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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
muß. Worauff er zur antwort gab: O ihr mein höchsterwähltes Fräulein/ ihr einige Wol-
lust aller meiner Kräffte und Gedanken; Gott dem Herzenkündiger ist es bekant/ daß auff
diesem dürren Grase ich tausend mahl sanffter/ als auff dem Königlichen Schlosse zu Ek-
batana sitze/ nuch dem ich das Glük habe/ euer Vortrefligkeit Gegenwart zugeniessen/ deren
mein Leib und Leben nur durch den Anblik des Gemähldes ich zueigen übergeben habe; und
wolte Gott/ daß meine Geringfügigkeit von ihrer Liebe dessen könte gewirdiget werden/ wz
mein Herz suchet/ und mein untertähniges Schreiben vor diesem inständig gebehten hat/
alsdann wil Euer Liebe ich vor dem Heiligen Angesicht Gottes versprechen/ ihr nach äus-
serstem Vermägen auffzuwarten/ und alle meine Kräffte zuüben/ daß ihrer Vortrefligkeit
sie in etwas mögen scheinbar und angenehme seyn; bitte des wegen durch die herliche Vol-
kommenheit/ welche der Himmel ihr mitgeteilet/ sie wolle ihren ergebenen Knecht mit ge-
wieriger Antwort erfreuen/ oder wann derselbe ja lebendig nur unglükselig seyn sol und
muß/ ihn solches wissen lassen/ damit er auffhören könne/ dasselbe zusuchen/ wessen er/ ange-
sehen seiner Geringfügigkeit sich selbst unwirdig schätzen muß. Weil er dieses vorbrachte/
hielt er ihre beyden Hände umfangen/ küssete dieselben nach geendeter Rede ehrerbietig/
und erwartete mit höchstem Verlangen/ was ihm vor Erklärung folgen würde. Es wahr
schon zimlich finster/ daß man fast wenig sehen kunte/ welches der Fräulein Schahm in et-
was ringerte/ die sich ein wenig besinnend/ bald hernach also anfing: Durchleuchtigster
Fürst/ die Götter geben meinem Gewissen Zeugniß/ daß ich der Liebe keine einige Wissen-
schafft gehabt/ noch ihr im geringsten nachgesonnen/ ehe dann Euer Liebe und meiner Frau
Schwester Schreiben mir eingehändiget worden sind/ welches meines behalts noch nicht
40 Wochen ist. Mit was Schahm ich auch dieselben gelesen/ erinnere ich mich/ so offt ich
auff meines Herr Vaters Schlosse an die stelle gelange/ wo selbst es geschahe. Nun bedan-
ke ich mich aber sehr freundlich/ so wol der dazumahl übergeschikten kostbahren Kleinot/
als der hohen gar unverdienten Gewogenheit/ welche eure Liebe/ so wol dazumahl im
Schreiben/ als jetzo mündlich mir erzeiget hat/ erkenne zugleich die mir heut geleistete Ret-
tung billich/ und daß ich davor euer Liebe hoch verschuldet bin. Dafern auch die Götter
mir Gnade verleihen werden/ daß neben euer Liebe ich auff meines Herr Vaters Schloß
und in seine Gewarsam anlange/ wil nach eingenommenem Raht und Willen meiner
Eltern/ Brüder und Fr. Schwester/ auff euer Liebe freundliches gesinnen mich dergestalt
zuerklären wissen/ daß verhoffentlich dieselbe mit mir wird können friedlich seyn. Dieses
brachte sie aus gutem Bedacht vor/ umb zuerforschen/ ob er ihre eheliche Versprechung
biß dahin könte anstehen lassen/ welche sie ihm alsdann zugeben/ schon entschlossen wahr/
weil an ihrer Eltern und Verwanten Einwilligung sie nicht zweifelte. Dieser aber erin-
nerte sich/ dz die Großfürstin ihn etliche mal seiner Blödigkeit wegen zimlich angegriffen/
nebest Ermahnung/ er solte in allen ehrliebenden Teidungen/ so wol beym Frauenzimmer
als Mannesbildern sich frischer finden lassen/ damit er durch gar zu tieffe Blödigkeit nicht
einen Argwohn eines unädlen Herzen erweckete. Dieses munterte ihn zu weiterer Ansu-
chung auff/ weil ohndas nach art der Liebe er das ärgeste fürchtete/ ob suchete das Fräulein
durch diese ungewisse Antwort ihn nur hinzuhalten/ auff daß sie hernähst den ihrigen selbst
andeuten könte/ wessen sie sich nach ihrem Willen erklären solten; fassete demnach ihre

Händ
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Siebendes Buch.
muß. Worauff er zur antwort gab: O ihr mein hoͤchſterwaͤhltes Fraͤulein/ ihr einige Wol-
luſt aller meiner Kraͤffte und Gedanken; Gott dem Herzenkuͤndiger iſt es bekant/ daß auff
dieſem duͤrren Graſe ich tauſend mahl ſanffter/ als auff dem Koͤniglichen Schloſſe zu Ek-
batana ſitze/ nuch dem ich das Gluͤk habe/ euer Vortrefligkeit Gegenwart zugenieſſen/ deren
mein Leib und Leben nur durch den Anblik des Gemaͤhldes ich zueigen uͤbergeben habe; uñ
wolte Gott/ daß meine Geringfuͤgigkeit von ihrer Liebe deſſen koͤnte gewirdiget werden/ wz
mein Herz ſuchet/ und mein untertaͤhniges Schreiben vor dieſem inſtaͤndig gebehten hat/
alsdann wil Euer Liebe ich vor dem Heiligen Angeſicht Gottes verſprechen/ ihr nach aͤuſ-
ſerſtem Vermaͤgen auffzuwarten/ und alle meine Kraͤffte zuuͤben/ daß ihrer Vortrefligkeit
ſie in etwas moͤgen ſcheinbar und angenehme ſeyn; bitte des wegen durch die herliche Vol-
kommenheit/ welche der Himmel ihr mitgeteilet/ ſie wolle ihren ergebenen Knecht mit ge-
wieriger Antwort erfreuen/ oder wann derſelbe ja lebendig nur ungluͤkſelig ſeyn ſol und
muß/ ihn ſolches wiſſen laſſen/ damit er auffhoͤren koͤnne/ daſſelbe zuſuchen/ weſſen er/ ange-
ſehen ſeiner Geringfügigkeit ſich ſelbſt unwirdig ſchaͤtzen muß. Weil er dieſes vorbrachte/
hielt er ihre beyden Haͤnde umfangen/ kuͤſſete dieſelben nach geendeter Rede ehrerbietig/
und erwartete mit hoͤchſtem Verlangen/ was ihm vor Erklaͤrung folgen wuͤrde. Es wahr
ſchon zimlich finſter/ daß man faſt wenig ſehen kunte/ welches der Fraͤulein Schahm in et-
was ringerte/ die ſich ein wenig beſinnend/ bald hernach alſo anfing: Durchleuchtigſter
Fuͤrſt/ die Goͤtter geben meinem Gewiſſen Zeugniß/ daß ich der Liebe keine einige Wiſſen-
ſchafft gehabt/ noch ihr im geringſten nachgeſonnen/ ehe dann Euer Liebe und meiner Frau
Schweſter Schreiben mir eingehaͤndiget worden ſind/ welches meines behalts noch nicht
40 Wochen iſt. Mit was Schahm ich auch dieſelben geleſen/ erinnere ich mich/ ſo offt ich
auff meines Herr Vaters Schloſſe an die ſtelle gelange/ wo ſelbſt es geſchahe. Nun bedan-
ke ich mich aber ſehr freundlich/ ſo wol der dazumahl uͤbergeſchikten koſtbahren Kleinot/
als der hohen gar unverdienten Gewogenheit/ welche eure Liebe/ ſo wol dazumahl im
Schreiben/ als jetzo muͤndlich mir erzeiget hat/ erkenne zugleich die mir heut geleiſtete Ret-
tung billich/ und daß ich davor euer Liebe hoch verſchuldet bin. Dafern auch die Goͤtter
mir Gnade verleihen werden/ daß neben euer Liebe ich auff meines Herr Vaters Schloß
und in ſeine Gewarſam anlange/ wil nach eingenommenem Raht und Willen meiner
Eltern/ Bruͤder und Fr. Schweſter/ auff euer Liebe freundliches geſinnen mich dergeſtalt
zuerklaͤren wiſſen/ daß verhoffentlich dieſelbe mit mir wird koͤnnen friedlich ſeyn. Dieſes
brachte ſie aus gutem Bedacht vor/ umb zuerforſchen/ ob er ihre eheliche Verſprechung
biß dahin koͤnte anſtehen laſſen/ welche ſie ihm alsdann zugeben/ ſchon entſchloſſen wahr/
weil an ihrer Eltern und Verwanten Einwilligung ſie nicht zweifelte. Dieſer aber erin-
nerte ſich/ dz die Großfürſtin ihn etliche mal ſeiner Bloͤdigkeit wegen zimlich angegriffen/
nebeſt Ermahnung/ er ſolte in allen ehrliebenden Teidungen/ ſo wol beym Frauenzimmer
als Mannesbildern ſich friſcher finden laſſen/ damit er durch gar zu tieffe Bloͤdigkeit nicht
einen Argwohn eines unaͤdlen Herzen erweckete. Dieſes munterte ihn zu weiterer Anſu-
chung auff/ weil ohndas nach art der Liebe er das aͤrgeſte fürchtete/ ob ſuchete das Fraͤulein
durch dieſe ungewiſſe Antwort ihn nur hinzuhalten/ auff daß ſie hernaͤhſt den ihrigen ſelbſt
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[517/0523] Siebendes Buch. muß. Worauff er zur antwort gab: O ihr mein hoͤchſterwaͤhltes Fraͤulein/ ihr einige Wol- luſt aller meiner Kraͤffte und Gedanken; Gott dem Herzenkuͤndiger iſt es bekant/ daß auff dieſem duͤrren Graſe ich tauſend mahl ſanffter/ als auff dem Koͤniglichen Schloſſe zu Ek- batana ſitze/ nuch dem ich das Gluͤk habe/ euer Vortrefligkeit Gegenwart zugenieſſen/ deren mein Leib und Leben nur durch den Anblik des Gemaͤhldes ich zueigen uͤbergeben habe; uñ wolte Gott/ daß meine Geringfuͤgigkeit von ihrer Liebe deſſen koͤnte gewirdiget werden/ wz mein Herz ſuchet/ und mein untertaͤhniges Schreiben vor dieſem inſtaͤndig gebehten hat/ alsdann wil Euer Liebe ich vor dem Heiligen Angeſicht Gottes verſprechen/ ihr nach aͤuſ- ſerſtem Vermaͤgen auffzuwarten/ und alle meine Kraͤffte zuuͤben/ daß ihrer Vortrefligkeit ſie in etwas moͤgen ſcheinbar und angenehme ſeyn; bitte des wegen durch die herliche Vol- kommenheit/ welche der Himmel ihr mitgeteilet/ ſie wolle ihren ergebenen Knecht mit ge- wieriger Antwort erfreuen/ oder wann derſelbe ja lebendig nur ungluͤkſelig ſeyn ſol und muß/ ihn ſolches wiſſen laſſen/ damit er auffhoͤren koͤnne/ daſſelbe zuſuchen/ weſſen er/ ange- ſehen ſeiner Geringfügigkeit ſich ſelbſt unwirdig ſchaͤtzen muß. Weil er dieſes vorbrachte/ hielt er ihre beyden Haͤnde umfangen/ kuͤſſete dieſelben nach geendeter Rede ehrerbietig/ und erwartete mit hoͤchſtem Verlangen/ was ihm vor Erklaͤrung folgen wuͤrde. Es wahr ſchon zimlich finſter/ daß man faſt wenig ſehen kunte/ welches der Fraͤulein Schahm in et- was ringerte/ die ſich ein wenig beſinnend/ bald hernach alſo anfing: Durchleuchtigſter Fuͤrſt/ die Goͤtter geben meinem Gewiſſen Zeugniß/ daß ich der Liebe keine einige Wiſſen- ſchafft gehabt/ noch ihr im geringſten nachgeſonnen/ ehe dann Euer Liebe und meiner Frau Schweſter Schreiben mir eingehaͤndiget worden ſind/ welches meines behalts noch nicht 40 Wochen iſt. Mit was Schahm ich auch dieſelben geleſen/ erinnere ich mich/ ſo offt ich auff meines Herr Vaters Schloſſe an die ſtelle gelange/ wo ſelbſt es geſchahe. Nun bedan- ke ich mich aber ſehr freundlich/ ſo wol der dazumahl uͤbergeſchikten koſtbahren Kleinot/ als der hohen gar unverdienten Gewogenheit/ welche eure Liebe/ ſo wol dazumahl im Schreiben/ als jetzo muͤndlich mir erzeiget hat/ erkenne zugleich die mir heut geleiſtete Ret- tung billich/ und daß ich davor euer Liebe hoch verſchuldet bin. Dafern auch die Goͤtter mir Gnade verleihen werden/ daß neben euer Liebe ich auff meines Herr Vaters Schloß und in ſeine Gewarſam anlange/ wil nach eingenommenem Raht und Willen meiner Eltern/ Bruͤder und Fr. Schweſter/ auff euer Liebe freundliches geſinnen mich dergeſtalt zuerklaͤren wiſſen/ daß verhoffentlich dieſelbe mit mir wird koͤnnen friedlich ſeyn. Dieſes brachte ſie aus gutem Bedacht vor/ umb zuerforſchen/ ob er ihre eheliche Verſprechung biß dahin koͤnte anſtehen laſſen/ welche ſie ihm alsdann zugeben/ ſchon entſchloſſen wahr/ weil an ihrer Eltern und Verwanten Einwilligung ſie nicht zweifelte. Dieſer aber erin- nerte ſich/ dz die Großfürſtin ihn etliche mal ſeiner Bloͤdigkeit wegen zimlich angegriffen/ nebeſt Ermahnung/ er ſolte in allen ehrliebenden Teidungen/ ſo wol beym Frauenzimmer als Mannesbildern ſich friſcher finden laſſen/ damit er durch gar zu tieffe Bloͤdigkeit nicht einen Argwohn eines unaͤdlen Herzen erweckete. Dieſes munterte ihn zu weiterer Anſu- chung auff/ weil ohndas nach art der Liebe er das aͤrgeſte fürchtete/ ob ſuchete das Fraͤulein durch dieſe ungewiſſe Antwort ihn nur hinzuhalten/ auff daß ſie hernaͤhſt den ihrigen ſelbſt andeuten koͤnte/ weſſen ſie ſich nach ihrem Willen erklaͤren ſolten; faſſete demnach ihre Haͤnd t t t iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/523>, abgerufen am 22.11.2024.