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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
[Spaltenumbruch]
4 Nun es gehe wie es wolle/
Meine Liebe brech'ich nicht/
Ob gleich auff der Parken Rolle
Meines Lebens Fadem bricht.
Dann ohn dieser Sonnen Strahlen/
Die mein Herz so schön bemahlen/
Hab ich weder Schein noch Licht.
5 Fräulein/ deren hohe Gaben
Selbst der Himmel zeuht hinan/
Weil sie mehr als Menscheit haben/
Ach nehmt euren Sklaven an/
Der durch eurer Bildnis blicken
Noch vor Liebe mus ersticken/
Und sich kaum mehr kennen kan.
[Spaltenumbruch]
6 O du klarheit laß dich finden/
Brich die Dunkelheit in mir/
Meine Geister die verschwinden/
Meine Seele berstet schier/
Und die Kräfte sind erlegen/
Weil vor harten Liebes-Schlägen
Ich mus seufzen für und für.
7 Nun ich wil des Glückes warten/
Gibt das warten mir gleich Pein;
Vielleicht dürfte sichs noch karten
Daß der klare Sonnenschein
Mein Anschauen wird erleiden/
Alsdann werd'ich voller freuden
Und durchaus vergnüget seyn.

Wol zufrieden mein allerschönstes Seelichen; wol vergnüget mein aller teurester Schaz/
fuhr er weiter fort/ nach dem die Hoffnung mich nicht ganz verlassen/ sondern schon in so
weit besehliget hat/ daß ich die mündliche Zusage erhalten/ und die höchst gewünschete
Volstreckung nicht ferne zu seyn hoffe; daher mich forthin nicht gereuen wird/ ob gleich ih-
retwegen ich mannichen schweren Herzensprast außgestanden habe. Ach mein allerwer-
dester Fürst/ antwortete sie; billich rechne ich mich unter die glükseligen/ daß von ihm ich
dermassen herzlich geliebet/ und über Wirdigkeit hoch geschätzet werde/ und hat er sich nicht
zubefahren/ daß ich einem solchen geträuen Liebhaber einige Vergnügung solte auf zuschie-
ben Willens seyn/ so bald ich mich nur bey meinen lieben Eltern und Verwanten finden
werde. Ich gelebe der tröstlichen Hoffnung/ sagete er/ und wil in guter Geduld erwarten/
wann das Glük mir die vollige Niessung ihrer Gunst und Liebe in ehelicher träue und zu-
lässiger Belüstigung gönnen wird. Weil aber die Sonne ihren Lauff schier zum Ende ge-
bracht/ und sich unter die Erde verstecken wil/ werde ich mein Fräulein bitten/ mir zugön-
nen/ daß ich sie mit meiner Kunst Farbe anstreiche/ und den herlichen Sonnenschein ihres
liebreichsten Angesichts unter dieser Wolke verberge; endlich ihr auch diese bäurische
Kleidung anlege/ um zubesehen/ wie stolz dieselben sich werden dünken lassen/ daß sie diesen
ihren allerwolgestaltesten Leib zubedecken gewirdiget werden. Das fromme Fräulein hatte
vor diesem dergleichen verliebete reden nie gehöret/ viel weniger der Liebe Anmuht ihr ein-
bilden können/ die anjetzo ihr mit überhäuffetem Masse eingeschenket ward/ daher sie aller-
dinge sich darein nicht zuschicken wuste; dann ihr auffrichtiges unbetriegliches Herz mei-
nete nicht/ daß etwas an ihr währe/ wodurch ein solcher Fürst zu dergleichen hohen Nei-
gungen solte können gereizet werden/ daher baht sie ihn/ er möchte sie nicht über Wirdig-
keit erheben/ noch mit dergleichen Lobreden belasten/ die nur eine Schahm in ihr erwecke-
ten/ daß sie gedenken und argwohnen müste/ es währe zum Auffzuge angesehen/ und wolte
vielleicht er sie erforschen/ ob eine töhrichte Einbildung und närrischer Ehrgeiz hinter ihr
steckete/ daß sie in unverdieneten Ruhm gehehlen könte; welches er mit traurigem Gesich-
te beantwortete/ O ihr meines Lebens Meisterin/ sagte er/ kan mein Fräulein so wiedrige
Gedanken von ihrem ergebenen Knechte fassen/ oder hat sie dessen irgends an mir gespüret
was zu ihrer Großfürstlichen Hocheit Verkleinerung gereichen möchte? und warumb

wil
Siebendes Buch.
[Spaltenumbruch]
4 Nun es gehe wie es wolle/
Meine Liebe brech’ich nicht/
Ob gleich auff der Parken Rolle
Meines Lebens Fadem bricht.
Dann ohn dieſer Sonnen Strahlen/
Die mein Herz ſo ſchoͤn bemahlen/
Hab ich weder Schein noch Licht.
5 Fraͤulein/ deren hohe Gaben
Selbſt der Himmel zeuht hinan/
Weil ſie mehr als Menſcheit haben/
Ach nehmt euren Sklaven an/
Der durch eurer Bildnis blicken
Noch vor Liebe mus erſticken/
Und ſich kaum mehr kennen kan.
[Spaltenumbruch]
6 O du klarheit laß dich finden/
Brich die Dunkelheit in mir/
Meine Geiſter die verſchwinden/
Meine Seele berſtet ſchier/
Und die Kraͤfte ſind erlegen/
Weil vor harten Liebes-Schlaͤgen
Ich mus ſeufzen fuͤr und fuͤr.
7 Nun ich wil des Gluͤckes warten/
Gibt das warten mir gleich Pein;
Vielleicht duͤrfte ſichs noch karten
Daß der klare Sonnenſchein
Mein Anſchauen wird erleiden/
Alsdann werd’ich voller freuden
Und durchaus vergnuͤget ſeyn.

Wol zufrieden mein allerſchoͤnſtes Seelichen; wol vergnuͤget mein aller teureſter Schaz/
fuhr er weiter fort/ nach dem die Hoffnung mich nicht ganz verlaſſen/ ſondern ſchon in ſo
weit beſehliget hat/ daß ich die muͤndliche Zuſage erhalten/ und die hoͤchſt gewuͤnſchete
Volſtreckung nicht ferne zu ſeyn hoffe; daher mich forthin nicht gereuen wird/ ob gleich ih-
retwegen ich mannichen ſchweren Herzenspraſt außgeſtanden habe. Ach mein allerwer-
deſter Fuͤrſt/ antwortete ſie; billich rechne ich mich unter die gluͤkſeligen/ daß von ihm ich
dermaſſen herzlich geliebet/ und uͤber Wirdigkeit hoch geſchaͤtzet werde/ und hat er ſich nicht
zubefahren/ daß ich einem ſolchen getraͤuen Liebhaber einige Vergnuͤgung ſolte auf zuſchie-
ben Willens ſeyn/ ſo bald ich mich nur bey meinen lieben Eltern und Verwanten finden
werde. Ich gelebe der troͤſtlichen Hoffnung/ ſagete er/ und wil in guter Geduld erwarten/
wann das Gluͤk mir die vollige Nieſſung ihrer Gunſt und Liebe in ehelicher traͤue und zu-
laͤſſiger Beluͤſtigung goͤnnen wird. Weil aber die Sonne ihren Lauff ſchier zum Ende ge-
bracht/ und ſich unter die Erde verſtecken wil/ werde ich mein Fraͤulein bitten/ mir zugoͤn-
nen/ daß ich ſie mit meiner Kunſt Farbe anſtreiche/ und den herlichen Sonnenſchein ihres
liebreichſten Angeſichts unter dieſer Wolke verberge; endlich ihr auch dieſe baͤuriſche
Kleidung anlege/ um zubeſehen/ wie ſtolz dieſelben ſich werden duͤnken laſſen/ daß ſie dieſen
ihren allerwolgeſtalteſten Leib zubedecken gewirdiget werden. Das fromme Fraͤulein hatte
vor dieſem dergleichen verliebete reden nie gehoͤret/ viel weniger der Liebe Anmuht ihr ein-
bilden koͤnnen/ die anjetzo ihr mit uͤberhaͤuffetem Maſſe eingeſchenket ward/ daher ſie aller-
dinge ſich darein nicht zuſchicken wuſte; dañ ihr auffrichtiges unbetriegliches Herz mei-
nete nicht/ daß etwas an ihr waͤhre/ wodurch ein ſolcher Fuͤrſt zu dergleichen hohen Nei-
gungen ſolte koͤnnen gereizet werden/ daher baht ſie ihn/ er moͤchte ſie nicht uͤber Wirdig-
keit erheben/ noch mit dergleichen Lobreden belaſten/ die nur eine Schahm in ihr erwecke-
ten/ daß ſie gedenken und argwohnen muͤſte/ es waͤhre zum Auffzuge angeſehen/ und wolte
vielleicht er ſie erforſchen/ ob eine toͤhrichte Einbildung und naͤrriſcher Ehrgeiz hinter ihr
ſteckete/ daß ſie in unverdieneten Ruhm gehehlen koͤnte; welches er mit traurigem Geſich-
te beantwortete/ O ihr meines Lebens Meiſterin/ ſagte er/ kan mein Fraͤulein ſo wiedrige
Gedanken von ihrem ergebenen Knechte faſſen/ oder hat ſie deſſen irgends an mir geſpuͤret
was zu ihrer Großfuͤrſtlichen Hocheit Verkleinerung gereichen moͤchte? und warumb

wil
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[559/0565] Siebendes Buch. 4 Nun es gehe wie es wolle/ Meine Liebe brech’ich nicht/ Ob gleich auff der Parken Rolle Meines Lebens Fadem bricht. Dann ohn dieſer Sonnen Strahlen/ Die mein Herz ſo ſchoͤn bemahlen/ Hab ich weder Schein noch Licht. 5 Fraͤulein/ deren hohe Gaben Selbſt der Himmel zeuht hinan/ Weil ſie mehr als Menſcheit haben/ Ach nehmt euren Sklaven an/ Der durch eurer Bildnis blicken Noch vor Liebe mus erſticken/ Und ſich kaum mehr kennen kan. 6 O du klarheit laß dich finden/ Brich die Dunkelheit in mir/ Meine Geiſter die verſchwinden/ Meine Seele berſtet ſchier/ Und die Kraͤfte ſind erlegen/ Weil vor harten Liebes-Schlaͤgen Ich mus ſeufzen fuͤr und fuͤr. 7 Nun ich wil des Gluͤckes warten/ Gibt das warten mir gleich Pein; Vielleicht duͤrfte ſichs noch karten Daß der klare Sonnenſchein Mein Anſchauen wird erleiden/ Alsdann werd’ich voller freuden Und durchaus vergnuͤget ſeyn. Wol zufrieden mein allerſchoͤnſtes Seelichen; wol vergnuͤget mein aller teureſter Schaz/ fuhr er weiter fort/ nach dem die Hoffnung mich nicht ganz verlaſſen/ ſondern ſchon in ſo weit beſehliget hat/ daß ich die muͤndliche Zuſage erhalten/ und die hoͤchſt gewuͤnſchete Volſtreckung nicht ferne zu ſeyn hoffe; daher mich forthin nicht gereuen wird/ ob gleich ih- retwegen ich mannichen ſchweren Herzenspraſt außgeſtanden habe. Ach mein allerwer- deſter Fuͤrſt/ antwortete ſie; billich rechne ich mich unter die gluͤkſeligen/ daß von ihm ich dermaſſen herzlich geliebet/ und uͤber Wirdigkeit hoch geſchaͤtzet werde/ und hat er ſich nicht zubefahren/ daß ich einem ſolchen getraͤuen Liebhaber einige Vergnuͤgung ſolte auf zuſchie- ben Willens ſeyn/ ſo bald ich mich nur bey meinen lieben Eltern und Verwanten finden werde. Ich gelebe der troͤſtlichen Hoffnung/ ſagete er/ und wil in guter Geduld erwarten/ wann das Gluͤk mir die vollige Nieſſung ihrer Gunſt und Liebe in ehelicher traͤue und zu- laͤſſiger Beluͤſtigung goͤnnen wird. Weil aber die Sonne ihren Lauff ſchier zum Ende ge- bracht/ und ſich unter die Erde verſtecken wil/ werde ich mein Fraͤulein bitten/ mir zugoͤn- nen/ daß ich ſie mit meiner Kunſt Farbe anſtreiche/ und den herlichen Sonnenſchein ihres liebreichſten Angeſichts unter dieſer Wolke verberge; endlich ihr auch dieſe baͤuriſche Kleidung anlege/ um zubeſehen/ wie ſtolz dieſelben ſich werden duͤnken laſſen/ daß ſie dieſen ihren allerwolgeſtalteſten Leib zubedecken gewirdiget werden. Das fromme Fraͤulein hatte vor dieſem dergleichen verliebete reden nie gehoͤret/ viel weniger der Liebe Anmuht ihr ein- bilden koͤnnen/ die anjetzo ihr mit uͤberhaͤuffetem Maſſe eingeſchenket ward/ daher ſie aller- dinge ſich darein nicht zuſchicken wuſte; dañ ihr auffrichtiges unbetriegliches Herz mei- nete nicht/ daß etwas an ihr waͤhre/ wodurch ein ſolcher Fuͤrſt zu dergleichen hohen Nei- gungen ſolte koͤnnen gereizet werden/ daher baht ſie ihn/ er moͤchte ſie nicht uͤber Wirdig- keit erheben/ noch mit dergleichen Lobreden belaſten/ die nur eine Schahm in ihr erwecke- ten/ daß ſie gedenken und argwohnen muͤſte/ es waͤhre zum Auffzuge angeſehen/ und wolte vielleicht er ſie erforſchen/ ob eine toͤhrichte Einbildung und naͤrriſcher Ehrgeiz hinter ihr ſteckete/ daß ſie in unverdieneten Ruhm gehehlen koͤnte; welches er mit traurigem Geſich- te beantwortete/ O ihr meines Lebens Meiſterin/ ſagte er/ kan mein Fraͤulein ſo wiedrige Gedanken von ihrem ergebenen Knechte faſſen/ oder hat ſie deſſen irgends an mir geſpuͤret was zu ihrer Großfuͤrſtlichen Hocheit Verkleinerung gereichen moͤchte? und warumb wil

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/565>, abgerufen am 23.11.2024.