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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
winketen/ auch bald darauff zur Seite aus Sudwerz wichen; bald hernach sahen sie viel
zustreuete Völker über die Isel setzen/ und bey hundert stark ausreissen; daher Arbianes
zu dem Fräulein sagete: Als viel ich merke/ ist Gott Lob/ der herliche Sieg an unser seiten
erstritten/ wann wir nur glüklich möchten hinüber seyn; Wollen wir aber nicht in der flüch-
tigen rachgierigen Feinde Hände gerahten/ müssen wir uns von dem Wege gegen Suden
begeben/ weil die Feinde sich West- und Nordwest-werz wenden; hieb damit seinen starken
Gaul an/ und ließ ihn immer durch das offene Feld hin lauffen/ biß er auff einen schmalen
Fußpfad geriet/ auff welchem er hinritte/ und nicht anders meynete/ weil er seinen bißher
so hochgewünscheten Schaz vor sich auff der Schos führete/ könte es ihm an nichts mehr
gebrechen.

Umb diese Zeit kam der Groß Fürst auff der Wahlstat an/ sahe daselbst die überaus
grosse Menge der Erschlagenen liegen/ und hielt sich nicht lange unter denen auff/ sondern
nam den nähesten Weg nach dem Lager/ hielt seine Völker enge umb sich zusammen/ weil
er sich eines überfalles befürchtete/ und ihm schon etliche Schaaren auffgestossen wahren.
Als er unser Sieghaftes Heer/ welches sich zur Plunderung fertig machete/ von ferne er-
sahe/ schickete er 30 Reuter voraus/ seine ankunft anzumelden/ da dann Baldrich und Sieg-
ward neben Leches (der samt Fabius und Gallus den Feinden zeitig wieder entrissen wahr)
ihm mit entblösseten Häuptern entgegen ritten/ wurden auch mit freuden empfangen/ son-
derlich da sie noch frisch und ohn sonderliche Verwundung wahren. Geliebter Sohn/ fing
der Groß Fürst an/ ob dein Bruder Herkules in den abgelegenen Morgenländern ihm ei-
nen grossen Nahmen erwirbet/ so muß doch deiner billich vorgesetzet werden/ weil du in ret-
tung deiner Eltern dich gebrauchest/ und dein Vaterland zu schützen/ dir lässest angelegen
seyn; und wie bistu doch eben zu so glüklicher Stunde wieder zu Hause angelanget/ da wir
dich schon vor Tod beklaget haben? Gn. Herr Vater/ antwortete er; Euer Unfal ist mir
sehr zu herzen gangen/ dessen ich doch bald vergessen wil/ nach dem ich euch neben meiner
herzlieben Fr. Mutter frisch und gesund sehe. Er wolte mehr reden/ aber die Mutter fiel
ihm umb den Hals/ herzete und küssete ihn/ sprechend: O mein herzlieber Sohn/ ich habe
dich schon etliche Zeit als einen erschlagenen oder im Meer ersoffenen beweinet; wie füh-
ren dann die gütigen Götter dich bey so gelegener Zeit zu unser Rettung her? Allerliebste Fr.
Mutter/ antwortete er; Ich habe Gott lob bißher sehr wol gelebet/ und neben meinen Bru-
der Fürst Siegward hie gegenwärtig/ Ruhm und Ehre/ Geld und Gut erstritten; dz wir
aber zu euer Rettung ankommen sind/ haben wir der barmherzigkeit des Almächtigen Got-
tes allemiteinander billich zu danken/ wiewol ich das wenigste dabey getahn/ sondern die
trefliche Persische Herren Gesanten/ die wir zu Prag angetroffen/ haben durch ihre Sieg-
hafte Schwerter und hochverständige anordnung den Feind erlegt/ und den schönen Sieg
erstritten. Diese sind von meinem lieben Herr Bruder Groß Fürst Herkules/ und König
Ladisla heraus gesand/ haben etliche hundert Wagen mit Golde und Kleinoten geladen/
aus den Asiatischen Ländern gebracht/ welche ihnen zustehen/ und können diese nicht gnug
rühmen/ wie hoch sie beyde daselbst geliebet und geehret werden; und ob man ihnen gleich
grosse Königreiche auffgetragen/ wollen sie es doch nicht annehmen/ weil sie entschlossen
sind/ in ihrem Vaterlande zu sterben/ und daselbst ihr übriges Leben zuzubringen/ dessen ich

mich

Siebendes Buch.
winketen/ auch bald darauff zur Seite aus Sudwerz wichen; bald hernach ſahen ſie viel
zuſtreuete Voͤlker uͤber die Iſel ſetzen/ und bey hundert ſtark ausreiſſen; daher Arbianes
zu dem Fraͤulein ſagete: Als viel ich merke/ iſt Gott Lob/ der herliche Sieg an unſer ſeiten
erſtritten/ wann wir nur gluͤklich moͤchten hinüber ſeyn; Wollen wir aber nicht in der flüch-
tigen rachgierigen Feinde Haͤnde gerahten/ muͤſſen wir uns von dem Wege gegen Suden
begeben/ weil die Feinde ſich Weſt- und Nordweſt-werz wenden; hieb damit ſeinen ſtarkẽ
Gaul an/ und ließ ihn immer durch das offene Feld hin lauffen/ biß er auff einen ſchmalen
Fußpfad geriet/ auff welchem er hinritte/ und nicht anders meynete/ weil er ſeinen bißher
ſo hochgewuͤnſcheten Schaz vor ſich auff der Schos fuͤhrete/ koͤnte es ihm an nichts mehr
gebrechen.

Umb dieſe Zeit kam der Groß Fuͤrſt auff der Wahlſtat an/ ſahe daſelbſt die uͤberaus
groſſe Menge der Erſchlagenen liegen/ und hielt ſich nicht lange unter denen auff/ ſondern
nam den naͤheſten Weg nach dem Lager/ hielt ſeine Voͤlker enge umb ſich zuſammen/ weil
er ſich eines uͤberfalles befuͤrchtete/ und ihm ſchon etliche Schaaren auffgeſtoſſen wahren.
Als er unſer Sieghaftes Heer/ welches ſich zur Plunderung fertig machete/ von ferne er-
ſahe/ ſchickete er 30 Reuter voraus/ ſeine ankunft anzumelden/ da dann Baldrich und Sieg-
ward neben Leches (der ſamt Fabius und Gallus den Feinden zeitig wieder entriſſen wahr)
ihm mit entbloͤſſeten Haͤuptern entgegen ritten/ wurden auch mit freuden empfangen/ ſon-
derlich da ſie noch friſch und ohn ſonderliche Verwundung wahren. Geliebter Sohn/ fing
der Groß Fuͤrſt an/ ob dein Bruder Herkules in den abgelegenen Morgenlaͤndern ihm ei-
nen groſſen Nahmen erwirbet/ ſo muß doch deiner billich vorgeſetzet werden/ weil du in ret-
tung deiner Eltern dich gebraucheſt/ und dein Vaterland zu ſchuͤtzen/ dir laͤſſeſt angelegen
ſeyn; und wie biſtu doch eben zu ſo gluͤklicher Stunde wieder zu Hauſe angelanget/ da wir
dich ſchon vor Tod beklaget haben? Gn. Herr Vater/ antwortete er; Euer Unfal iſt mir
ſehr zu herzen gangen/ deſſen ich doch bald vergeſſen wil/ nach dem ich euch neben meiner
herzlieben Fr. Mutter friſch und geſund ſehe. Er wolte mehr reden/ aber die Mutter fiel
ihm umb den Hals/ herzete und kuͤſſete ihn/ ſprechend: O mein herzlieber Sohn/ ich habe
dich ſchon etliche Zeit als einen erſchlagenen oder im Meer erſoffenen beweinet; wie füh-
ren dañ die guͤtigen Goͤtter dich bey ſo gelegener Zeit zu unſer Rettung her? Allerliebſte Fꝛ.
Mutter/ antwortete er; Ich habe Gott lob bißher ſehr wol gelebet/ und neben meinen Bru-
der Fuͤrſt Siegward hie gegenwaͤrtig/ Ruhm und Ehre/ Geld und Gut erſtritten; dz wir
aber zu euer Rettung ankommen ſind/ haben wir der barmherzigkeit des Almaͤchtigen Got-
tes allemiteinander billich zu danken/ wiewol ich das wenigſte dabey getahn/ ſondern die
trefliche Perſiſche Herren Geſanten/ die wir zu Prag angetroffen/ haben durch ihre Sieg-
hafte Schwerter und hochverſtaͤndige anordnung den Feind erlegt/ und den ſchoͤnen Sieg
erſtritten. Dieſe ſind von meinem lieben Herr Bruder Groß Fuͤrſt Herkules/ und Koͤnig
Ladiſla heraus geſand/ haben etliche hundert Wagen mit Golde und Kleinoten geladen/
aus den Aſiatiſchen Laͤndern gebracht/ welche ihnen zuſtehen/ und koͤnnen dieſe nicht gnug
rühmen/ wie hoch ſie beyde daſelbſt geliebet und geehret werden; und ob man ihnen gleich
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[503/0509] Siebendes Buch. winketen/ auch bald darauff zur Seite aus Sudwerz wichen; bald hernach ſahen ſie viel zuſtreuete Voͤlker uͤber die Iſel ſetzen/ und bey hundert ſtark ausreiſſen; daher Arbianes zu dem Fraͤulein ſagete: Als viel ich merke/ iſt Gott Lob/ der herliche Sieg an unſer ſeiten erſtritten/ wann wir nur gluͤklich moͤchten hinüber ſeyn; Wollen wir aber nicht in der flüch- tigen rachgierigen Feinde Haͤnde gerahten/ muͤſſen wir uns von dem Wege gegen Suden begeben/ weil die Feinde ſich Weſt- und Nordweſt-werz wenden; hieb damit ſeinen ſtarkẽ Gaul an/ und ließ ihn immer durch das offene Feld hin lauffen/ biß er auff einen ſchmalen Fußpfad geriet/ auff welchem er hinritte/ und nicht anders meynete/ weil er ſeinen bißher ſo hochgewuͤnſcheten Schaz vor ſich auff der Schos fuͤhrete/ koͤnte es ihm an nichts mehr gebrechen. Umb dieſe Zeit kam der Groß Fuͤrſt auff der Wahlſtat an/ ſahe daſelbſt die uͤberaus groſſe Menge der Erſchlagenen liegen/ und hielt ſich nicht lange unter denen auff/ ſondern nam den naͤheſten Weg nach dem Lager/ hielt ſeine Voͤlker enge umb ſich zuſammen/ weil er ſich eines uͤberfalles befuͤrchtete/ und ihm ſchon etliche Schaaren auffgeſtoſſen wahren. Als er unſer Sieghaftes Heer/ welches ſich zur Plunderung fertig machete/ von ferne er- ſahe/ ſchickete er 30 Reuter voraus/ ſeine ankunft anzumelden/ da dann Baldrich und Sieg- ward neben Leches (der ſamt Fabius und Gallus den Feinden zeitig wieder entriſſen wahr) ihm mit entbloͤſſeten Haͤuptern entgegen ritten/ wurden auch mit freuden empfangen/ ſon- derlich da ſie noch friſch und ohn ſonderliche Verwundung wahren. Geliebter Sohn/ fing der Groß Fuͤrſt an/ ob dein Bruder Herkules in den abgelegenen Morgenlaͤndern ihm ei- nen groſſen Nahmen erwirbet/ ſo muß doch deiner billich vorgeſetzet werden/ weil du in ret- tung deiner Eltern dich gebraucheſt/ und dein Vaterland zu ſchuͤtzen/ dir laͤſſeſt angelegen ſeyn; und wie biſtu doch eben zu ſo gluͤklicher Stunde wieder zu Hauſe angelanget/ da wir dich ſchon vor Tod beklaget haben? Gn. Herr Vater/ antwortete er; Euer Unfal iſt mir ſehr zu herzen gangen/ deſſen ich doch bald vergeſſen wil/ nach dem ich euch neben meiner herzlieben Fr. Mutter friſch und geſund ſehe. Er wolte mehr reden/ aber die Mutter fiel ihm umb den Hals/ herzete und kuͤſſete ihn/ ſprechend: O mein herzlieber Sohn/ ich habe dich ſchon etliche Zeit als einen erſchlagenen oder im Meer erſoffenen beweinet; wie füh- ren dañ die guͤtigen Goͤtter dich bey ſo gelegener Zeit zu unſer Rettung her? Allerliebſte Fꝛ. Mutter/ antwortete er; Ich habe Gott lob bißher ſehr wol gelebet/ und neben meinen Bru- der Fuͤrſt Siegward hie gegenwaͤrtig/ Ruhm und Ehre/ Geld und Gut erſtritten; dz wir aber zu euer Rettung ankommen ſind/ haben wir der barmherzigkeit des Almaͤchtigen Got- tes allemiteinander billich zu danken/ wiewol ich das wenigſte dabey getahn/ ſondern die trefliche Perſiſche Herren Geſanten/ die wir zu Prag angetroffen/ haben durch ihre Sieg- hafte Schwerter und hochverſtaͤndige anordnung den Feind erlegt/ und den ſchoͤnen Sieg erſtritten. Dieſe ſind von meinem lieben Herr Bruder Groß Fuͤrſt Herkules/ und Koͤnig Ladiſla heraus geſand/ haben etliche hundert Wagen mit Golde und Kleinoten geladen/ aus den Aſiatiſchen Laͤndern gebracht/ welche ihnen zuſtehen/ und koͤnnen dieſe nicht gnug rühmen/ wie hoch ſie beyde daſelbſt geliebet und geehret werden; und ob man ihnen gleich groſſe Koͤnigreiche auffgetragen/ wollen ſie es doch nicht annehmen/ weil ſie entſchloſſen ſind/ in ihrem Vaterlande zu ſterben/ und daſelbſt ihr uͤbriges Leben zuzubringen/ deſſen ich mich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/509>, abgerufen am 22.11.2024.