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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
chete er gelegenheit/ mir solches zuoffenbahren/ nebest dem Vorschlage/ dafern ich sein Ge-
mahl mit gutem Willen werden wolte/ hätte er ein Mittel erdacht/ mich davon zubringen;
welches mein Vater mit einer zweifelhafften Zusage beantwortete/ und von ihm die äidli-
che Verheissung nam/ daß er mich/ ehe wir ingesamt in völlige Freiheit gesetzet währen/ nit
berühren wolte. Worauff er zwar mit mir davon ging/ des Vorsatzes/ mich in der Römer
Gebiet hinzuführen/ aber er ward von seines Vaters Leuten zu früh ausgekundschaffet/
und zurük gehohlet. Wir werden uns aber vor dißmahl in solchem Gespräch mässigen/ und
uns an die Speisen machen/ weil es hohe Zeit ist/ das Mittagsmahl einzunehmen. Er ließ
sich darzuleicht bereden/ legte dem Fräulein vor/ und assen mit gutem Lust; Hernach setze-
ten sie allerhand Unterredungen fort/ biß es zeit wahr/ sich zu der Reise oder Wanderschaft
fertig zumachen.

Unsere Fürstliche Geselschaft feirete desselben Tages auch nicht/ dann so bald der Tag
anbrach/ ward zu allererst durch das ganze Lager ausgeruffen/ daß der Groß Fürsten älte-
rer Sohn/ Fürst Herkules aus der Fremde wieder zu Lande geschlagen/ und bey der Fürst-
lichen Versamlung sich befünde/ währe eben der ertichtete Persische Gesanter/ Valikules/
unter angenommener fremder Gestalt/ welcher die Schlachtordnung gestellet/ die Völker
an den Feind geführet/ und durch seine Tapferkeit die überwindung erhalten hätte; und ob
dieser trefliche Held gleich vor diesem bey seinem Herr Vater währe angetragen/ als ob er
einen schändlichen Glauben angenommen/ der Tugend abg[e]saget/ und ein Feind aller Er-
barkeit/ des Vaterlandes/ und der Teutschen Freyheit word[en] währe/ so hätte doch sein H.
Vater nunmehr das Wiederspiel gnugsam erfahren/ und d[ah]er diesen seinen lieben Sohn
gerne und willig zu Gnaden auff und angenommen/ welche[r ]hingegen sich gnug und über-
gnug verpflichtet/ seine unverschuldete Verleumdung/ als welche aus unwissenheit/ und fal-
schem Geschrey entstanden/ an keinem einigen Mensche[n]zurächen/ ungeachtet ihm sehr
wol bewust währe/ daß ihrer gar wenig Ursach und Sch[ul]d daran trügen/ denen doch ohn
Nachfrage solte verzihen und vergeben seyn. Diesen R[ah]t gab Herkules selbst/ damit die
anwesende Pfaffen/ die sich bey dem Heer funden/ keinen [A]uffstand seinetwegen erwecken
und aus furcht der Straffe uneinigkeit machen solten. Das Heer/ welches gleich umb er-
läubnis zur Plunderung anhielt/ erfreuete sich dieser Zeitung sehr/ insonderheit die gemei-
nen Knechte/ als denen wol bekant wahr/ was gestalt Herkules vor acht Jahren die Ge-
waltsamkeit etlicher ädlen von ihnen abgekehret/ und sie in gute Freyheit gesetzet hatte/ stel-
leten ein grosses Freudengeschrey an/ Unser junge Groß Fürst Herkules lebe; und begehreten
untertähnig/ daß er sich ihnen zeigen möchte/ als welchen sie vor ihren Erlöser hielten/ und
ihn in langer Zeit nicht gesehen hätten. Er wahr hierzu willig/ ritte neben seinem H. Vater
und Bruder Baldrich hinaus/ da ihnen alle Völker entgegen jauchzeten/ er aber nach ge-
gebenem Wink/ daß er gerne von ihnen möchte gehöret seyn/ also anfing: Ihr ädle und freie
Teutschen alhie versamlet; was vor herzliche Vergnügung ich an eurem guten Willen
trage/ kan ich mit Worten nicht aussprechen; gläubet mir aber/ als einem redlichen Ritter
und gebohrnen Teutschen Fürsten/ daß ich nimmermehr unterlassen werde/ vor das Va-
terland und die Teutsche wolher gebrachte/ und bißher löblich erhaltene Freyheit/ wieder
alle und jede Feinde/ Römische und Unrömische zu fechten/ und aller deren Anfal und feind-

seligkeit

Siebendes Buch.
chete er gelegenheit/ mir ſolches zuoffenbahren/ nebeſt dem Vorſchlage/ dafern ich ſein Ge-
mahl mit gutem Willen werden wolte/ haͤtte er ein Mittel erdacht/ mich davon zubringen;
welches mein Vater mit einer zweifelhafften Zuſage beantwortete/ und von ihm die aͤidli-
che Verheiſſung nam/ daß er mich/ ehe wir ingeſamt in voͤllige Freiheit geſetzet waͤhren/ nit
beruͤhren wolte. Worauff er zwar mit mir davon ging/ des Vorſatzes/ mich in der Roͤmer
Gebiet hinzufuͤhren/ aber er ward von ſeines Vaters Leuten zu früh ausgekundſchaffet/
und zuruͤk gehohlet. Wir werden uns aber vor dißmahl in ſolchem Geſpraͤch maͤſſigen/ uñ
uns an die Speiſen machen/ weil es hohe Zeit iſt/ das Mittagsmahl einzunehmen. Er ließ
ſich darzuleicht bereden/ legte dem Fraͤulein vor/ und aſſen mit gutem Luſt; Hernach ſetze-
ten ſie allerhand Unterredungen fort/ biß es zeit wahr/ ſich zu der Reiſe oder Wanderſchaft
fertig zumachen.

Unſere Fuͤrſtliche Geſelſchaft feirete deſſelben Tages auch nicht/ dañ ſo bald der Tag
anbrach/ ward zu allererſt durch das ganze Lager ausgeruffen/ daß der Groß Fuͤrſten aͤlte-
rer Sohn/ Fuͤrſt Herkules aus der Fremde wieder zu Lande geſchlagen/ und bey der Fürſt-
lichen Verſamlung ſich befuͤnde/ waͤhre eben der ertichtete Perſiſche Geſanter/ Valikules/
unter angenommener fremder Geſtalt/ welcher die Schlachtordnung geſtellet/ die Voͤlker
an den Feind gefuͤhret/ und durch ſeine Tapferkeit die uͤberwindung erhalten haͤtte; und ob
dieſer trefliche Held gleich vor dieſem bey ſeinem Herr Vater waͤhre angetragen/ als ob er
einen ſchaͤndlichen Glauben angenommen/ der Tugend abg[e]ſaget/ und ein Feind aller Er-
barkeit/ des Vaterlandes/ und der Teutſchen Freyheit word[en] waͤhre/ ſo haͤtte doch ſein H.
Vater nunmehr das Wiederſpiel gnugſam erfahren/ und d[ah]er dieſen ſeinen lieben Sohn
gerne und willig zu Gnaden auff und angenommen/ welche[r ]hingegen ſich gnug und uͤber-
gnug verpflichtet/ ſeine unverſchuldete Veꝛleumdung/ als welche aus unwiſſenheit/ und fal-
ſchem Geſchrey entſtanden/ an keinem einigen Menſche[n]zuraͤchen/ ungeachtet ihm ſehr
wol bewuſt waͤhre/ daß ihrer gar wenig Urſach und Sch[ul]d daran truͤgen/ denen doch ohn
Nachfrage ſolte verzihen und vergeben ſeyn. Dieſen R[ah]t gab Herkules ſelbſt/ damit die
anweſende Pfaffen/ die ſich bey dem Heer funden/ keinen [A]uffſtand ſeinetwegen erwecken
und aus furcht der Straffe uneinigkeit machen ſolten. Das Heer/ welches gleich umb er-
laͤubnis zur Plunderung anhielt/ erfreuete ſich dieſer Zeitung ſehr/ inſonderheit die gemei-
nen Knechte/ als denen wol bekant wahr/ was geſtalt Herkules vor acht Jahren die Ge-
waltſamkeit etlicher aͤdlen von ihnen abgekehret/ und ſie in gute Freyheit geſetzet hatte/ ſtel-
leten ein groſſes Freudengeſchrey an/ Unſer junge Groß Fuͤrſt Herkules lebe; und begehreten
untertaͤhnig/ daß er ſich ihnen zeigen moͤchte/ als welchen ſie vor ihren Erloͤſer hielten/ und
ihn in langer Zeit nicht geſehen haͤtten. Er wahr hierzu willig/ ritte neben ſeinem H. Vater
und Bruder Baldrich hinaus/ da ihnen alle Voͤlker entgegen jauchzeten/ er aber nach ge-
gebenem Wink/ daß er gerne von ihnen moͤchte gehoͤret ſeyn/ alſo anfing: Ihr aͤdle und freie
Teutſchen alhie verſamlet; was vor herzliche Vergnuͤgung ich an eurem guten Willen
trage/ kan ich mit Worten nicht ausſprechen; glaͤubet mir aber/ als einem redlichen Ritter
und gebohrnen Teutſchen Fuͤrſten/ daß ich nimmermehr unterlaſſen werde/ vor das Va-
terland und die Teutſche wolher gebrachte/ und bißher loͤblich erhaltene Freyheit/ wieder
alle und jede Feinde/ Roͤmiſche und Unroͤmiſche zu fechten/ und aller deren Anfal und feind-

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[542/0548] Siebendes Buch. chete er gelegenheit/ mir ſolches zuoffenbahren/ nebeſt dem Vorſchlage/ dafern ich ſein Ge- mahl mit gutem Willen werden wolte/ haͤtte er ein Mittel erdacht/ mich davon zubringen; welches mein Vater mit einer zweifelhafften Zuſage beantwortete/ und von ihm die aͤidli- che Verheiſſung nam/ daß er mich/ ehe wir ingeſamt in voͤllige Freiheit geſetzet waͤhren/ nit beruͤhren wolte. Worauff er zwar mit mir davon ging/ des Vorſatzes/ mich in der Roͤmer Gebiet hinzufuͤhren/ aber er ward von ſeines Vaters Leuten zu früh ausgekundſchaffet/ und zuruͤk gehohlet. Wir werden uns aber vor dißmahl in ſolchem Geſpraͤch maͤſſigen/ uñ uns an die Speiſen machen/ weil es hohe Zeit iſt/ das Mittagsmahl einzunehmen. Er ließ ſich darzuleicht bereden/ legte dem Fraͤulein vor/ und aſſen mit gutem Luſt; Hernach ſetze- ten ſie allerhand Unterredungen fort/ biß es zeit wahr/ ſich zu der Reiſe oder Wanderſchaft fertig zumachen. Unſere Fuͤrſtliche Geſelſchaft feirete deſſelben Tages auch nicht/ dañ ſo bald der Tag anbrach/ ward zu allererſt durch das ganze Lager ausgeruffen/ daß der Groß Fuͤrſten aͤlte- rer Sohn/ Fuͤrſt Herkules aus der Fremde wieder zu Lande geſchlagen/ und bey der Fürſt- lichen Verſamlung ſich befuͤnde/ waͤhre eben der ertichtete Perſiſche Geſanter/ Valikules/ unter angenommener fremder Geſtalt/ welcher die Schlachtordnung geſtellet/ die Voͤlker an den Feind gefuͤhret/ und durch ſeine Tapferkeit die uͤberwindung erhalten haͤtte; und ob dieſer trefliche Held gleich vor dieſem bey ſeinem Herr Vater waͤhre angetragen/ als ob er einen ſchaͤndlichen Glauben angenommen/ der Tugend abgeſaget/ und ein Feind aller Er- barkeit/ des Vaterlandes/ und der Teutſchen Freyheit worden waͤhre/ ſo haͤtte doch ſein H. Vater nunmehr das Wiederſpiel gnugſam erfahren/ und daher dieſen ſeinen lieben Sohn gerne und willig zu Gnaden auff und angenommen/ welcher hingegen ſich gnug und uͤber- gnug verpflichtet/ ſeine unverſchuldete Veꝛleumdung/ als welche aus unwiſſenheit/ und fal- ſchem Geſchrey entſtanden/ an keinem einigen Menſchenzuraͤchen/ ungeachtet ihm ſehr wol bewuſt waͤhre/ daß ihrer gar wenig Urſach und Schuld daran truͤgen/ denen doch ohn Nachfrage ſolte verzihen und vergeben ſeyn. Dieſen Raht gab Herkules ſelbſt/ damit die anweſende Pfaffen/ die ſich bey dem Heer funden/ keinen Auffſtand ſeinetwegen erwecken und aus furcht der Straffe uneinigkeit machen ſolten. Das Heer/ welches gleich umb er- laͤubnis zur Plunderung anhielt/ erfreuete ſich dieſer Zeitung ſehr/ inſonderheit die gemei- nen Knechte/ als denen wol bekant wahr/ was geſtalt Herkules vor acht Jahren die Ge- waltſamkeit etlicher aͤdlen von ihnen abgekehret/ und ſie in gute Freyheit geſetzet hatte/ ſtel- leten ein groſſes Freudengeſchrey an/ Unſer junge Groß Fuͤrſt Herkules lebe; und begehreten untertaͤhnig/ daß er ſich ihnen zeigen moͤchte/ als welchen ſie vor ihren Erloͤſer hielten/ und ihn in langer Zeit nicht geſehen haͤtten. Er wahr hierzu willig/ ritte neben ſeinem H. Vater und Bruder Baldrich hinaus/ da ihnen alle Voͤlker entgegen jauchzeten/ er aber nach ge- gebenem Wink/ daß er gerne von ihnen moͤchte gehoͤret ſeyn/ alſo anfing: Ihr aͤdle und freie Teutſchen alhie verſamlet; was vor herzliche Vergnuͤgung ich an eurem guten Willen trage/ kan ich mit Worten nicht ausſprechen; glaͤubet mir aber/ als einem redlichen Ritter und gebohrnen Teutſchen Fuͤrſten/ daß ich nimmermehr unterlaſſen werde/ vor das Va- terland und die Teutſche wolher gebrachte/ und bißher loͤblich erhaltene Freyheit/ wieder alle und jede Feinde/ Roͤmiſche und Unroͤmiſche zu fechten/ und aller deren Anfal und feind- ſeligkeit

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/548>, abgerufen am 22.11.2024.