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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
oberste zu unterst gekehret werden/ dürffte auch eine solche Rache drauff erfolgen/ daß Kin-
des Kinder darüber zuklagen hätten; darum gehet hin/ und warner eure Herren/ daß sie
sich nicht selbst in das unvermeidliche verderbenstürzen/ welches auff meinen Tod noht-
wendig erfolgen muß. O mein Herr dräuet ja nicht/ sagte Prinsla/ ihr habt gewißlich nicht
mit Kindern und furchtsamen Memmen/ sondern mit Fürsten und Tapffermuhtigen
Helden zutuhn/ deren Muht und Macht unüberwindlich ist; bedenket demnach vielmehr
wie ihr wol sterben möget/ weil euch zuleben nicht mehr möglich ist. Wie nun zum Henker/
antwortete Krito/ nennestu Lecker mich nur schlecht hin einen Herrn/ und weist daß ich der
Großmächtige freie Beherscher des unüberwindlichen Volkes der Wenden bin? Er wol-
te in seinem Trotze fortfahren/ aber Prinsla fiel ihm in die Rede und sagete: Du bist aber
auch ein boßhafftiger Räuber und Menschendieb/ und viel zu wenig in deinen Banden/
daß du einen redlichen Ritter beschimpffen/ und vor einen Lecker schelten soltest; hast dich
auch zuversichern/ daß wann du dem Henker nit schon zugesprochen währest/ ich bey mei-
nem allergnädigsten Könige leicht erhalten wolte/ es mit dir durch einen ritterlichen Kampf
auszutragen/ worzu ich dich aber nunmehr/ nicht als einen gewesenen Fürsten/ sondern
als einen schmähsüchtigen schändlichen Räuber/ der seiner übeltaht überwiesen ist/ unwerd
halte. Hiemit ging er von ihm hinweg/ vol Zorn und Grimmes/ daß er diesen Schimpff
muste ungerochen über sich gehen lassen. So bald er den Fürsten solches hinterbrachte/
ward das Gericht gehäget/ Siegward/ Fabius/ Leches und Neda zu Richter verordnet/ und
Gallus befohlen/ mit dem Scharff Richter und seinen Steckenknechten hinzugehen/ wel-
cher die gesprochene Urtel an dem boßhafften Räuber ohn verweilen volstrecken/ auch wann
er mit willen nicht nach der Richtstat gehen wolte/ ihn durch sechs Kriegsknechte dahin
schleppen lassen/ und ihm den Schedel herunter schlagen solten. Der Scharff Richter/ als
er zu dem gefangenen in das Zelt trat/ ward er von ihm ganz verwägen gefraget/ was sein
begehren währe. Worauff er antwortete: Der Fürst würde ihm gnädig verzeihen/ und
sichs gefallen lassen/ die Volstreckung der Urtel von seiner Hand gutwillig anzunehmen/
weil es anders nicht seyn könte. Was? sagte Krito/ woltestu ehrloser Schelm einen her-
schenden Fürsten berühren? geschwinde packe dich hinweg aus meinen Augen/ und sage
deinem Groß Fürsten/ ich lasse ihn wegen dieses unleidlichen Schimpffs zum Kampffe
auff Leib und Leben ausfodern. Dessen habe ich keine Volmacht/ sagete dieser/ sondern ich
frage nochmahls/ ob der Fürst willig mitgehen wolle/ alsdann wil ich oder meine Diener
keine Hand an ihn legen; wo nicht/ ist mir aufferlegt/ den Fürsten hinzuschleppen/ und das
Nachrichter Amt zuvolstrecken/ da der Fürst wählen kan/ was ihm beliebet/ dann ich bin
schuldig meines Gn. Herrn Befehl nachzukommen. Hier fing Krito an zuzittern und zu
beben/ drängete sich in einen Winkel/ und rieff ohn unterlaß bald über Gewalt/ bald umb
Gnade. Gallus redet ihm etwas tröstlich zu/ und ermahnete ihn/ sich des mitgehens nicht
zuwegern/ es möchte leicht bey der Gerichtsstat durch bitte mehr Gnade/ als hieselbst durch
Widerspenstigkeit zuerhalten seyn. Also ließ der erschrockene Mensch sich bereden/ und ging
hin. Er ward aber auff Befehl des Weges hergeführet/ woselbst Niklot am Spiesse stec-
kete/ und ein über alle masse grosses Elende betrieb/ kennete ihn doch nicht/ und fragete Gal-
lus/ was dieser arme Mensch so schwer verbrochen hätte/ daß man so grausam mit ihm

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z z z iij

Siebendes Buch.
oberſte zu unterſt gekehret werden/ duͤrffte auch eine ſolche Rache drauff erfolgen/ daß Kin-
des Kinder daruͤber zuklagen haͤtten; darum gehet hin/ und warner eure Herren/ daß ſie
ſich nicht ſelbſt in das unvermeidliche verderbenſtuͤrzen/ welches auff meinen Tod noht-
wendig erfolgen muß. O mein Herr draͤuet ja nicht/ ſagte Prinſla/ ihr habt gewißlich nicht
mit Kindern und furchtſamen Memmen/ ſondern mit Fürſten und Tapffermuhtigen
Helden zutuhn/ deren Muht und Macht unuͤberwindlich iſt; bedenket demnach vielmehr
wie ihr wol ſterben moͤget/ weil euch zuleben nicht mehr moͤglich iſt. Wie nun zum Henker/
antwortete Krito/ nenneſtu Lecker mich nur ſchlecht hin einen Herrn/ und weiſt daß ich der
Großmaͤchtige freie Beherſcher des unuͤberwindlichen Volkes der Wenden bin? Er wol-
te in ſeinem Trotze fortfahren/ aber Prinſla fiel ihm in die Rede und ſagete: Du biſt aber
auch ein boßhafftiger Raͤuber und Menſchendieb/ und viel zu wenig in deinen Banden/
daß du einen redlichen Ritter beſchimpffen/ und vor einen Lecker ſchelten ſolteſt; haſt dich
auch zuverſichern/ daß wann du dem Henker nit ſchon zugeſprochen waͤhreſt/ ich bey mei-
nem allergnaͤdigſten Koͤnige leicht erhalten wolte/ es mit dir durch einẽ ritterlichẽ Kampf
auszutragen/ worzu ich dich aber nunmehr/ nicht als einen geweſenen Fuͤrſten/ ſondern
als einen ſchmaͤhſuͤchtigen ſchaͤndlichen Raͤuber/ der ſeiner uͤbeltaht uͤbeꝛwieſen iſt/ unwerd
halte. Hiemit ging er von ihm hinweg/ vol Zorn und Grimmes/ daß er dieſen Schimpff
muſte ungerochen uͤber ſich gehen laſſen. So bald er den Fürſten ſolches hinterbrachte/
ward das Gericht gehaͤget/ Siegward/ Fabius/ Leches und Neda zu Richter verordnet/ uñ
Gallus befohlen/ mit dem Scharff Richter und ſeinen Steckenknechten hinzugehen/ wel-
cher die geſprochene Urtel an dem boßhafften Raͤuber ohn verweilen volſtreckẽ/ auch wañ
er mit willen nicht nach der Richtſtat gehen wolte/ ihn durch ſechs Kriegsknechte dahin
ſchleppen laſſen/ und ihm den Schedel herunter ſchlagen ſolten. Der Scharff Richter/ als
er zu dem gefangenen in das Zelt trat/ ward er von ihm ganz verwaͤgen gefraget/ was ſein
begehren waͤhre. Worauff er antwortete: Der Fürſt wuͤrde ihm gnaͤdig verzeihen/ und
ſichs gefallen laſſen/ die Volſtreckung der Urtel von ſeiner Hand gutwillig anzunehmen/
weil es anders nicht ſeyn koͤnte. Was? ſagte Krito/ wolteſtu ehrloſer Schelm einen her-
ſchenden Fuͤrſten beruͤhren? geſchwinde packe dich hinweg aus meinen Augen/ und ſage
deinem Groß Fuͤrſten/ ich laſſe ihn wegen dieſes unleidlichen Schimpffs zum Kampffe
auff Leib und Leben ausfodern. Deſſen habe ich keine Volmacht/ ſagete dieſer/ ſondern ich
frage nochmahls/ ob der Fürſt willig mitgehen wolle/ alsdann wil ich oder meine Diener
keine Hand an ihn legen; wo nicht/ iſt mir aufferlegt/ den Fuͤrſten hinzuſchleppen/ und das
Nachrichter Amt zuvolſtrecken/ da der Fuͤrſt waͤhlen kan/ was ihm beliebet/ dann ich bin
ſchuldig meines Gn. Herrn Befehl nachzukommen. Hier fing Krito an zuzittern und zu
beben/ draͤngete ſich in einen Winkel/ und rieff ohn unterlaß bald uͤber Gewalt/ bald umb
Gnade. Gallus redet ihm etwas troͤſtlich zu/ und ermahnete ihn/ ſich des mitgehens nicht
zuwegern/ es moͤchte leicht bey der Gerichtsſtat durch bitte mehr Gnade/ als hieſelbſt durch
Widerſpenſtigkeit zuerhaltẽ ſeyn. Alſo ließ der erſchrockene Menſch ſich bereden/ und ging
hin. Er ward aber auff Befehl des Weges hergefuͤhret/ woſelbſt Niklot am Spieſſe ſtec-
kete/ und ein uͤber alle maſſe groſſes Elende betrieb/ kennete ihn doch nicht/ und fragete Gal-
lus/ was dieſer arme Menſch ſo ſchwer verbrochen haͤtte/ daß man ſo grauſam mit ihm

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[549/0555] Siebendes Buch. oberſte zu unterſt gekehret werden/ duͤrffte auch eine ſolche Rache drauff erfolgen/ daß Kin- des Kinder daruͤber zuklagen haͤtten; darum gehet hin/ und warner eure Herren/ daß ſie ſich nicht ſelbſt in das unvermeidliche verderbenſtuͤrzen/ welches auff meinen Tod noht- wendig erfolgen muß. O mein Herr draͤuet ja nicht/ ſagte Prinſla/ ihr habt gewißlich nicht mit Kindern und furchtſamen Memmen/ ſondern mit Fürſten und Tapffermuhtigen Helden zutuhn/ deren Muht und Macht unuͤberwindlich iſt; bedenket demnach vielmehr wie ihr wol ſterben moͤget/ weil euch zuleben nicht mehr moͤglich iſt. Wie nun zum Henker/ antwortete Krito/ nenneſtu Lecker mich nur ſchlecht hin einen Herrn/ und weiſt daß ich der Großmaͤchtige freie Beherſcher des unuͤberwindlichen Volkes der Wenden bin? Er wol- te in ſeinem Trotze fortfahren/ aber Prinſla fiel ihm in die Rede und ſagete: Du biſt aber auch ein boßhafftiger Raͤuber und Menſchendieb/ und viel zu wenig in deinen Banden/ daß du einen redlichen Ritter beſchimpffen/ und vor einen Lecker ſchelten ſolteſt; haſt dich auch zuverſichern/ daß wann du dem Henker nit ſchon zugeſprochen waͤhreſt/ ich bey mei- nem allergnaͤdigſten Koͤnige leicht erhalten wolte/ es mit dir durch einẽ ritterlichẽ Kampf auszutragen/ worzu ich dich aber nunmehr/ nicht als einen geweſenen Fuͤrſten/ ſondern als einen ſchmaͤhſuͤchtigen ſchaͤndlichen Raͤuber/ der ſeiner uͤbeltaht uͤbeꝛwieſen iſt/ unwerd halte. Hiemit ging er von ihm hinweg/ vol Zorn und Grimmes/ daß er dieſen Schimpff muſte ungerochen uͤber ſich gehen laſſen. So bald er den Fürſten ſolches hinterbrachte/ ward das Gericht gehaͤget/ Siegward/ Fabius/ Leches und Neda zu Richter verordnet/ uñ Gallus befohlen/ mit dem Scharff Richter und ſeinen Steckenknechten hinzugehen/ wel- cher die geſprochene Urtel an dem boßhafften Raͤuber ohn verweilen volſtreckẽ/ auch wañ er mit willen nicht nach der Richtſtat gehen wolte/ ihn durch ſechs Kriegsknechte dahin ſchleppen laſſen/ und ihm den Schedel herunter ſchlagen ſolten. Der Scharff Richter/ als er zu dem gefangenen in das Zelt trat/ ward er von ihm ganz verwaͤgen gefraget/ was ſein begehren waͤhre. Worauff er antwortete: Der Fürſt wuͤrde ihm gnaͤdig verzeihen/ und ſichs gefallen laſſen/ die Volſtreckung der Urtel von ſeiner Hand gutwillig anzunehmen/ weil es anders nicht ſeyn koͤnte. Was? ſagte Krito/ wolteſtu ehrloſer Schelm einen her- ſchenden Fuͤrſten beruͤhren? geſchwinde packe dich hinweg aus meinen Augen/ und ſage deinem Groß Fuͤrſten/ ich laſſe ihn wegen dieſes unleidlichen Schimpffs zum Kampffe auff Leib und Leben ausfodern. Deſſen habe ich keine Volmacht/ ſagete dieſer/ ſondern ich frage nochmahls/ ob der Fürſt willig mitgehen wolle/ alsdann wil ich oder meine Diener keine Hand an ihn legen; wo nicht/ iſt mir aufferlegt/ den Fuͤrſten hinzuſchleppen/ und das Nachrichter Amt zuvolſtrecken/ da der Fuͤrſt waͤhlen kan/ was ihm beliebet/ dann ich bin ſchuldig meines Gn. Herrn Befehl nachzukommen. Hier fing Krito an zuzittern und zu beben/ draͤngete ſich in einen Winkel/ und rieff ohn unterlaß bald uͤber Gewalt/ bald umb Gnade. Gallus redet ihm etwas troͤſtlich zu/ und ermahnete ihn/ ſich des mitgehens nicht zuwegern/ es moͤchte leicht bey der Gerichtsſtat durch bitte mehr Gnade/ als hieſelbſt durch Widerſpenſtigkeit zuerhaltẽ ſeyn. Alſo ließ der erſchrockene Menſch ſich bereden/ und ging hin. Er ward aber auff Befehl des Weges hergefuͤhret/ woſelbſt Niklot am Spieſſe ſtec- kete/ und ein uͤber alle maſſe groſſes Elende betrieb/ kennete ihn doch nicht/ und fragete Gal- lus/ was dieſer arme Menſch ſo ſchwer verbrochen haͤtte/ daß man ſo grauſam mit ihm ver- z z z iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/555>, abgerufen am 23.11.2024.