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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
niß/ welche mich des zeitlichen pfleget vergessen zumachen/ so daß meine Seele nichts hö-
hers wünschet/ als diesen sündlichen unnützen Leib zuverlassen/ und mit allen außerwählten
Kindern Gottes der himlischen Wollust in ihres Heylandes Gegenwart zugeniessen/ de-
ren Herligkeit keines Menschen Zunge beschreiben kan. O was elender Mensch und nich-
tiger Erdwurm würde ich seyn/ wann ich zu dieser Erkäntniß der göttlichen allein selig-
machenden Warheit nicht kommen währe/ welche nunmehr mein Herz in dem Vertrauen
zu Gott dermassen fest geankert hat/ daß alles übrige/ wie hoch es von der Welt mag gehal-
ten seyn/ mich nur wie ein unflätiger Koht anstinket. Nicht sage ich dieses/ ob verachtete ich
Gottes zeitliche Gaben/ die er mir in kurzer Zeit häuffiger als einigem Menschen mag mit-
geteilet haben/ und ich/ wann ein mächtiges Königreich zu kauffe währe/ solches mit Gol-
de wol an mich bringen könte/ nachdem meines geträuen Bruders/ Königes Ladisla/ und
meine Gelder fast nicht zuzählen sind/ als die nach Silberwerd angeschlagen/ an die 70000
Zentner oder Hundert schwehr sich belauffen; zugeschweigen aller zeitlichen Ehre und
Herschafft/ die mir unwirdigen im Parthischen/ Persischen und Römischen Reiche auf-
getragen sind/ und zum teil fast auffgedrungen werden wollen. Noch wolte ich solches alles
verfluchen/ und als einen Wust in des Meeres Abgrund versenken/ wann ich das allerge-
ringste der zur Seligkeit nohtwendigen himlischen Erkäntniß davor entrahten solte. Mir
zweifelt nicht/ Gn. Fr. Mutter/ diese meine Reden dünken euch kin disch/ ja lächerlich seyn;
und zwar eben so ist mirs anfangs mit meinem Bruder Ladisla auch gangen/ daß er mich
vor einen aberwitzigen Menschen hielt/ welches ihn sider deß offt gereuet hat/ aber es dazu-
mahl nicht endern kunte; dann ehe Gottes Geist in des Menschen Seele den Glauben
wirket/ hält er göttliche Weißheit vor ein kindisches Affenwerk; und solches alles kömt von
dem argen Menschen-Feinde dem leidigen Teufel her/ als der nicht leiden kan/ daß dem
Menschen das Licht der Erkäntniß Gottes scheine/ und dadurch sein schändliches Reich
verstöret oder doch verringert werde; wie er dann ein Hasser und Verleumder alles gu-
ten ist. Wo aber die Furcht Gottes sich nur zuregen beginnet/ so daß der Mensch gedenket
und nachsinnet/ was doch nach diesem kurzen vergänglichen Leben seyn werde/ weil unsere
Seel nicht verschwindet/ sondern ewig bleibet/ dann ist er schon bemühet/ etwas zufassen/
worauff er sich eigentlich verlassen/ sein Gewissen befriedigen/ und sein künfftiges höchstes
Gut fest gründen und bauen möge/ weil doch in dieser Sterbligkeit nichts gewissers ist/ als
die Ungewißheit unsers wolergehens; nichts beständigers/ als des falschen Glückes Un-
beständigkeit. Diese Gedanken/ herzliebe Fr. Mutter/ haben in meinen kindlichen Jahren
mich offt angefochten und gereizet/ auch in eurer Gegenwart (wo ihrs euch erinnern kön-
net) zu wünschen/ wie gerne ich wissen möchte/ was eigentlich Gott währe/ wie er von uns
wolte geehret seyn/ und womit er nach diesem Leben die wahre Frömmigkeit beseligen wol-
te. Ein solches aber lehrete mich weder Krodo noch die Irmen Seul/ noch die vermeinete
Göttin/ die man zu Magdeburg verehret. Fragete ich dann die Pfaffen darum/ lacheten
sie mich noch darzu höhnisch aus; warumb ich durch die Wolken steigen/ und in der him-
lischen Götter geheimen Raht mich einmischen wolte; Ich solte mich an ihren Gottes-
dienst halten/ dem Vaterlande gute Dienste leisten/ und der Tugend mich befleissigen/ dann
würde mir nach diesem wol seyn/ und könte ich wol gar dadurch erwerben/ daß ich dereins

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Siebendes Buch.
niß/ welche mich des zeitlichen pfleget vergeſſen zumachen/ ſo daß meine Seele nichts hoͤ-
hers wuͤnſchet/ als dieſen ſuͤndlichen unnuͤtzen Leib zuverlaſſen/ und mit allen außerwaͤhlten
Kindern Gottes der himliſchen Wolluſt in ihres Heylandes Gegenwart zugenieſſen/ de-
ren Herligkeit keines Menſchen Zunge beſchreiben kan. O was elender Menſch und nich-
tiger Erdwurm wuͤrde ich ſeyn/ wann ich zu dieſer Erkaͤntniß der goͤttlichen allein ſelig-
machenden Warheit nicht kommen waͤhre/ welche nunmehr mein Herz in dem Vertrauẽ
zu Gott dermaſſen feſt geankert hat/ daß alles übrige/ wie hoch es von der Welt mag gehal-
ten ſeyn/ mich nur wie ein unflaͤtiger Koht anſtinket. Nicht ſage ich dieſes/ ob verachtete ich
Gottes zeitliche Gaben/ die er mir in kurzeꝛ Zeit haͤuffiger als einigem Menſchen mag mit-
geteilet haben/ und ich/ wann ein maͤchtiges Koͤnigreich zu kauffe waͤhre/ ſolches mit Gol-
de wol an mich bringen koͤnte/ nachdem meines getraͤuen Bruders/ Koͤniges Ladiſla/ und
meine Gelder faſt nicht zuzaͤhlen ſind/ als die nach Silberwerd angeſchlagen/ an die 70000
Zentner oder Hundert ſchwehr ſich belauffen; zugeſchweigen aller zeitlichen Ehre und
Herſchafft/ die mir unwirdigen im Parthiſchen/ Perſiſchen und Roͤmiſchen Reiche auf-
getragen ſind/ und zum teil faſt auffgedrungen werden wollen. Noch wolte ich ſolches alles
verfluchen/ und als einen Wuſt in des Meeres Abgrund verſenken/ wann ich das allerge-
ringſte der zur Seligkeit nohtwendigen himliſchen Erkaͤntniß davor entrahten ſolte. Mir
zweifelt nicht/ Gn. Fr. Mutter/ dieſe meine Reden duͤnken euch kin diſch/ ja laͤcheꝛlich ſeyn;
und zwar eben ſo iſt mirs anfangs mit meinem Bruder Ladiſla auch gangen/ daß er mich
vor einen aberwitzigen Menſchen hielt/ welches ihn ſider deß offt gereuet hat/ aber es dazu-
mahl nicht endern kunte; dann ehe Gottes Geiſt in des Menſchen Seele den Glauben
wirket/ haͤlt er goͤttliche Weißheit vor ein kindiſches Affenwerk; und ſolches alles koͤmt von
dem argen Menſchen-Feinde dem leidigen Teufel her/ als der nicht leiden kan/ daß dem
Menſchen das Licht der Erkaͤntniß Gottes ſcheine/ und dadurch ſein ſchaͤndliches Reich
verſtoͤret oder doch verringert werde; wie er dann ein Haſſer und Verleumder alles gu-
ten iſt. Wo aber die Furcht Gottes ſich nur zuregen beginnet/ ſo daß der Menſch gedenket
und nachſinnet/ was doch nach dieſem kurzen vergaͤnglichen Leben ſeyn werde/ weil unſere
Seel nicht verſchwindet/ ſondern ewig bleibet/ dann iſt er ſchon bemuͤhet/ etwas zufaſſen/
worauff er ſich eigentlich verlaſſen/ ſein Gewiſſen befriedigen/ und ſein kuͤnfftiges hoͤchſtes
Gut feſt gruͤnden und bauen moͤge/ weil doch in dieſer Sterbligkeit nichts gewiſſers iſt/ als
die Ungewißheit unſers wolergehens; nichts beſtaͤndigers/ als des falſchen Gluͤckes Un-
beſtaͤndigkeit. Dieſe Gedanken/ herzliebe Fr. Mutter/ haben in meinen kindlichen Jahren
mich offt angefochten und gereizet/ auch in eurer Gegenwart (wo ihrs euch erinnern koͤn-
net) zu wuͤnſchen/ wie gerne ich wiſſen moͤchte/ was eigentlich Gott waͤhre/ wie er von uns
wolte geehret ſeyn/ und womit er nach dieſem Leben die wahre Froͤmmigkeit beſeligen wol-
te. Ein ſolches aber lehrete mich weder Krodo noch die Irmen Seul/ noch die vermeinete
Goͤttin/ die man zu Magdeburg verehret. Fragete ich dann die Pfaffen darum/ lacheten
ſie mich noch darzu hoͤhniſch aus; warumb ich durch die Wolken ſteigen/ und in der him-
liſchen Goͤtter geheimen Raht mich einmiſchen wolte; Ich ſolte mich an ihren Gottes-
dienſt halten/ dem Vaterlande gute Dienſte leiſten/ und der Tugend mich befleiſſigen/ dann
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[531/0537] Siebendes Buch. niß/ welche mich des zeitlichen pfleget vergeſſen zumachen/ ſo daß meine Seele nichts hoͤ- hers wuͤnſchet/ als dieſen ſuͤndlichen unnuͤtzen Leib zuverlaſſen/ und mit allen außerwaͤhlten Kindern Gottes der himliſchen Wolluſt in ihres Heylandes Gegenwart zugenieſſen/ de- ren Herligkeit keines Menſchen Zunge beſchreiben kan. O was elender Menſch und nich- tiger Erdwurm wuͤrde ich ſeyn/ wann ich zu dieſer Erkaͤntniß der goͤttlichen allein ſelig- machenden Warheit nicht kommen waͤhre/ welche nunmehr mein Herz in dem Vertrauẽ zu Gott dermaſſen feſt geankert hat/ daß alles übrige/ wie hoch es von der Welt mag gehal- ten ſeyn/ mich nur wie ein unflaͤtiger Koht anſtinket. Nicht ſage ich dieſes/ ob verachtete ich Gottes zeitliche Gaben/ die er mir in kurzeꝛ Zeit haͤuffiger als einigem Menſchen mag mit- geteilet haben/ und ich/ wann ein maͤchtiges Koͤnigreich zu kauffe waͤhre/ ſolches mit Gol- de wol an mich bringen koͤnte/ nachdem meines getraͤuen Bruders/ Koͤniges Ladiſla/ und meine Gelder faſt nicht zuzaͤhlen ſind/ als die nach Silberwerd angeſchlagen/ an die 70000 Zentner oder Hundert ſchwehr ſich belauffen; zugeſchweigen aller zeitlichen Ehre und Herſchafft/ die mir unwirdigen im Parthiſchen/ Perſiſchen und Roͤmiſchen Reiche auf- getragen ſind/ und zum teil faſt auffgedrungen werden wollen. Noch wolte ich ſolches alles verfluchen/ und als einen Wuſt in des Meeres Abgrund verſenken/ wann ich das allerge- ringſte der zur Seligkeit nohtwendigen himliſchen Erkaͤntniß davor entrahten ſolte. Mir zweifelt nicht/ Gn. Fr. Mutter/ dieſe meine Reden duͤnken euch kin diſch/ ja laͤcheꝛlich ſeyn; und zwar eben ſo iſt mirs anfangs mit meinem Bruder Ladiſla auch gangen/ daß er mich vor einen aberwitzigen Menſchen hielt/ welches ihn ſider deß offt gereuet hat/ aber es dazu- mahl nicht endern kunte; dann ehe Gottes Geiſt in des Menſchen Seele den Glauben wirket/ haͤlt er goͤttliche Weißheit vor ein kindiſches Affenwerk; und ſolches alles koͤmt von dem argen Menſchen-Feinde dem leidigen Teufel her/ als der nicht leiden kan/ daß dem Menſchen das Licht der Erkaͤntniß Gottes ſcheine/ und dadurch ſein ſchaͤndliches Reich verſtoͤret oder doch verringert werde; wie er dann ein Haſſer und Verleumder alles gu- ten iſt. Wo aber die Furcht Gottes ſich nur zuregen beginnet/ ſo daß der Menſch gedenket und nachſinnet/ was doch nach dieſem kurzen vergaͤnglichen Leben ſeyn werde/ weil unſere Seel nicht verſchwindet/ ſondern ewig bleibet/ dann iſt er ſchon bemuͤhet/ etwas zufaſſen/ worauff er ſich eigentlich verlaſſen/ ſein Gewiſſen befriedigen/ und ſein kuͤnfftiges hoͤchſtes Gut feſt gruͤnden und bauen moͤge/ weil doch in dieſer Sterbligkeit nichts gewiſſers iſt/ als die Ungewißheit unſers wolergehens; nichts beſtaͤndigers/ als des falſchen Gluͤckes Un- beſtaͤndigkeit. Dieſe Gedanken/ herzliebe Fr. Mutter/ haben in meinen kindlichen Jahren mich offt angefochten und gereizet/ auch in eurer Gegenwart (wo ihrs euch erinnern koͤn- net) zu wuͤnſchen/ wie gerne ich wiſſen moͤchte/ was eigentlich Gott waͤhre/ wie er von uns wolte geehret ſeyn/ und womit er nach dieſem Leben die wahre Froͤmmigkeit beſeligen wol- te. Ein ſolches aber lehrete mich weder Krodo noch die Irmen Seul/ noch die vermeinete Goͤttin/ die man zu Magdeburg verehret. Fragete ich dann die Pfaffen darum/ lacheten ſie mich noch darzu hoͤhniſch aus; warumb ich durch die Wolken ſteigen/ und in der him- liſchen Goͤtter geheimen Raht mich einmiſchen wolte; Ich ſolte mich an ihren Gottes- dienſt halten/ dem Vaterlande gute Dienſte leiſten/ und der Tugend mich befleiſſigen/ dann wuͤrde mir nach dieſem wol ſeyn/ und koͤnte ich wol gar dadurch erwerben/ daß ich dereins unter x x x ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/537>, abgerufen am 29.06.2024.