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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
zulassen/ woselbst er den verrähterischen Raub begangen hatte. Welches alle anwesende in
des Groß Fürsten freyen Willen stelleten/ ohn allein Valiska hielt solches nicht vor raht-
sam/ und brachte dagegen dieses vor: Gnädigster Herr Vater; ich bin zu jung und unver-
ständig/ Eurer Gn. Willen und Vortrag zutadeln oder zuverbessern/ erinnere mich auch
meines weiblichen Geschlechtes/ daß mir nicht geziemen wil/ in dergleichen Gerichtligkei-
ten mich einzumengen; aber eure väterliche Gewogenheit gegen mich/ gibt mir die Kühn-
heit/ meinem Herr Vater dieses zubedenken vorzustellen; obs nicht vorträglicher seyn wür-
de/ daß der boßhaffte Räuber vor unserm Auffbruche seinen Lohn empfinge; dann also
würden die Land Stände dieses Reichs nicht vorzuschützen haben/ ihr Reichs-Verwalter/
dem sie mit äid und Pflichten verbunden/ lebete noch/ und ob er gleich gefangen währe/
hätte man doch Hoffnung zu feiner Erledigung/ welches die Handelung gewaltig auffzi-
hen und hinter halten/ und wol ursach zu allerhand Ungelegenheit geben dürffte. Ja wie
bald könten sich etliche zusammen rotten/ einen sonderlichen Dank/ nicht allein bey ihm/
sondern auch bey dem Dänischen Könige seinem Schwager zuverdienen/ als welcher schon
damit schwanger gehet/ seinem Sohn dieses Königreich/ nicht ohn Nachteil und Gefahr
des Teutschen Reichs/ in die Hand zuspielen/ wie er darzu vermeynet nicht wenig ursach
und recht zuhaben/ nachdem der ohn Leibes Erben verstorbene König seiner Schwester
Sohn gewesen. Ich geschweige/ daß es von allenthalben her an Vorschrifften/ den Räu-
ber zubegnaden/ nicht ermangeln wird/ denen man offt/ wie ungerne auch/ weichen muß.
Hingegen/ wann er kalt ist/ bricht sich solches fast alles auff einmahl; Die Untertahnen/
als von ihrem äide hiedurch entlediget/ werden unsere Macht scheuhen/ und vor unsern
Waffen sich demühtigen; ja vielleicht der Dänische junge Fürst selber/ als ein berümter
friedlieben der und gerechter Herr/ dürffte seine Festung/ darinnen er sich auffhält/ in der
Güte abtreten/ nachdem man ihm vielleicht/ da es eurem väterlichen Willen also gefiele/
mit dem Wendischen Fürstentuhm an die Hand gehen könte. Der Groß Fürst verwun-
derte sich zum höchsten ihrer vernunfftreichen Anführungen/ umfing sie mit einem Kusse/
und gab zur Antwort: Meine herzgeliebete Fr. Tochter hat recht und wol geurteilet/ und
kan ich mir solches sehr wol gefallen lassen. Ward demnach Prinsla abgefertiget/ nach dem
Niklot eine gute halbe stunde zuvor gespiesset war/ den gefangenen Krito diese Urtel mündlich
vorzutragen: Nachdem er Krito der Wenden Fürst sich sehr wol erinnern würde/ und durch-
aus nit leugnen könte/ wie unredlicher/ verrähterischer und räuberischer weise er den Groß-
mächtigsten Groß Fürsten/ samt seinem Königl. Gemahl und Frl. Tochter/ unabgesaget/
und unter dem schein einer freundlichen Beredung/ durch seinen meinäidigen Niklot hinter-
gangen/ gefangen genommen/ und aus seinem eigenen Reiche hinweg geschleppet/ auch sonst aller-
hand unverantwortliche Händel vorgenommen/ die keinem ehrliebenden Menschen/ ge-
schweige einem Fürsten und Königlichen Vorsteher zustünden/ so hätte er sich dadurch
nicht allein der Königlichen Verwaltung dieses Friesischen Reichs/ sondern auch seines
eigenen Wendischen Fürstentuhms/ ja seines Leib und Lebens verlustig gemacht; solte
demnach auff ernstlichen Befehl des großmächtigsten Großfürsten der Teutscher/ Herren
Henrichs/ und Beliebung des auch Großmächtigsten Königes auß Böhmen/ Herren
Ladisla/ dann auch der beyden Durchleuchtigsten Großfürstlichen Herren als Herrn Her-

kules

Siebendes Buch.
zulaſſen/ woſelbſt er den verraͤhteriſchen Raub begangen hatte. Welches alle anweſende in
des Groß Fuͤrſten freyen Willen ſtelleten/ ohn allein Valiſka hielt ſolches nicht vor raht-
ſam/ und brachte dagegen dieſes vor: Gnaͤdigſter Herr Vater; ich bin zu jung und unver-
ſtaͤndig/ Eurer Gn. Willen und Voꝛtrag zutadeln oder zuverbeſſern/ erinnere mich auch
meines weiblichen Geſchlechtes/ daß mir nicht geziemen wil/ in dergleichen Gerichtligkei-
ten mich einzumengen; aber eure vaͤterliche Gewogenheit gegen mich/ gibt mir die Kuͤhn-
heit/ meinem Herr Vater dieſes zubedenken vorzuſtellen; obs nicht vortraͤglicher ſeyn wuͤꝛ-
de/ daß der boßhaffte Raͤuber vor unſerm Auffbruche ſeinen Lohn empfinge; dann alſo
wuͤrden die Land Staͤnde dieſes Reichs nicht vorzuſchuͤtzen haben/ ihr Reichs-Verwalter/
dem ſie mit aͤid und Pflichten verbunden/ lebete noch/ und ob er gleich gefangen waͤhre/
haͤtte man doch Hoffnung zu feiner Erledigung/ welches die Handelung gewaltig auffzi-
hen und hinter halten/ und wol urſach zu allerhand Ungelegenheit geben duͤrffte. Ja wie
bald koͤnten ſich etliche zuſammen rotten/ einen ſonderlichen Dank/ nicht allein bey ihm/
ſondern auch bey dem Daͤniſchen Koͤnige ſeinem Schwager zuverdienẽ/ als welcher ſchon
damit ſchwanger gehet/ ſeinem Sohn dieſes Koͤnigreich/ nicht ohn Nachteil und Gefahr
des Teutſchen Reichs/ in die Hand zuſpielen/ wie er darzu vermeynet nicht wenig urſach
und recht zuhaben/ nachdem der ohn Leibes Erben verſtorbene Koͤnig ſeiner Schweſter
Sohn geweſen. Ich geſchweige/ daß es von allenthalben her an Vorſchrifften/ den Raͤu-
ber zubegnaden/ nicht ermangeln wird/ denen man offt/ wie ungerne auch/ weichen muß.
Hingegen/ wann er kalt iſt/ bricht ſich ſolches faſt alles auff einmahl; Die Untertahnen/
als von ihrem aͤide hiedurch entlediget/ werden unſere Macht ſcheuhen/ und vor unſern
Waffen ſich demuͤhtigen; ja vielleicht der Daͤniſche junge Fuͤrſt ſelber/ als ein beruͤmter
friedlieben der und gerechter Herr/ duͤrffte ſeine Feſtung/ darinnen er ſich auffhaͤlt/ in der
Güte abtreten/ nachdem man ihm vielleicht/ da es eurem vaͤterlichen Willen alſo gefiele/
mit dem Wendiſchen Fuͤrſtentuhm an die Hand gehen koͤnte. Der Groß Fuͤrſt verwun-
derte ſich zum hoͤchſten ihrer vernunfftreichen Anfuͤhrungen/ umfing ſie mit einem Kuſſe/
und gab zur Antwort: Meine herzgeliebete Fr. Tochter hat recht und wol geurteilet/ und
kan ich mir ſolches ſehr wol gefallen laſſen. Ward demnach Prinſla abgefertiget/ nach dem
Niklot eine gute halbe ſtunde zuvor geſpieſſet war/ dẽ gefangenẽ Krito dieſe Urtel muͤndlich
vorzutragẽ: Nachdem er Krito der Wenden Fuͤrſt ſich ſehr wol eriñern wuͤrde/ und durch-
aus nit leugnẽ koͤnte/ wie unredlicher/ verraͤhteriſcher uñ raͤuberiſcher weiſe er den Groß-
maͤchtigſten Groß Fuͤrſten/ ſamt ſeinem Koͤnigl. Gemahl und Frl. Tochter/ unabgeſaget/
und unter dem ſchein einer freundlichen Beredung/ durch ſeinẽ meinaͤidigẽ Niklot hinter-
gangẽ/ gefangẽ genom̄en/ uñ aus ſeinem eigenẽ Reiche hinweg geſchleppet/ auch ſonſt alleꝛ-
hand unverantwortliche Haͤndel vorgenommen/ die keinem ehrliebenden Menſchen/ ge-
ſchweige einem Fuͤrſten und Koͤniglichen Vorſteher zuſtünden/ ſo haͤtte er ſich dadurch
nicht allein der Koͤniglichen Verwaltung dieſes Frieſiſchen Reichs/ ſondern auch ſeines
eigenen Wendiſchen Fuͤrſtentuhms/ ja ſeines Leib und Lebens verluſtig gemacht; ſolte
demnach auff ernſtlichen Befehl des großmaͤchtigſten Großfürſten der Teutſcher/ Herrẽ
Henrichs/ und Beliebung des auch Großmaͤchtigſten Koͤniges auß Boͤhmen/ Herren
Ladiſla/ dann auch der beyden Durchleuchtigſten Großfuͤrſtlichen Herren als Herrn Her-

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[546/0552] Siebendes Buch. zulaſſen/ woſelbſt er den verraͤhteriſchen Raub begangen hatte. Welches alle anweſende in des Groß Fuͤrſten freyen Willen ſtelleten/ ohn allein Valiſka hielt ſolches nicht vor raht- ſam/ und brachte dagegen dieſes vor: Gnaͤdigſter Herr Vater; ich bin zu jung und unver- ſtaͤndig/ Eurer Gn. Willen und Voꝛtrag zutadeln oder zuverbeſſern/ erinnere mich auch meines weiblichen Geſchlechtes/ daß mir nicht geziemen wil/ in dergleichen Gerichtligkei- ten mich einzumengen; aber eure vaͤterliche Gewogenheit gegen mich/ gibt mir die Kuͤhn- heit/ meinem Herr Vater dieſes zubedenken vorzuſtellen; obs nicht vortraͤglicher ſeyn wuͤꝛ- de/ daß der boßhaffte Raͤuber vor unſerm Auffbruche ſeinen Lohn empfinge; dann alſo wuͤrden die Land Staͤnde dieſes Reichs nicht vorzuſchuͤtzen haben/ ihr Reichs-Verwalter/ dem ſie mit aͤid und Pflichten verbunden/ lebete noch/ und ob er gleich gefangen waͤhre/ haͤtte man doch Hoffnung zu feiner Erledigung/ welches die Handelung gewaltig auffzi- hen und hinter halten/ und wol urſach zu allerhand Ungelegenheit geben duͤrffte. Ja wie bald koͤnten ſich etliche zuſammen rotten/ einen ſonderlichen Dank/ nicht allein bey ihm/ ſondern auch bey dem Daͤniſchen Koͤnige ſeinem Schwager zuverdienẽ/ als welcher ſchon damit ſchwanger gehet/ ſeinem Sohn dieſes Koͤnigreich/ nicht ohn Nachteil und Gefahr des Teutſchen Reichs/ in die Hand zuſpielen/ wie er darzu vermeynet nicht wenig urſach und recht zuhaben/ nachdem der ohn Leibes Erben verſtorbene Koͤnig ſeiner Schweſter Sohn geweſen. Ich geſchweige/ daß es von allenthalben her an Vorſchrifften/ den Raͤu- ber zubegnaden/ nicht ermangeln wird/ denen man offt/ wie ungerne auch/ weichen muß. Hingegen/ wann er kalt iſt/ bricht ſich ſolches faſt alles auff einmahl; Die Untertahnen/ als von ihrem aͤide hiedurch entlediget/ werden unſere Macht ſcheuhen/ und vor unſern Waffen ſich demuͤhtigen; ja vielleicht der Daͤniſche junge Fuͤrſt ſelber/ als ein beruͤmter friedlieben der und gerechter Herr/ duͤrffte ſeine Feſtung/ darinnen er ſich auffhaͤlt/ in der Güte abtreten/ nachdem man ihm vielleicht/ da es eurem vaͤterlichen Willen alſo gefiele/ mit dem Wendiſchen Fuͤrſtentuhm an die Hand gehen koͤnte. Der Groß Fuͤrſt verwun- derte ſich zum hoͤchſten ihrer vernunfftreichen Anfuͤhrungen/ umfing ſie mit einem Kuſſe/ und gab zur Antwort: Meine herzgeliebete Fr. Tochter hat recht und wol geurteilet/ und kan ich mir ſolches ſehr wol gefallen laſſen. Ward demnach Prinſla abgefertiget/ nach dem Niklot eine gute halbe ſtunde zuvor geſpieſſet war/ dẽ gefangenẽ Krito dieſe Urtel muͤndlich vorzutragẽ: Nachdem er Krito der Wenden Fuͤrſt ſich ſehr wol eriñern wuͤrde/ und durch- aus nit leugnẽ koͤnte/ wie unredlicher/ verraͤhteriſcher uñ raͤuberiſcher weiſe er den Groß- maͤchtigſten Groß Fuͤrſten/ ſamt ſeinem Koͤnigl. Gemahl und Frl. Tochter/ unabgeſaget/ und unter dem ſchein einer freundlichen Beredung/ durch ſeinẽ meinaͤidigẽ Niklot hinter- gangẽ/ gefangẽ genom̄en/ uñ aus ſeinem eigenẽ Reiche hinweg geſchleppet/ auch ſonſt alleꝛ- hand unverantwortliche Haͤndel vorgenommen/ die keinem ehrliebenden Menſchen/ ge- ſchweige einem Fuͤrſten und Koͤniglichen Vorſteher zuſtünden/ ſo haͤtte er ſich dadurch nicht allein der Koͤniglichen Verwaltung dieſes Frieſiſchen Reichs/ ſondern auch ſeines eigenen Wendiſchen Fuͤrſtentuhms/ ja ſeines Leib und Lebens verluſtig gemacht; ſolte demnach auff ernſtlichen Befehl des großmaͤchtigſten Großfürſten der Teutſcher/ Herrẽ Henrichs/ und Beliebung des auch Großmaͤchtigſten Koͤniges auß Boͤhmen/ Herren Ladiſla/ dann auch der beyden Durchleuchtigſten Großfuͤrſtlichen Herren als Herrn Her- kules

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/552>, abgerufen am 04.06.2024.