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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
leiden/ drängeten mit 200 Mann hindurch/ und hoffeten ihn zuentsetzen/ aber sie kahmen
zuspät/ und musten ansehen/ was Gestalt er von sechs Gepanzerten angefasset und davon
getragen ward; worüber diese beiden sich der Gestalt eiferten/ daß sie ungescheuhet aller
Gefahr hinein fielen/ und einen grossen Raum ümb sich macheten/ biß Krito selbst mit sei-
nem besten Kern auff sie loßging/ und sie beide anpackete/ nach dem Gallus zimlich verwun-
det wahr. Ladisla wuste eigentlich nicht/ wie es hieselbst zuginge/ nur/ weil er das Häupt-
Banier daselbst fliegen sahe/ zweiffelte er nicht/ den alten Fürsten daselbst anzutreffen/ fiel
mit 4000 der besten Manschafft gleich darauf zu/ risse es dem Fähndrich mit eigener Hand
hinweg/ welcher auch sein Leben dabey zusetzen muste/ und hielt mit unablässigem stechen
und hauen an/ daß ihm niemand mehr stehen durffte. Krito wahr nicht weit davon/
sahe wol/ daß er endlich erliegen müste/ wolte doch solange möglich/ Widerstand tuhn/ und
sein Leben verkäuffen/ so teur es gelten könte. Er hätte seine Manschafft gerne wieder zum
Stande und in Ordnung gebracht/ aber der Feind gönnete ihm so viel Zeit nicht; endlich
funden sich noch 400 Mann zu ihm/ deren Führer zu ihm sagete: Gnädigster Fürst/ sehet
daß ihr eur Leben durch die Flucht rettet/ nachdem alles schon verlohren ist/ ich wil/ wo
möglich/ des Feindes Nachdruk so lange auffhalten/ biß ihr auß dem Gedränge seyn wer-
det. Zu späte/ zu späte/ antwortete er; hier ist weder Pferd noch andere Gelegenheit/ davon
zukommen/ wo wir nicht mit dem Schwerte uns den Weg mitten durch den Feind öffnen;
wollen demnach fechten/ so lange warm Blut in uns ist/ ob wir die Häupter dieses feindli-
chen Heers treffen/ und sie mit uns in den Tod nehmen könten; setzete damit auff Ladisla
mit grimmiger Wuht/ und musten alle die es sahen/ bekennen/ daß wo das ganze Heer sei-
ne Schuldigkeit solcher Gestalt geleistet hätte/ würde der Sieg an unser Seiten sehr blu-
tig gewesen seyn/ oder wol gar verlohren. Nun war Ladisla nicht gewohnet/ den Fus hinter
sich zusetzen/ und muste gleichwol diesern tapfern Schaar anfangs Willen gönnen/ aber
nach dem er sich mit 600 Mann vergeselschafftet/ und eine feste Ordnung geschlossen hat-
te/ trat er diesem Feinde muhtig entgegen/ und nach kurzem Gefechte geriet er an Fürst
Krito/ mit welchem ers wagete/ und ihn auß aller Krafft bestund/ so daß derselbe endlich
strauchelte/ und wie hefftig er sich gleich sträubete/ gefänglich angenommen/ auß dem Ge-
dränge geführet/ verbunden/ und in gute Verwahrung geleget ward. Worauff es nicht
lange anstund/ daß das feindliche Heer zurük wiche/ die Waffen von sich warff/ und ümb
Gnad und Barmherzigkeit flehete. Ladisla befahl alsbald/ daß man das Blutvergiessen
angäbe/ und alles was sich demütigte/ lebendig gefangen nähme/ welches zwar geschahe/
aber doch also/ daß die Gefangenen aller ihrer Waffen und Kleider beraubet/ und wie das
unvernünfftige Vieh zusammen getrieben wurden.

So bald Arbianes die feindlichen Hinter Schaaren erreichete/ hieb er alles nider/
und galt ihm gleich/ ob sich einer zur Gegenwehr stellete oder üm Gnade baht/ daher der
Wendische junge Fürst bewogen ward/ seine Völker üm sich zusamlen/ und sich zum Tref-
fen fertig zuhalten/ meinete Anfangs nicht anders/ es währen seines Vaters Leute/ so ihm
nachgeschikt/ das Fräulein auß seinen Händen zureissen/ und ihn nider zumachen/ welches
er dem Fräulein fest einbildete/ die er 4 Reutern zu verwahren gab/ ein wenig abwertz mit
ihr zureiten/ und beklagete höchlich/ daß er nicht mit mehrer Mannschafft sich auff den

Weg
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Siebendes Buch.
leiden/ draͤngeten mit 200 Mann hindurch/ und hoffeten ihn zuentſetzen/ aber ſie kahmen
zuſpaͤt/ und muſten anſehen/ was Geſtalt er von ſechs Gepanzerten angefaſſet und davon
getragen ward; woruͤber dieſe beiden ſich der Geſtalt eiferten/ daß ſie ungeſcheuhet aller
Gefahr hinein fielen/ und einen groſſen Raum ümb ſich macheten/ biß Krito ſelbſt mit ſei-
nem beſten Kern auff ſie loßging/ und ſie beide anpackete/ nach dem Gallus zimlich verwun-
det wahr. Ladiſla wuſte eigentlich nicht/ wie es hieſelbſt zuginge/ nur/ weil er das Haͤupt-
Banier daſelbſt fliegen ſahe/ zweiffelte er nicht/ den alten Fuͤrſten daſelbſt anzutreffen/ fiel
mit 4000 der beſten Manſchafft gleich daꝛauf zu/ riſſe es dem Faͤhndrich mit eigener Hand
hinweg/ welcher auch ſein Leben dabey zuſetzen muſte/ und hielt mit unablaͤſſigem ſtechen
und hauen an/ daß ihm niemand mehr ſtehen durffte. Krito wahr nicht weit davon/
ſahe wol/ daß er endlich erliegen müſte/ wolte doch ſolange moͤglich/ Widerſtand tuhn/ und
ſein Leben verkaͤuffen/ ſo teur es gelten koͤnte. Er haͤtte ſeine Manſchafft gerne wieder zum
Stande und in Ordnung gebracht/ aber der Feind goͤnnete ihm ſo viel Zeit nicht; endlich
funden ſich noch 400 Mann zu ihm/ deren Fuͤhrer zu ihm ſagete: Gnaͤdigſter Fuͤrſt/ ſehet
daß ihr eur Leben durch die Flucht rettet/ nachdem alles ſchon verlohren iſt/ ich wil/ wo
moͤglich/ des Feindes Nachdruk ſo lange auffhalten/ biß ihr auß dem Gedraͤnge ſeyn wer-
det. Zu ſpaͤte/ zu ſpaͤte/ antwortete er; hier iſt weder Pferd noch andere Gelegenheit/ davon
zukommen/ wo wir nicht mit dem Schwerte uns den Weg mitten durch den Feind oͤffnẽ;
wollen demnach fechten/ ſo lange warm Blut in uns iſt/ ob wir die Haͤupter dieſes feindli-
chen Heers treffen/ und ſie mit uns in den Tod nehmen koͤnten; ſetzete damit auff Ladiſla
mit grimmiger Wuht/ und muſten alle die es ſahen/ bekennen/ daß wo das ganze Heer ſei-
ne Schuldigkeit ſolcher Geſtalt geleiſtet haͤtte/ wuͤrde der Sieg an unſer Seiten ſehr blu-
tig geweſen ſeyn/ oder wol gar verlohrẽ. Nun war Ladiſla nicht gewohnet/ den Fus hinter
ſich zuſetzen/ und muſte gleichwol dieſern tapfern Schaar anfangs Willen goͤnnen/ aber
nach dem er ſich mit 600 Mann vergeſelſchafftet/ und eine feſte Ordnung geſchloſſen hat-
te/ trat er dieſem Feinde muhtig entgegen/ und nach kurzem Gefechte geriet er an Fuͤrſt
Krito/ mit welchem ers wagete/ und ihn auß aller Krafft beſtund/ ſo daß derſelbe endlich
ſtrauchelte/ und wie hefftig er ſich gleich ſtraͤubete/ gefaͤnglich angenommen/ auß dem Ge-
draͤnge gefuͤhret/ verbunden/ und in gute Verwahrung geleget ward. Worauff es nicht
lange anſtund/ daß das feindliche Heer zuruͤk wiche/ die Waffen von ſich warff/ und uͤmb
Gnad und Barmherzigkeit flehete. Ladiſla befahl alsbald/ daß man das Blutvergieſſen
angaͤbe/ und alles was ſich demuͤtigte/ lebendig gefangen naͤhme/ welches zwar geſchahe/
aber doch alſo/ daß die Gefangenen aller ihrer Waffen und Kleider beraubet/ und wie das
unvernuͤnfftige Vieh zuſammen getrieben wurden.

So bald Arbianes die feindlichen Hinter Schaaren erreichete/ hieb er alles nider/
und galt ihm gleich/ ob ſich einer zur Gegenwehr ſtellete oder uͤm Gnade baht/ daher der
Wendiſche junge Fuͤrſt bewogen ward/ ſeine Voͤlker uͤm ſich zuſamlen/ und ſich zum Tref-
fen fertig zuhalten/ meinete Anfangs nicht anders/ es waͤhren ſeines Vaters Leute/ ſo ihm
nachgeſchikt/ das Fraͤulein auß ſeinen Haͤnden zureiſſen/ und ihn nider zumachen/ welches
er dem Fraͤulein feſt einbildete/ die er 4 Reutern zu verwahren gab/ ein wenig abwertz mit
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Weg
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[499/0505] Siebendes Buch. leiden/ draͤngeten mit 200 Mann hindurch/ und hoffeten ihn zuentſetzen/ aber ſie kahmen zuſpaͤt/ und muſten anſehen/ was Geſtalt er von ſechs Gepanzerten angefaſſet und davon getragen ward; woruͤber dieſe beiden ſich der Geſtalt eiferten/ daß ſie ungeſcheuhet aller Gefahr hinein fielen/ und einen groſſen Raum ümb ſich macheten/ biß Krito ſelbſt mit ſei- nem beſten Kern auff ſie loßging/ und ſie beide anpackete/ nach dem Gallus zimlich verwun- det wahr. Ladiſla wuſte eigentlich nicht/ wie es hieſelbſt zuginge/ nur/ weil er das Haͤupt- Banier daſelbſt fliegen ſahe/ zweiffelte er nicht/ den alten Fuͤrſten daſelbſt anzutreffen/ fiel mit 4000 der beſten Manſchafft gleich daꝛauf zu/ riſſe es dem Faͤhndrich mit eigener Hand hinweg/ welcher auch ſein Leben dabey zuſetzen muſte/ und hielt mit unablaͤſſigem ſtechen und hauen an/ daß ihm niemand mehr ſtehen durffte. Krito wahr nicht weit davon/ ſahe wol/ daß er endlich erliegen müſte/ wolte doch ſolange moͤglich/ Widerſtand tuhn/ und ſein Leben verkaͤuffen/ ſo teur es gelten koͤnte. Er haͤtte ſeine Manſchafft gerne wieder zum Stande und in Ordnung gebracht/ aber der Feind goͤnnete ihm ſo viel Zeit nicht; endlich funden ſich noch 400 Mann zu ihm/ deren Fuͤhrer zu ihm ſagete: Gnaͤdigſter Fuͤrſt/ ſehet daß ihr eur Leben durch die Flucht rettet/ nachdem alles ſchon verlohren iſt/ ich wil/ wo moͤglich/ des Feindes Nachdruk ſo lange auffhalten/ biß ihr auß dem Gedraͤnge ſeyn wer- det. Zu ſpaͤte/ zu ſpaͤte/ antwortete er; hier iſt weder Pferd noch andere Gelegenheit/ davon zukommen/ wo wir nicht mit dem Schwerte uns den Weg mitten durch den Feind oͤffnẽ; wollen demnach fechten/ ſo lange warm Blut in uns iſt/ ob wir die Haͤupter dieſes feindli- chen Heers treffen/ und ſie mit uns in den Tod nehmen koͤnten; ſetzete damit auff Ladiſla mit grimmiger Wuht/ und muſten alle die es ſahen/ bekennen/ daß wo das ganze Heer ſei- ne Schuldigkeit ſolcher Geſtalt geleiſtet haͤtte/ wuͤrde der Sieg an unſer Seiten ſehr blu- tig geweſen ſeyn/ oder wol gar verlohrẽ. Nun war Ladiſla nicht gewohnet/ den Fus hinter ſich zuſetzen/ und muſte gleichwol dieſern tapfern Schaar anfangs Willen goͤnnen/ aber nach dem er ſich mit 600 Mann vergeſelſchafftet/ und eine feſte Ordnung geſchloſſen hat- te/ trat er dieſem Feinde muhtig entgegen/ und nach kurzem Gefechte geriet er an Fuͤrſt Krito/ mit welchem ers wagete/ und ihn auß aller Krafft beſtund/ ſo daß derſelbe endlich ſtrauchelte/ und wie hefftig er ſich gleich ſtraͤubete/ gefaͤnglich angenommen/ auß dem Ge- draͤnge gefuͤhret/ verbunden/ und in gute Verwahrung geleget ward. Worauff es nicht lange anſtund/ daß das feindliche Heer zuruͤk wiche/ die Waffen von ſich warff/ und uͤmb Gnad und Barmherzigkeit flehete. Ladiſla befahl alsbald/ daß man das Blutvergieſſen angaͤbe/ und alles was ſich demuͤtigte/ lebendig gefangen naͤhme/ welches zwar geſchahe/ aber doch alſo/ daß die Gefangenen aller ihrer Waffen und Kleider beraubet/ und wie das unvernuͤnfftige Vieh zuſammen getrieben wurden. So bald Arbianes die feindlichen Hinter Schaaren erreichete/ hieb er alles nider/ und galt ihm gleich/ ob ſich einer zur Gegenwehr ſtellete oder uͤm Gnade baht/ daher der Wendiſche junge Fuͤrſt bewogen ward/ ſeine Voͤlker uͤm ſich zuſamlen/ und ſich zum Tref- fen fertig zuhalten/ meinete Anfangs nicht anders/ es waͤhren ſeines Vaters Leute/ ſo ihm nachgeſchikt/ das Fraͤulein auß ſeinen Haͤnden zureiſſen/ und ihn nider zumachen/ welches er dem Fraͤulein feſt einbildete/ die er 4 Reutern zu verwahren gab/ ein wenig abwertz mit ihr zureiten/ und beklagete hoͤchlich/ daß er nicht mit mehrer Mannſchafft ſich auff den Weg r r r ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/505>, abgerufen am 29.06.2024.