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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
nicht allein Verrähterlich hintergangen/ sondern ihn nebest seinem Gemahl als Hunde
fort schleppen/ und kaum nöhtigen Leibes Unterhalt habt abfolgen lassen/ wie sie dann ge-
striges Tages ungegessen und ungetrunken auff euren außdrüklichen Befehl haben in der
Hitze zubringen müssen/ welcher Schimpf von ihnen höher als die Ermordung selbst ge-
rechnet wird/ daher es weder mit Abtretung einer Verwaltung (deren ihr schon wirklich
entsetzet seyd) noch Außzahlung etlicher Gelder/ wans gleich etliche hundert Tonnen Gol-
des währen/ sondern durchauß mit eurem Blute muß außgesöhnet werden/ wornach ihr
euch zurichten/ und nach verlauff einer halben Stunde den Tod so willig antreten werdet/
als wolbedacht und vorsetzlich ihr die Freveltaht an so Großfürst- und Königlichen Hochei-
ten begangen/ und überdas noch neulich den Großmächtigsten König in Böhmen nicht
wenig beschimpffet habt/ welches mit eigener Faust an euch zurächen er keines weges un-
terlassen würde/ wann ihr nicht als ein Ubeltähter schon verdammet währet. Das wil ich
nimmermehr gläuben/ antwortete Krito/ daß man mit einem herschenden Fürsten und
Königlichen Verwalter dergestalt verfahren wolle. Ich weiß nicht anders/ sagte Prinsla/
als daß der Stab schier über euer Häupt solle gebrochen werden/ und alle fernere Einrede
nur ein Uberfluß sey. Ging hiemit davon/ und ließ den Gefangenen in erschreklicher Her-
zensprast sitzen/ welcher nunmehr den Ernst spürend/ einen von der Wache absendete/
Prinsla zurücke zuruffen/ welcher aber zuvor nach der Fürstlichen Geselschafft ging/ und
neben getahner Antwort berichtete/ daß Krito ihn hätte zu sich fodern lassen. Also gab man
ihm zum drittenmahle Unterricht/ und ließ ihn gehen/ ward auch von dem Gefangenen
mit neuer Hoffnung empfangen/ welcher inständig um Gnade anhielt; er wolte sich sei-
nes Fürstentuhms auff ewig verzeihen/ und in Polen weichen/ daneben äidlich angeloben/
keine Ansprach nimmermehr an sein Fürstentuhm zuhaben; hoffete gänzlich/ man würde
ihm hierin zu Willen seyn/ weil mit einer Hand vol Blut ihnen wenig/ ja gar nichts gedie-
net währe. O nein/ gnädiger Herr/ sagte Prinsla/ ein solches darff ich meinen allergnädig-
sten Herrn nicht hinterbringen/ massen dieselben mit euch in keine Handelung sich einlas-
sen/ sondern als einen auff scheinbahrer Ubeltaht ergriffenen euch bestraffen wollen/ als
welcher durch seinen Raub zu so grosser gestriger Blutstürzung Ursach gegeben/ daß ganze
Bächlein Menschen-Blutes haben müssen rinnen/ und demnach ihr so gewiß mit dem
Kopfe bezahlen müsset/ als gewiß ich lebe/ weil derselbe euch zu dieser unverantwortlichen
Taht verleitet hat. Die Hochfürstliche Geselschafft würde auch eurem äyde wenig zutrau-
en haben/ sondern mit Polen ein neues Feur befürchten müssen/ angesehen eures Vaters
Bruders Sohn/ welcher doch ein redlicher Fürst ist/ daselbst die Herschafft führet; so ist
über das nunmehr schon bey Leibes Straffe verbohten/ daß kein Mensch eurer Begnadi-
gung gedenken sol; man hat euch vor der Schlacht billiche Vorschläge getahn/ die habt
ihr hochmühtig verachtet/ und dadurch die Gnaden Zeit versessen. Demnach verzeihet
mir/ daß ich euch nicht gehorsamen kan. Als Krito hierauß merkete/ daß seine ertichtete
Demuht nicht helffen wolte/ ließ er seinen Trotz hören und sagete; Was solte man einem
Herschenden Fürsten des Henkers Schwert anbieten/ und um einer Liebetaht Willen ihm
den Tod ansagen/ der bißher ein Furcht und Schrecken aller seiner Feinde/ auch der Rö-
mer selbst gewesen ist? dahin müste es noch in langer Zeit nicht kommen/ sondern zuvor dz

oberste

Siebendes Buch.
nicht allein Verraͤhterlich hintergangen/ ſondern ihn nebeſt ſeinem Gemahl als Hunde
fort ſchleppen/ und kaum noͤhtigen Leibes Unterhalt habt abfolgen laſſen/ wie ſie dann ge-
ſtriges Tages ungegeſſen und ungetrunken auff euren außdrüklichen Befehl haben in der
Hitze zubringen muͤſſen/ welcher Schimpf von ihnen hoͤher als die Ermordung ſelbſt ge-
rechnet wird/ daher es weder mit Abtretung einer Verwaltung (deren ihr ſchon wirklich
entſetzet ſeyd) noch Außzahlung etlicher Gelder/ wans gleich etliche hundert Tonnen Gol-
des waͤhren/ ſondern durchauß mit eurem Blute muß außgeſoͤhnet werden/ wornach ihr
euch zurichten/ und nach verlauff einer halben Stunde den Tod ſo willig antreten werdet/
als wolbedacht und voꝛſetzlich ihr die Freveltaht an ſo Großfuͤrſt- und Koͤniglichen Hochei-
ten begangen/ und uͤberdas noch neulich den Großmaͤchtigſten Koͤnig in Boͤhmen nicht
wenig beſchimpffet habt/ welches mit eigener Fauſt an euch zuraͤchen er keines weges un-
terlaſſen wuͤrde/ wann ihr nicht als ein Ubeltaͤhter ſchon verdammet waͤhret. Das wil ich
nimmermehr glaͤuben/ antwortete Krito/ daß man mit einem herſchenden Fuͤrſten und
Koͤniglichen Verwalter dergeſtalt verfahren wolle. Ich weiß nicht anders/ ſagte Prinſla/
als daß der Stab ſchier uͤber euer Haͤupt ſolle gebrochen werden/ und alle fernere Einrede
nur ein Uberfluß ſey. Ging hiemit davon/ und ließ den Gefangenen in erſchreklicher Her-
zenspraſt ſitzen/ welcher nunmehr den Ernſt ſpuͤrend/ einen von der Wache abſendete/
Prinſla zurücke zuruffen/ welcher aber zuvor nach der Fuͤrſtlichen Geſelſchafft ging/ und
neben getahner Antwort berichtete/ daß Krito ihn haͤtte zu ſich fodern laſſen. Alſo gab man
ihm zum drittenmahle Unterricht/ und ließ ihn gehen/ ward auch von dem Gefangenen
mit neuer Hoffnung empfangen/ welcher inſtaͤndig um Gnade anhielt; er wolte ſich ſei-
nes Fuͤrſtentuhms auff ewig verzeihen/ und in Polen weichen/ daneben aͤidlich angeloben/
keine Anſprach nimmermehr an ſein Fuͤrſtentuhm zuhaben; hoffete gaͤnzlich/ man wuͤrde
ihm hierin zu Willen ſeyn/ weil mit einer Hand vol Blut ihnen wenig/ ja gar nichts gedie-
net waͤhre. O nein/ gnaͤdiger Herr/ ſagte Prinſla/ ein ſolches darff ich meinen allergnaͤdig-
ſten Herrn nicht hinterbringen/ maſſen dieſelben mit euch in keine Handelung ſich einlaſ-
ſen/ ſondern als einen auff ſcheinbahrer Ubeltaht ergriffenen euch beſtraffen wollen/ als
welcher durch ſeinen Raub zu ſo groſſer geſtriger Blutſtuͤrzung Urſach gegeben/ daß ganze
Baͤchlein Menſchen-Blutes haben muͤſſen rinnen/ und demnach ihr ſo gewiß mit dem
Kopfe bezahlen muͤſſet/ als gewiß ich lebe/ weil derſelbe euch zu dieſer unverantwortlichen
Taht verleitet hat. Die Hochfuͤrſtliche Geſelſchafft wuͤrde auch eurem aͤyde wenig zutrau-
en haben/ ſondern mit Polen ein neues Feur befuͤrchten muͤſſen/ angeſehen eures Vaters
Bruders Sohn/ welcher doch ein redlicher Fuͤrſt iſt/ daſelbſt die Herſchafft fuͤhret; ſo iſt
uͤber das nunmehr ſchon bey Leibes Straffe verbohten/ daß kein Menſch eurer Begnadi-
gung gedenken ſol; man hat euch vor der Schlacht billiche Vorſchlaͤge getahn/ die habt
ihr hochmuͤhtig verachtet/ und dadurch die Gnaden Zeit verſeſſen. Demnach verzeihet
mir/ daß ich euch nicht gehorſamen kan. Als Krito hierauß merkete/ daß ſeine ertichtete
Demuht nicht helffen wolte/ ließ er ſeinen Trotz hoͤren und ſagete; Was ſolte man einem
Herſchenden Fuͤrſten des Henkers Schwert anbieten/ und um einer Liebetaht Willen ihm
den Tod anſagen/ der bißher ein Furcht und Schrecken aller ſeiner Feinde/ auch der Roͤ-
mer ſelbſt geweſen iſt? dahin muͤſte es noch in langer Zeit nicht kommen/ ſondern zuvor dz

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[548/0554] Siebendes Buch. nicht allein Verraͤhterlich hintergangen/ ſondern ihn nebeſt ſeinem Gemahl als Hunde fort ſchleppen/ und kaum noͤhtigen Leibes Unterhalt habt abfolgen laſſen/ wie ſie dann ge- ſtriges Tages ungegeſſen und ungetrunken auff euren außdrüklichen Befehl haben in der Hitze zubringen muͤſſen/ welcher Schimpf von ihnen hoͤher als die Ermordung ſelbſt ge- rechnet wird/ daher es weder mit Abtretung einer Verwaltung (deren ihr ſchon wirklich entſetzet ſeyd) noch Außzahlung etlicher Gelder/ wans gleich etliche hundert Tonnen Gol- des waͤhren/ ſondern durchauß mit eurem Blute muß außgeſoͤhnet werden/ wornach ihr euch zurichten/ und nach verlauff einer halben Stunde den Tod ſo willig antreten werdet/ als wolbedacht und voꝛſetzlich ihr die Freveltaht an ſo Großfuͤrſt- und Koͤniglichen Hochei- ten begangen/ und uͤberdas noch neulich den Großmaͤchtigſten Koͤnig in Boͤhmen nicht wenig beſchimpffet habt/ welches mit eigener Fauſt an euch zuraͤchen er keines weges un- terlaſſen wuͤrde/ wann ihr nicht als ein Ubeltaͤhter ſchon verdammet waͤhret. Das wil ich nimmermehr glaͤuben/ antwortete Krito/ daß man mit einem herſchenden Fuͤrſten und Koͤniglichen Verwalter dergeſtalt verfahren wolle. Ich weiß nicht anders/ ſagte Prinſla/ als daß der Stab ſchier uͤber euer Haͤupt ſolle gebrochen werden/ und alle fernere Einrede nur ein Uberfluß ſey. Ging hiemit davon/ und ließ den Gefangenen in erſchreklicher Her- zenspraſt ſitzen/ welcher nunmehr den Ernſt ſpuͤrend/ einen von der Wache abſendete/ Prinſla zurücke zuruffen/ welcher aber zuvor nach der Fuͤrſtlichen Geſelſchafft ging/ und neben getahner Antwort berichtete/ daß Krito ihn haͤtte zu ſich fodern laſſen. Alſo gab man ihm zum drittenmahle Unterricht/ und ließ ihn gehen/ ward auch von dem Gefangenen mit neuer Hoffnung empfangen/ welcher inſtaͤndig um Gnade anhielt; er wolte ſich ſei- nes Fuͤrſtentuhms auff ewig verzeihen/ und in Polen weichen/ daneben aͤidlich angeloben/ keine Anſprach nimmermehr an ſein Fuͤrſtentuhm zuhaben; hoffete gaͤnzlich/ man wuͤrde ihm hierin zu Willen ſeyn/ weil mit einer Hand vol Blut ihnen wenig/ ja gar nichts gedie- net waͤhre. O nein/ gnaͤdiger Herr/ ſagte Prinſla/ ein ſolches darff ich meinen allergnaͤdig- ſten Herrn nicht hinterbringen/ maſſen dieſelben mit euch in keine Handelung ſich einlaſ- ſen/ ſondern als einen auff ſcheinbahrer Ubeltaht ergriffenen euch beſtraffen wollen/ als welcher durch ſeinen Raub zu ſo groſſer geſtriger Blutſtuͤrzung Urſach gegeben/ daß ganze Baͤchlein Menſchen-Blutes haben muͤſſen rinnen/ und demnach ihr ſo gewiß mit dem Kopfe bezahlen muͤſſet/ als gewiß ich lebe/ weil derſelbe euch zu dieſer unverantwortlichen Taht verleitet hat. Die Hochfuͤrſtliche Geſelſchafft wuͤrde auch eurem aͤyde wenig zutrau- en haben/ ſondern mit Polen ein neues Feur befuͤrchten muͤſſen/ angeſehen eures Vaters Bruders Sohn/ welcher doch ein redlicher Fuͤrſt iſt/ daſelbſt die Herſchafft fuͤhret; ſo iſt uͤber das nunmehr ſchon bey Leibes Straffe verbohten/ daß kein Menſch eurer Begnadi- gung gedenken ſol; man hat euch vor der Schlacht billiche Vorſchlaͤge getahn/ die habt ihr hochmuͤhtig verachtet/ und dadurch die Gnaden Zeit verſeſſen. Demnach verzeihet mir/ daß ich euch nicht gehorſamen kan. Als Krito hierauß merkete/ daß ſeine ertichtete Demuht nicht helffen wolte/ ließ er ſeinen Trotz hoͤren und ſagete; Was ſolte man einem Herſchenden Fuͤrſten des Henkers Schwert anbieten/ und um einer Liebetaht Willen ihm den Tod anſagen/ der bißher ein Furcht und Schrecken aller ſeiner Feinde/ auch der Roͤ- mer ſelbſt geweſen iſt? dahin muͤſte es noch in langer Zeit nicht kommen/ ſondern zuvor dz oberſte

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/554>, abgerufen am 23.11.2024.