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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Beylager mit diesem Königl. Fräulein gehalten; deren Herr Bruder ist auch daselbst/
ein herschender König in Böhmen/ dem 300 ädelknaben auffwarten; derselbe sol Herrn
Fabius meines Gn. Herrn einige Schwester zum Königlichen Gemahl haben/ woraus
leicht abzunehmen/ was vor ein vornehmer Herr der ertichtete Kleon seyn müsse. Pfui ihr
blinder unverständiger Mensch/ sagte Statira hierauff zu Nabarzanes; kuntet ihr euch
daß von mir nicht einbilden lassen/ daß Kleon mehr als ihr und eures gleichen währe? alle
seine Geberden gabens an den Tag; und was hätte ich sonst vor Ursach gehabt/ ihn zu eh-
ren und zulieben? Dieser wuste nicht/ wo er vor Furcht und Angst bleiben solte/ dann er
meynete/ Kleon währe schon vor dem Tohr/ ihn zuerwürgen/ und sein Gemahl zu Heirah-
ten; baht sie demnach inständig/ ihm Gnade bey Kleon zuerwerben/ dem er herzlich gerne
abtrag machen/ und ihm alles abtreten wolte/ wann er nur das blosse Leben davon brächte.
Aber zu seinem sonderlichen Troste hörete er/ daß Fabius schon geheyrahtet/ und neulich
von seinem Gemahl Schreiben gehabt hätte. Statira stellete sich gleichwol/ als wüste sie
wenig Raht/ und taht den Vorschlag/ er solte 12 Reit Rosse/ die Kleon selbst abgerichtet/
mit dem allerbesten Zeuge belegen/ ihm dabey vor etliche tausend Kronen Kleinot schicken/
und selbst mitzihen/ ob er verzeihung erhalten/ und in ruhiger besitzung seiner Herschaft und
geschenketen Güter bleiben könte; welches alles er gerne einwilligte/ ohn daß er baht/ sie
möchte an seine stat die Reise auff sich nehmen/ weil sie alles viel leichter erhalten würde;
wozu sie sich dann nicht lange hätte bitten lassen/ wann nicht ihr Gewissen der begangenen
Leichtfertigkeit sie bezichtiget/ daß sie durch die äusserste bedräuung ihn zu ihrer Liebe ge-
zwungen hätte. Hierzu kam/ daß er weder münd-noch schrifftlich sie grunssen ließ/ welches
aber Fabius gereuete/ und ihm erst des andern tages nach Orsillos Abzuge einfiel; Sie hielt
demnach vors beste/ es dißmahl mit einem Schreiben zuverrichten; schenkete Orsillos 80
Kronen/ und baht ihn/ ihretwegen nach Persepolis zureisen/ und ihren Dienern Geselschaft
zuleisten; als er sich nun darzu willig finden ließ/ setzete sie folgenden Brieff auff.

Dem Durchleuchtigen Römischen Herrn/ Herrn Fabius/ entbeut Statira herzlichen Gruß/
und bereitwilligsten Gehorsam; Durchleuchtiger Herr; es beklaget mein Gemahl mir mir/ die gro-
be Blindheit unser Vernunft an/ daß ihrer Gn. Vortrefligkeit wir unter dem ertichteten Nahmen/
oder vielmehr unter dem durch Unglük auffgelegten Deckel der Knechtschaft/ nicht haben erkennen
können/ da dieselbe doch so klar hervor leuchtete/ daß die unverständigsten sie mit Händen hätte greif-
fen mögen. Ader ungleich tieffer gehet uns zu Herzen/ die grosse Unbilligkeit/ euer Durchl. von uns/
wiewol aus unterschiedlichen bewägungen angelegt/ welche zu büssen wir so willig als schuldig sind/
wann nur einiges Vermögen da währe. Mein Herr/ bitte ich demühtig/ wolle meinem Gemahl seinen
Unverstand/ und mir die hefftigkeit aus ergebener Seele entsprossen/ gnädig übersehen/ und diese gro-
ben Fehler mit dem Mantel seiner hohen Vernunft und Güte zudecken/ da sonst ihre Durchl. einige
Begierde/ die Errettung ihres Lebens betreffend/ an mir gespüret. Wir stellen unsere Wolfahrt zu
euer Durchl. gnädiger anordnung/ und bitten untertähnig/ dieselbe wolle bey unserm Gn. Fürsten und
Herrn/ Herrn Pharnabazus uns in Gnade und Gewogenheit bringen/ daß wir in Besitz- und Nies-
sung unser Güter ohn verunruhet mögen geschützet werden; übersenden euer Gn die von ihr selbst
abgerichteten Pferde/ und etliche geringe Sachen dabey/ mit bitte/ solches von uns anzunehmen; er-
kennen uns zwar schuldig/ unser Verbrechen selbst mündlich abzubitten; weil aber wir nicht wissen/
ob ihre Gn. unsere Gegenwart erleiden könne/ sind wir biß dahin alle Stunden bereit und willig der-
selben untertähnig auffzuwarten/ und dessen gnädige verzeihung zusuchen/ wessen Mund und Feder

zuge-

Fuͤnftes Buch.
Beylager mit dieſem Koͤnigl. Fraͤulein gehalten; deren Herr Bruder iſt auch daſelbſt/
ein herſchender Koͤnig in Boͤhmen/ dem 300 aͤdelknaben auffwarten; derſelbe ſol Herrn
Fabius meines Gn. Herrn einige Schweſter zum Koͤniglichen Gemahl haben/ woraus
leicht abzunehmen/ was vor ein vornehmer Herr der ertichtete Kleon ſeyn muͤſſe. Pfui ihꝛ
blinder unverſtaͤndiger Menſch/ ſagte Statira hierauff zu Nabarzanes; kuntet ihr euch
daß von mir nicht einbilden laſſen/ daß Kleon mehr als ihr und eures gleichen waͤhre? alle
ſeine Geberden gabens an den Tag; und was haͤtte ich ſonſt vor Urſach gehabt/ ihn zu eh-
ren und zulieben? Dieſer wuſte nicht/ wo er vor Furcht und Angſt bleiben ſolte/ dann er
meynete/ Kleon waͤhre ſchon vor dem Tohr/ ihn zuerwürgen/ und ſein Gemahl zu Heirah-
ten; baht ſie demnach inſtaͤndig/ ihm Gnade bey Kleon zuerwerben/ dem er herzlich gerne
abtrag machen/ und ihm alles abtreten wolte/ wañ er nur das bloſſe Leben davon braͤchte.
Aber zu ſeinem ſonderlichen Troſte hoͤrete er/ daß Fabius ſchon geheyrahtet/ und neulich
von ſeinem Gemahl Schreiben gehabt haͤtte. Statira ſtellete ſich gleichwol/ als wuͤſte ſie
wenig Raht/ und taht den Vorſchlag/ er ſolte 12 Reit Roſſe/ die Kleon ſelbſt abgerichtet/
mit dem allerbeſten Zeuge belegen/ ihm dabey vor etliche tauſend Kronen Kleinot ſchickẽ/
und ſelbſt mitzihen/ ob er verzeihung erhalten/ und in ruhiger beſitzung ſeiner Herſchaft uñ
geſchenketen Guͤter bleiben koͤnte; welches alles er gerne einwilligte/ ohn daß er baht/ ſie
moͤchte an ſeine ſtat die Reiſe auff ſich nehmen/ weil ſie alles viel leichter erhalten wuͤrde;
wozu ſie ſich dann nicht lange haͤtte bitten laſſen/ wann nicht ihr Gewiſſen der begangenen
Leichtfertigkeit ſie bezichtiget/ daß ſie durch die aͤuſſerſte bedraͤuung ihn zu ihrer Liebe ge-
zwungen haͤtte. Hierzu kam/ daß er weder muͤnd-noch ſchrifftlich ſie grūſſen ließ/ welches
aber Fabius gereuete/ und ihm erſt des andern tages nach Orſillos Abzuge einfiel; Sie hielt
demnach vors beſte/ es dißmahl mit einem Schreiben zuverrichten; ſchenkete Orſillos 80
Kronen/ und baht ihn/ ihretwegen nach Perſepolis zureiſen/ uñ ihren Dienern Geſelſchaft
zuleiſten; als er ſich nun darzu willig finden ließ/ ſetzete ſie folgenden Brieff auff.

Dem Durchleuchtigen Roͤmiſchen Herrn/ Herrn Fabius/ entbeut Statira herzlichen Gruß/
und bereitwilligſten Gehorſam; Durchleuchtiger Herr; es beklaget mein Gemahl mir mir/ die gro-
be Blindheit unſer Vernunft an/ daß ihrer Gn. Vortrefligkeit wir unter dem ertichteten Nahmen/
oder vielmehr unter dem durch Ungluͤk auffgelegten Deckel der Knechtſchaft/ nicht haben erkennen
koͤnnen/ da dieſelbe doch ſo klar hervor leuchtete/ daß die unverſtaͤndigſten ſie mit Haͤnden haͤtte greif-
fen moͤgen. Ader ungleich tieffer gehet uns zu Herzen/ die groſſe Unbilligkeit/ euer Durchl. von uns/
wiewol aus unterſchiedlichen bewaͤgungen angelegt/ welche zu buͤſſen wir ſo willig als ſchuldig ſind/
wann nur einiges Vermoͤgen da waͤhre. Mein Herr/ bitte ich demuͤhtig/ wolle meinem Gemahl ſeinẽ
Unverſtand/ und mir die hefftigkeit aus ergebener Seele entſproſſen/ gnaͤdig uͤberſehen/ und dieſe gro-
ben Fehler mit dem Mantel ſeiner hohen Vernunft und Guͤte zudecken/ da ſonſt ihre Durchl. einige
Begierde/ die Errettung ihres Lebens betreffend/ an mir geſpuͤret. Wir ſtellen unſere Wolfahrt zu
euer Durchl. gnaͤdiger anordnung/ und bitten untertaͤhnig/ dieſelbe wolle bey unſerm Gn. Fuͤrſten uñ
Herrn/ Herrn Pharnabazus uns in Gnade und Gewogenheit bringen/ daß wir in Beſitz- und Nieſ-
ſung unſer Guͤter ohn verunruhet moͤgen geſchuͤtzet werden; uͤberſenden euer Gn die von ihr ſelbſt
abgerichteten Pferde/ und etliche geringe Sachen dabey/ mit bitte/ ſolches von uns anzunehmen; er-
kennen uns zwar ſchuldig/ unſer Verbrechen ſelbſt muͤndlich abzubitten; weil aber wir nicht wiſſen/
ob ihre Gn. unſere Gegenwart erleiden koͤnne/ ſind wir biß dahin alle Stunden bereit und willig der-
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[42/0048] Fuͤnftes Buch. Beylager mit dieſem Koͤnigl. Fraͤulein gehalten; deren Herr Bruder iſt auch daſelbſt/ ein herſchender Koͤnig in Boͤhmen/ dem 300 aͤdelknaben auffwarten; derſelbe ſol Herrn Fabius meines Gn. Herrn einige Schweſter zum Koͤniglichen Gemahl haben/ woraus leicht abzunehmen/ was vor ein vornehmer Herr der ertichtete Kleon ſeyn muͤſſe. Pfui ihꝛ blinder unverſtaͤndiger Menſch/ ſagte Statira hierauff zu Nabarzanes; kuntet ihr euch daß von mir nicht einbilden laſſen/ daß Kleon mehr als ihr und eures gleichen waͤhre? alle ſeine Geberden gabens an den Tag; und was haͤtte ich ſonſt vor Urſach gehabt/ ihn zu eh- ren und zulieben? Dieſer wuſte nicht/ wo er vor Furcht und Angſt bleiben ſolte/ dann er meynete/ Kleon waͤhre ſchon vor dem Tohr/ ihn zuerwürgen/ und ſein Gemahl zu Heirah- ten; baht ſie demnach inſtaͤndig/ ihm Gnade bey Kleon zuerwerben/ dem er herzlich gerne abtrag machen/ und ihm alles abtreten wolte/ wañ er nur das bloſſe Leben davon braͤchte. Aber zu ſeinem ſonderlichen Troſte hoͤrete er/ daß Fabius ſchon geheyrahtet/ und neulich von ſeinem Gemahl Schreiben gehabt haͤtte. Statira ſtellete ſich gleichwol/ als wuͤſte ſie wenig Raht/ und taht den Vorſchlag/ er ſolte 12 Reit Roſſe/ die Kleon ſelbſt abgerichtet/ mit dem allerbeſten Zeuge belegen/ ihm dabey vor etliche tauſend Kronen Kleinot ſchickẽ/ und ſelbſt mitzihen/ ob er verzeihung erhalten/ und in ruhiger beſitzung ſeiner Herſchaft uñ geſchenketen Guͤter bleiben koͤnte; welches alles er gerne einwilligte/ ohn daß er baht/ ſie moͤchte an ſeine ſtat die Reiſe auff ſich nehmen/ weil ſie alles viel leichter erhalten wuͤrde; wozu ſie ſich dann nicht lange haͤtte bitten laſſen/ wann nicht ihr Gewiſſen der begangenen Leichtfertigkeit ſie bezichtiget/ daß ſie durch die aͤuſſerſte bedraͤuung ihn zu ihrer Liebe ge- zwungen haͤtte. Hierzu kam/ daß er weder muͤnd-noch ſchrifftlich ſie grūſſen ließ/ welches aber Fabius gereuete/ und ihm erſt des andern tages nach Orſillos Abzuge einfiel; Sie hielt demnach vors beſte/ es dißmahl mit einem Schreiben zuverrichten; ſchenkete Orſillos 80 Kronen/ und baht ihn/ ihretwegen nach Perſepolis zureiſen/ uñ ihren Dienern Geſelſchaft zuleiſten; als er ſich nun darzu willig finden ließ/ ſetzete ſie folgenden Brieff auff. Dem Durchleuchtigen Roͤmiſchen Herrn/ Herrn Fabius/ entbeut Statira herzlichen Gruß/ und bereitwilligſten Gehorſam; Durchleuchtiger Herr; es beklaget mein Gemahl mir mir/ die gro- be Blindheit unſer Vernunft an/ daß ihrer Gn. Vortrefligkeit wir unter dem ertichteten Nahmen/ oder vielmehr unter dem durch Ungluͤk auffgelegten Deckel der Knechtſchaft/ nicht haben erkennen koͤnnen/ da dieſelbe doch ſo klar hervor leuchtete/ daß die unverſtaͤndigſten ſie mit Haͤnden haͤtte greif- fen moͤgen. Ader ungleich tieffer gehet uns zu Herzen/ die groſſe Unbilligkeit/ euer Durchl. von uns/ wiewol aus unterſchiedlichen bewaͤgungen angelegt/ welche zu buͤſſen wir ſo willig als ſchuldig ſind/ wann nur einiges Vermoͤgen da waͤhre. Mein Herr/ bitte ich demuͤhtig/ wolle meinem Gemahl ſeinẽ Unverſtand/ und mir die hefftigkeit aus ergebener Seele entſproſſen/ gnaͤdig uͤberſehen/ und dieſe gro- ben Fehler mit dem Mantel ſeiner hohen Vernunft und Guͤte zudecken/ da ſonſt ihre Durchl. einige Begierde/ die Errettung ihres Lebens betreffend/ an mir geſpuͤret. Wir ſtellen unſere Wolfahrt zu euer Durchl. gnaͤdiger anordnung/ und bitten untertaͤhnig/ dieſelbe wolle bey unſerm Gn. Fuͤrſten uñ Herrn/ Herrn Pharnabazus uns in Gnade und Gewogenheit bringen/ daß wir in Beſitz- und Nieſ- ſung unſer Guͤter ohn verunruhet moͤgen geſchuͤtzet werden; uͤberſenden euer Gn die von ihr ſelbſt abgerichteten Pferde/ und etliche geringe Sachen dabey/ mit bitte/ ſolches von uns anzunehmen; er- kennen uns zwar ſchuldig/ unſer Verbrechen ſelbſt muͤndlich abzubitten; weil aber wir nicht wiſſen/ ob ihre Gn. unſere Gegenwart erleiden koͤnne/ ſind wir biß dahin alle Stunden bereit und willig der- ſelben untertaͤhnig auffzuwarten/ und deſſen gnaͤdige verzeihung zuſuchen/ weſſen Mund und Feder zuge-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/48>, abgerufen am 28.03.2024.