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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Hände auffs neue/ küssete dieselben/ und fing also an: Mein allerschönstes Fräulein/ ich be-
danke mich vorerst ganz demühtig/ daß ihre Liebe dieses mein anmuhten mit geduldigen Oh-
ren angehöret/ und mit keinem äusserlichen Unwillen auffgenommen hat; und wolte Gott/
daß meine Seele mit der gegebenen Antwort sich könte befriedigen lassen/ und dieselbe mich
nicht ansträngete/ ihrer Liebe weiters noch beschwerlich zuseyn; aber die Furcht/ welche al-
lemahl rechtschaffene Liebe begleitet/ zwinget und nöhtiget mich/ umb eine beständige Er-
klärung auff mein inbrünstiges ansuchen anzuhalten/ damit ich der hefftigen Peinigung/
welche die Ungewißheit in mir erwercket/ entrissen/ nach so langer Angst und quahl in ruhe
gesetzet werden/ und Erleichterung empfinden möge. Es erwäge doch mein Fräulein in
ihrem hochvernünfftigen Herzen/ was unleidliche Schmerzen heut unter den Händen ih-
rer Räuber/ und hernach wegen des Alten anzeige sie empfunden/ da sie anfangs durch
Ohmacht vom Pferde herunter geworffen/ und wegen des lezten in solche Erschütterung
gerahten ist/ daß sie ihrer eigenen Gliedmassen nicht mächtig seyn mögen. Nun beteure ich
aber bey meinen ritterlichen Ehren/ daß die Liebesangst in mir ungleich grössere Pein und
Schmerzen verursachet/ als wann mein Leib von Räubern und Mördern in hundert tau-
send Stücken zerhacket würde; Ja solte die Hoffnung welche meine Durchl. Fr. Schwe-
ster durch ihren Trost biß daher in mir geetzet und erhalten/ nunmehr ersterben und ganz
abe seyn/ wolte ich lieber gleich diese Stunde mich in die Hände der mörderischen Bauren
ergeben/ damit nur mein Jammer dereins zur Endschafft gelangen möchte. Mit welchen
Worten er als ein todter Mensch bey ihr niderstürzete/ und ihr daher schier ein gleichmäs-
siges begegnet währen; ruffen durffte sie nicht/ weil sie sich dadurch in Lebensgefahr stür-
zen möchte; so hielt auch anfangs die Blödigkeit sie abe/ dem Fürsten Hülffe zuerzeigen/
biß sie endlich durch Liebe überwunden/ ihn nach vermögen schüttelte; hernach etwz mehr
sich erkühnend/ ihm das Wammes auffrisse/ und da solches noch nicht helffen wolte/ ihm
des überbliebenen Biers unter das Angesicht streich/ wodurch er endlich wieder zu sich sel-
ber kam/ da er mit schwacher Stimme sagete: Ach mein Gott/ was sanffter Tod würde
mirs seyn/ wann in den allerschönsten Armen ich sterben solte/ von denen lebendig umfan-
gen zuwerden ich vielleicht gar zu unwert bin; fing hierauff an seinen dreyfachen doppelten
Reim mit leiser Stimme herzusagen/ wiewol mit einer geringen Verenderung der beyden
lezten im ersten Satze/ auff diese Art:

[Spaltenumbruch]
O Du klare Sonne du/
O erleuchte meine Sinnen/
Wende deine Gunst mir zu/
[Spaltenumbruch] Und laß gelten mein beginnen/
Wo nicht/ muß in einem Nuh/
Mein verliebter Geist zerrinnen.

Das Fräulein/ die solcher strängen anläuffe allerdinge ungewohnet wahr/ antwortete ihm
mit sehr trauriger Rede: Ach mein Fürst/ sagte sie/ was vor Ursach hat eure Liebe/ sich über
mich zubeschweren/ ja sich und mich in so herzlichen Kummer zuversenken? ist es nit schon
unglüks gnug/ daß wir unserer Fürstlichen Hocheit vergessen/ und umb eines schändlichen
Mörders willen/ unsere Lebensfristung in einer elenden Bauren Hütten suchen müssen?
und wollen uns durch unnöhtige Gedanken und falsche einbildungen selbst ersticken/ da doch
wildfremde zu unserer Erhaltung bemühet sind? wird mein Fürst solcher gestalt fortfah-
ren/ so bestelle er nur bey dem Alten/ daß etliche Mörder herzugeruffen werden/ die können

uns

Siebendes Buch.
Haͤnde auffs neue/ kuͤſſete dieſelben/ und fing alſo an: Mein allerſchoͤnſtes Fraͤulein/ ich be-
danke mich vorerſt ganz demuͤhtig/ daß ihre Liebe dieſes mein anmuhten mit geduldigẽ Oh-
ren angehoͤret/ und mit keinem aͤuſſerlichen Unwillen auffgenommen hat; und wolte Gott/
daß meine Seele mit der gegebenen Antwort ſich koͤnte befriedigen laſſen/ uñ dieſelbe mich
nicht anſtraͤngete/ ihrer Liebe weiters noch beſchwerlich zuſeyn; aber die Furcht/ welche al-
lemahl rechtſchaffene Liebe begleitet/ zwinget und noͤhtiget mich/ umb eine beſtaͤndige Er-
klaͤrung auff mein inbruͤnſtiges anſuchen anzuhalten/ damit ich der hefftigen Peinigung/
welche die Ungewißheit in mir erwercket/ entriſſen/ nach ſo langer Angſt und quahl in ruhe
geſetzet werden/ und Erleichterung empfinden moͤge. Es erwaͤge doch mein Fraͤulein in
ihrem hochvernuͤnfftigen Herzen/ was unleidliche Schmerzen heut unter den Haͤnden ih-
rer Raͤuber/ und hernach wegen des Alten anzeige ſie empfunden/ da ſie anfangs durch
Ohmacht vom Pferde herunter geworffen/ und wegen des lezten in ſolche Erſchuͤtterung
gerahten iſt/ daß ſie ihrer eigenen Gliedmaſſen nicht maͤchtig ſeyn moͤgen. Nun beteure ich
aber bey meinen ritterlichen Ehren/ daß die Liebesangſt in mir ungleich groͤſſere Pein und
Schmerzen verurſachet/ als wann mein Leib von Raͤubern und Moͤrdern in hundert tau-
ſend Stücken zerhacket wuͤrde; Ja ſolte die Hoffnung welche meine Durchl. Fr. Schwe-
ſter durch ihren Troſt biß daher in mir geetzet und erhalten/ nunmehr erſterben und ganz
abe ſeyn/ wolte ich lieber gleich dieſe Stunde mich in die Haͤnde der moͤrderiſchen Baurẽ
ergeben/ damit nur mein Jammer dereins zur Endſchafft gelangen moͤchte. Mit welchen
Worten er als ein todter Menſch bey ihr niderſtuͤrzete/ und ihr daher ſchier ein gleichmaͤſ-
ſiges begegnet waͤhren; ruffen durffte ſie nicht/ weil ſie ſich dadurch in Lebensgefahr ſtuͤr-
zen moͤchte; ſo hielt auch anfangs die Bloͤdigkeit ſie abe/ dem Fuͤrſten Huͤlffe zuerzeigen/
biß ſie endlich durch Liebe uͤberwunden/ ihn nach vermoͤgen ſchuͤttelte; hernach etwz mehr
ſich erkuͤhnend/ ihm das Wammes auffriſſe/ und da ſolches noch nicht helffen wolte/ ihm
des uͤberbliebenen Biers unter das Angeſicht ſtreich/ wodurch eꝛ endlich wieder zu ſich ſel-
ber kam/ da er mit ſchwacher Stimme ſagete: Ach mein Gott/ was ſanffter Tod wuͤrde
mirs ſeyn/ wann in den allerſchoͤnſten Armen ich ſterben ſolte/ von denen lebendig umfan-
gen zuwerden ich vielleicht gar zu unwert bin; fing hierauff an ſeinen dreyfachen doppelten
Reim mit leiſer Stimme herzuſagen/ wiewol mit einer geringen Verenderung der beyden
lezten im erſten Satze/ auff dieſe Art:

[Spaltenumbruch]
O Du klare Sonne du/
O erleuchte meine Sinnen/
Wende deine Gunſt mir zu/
[Spaltenumbruch] Und laß gelten mein beginnen/
Wo nicht/ muß in einem Nuh/
Mein verliebter Geiſt zerrinnen.

Das Fraͤulein/ die ſolcher ſtraͤngen anlaͤuffe allerdinge ungewohnet wahr/ antwortete ihm
mit ſehr trauriger Rede: Ach mein Fürſt/ ſagte ſie/ was vor Urſach hat eure Liebe/ ſich uͤber
mich zubeſchweren/ ja ſich und mich in ſo herzlichen Kummer zuverſenken? iſt es nit ſchon
ungluͤks gnug/ daß wir unſerer Fuͤrſtlichen Hocheit vergeſſen/ und umb eines ſchaͤndlichen
Moͤrders willen/ unſere Lebensfriſtung in einer elenden Bauren Huͤtten ſuchen muͤſſen?
und wollen uns durch unnoͤhtige Gedanken uñ falſche einbildungen ſelbſt erſticken/ da doch
wildfremde zu unſerer Erhaltung bemuͤhet ſind? wird mein Fürſt ſolcher geſtalt fortfah-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/524>, abgerufen am 22.11.2024.