeben; daß ſie aber nach des Koͤniges Tode
waͤhren rükfaͤllig worden/ ſolte der Teutſchen Groß Fuͤrſt/ wann er loͤblich handeln wolte/
vielmehr ſtraffen als unterſtuͤtzen helffen. Er ſaͤſſe auff ſeinem Schloſſe/ und in ſeiner Feſte/
davon wolte er ſich trauen nicht durch einen Trometer herunter blaſen/ noch von einem
Schreier herunter predigen/ ſondern durch unuͤberwindliche Faͤuſte heraus ſtuͤrmen laſ-
ſen/ und ſolte der Sachſen Groß Fuͤrſt erinnert ſeyn/ daß Daͤniſche Herzhaftigkeit noch
wol ſo groß/ und ſo feſt geſenket waͤhre/ daß ſie Frießland uͤber Meer nicht allein beſchuͤtzen/
ſondern aus unrechtmaͤſſiger Gewalt wieder loßzureiſſen/ eine Schanze wagen duͤrfften;

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/580>, abgerufen am 23.11.2024.