Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch.
junger Ritter in blau angelauffenem Harnische mit güldener Verblümung/ eine schöne
adeliche Jungfer im himmelblauen Silberstük bekleidet/ in oder durch/ oder neben dieses
Dorff hinweg geführet hätte; welches das Fräulein hörend/ nicht anders meinete/ als der
Wendische Räuber hätte sie schon wieder in ihrer gewalt; rückete auch gar hart an ihren
Liebesten und sagete mit sanfter wehmühtiger Stimme und zitterndem Leibe; Ach mein aus-
erwählter Freund und Lebensschaz/ ach schützet die eurige; gewiß gewiß lässet der alte Räu-
ber mich suchen/ dem ich doch lebendig nicht zuteile werden wil. Mein Seelen Schaz/ ant-
wortete er/ gebt euch doch zu frieden/ und erschrecket nicht so hart/ wir sind ja nicht alsbald
gefunden/ ob man uns gleich nachfraget; dann des jungen Bauren Antwort gibt uns an-
zeige gnug/ daß er uns zuverrahten nicht gemeinet ist. Wie er dann dem Reuter diesen be-
scheid erteilete; er hätte den ganzen Tag biß in die sinkende Nacht hart vor dem Dorffe in
einem Garten ohn unterlaß gearbeitet/ aber dergleichen Leute nicht vernommen/ würde
auch ausser allem zweiffel hieselbst vergeblich nachfragen/ massen eine Stunde vor Abends
ein vorübergehender Bohte/ welchen er kennete/ berichtet/ er hätte ein sehr schönes Weibes-
bild mit einem geharnischten Ritter nach dem Iselstrohm zureiten sehen/ und wie ihn ge-
däuchte/ währe sie mit gutem willen von dem Ritter geführet worden. Wo ist diser Bohte
dann geblieben? fragete der Reuter. Davon weiß ich nichts zu melden/ antwortete er/ nur
daß er wegen seiner Reise grosse Eile vorgab/ und noch vier Meile diese Nacht zu lauffen
hätte/ wohin er sich nun gewendet/ kan ich gar nicht wissen. So höre ich wol/ sagte der Reu-
ter/ ich werde meinem Fürsten das Bohtenlohn nicht abverdienen; kehrete sich hiemit zum
Dorffe hinein und ritte seinen Gesellen nach/ deren Wolfgang 10 gezählet hatte/ und sie al-
le miteinander/ wie fleissig sie auch nachfrageten/ gar keine weitere Nachricht erhalten kun-
ten. Unsere Verliebeten zweiffelten nicht/ es würden des Wendischen Fürsten Ausspeher
seyn/ welcher etwa mit etlichen Völkern aus der Schlacht entrunnen/ und an einen sichern
Ort sich gelagert hätte; woran sie doch sehr irreten/ und dadurch sich in grosse trübselig-
keit und angst stürzeten. Dann es wahren die von Herkules ausgeschikte Reuter/ mit wel-
chen sie fein sicher hätten können überkommen; aber die himlische Versehung wolte ihnen
ihre Vergnügung so frühzeitig nicht zuschicken/ sondern sie musten zu ihrer besserung zuvor
scharff bewehret werden/ und einen herben Becher der Wiederwertigkeit austrinken/ wie
hernacher folgen wird.

Wir wenden uns aber wieder hin nach dem sieghaften Kriegsheer/ bey welchem der
alte Groß Fürst mit seinen Kindern sich in aller fröligkeit finden ließ/ weil sie annoch gute
Hoffnung hatten/ Arbianes würde sich schier einstellen; wie dann dazumahl seine 150 Reu-
ter mit dem erschlagenen jungen Wendischen Fürsten/ wiewol zimlich späte ankahmen/ und
den Bericht einbrachten/ ihr Oberster hätte diesen mit eigener Hand nidergehauen/ und
nachgehends nicht geringe mühe gehabt/ das flüchtige Fräulein/ welche ihn vor einen Feind
gehalten/ zuerhaschen/ und aus der Ohmacht wieder zurechte zubringen/ da er inzwischen
ihnen hart befohlen/ nicht zuseumen/ sondern mit dem erschlagenen fortzugehen; doch hät-
ten sie ihn endlich gesehen das Fräulein vor sich auff dem Pferde führen/ und als sie in die
400 flüchtige Feinde durch den Strom gesehen hindurchsetzen/ und durch winken ihm sol-
ches zuverstehen gegeben/ währen sie gewahr worden/ daß er mit ihr den sichersten Weg

Süd-
x x x

Siebendes Buch.
junger Ritter in blau angelauffenem Harniſche mit guͤldener Verbluͤmung/ eine ſchoͤne
adeliche Jungfer im himmelblauen Silberſtuͤk bekleidet/ in oder durch/ oder neben dieſes
Dorff hinweg gefuͤhret haͤtte; welches das Fraͤulein hoͤrend/ nicht anders meinete/ als der
Wendiſche Raͤuber haͤtte ſie ſchon wieder in ihrer gewalt; ruͤckete auch gar hart an ihren
Liebeſten und ſagete mit ſanfter wehmuͤhtiger Stim̃e und zitterndem Leibe; Ach mein aus-
erwaͤhlter Freund uñ Lebensſchaz/ ach ſchuͤtzet die eurige; gewiß gewiß laͤſſet der alte Raͤu-
ber mich ſuchen/ dem ich doch lebendig nicht zuteile werden wil. Mein Seelen Schaz/ ant-
wortete er/ gebt euch doch zu frieden/ und erſchrecket nicht ſo hart/ wir ſind ja nicht alsbald
gefunden/ ob man uns gleich nachfraget; dann des jungen Bauren Antwort gibt uns an-
zeige gnug/ daß er uns zuverrahten nicht gemeinet iſt. Wie er dann dem Reuter dieſen be-
ſcheid erteilete; er haͤtte den ganzen Tag biß in die ſinkende Nacht hart vor dem Dorffe in
einem Garten ohn unterlaß gearbeitet/ aber dergleichen Leute nicht vernommen/ wuͤrde
auch auſſer allem zweiffel hieſelbſt vergeblich nachfragen/ maſſen eine Stunde vor Abends
ein voruͤbergehender Bohte/ welchen er kennete/ berichtet/ er haͤtte ein ſehr ſchoͤnes Weibes-
bild mit einem geharniſchten Ritter nach dem Iſelſtrohm zureiten ſehen/ und wie ihn ge-
daͤuchte/ waͤhre ſie mit gutem willen von dem Ritter gefuͤhret worden. Wo iſt diſer Bohte
dann geblieben? fragete der Reuter. Davon weiß ich nichts zu melden/ antwortete er/ nur
daß er wegen ſeiner Reiſe groſſe Eile vorgab/ und noch vier Meile dieſe Nacht zu lauffen
haͤtte/ wohin er ſich nun gewendet/ kan ich gar nicht wiſſen. So hoͤre ich wol/ ſagte deꝛ Reu-
ter/ ich werde meinem Fuͤrſten das Bohtenlohn nicht abverdienen; kehrete ſich hiemit zum
Dorffe hinein und ritte ſeinen Geſellen nach/ deren Wolfgang 10 gezaͤhlet hatte/ und ſie al-
le miteinander/ wie fleiſſig ſie auch nachfrageten/ gar keine weitere Nachricht erhalten kun-
ten. Unſere Verliebeten zweiffelten nicht/ es wuͤrden des Wendiſchen Fuͤrſten Ausſpeher
ſeyn/ welcher etwa mit etlichen Voͤlkern aus der Schlacht entrunnen/ und an einen ſichern
Ort ſich gelagert haͤtte; woran ſie doch ſehr irreten/ und dadurch ſich in groſſe truͤbſelig-
keit und angſt ſtuͤrzeten. Dann es wahren die von Herkules ausgeſchikte Reuter/ mit wel-
chen ſie fein ſicher haͤtten koͤnnen uͤberkommen; aber die himliſche Verſehung wolte ïhnen
ihre Vergnügung ſo fruͤhzeitig nicht zuſchicken/ ſondern ſie muſten zu ihrer beſſerung zuvor
ſcharff bewehret werden/ und einen herben Becher der Wiederwertigkeit austrinken/ wie
hernacher folgen wird.

Wir wenden uns aber wieder hin nach dem ſieghaften Kriegsheer/ bey welchem der
alte Groß Fuͤrſt mit ſeinen Kindern ſich in aller froͤligkeit finden ließ/ weil ſie annoch gute
Hoffnung hatten/ Arbianes wuͤrde ſich ſchier einſtellen; wie dañ dazumahl ſeine 150 Reu-
ter mit dem erſchlagenen jungen Wendiſchen Fuͤrſten/ wiewol zimlich ſpaͤte ankahmen/ uñ
den Bericht einbrachten/ ihr Oberſter haͤtte dieſen mit eigener Hand nidergehauen/ und
nachgehends nicht geringe muͤhe gehabt/ das fluͤchtige Fraͤulein/ welche ihn vor einẽ Feind
gehalten/ zuerhaſchen/ und aus der Ohmacht wieder zurechte zubringen/ da er inzwiſchen
ihnen hart befohlen/ nicht zuſeumen/ ſondern mit dem erſchlagenen fortzugehen; doch haͤt-
ten ſie ihn endlich geſehen das Fraͤulein vor ſich auff dem Pferde fuͤhren/ und als ſie in die
400 fluͤchtige Feinde durch den Strom geſehen hindurchſetzen/ und durch winken ihm ſol-
ches zuverſtehen gegeben/ waͤhren ſie gewahr worden/ daß er mit ihr den ſicherſten Weg

Suͤd-
x x x
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0535" n="529"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi></fw><lb/>
junger Ritter in blau angelauffenem Harni&#x017F;che mit gu&#x0364;ldener Verblu&#x0364;mung/ eine &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
adeliche Jungfer im himmelblauen Silber&#x017F;tu&#x0364;k bekleidet/ in oder durch/ oder neben die&#x017F;es<lb/>
Dorff hinweg gefu&#x0364;hret ha&#x0364;tte; welches das Fra&#x0364;ulein ho&#x0364;rend/ nicht anders meinete/ als der<lb/>
Wendi&#x017F;che Ra&#x0364;uber ha&#x0364;tte &#x017F;ie &#x017F;chon wieder in ihrer gewalt; ru&#x0364;ckete auch gar hart an ihren<lb/>
Liebe&#x017F;ten und &#x017F;agete mit &#x017F;anfter wehmu&#x0364;htiger Stim&#x0303;e und zitterndem Leibe; Ach mein aus-<lb/>
erwa&#x0364;hlter Freund un&#x0303; Lebens&#x017F;chaz/ ach &#x017F;chu&#x0364;tzet die eurige; gewiß gewiß la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et der alte Ra&#x0364;u-<lb/>
ber mich &#x017F;uchen/ dem ich doch lebendig nicht zuteile werden wil. Mein Seelen Schaz/ ant-<lb/>
wortete er/ gebt euch doch zu frieden/ und er&#x017F;chrecket nicht &#x017F;o hart/ wir &#x017F;ind ja nicht alsbald<lb/>
gefunden/ ob man uns gleich nachfraget; dann des jungen Bauren Antwort gibt uns an-<lb/>
zeige gnug/ daß er uns zuverrahten nicht gemeinet i&#x017F;t. Wie er dann dem Reuter die&#x017F;en be-<lb/>
&#x017F;cheid erteilete; er ha&#x0364;tte den ganzen Tag biß in die &#x017F;inkende Nacht hart vor dem Dorffe in<lb/>
einem Garten ohn unterlaß gearbeitet/ aber dergleichen Leute nicht vernommen/ wu&#x0364;rde<lb/>
auch au&#x017F;&#x017F;er allem zweiffel hie&#x017F;elb&#x017F;t vergeblich nachfragen/ ma&#x017F;&#x017F;en eine Stunde vor Abends<lb/>
ein voru&#x0364;bergehender Bohte/ welchen er kennete/ berichtet/ er ha&#x0364;tte ein &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;nes Weibes-<lb/>
bild mit einem geharni&#x017F;chten Ritter nach dem I&#x017F;el&#x017F;trohm zureiten &#x017F;ehen/ und wie ihn ge-<lb/>
da&#x0364;uchte/ wa&#x0364;hre &#x017F;ie mit gutem willen von dem Ritter gefu&#x0364;hret worden. Wo i&#x017F;t di&#x017F;er Bohte<lb/>
dann geblieben? fragete der Reuter. Davon weiß ich nichts zu melden/ antwortete er/ nur<lb/>
daß er wegen &#x017F;einer Rei&#x017F;e gro&#x017F;&#x017F;e Eile vorgab/ und noch vier Meile die&#x017F;e Nacht zu lauffen<lb/>
ha&#x0364;tte/ wohin er &#x017F;ich nun gewendet/ kan ich gar nicht wi&#x017F;&#x017F;en. So ho&#x0364;re ich wol/ &#x017F;agte de&#xA75B; Reu-<lb/>
ter/ ich werde meinem Fu&#x0364;r&#x017F;ten das Bohtenlohn nicht abverdienen; kehrete &#x017F;ich hiemit zum<lb/>
Dorffe hinein und ritte &#x017F;einen Ge&#x017F;ellen nach/ deren Wolfgang 10 geza&#x0364;hlet hatte/ und &#x017F;ie al-<lb/>
le miteinander/ wie flei&#x017F;&#x017F;ig &#x017F;ie auch nachfrageten/ gar keine weitere Nachricht erhalten kun-<lb/>
ten. Un&#x017F;ere Verliebeten zweiffelten nicht/ es wu&#x0364;rden des Wendi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Aus&#x017F;peher<lb/>
&#x017F;eyn/ welcher etwa mit etlichen Vo&#x0364;lkern aus der Schlacht entrunnen/ und an einen &#x017F;ichern<lb/>
Ort &#x017F;ich gelagert ha&#x0364;tte; woran &#x017F;ie doch &#x017F;ehr irreten/ und dadurch &#x017F;ich in gro&#x017F;&#x017F;e tru&#x0364;b&#x017F;elig-<lb/>
keit und ang&#x017F;t &#x017F;tu&#x0364;rzeten. Dann es wahren die von Herkules ausge&#x017F;chikte Reuter/ mit wel-<lb/>
chen &#x017F;ie fein &#x017F;icher ha&#x0364;tten ko&#x0364;nnen u&#x0364;berkommen; aber die himli&#x017F;che Ver&#x017F;ehung wolte ïhnen<lb/>
ihre Vergnügung &#x017F;o fru&#x0364;hzeitig nicht zu&#x017F;chicken/ &#x017F;ondern &#x017F;ie mu&#x017F;ten zu ihrer be&#x017F;&#x017F;erung zuvor<lb/>
&#x017F;charff bewehret werden/ und einen herben Becher der Wiederwertigkeit austrinken/ wie<lb/>
hernacher folgen wird.</p><lb/>
          <p>Wir wenden uns aber wieder hin nach dem &#x017F;ieghaften Kriegsheer/ bey welchem der<lb/>
alte Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t mit &#x017F;einen Kindern &#x017F;ich in aller fro&#x0364;ligkeit finden ließ/ weil &#x017F;ie annoch gute<lb/>
Hoffnung hatten/ Arbianes wu&#x0364;rde &#x017F;ich &#x017F;chier ein&#x017F;tellen; wie dan&#x0303; dazumahl &#x017F;eine 150 Reu-<lb/>
ter mit dem er&#x017F;chlagenen jungen Wendi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ wiewol zimlich &#x017F;pa&#x0364;te ankahmen/ un&#x0303;<lb/>
den Bericht einbrachten/ ihr Ober&#x017F;ter ha&#x0364;tte die&#x017F;en mit eigener Hand nidergehauen/ und<lb/>
nachgehends nicht geringe mu&#x0364;he gehabt/ das flu&#x0364;chtige Fra&#x0364;ulein/ welche ihn vor eine&#x0303; Feind<lb/>
gehalten/ zuerha&#x017F;chen/ und aus der Ohmacht wieder zurechte zubringen/ da er inzwi&#x017F;chen<lb/>
ihnen hart befohlen/ nicht zu&#x017F;eumen/ &#x017F;ondern mit dem er&#x017F;chlagenen fortzugehen; doch ha&#x0364;t-<lb/>
ten &#x017F;ie ihn endlich ge&#x017F;ehen das Fra&#x0364;ulein vor &#x017F;ich auff dem Pferde fu&#x0364;hren/ und als &#x017F;ie in die<lb/>
400 flu&#x0364;chtige Feinde durch den Strom ge&#x017F;ehen hindurch&#x017F;etzen/ und durch winken ihm &#x017F;ol-<lb/>
ches zuver&#x017F;tehen gegeben/ wa&#x0364;hren &#x017F;ie gewahr worden/ daß er mit ihr den &#x017F;icher&#x017F;ten Weg<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">x x x</fw><fw place="bottom" type="catch">Su&#x0364;d-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0535] Siebendes Buch. junger Ritter in blau angelauffenem Harniſche mit guͤldener Verbluͤmung/ eine ſchoͤne adeliche Jungfer im himmelblauen Silberſtuͤk bekleidet/ in oder durch/ oder neben dieſes Dorff hinweg gefuͤhret haͤtte; welches das Fraͤulein hoͤrend/ nicht anders meinete/ als der Wendiſche Raͤuber haͤtte ſie ſchon wieder in ihrer gewalt; ruͤckete auch gar hart an ihren Liebeſten und ſagete mit ſanfter wehmuͤhtiger Stim̃e und zitterndem Leibe; Ach mein aus- erwaͤhlter Freund uñ Lebensſchaz/ ach ſchuͤtzet die eurige; gewiß gewiß laͤſſet der alte Raͤu- ber mich ſuchen/ dem ich doch lebendig nicht zuteile werden wil. Mein Seelen Schaz/ ant- wortete er/ gebt euch doch zu frieden/ und erſchrecket nicht ſo hart/ wir ſind ja nicht alsbald gefunden/ ob man uns gleich nachfraget; dann des jungen Bauren Antwort gibt uns an- zeige gnug/ daß er uns zuverrahten nicht gemeinet iſt. Wie er dann dem Reuter dieſen be- ſcheid erteilete; er haͤtte den ganzen Tag biß in die ſinkende Nacht hart vor dem Dorffe in einem Garten ohn unterlaß gearbeitet/ aber dergleichen Leute nicht vernommen/ wuͤrde auch auſſer allem zweiffel hieſelbſt vergeblich nachfragen/ maſſen eine Stunde vor Abends ein voruͤbergehender Bohte/ welchen er kennete/ berichtet/ er haͤtte ein ſehr ſchoͤnes Weibes- bild mit einem geharniſchten Ritter nach dem Iſelſtrohm zureiten ſehen/ und wie ihn ge- daͤuchte/ waͤhre ſie mit gutem willen von dem Ritter gefuͤhret worden. Wo iſt diſer Bohte dann geblieben? fragete der Reuter. Davon weiß ich nichts zu melden/ antwortete er/ nur daß er wegen ſeiner Reiſe groſſe Eile vorgab/ und noch vier Meile dieſe Nacht zu lauffen haͤtte/ wohin er ſich nun gewendet/ kan ich gar nicht wiſſen. So hoͤre ich wol/ ſagte deꝛ Reu- ter/ ich werde meinem Fuͤrſten das Bohtenlohn nicht abverdienen; kehrete ſich hiemit zum Dorffe hinein und ritte ſeinen Geſellen nach/ deren Wolfgang 10 gezaͤhlet hatte/ und ſie al- le miteinander/ wie fleiſſig ſie auch nachfrageten/ gar keine weitere Nachricht erhalten kun- ten. Unſere Verliebeten zweiffelten nicht/ es wuͤrden des Wendiſchen Fuͤrſten Ausſpeher ſeyn/ welcher etwa mit etlichen Voͤlkern aus der Schlacht entrunnen/ und an einen ſichern Ort ſich gelagert haͤtte; woran ſie doch ſehr irreten/ und dadurch ſich in groſſe truͤbſelig- keit und angſt ſtuͤrzeten. Dann es wahren die von Herkules ausgeſchikte Reuter/ mit wel- chen ſie fein ſicher haͤtten koͤnnen uͤberkommen; aber die himliſche Verſehung wolte ïhnen ihre Vergnügung ſo fruͤhzeitig nicht zuſchicken/ ſondern ſie muſten zu ihrer beſſerung zuvor ſcharff bewehret werden/ und einen herben Becher der Wiederwertigkeit austrinken/ wie hernacher folgen wird. Wir wenden uns aber wieder hin nach dem ſieghaften Kriegsheer/ bey welchem der alte Groß Fuͤrſt mit ſeinen Kindern ſich in aller froͤligkeit finden ließ/ weil ſie annoch gute Hoffnung hatten/ Arbianes wuͤrde ſich ſchier einſtellen; wie dañ dazumahl ſeine 150 Reu- ter mit dem erſchlagenen jungen Wendiſchen Fuͤrſten/ wiewol zimlich ſpaͤte ankahmen/ uñ den Bericht einbrachten/ ihr Oberſter haͤtte dieſen mit eigener Hand nidergehauen/ und nachgehends nicht geringe muͤhe gehabt/ das fluͤchtige Fraͤulein/ welche ihn vor einẽ Feind gehalten/ zuerhaſchen/ und aus der Ohmacht wieder zurechte zubringen/ da er inzwiſchen ihnen hart befohlen/ nicht zuſeumen/ ſondern mit dem erſchlagenen fortzugehen; doch haͤt- ten ſie ihn endlich geſehen das Fraͤulein vor ſich auff dem Pferde fuͤhren/ und als ſie in die 400 fluͤchtige Feinde durch den Strom geſehen hindurchſetzen/ und durch winken ihm ſol- ches zuverſtehen gegeben/ waͤhren ſie gewahr worden/ daß er mit ihr den ſicherſten Weg Suͤd- x x x

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/535
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/535>, abgerufen am 22.11.2024.