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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
ches nicht wegen seiner Undüchtigkeit/ sondern weil es bloß auff deine Gnügtuhung sich im festen Glau-
ben steuret/ so laß es gelten HErr; Ja HErr laß es gelten/ und erbarme dich forthin allezeit über dei-
nen armen Knecht; gib ihm HErr deine Gnade/ daß er seine blinde Eltern/ Schwester und Anver-
wanten zu dir führen möge; verleihe seinen Worten Anmuhtigkeit und Krafft/ daß sie angenommen
werden/ und durchdringen mögen; behersche und erweiche der meinigen Herz/ daß sie dir folgen/ und zur
ewigen Seligkeit sich zihen lassen. Ist es auch dein gnädiger Wille/ so bekehre mein ganzes Vaterland/
daß dein Wort möge auffgenommen/ und deine Kirche unter ihnen erbauet werden. Dieses mein
Gott/ wollestu gnädig erhören/ umb der blutigen Wunden deines lieben Sohns meines HErrn und
Heylandes/ Amen/ Amen.

Nach dieses Gebehts endigung trat er hin zu den andern/ da sie ingesamt den Lobge-
sang des Mose/ aus dessen anderm Buche; hernach den Lobgesang des alten Zacharias;
wie auch das herliche Danklied der heiligen Jungfrauen Marien/ der Mutter unsers Hey-
landes/ mit andächtiger Stimme sungen/ und daneben andere geistreiche Gesänge mehr;
nachgehends lase ein Christlicher Lehrer den 84/ 91/ 96/ 100/ 103/ 107/ 112/ 118 136 145/ und 147
Psalm des Königes David/ beschlossen mit dem heiligen Vater Unser/ und hielten darauf
eine geringe Mahlzeit unter den grünen Bäumen. Weil sie dann nicht zweiffelten/ ihre
grosse menge Wagen/ Rosse und Völker würden ein grosses Geschrey im Lande erwecken/
liessen sie die Römischen Völker wieder zurük gehen/ denen sie eine Tonne Schaz austeile-
ten und hatten bereit nicht allein gute Gelder von den Pannoniern zur Beute/ sondern
auch jeder ein statliches Pferd erhalten. Die Weine wurden ins freie Feld abgelegt/ und
die Wagen wieder zurücke gesand. Baldrich und Siegward musten mit 30 Reutern vor-
angehen/ und ausgeben/ sie hätten etlichen Römischen Kauffleuten viel Waaren vor gute
Beute abgenommen/ die ihnen nachgeführet würden. Als diese zur ersten Grenzestad kah-
men/ und die Besatzung ihrer gewahr ward/ schicketen sie etliche zu ihnen hinaus/ stille zu
halten/ und der Festung sich nicht zu nähern; denen Baldrich die verabscheidete Antwort
gab/ welche dem Befehlichshaber verdächtig vorkam; dann wie leicht/ sagte er/ kan sich ei-
ner vor des Groß Fürsten Sohn ausgeben. Ward derhalben fleissig nachgefraget/ ob nicht
jemand in der Stad verhanden/ dieses Fürsten Kundschaft hätte. Der alte Pribisla/ Leches
Vater/ hatte einen Rittersiz in dieser Stad vor weniger Zeit von seinem ohn leibes Erben
verstorbenen jüngeren Bruder geerbet/ auff welchem er sich dazumahl auffhielt; seiner
Diener einer wahr eine Zeitlang am Teutschen Hofe gewesen/ welcher den jungen Fürsten
wol kennete. Pribisla selbst gewan Lust/ mit hinaus zuzihen/ ließ seine Gutsche anspannen/
und fuhr mit seinem Knechte fort. Baldrich sahe den Wagen von ferne kommen/ und zohe
sich gemehlich wieder zurük nach der geschlagenen grossen Wagenburg/ in welcher unter-
schiedliche grosse Zelte auffgerichtet wahren. So bald Pribisla daselbst ankam/ muste sein
Diener ihn bey dem jungen Fürsten melden/ die einander alsbald kenneten. Valiska wolte
vor diesem alten lieben Freunde sich nicht verbergen/ ward von etlichen Teutschen nach
dem Fürstlichen Zelt gehohlet/ und gaben dieselben vor/ es währen etliche gute bekanten
bey dem Fürsten/ die ihn gerne sprechen wolten. Der gute Alte gedachte an nichts weni-
gers/ als an seine Obrigkeit/ und ging als in Gedanken/ biß er in das Gezelt hinein trat. Als
er nun Königin Valisken gleich gegen über erblickete/ geschwand ihm vor freuden/ daß er
zur Erden nidersank/ da sein Sohn Leches alsbald hinzutrat/ und mit Neda hülffe ihn er-

quicke-
n n n iij

Sechſtes Buch.
ches nicht wegen ſeiner Unduͤchtigkeit/ ſondern weil es bloß auff deine Gnuͤgtuhung ſich im feſtẽ Glau-
ben ſteuret/ ſo laß es gelten HErr; Ja HErr laß es gelten/ und erbarme dich forthin allezeit uͤber dei-
nen armen Knecht; gib ihm HErr deine Gnade/ daß er ſeine blinde Eltern/ Schweſter und Anver-
wanten zu dir fuͤhren moͤge; verleihe ſeinen Worten Anmuhtigkeit und Krafft/ daß ſie angenommen
werden/ und durchdringen moͤgẽ; beherſche und erweiche der meinigen Herz/ daß ſie dir folgen/ und zur
ewigen Seligkeit ſich zihẽ laſſen. Iſt es auch dein gnaͤdiger Wille/ ſo bekehre mein ganzes Vaterland/
daß dein Wort moͤge auffgenommen/ und deine Kirche unter ihnen erbauet werden. Dieſes mein
Gott/ wolleſtu gnaͤdig erhoͤren/ umb der blutigen Wunden deines lieben Sohns meines HErrn und
Heylandes/ Amen/ Amen.

Nach dieſes Gebehts endigung trat er hin zu den andern/ da ſie ingeſamt den Lobge-
ſang des Moſe/ aus deſſen anderm Buche; hernach den Lobgeſang des alten Zacharias;
wie auch das herliche Danklied der heiligen Jungfrauen Marien/ der Mutter unſers Hey-
landes/ mit andaͤchtiger Stimme ſungen/ und daneben andere geiſtreiche Geſaͤnge mehr;
nachgehends laſe ein Chriſtlicher Lehrer den 84/ 91/ 96/ 100/ 103/ 107/ 112/ 118 136 145/ und 147
Pſalm des Koͤniges David/ beſchloſſen mit dem heiligen Vater Unſer/ und hielten darauf
eine geringe Mahlzeit unter den gruͤnen Baͤumen. Weil ſie dann nicht zweiffelten/ ihre
groſſe menge Wagen/ Roſſe und Voͤlker wuͤrden ein groſſes Geſchrey im Lande erwecken/
lieſſen ſie die Roͤmiſchen Voͤlker wieder zuruͤk gehen/ denen ſie eine Tonne Schaz austeile-
ten und hatten bereit nicht allein gute Gelder von den Pannoniern zur Beute/ ſondern
auch jeder ein ſtatliches Pferd erhalten. Die Weine wurden ins freie Feld abgelegt/ und
die Wagen wieder zuruͤcke geſand. Baldrich und Siegward muſten mit 30 Reutern vor-
angehen/ und ausgeben/ ſie haͤtten etlichen Roͤmiſchen Kauffleuten viel Waaren vor gute
Beute abgenommen/ die ihnen nachgefuͤhret wuͤrden. Als dieſe zur erſten Grenzeſtad kah-
men/ und die Beſatzung ihrer gewahr ward/ ſchicketen ſie etliche zu ihnen hinaus/ ſtille zu
halten/ und der Feſtung ſich nicht zu naͤhern; denen Baldrich die verabſcheidete Antwort
gab/ welche dem Befehlichshaber verdaͤchtig vorkam; dann wie leicht/ ſagte er/ kan ſich ei-
ner vor des Groß Fuͤrſten Sohn ausgeben. Ward derhalben fleiſſig nachgefraget/ ob nicht
jemand in der Stad verhanden/ dieſes Fuͤrſten Kundſchaft haͤtte. Der alte Pribiſla/ Leches
Vater/ hatte einen Ritterſiz in dieſer Stad vor weniger Zeit von ſeinem ohn leibes Erben
verſtorbenen juͤngeren Bruder geerbet/ auff welchem er ſich dazumahl auffhielt; ſeiner
Diener einer wahr eine Zeitlang am Teutſchen Hofe geweſen/ welcher den jungen Fuͤrſten
wol kennete. Pribiſla ſelbſt gewan Luſt/ mit hinaus zuzihen/ ließ ſeine Gutſche anſpannen/
und fuhr mit ſeinem Knechte fort. Baldrich ſahe den Wagen von ferne kommen/ und zohe
ſich gemehlich wieder zuruͤk nach der geſchlagenen groſſen Wagenburg/ in welcher unter-
ſchiedliche groſſe Zelte auffgerichtet wahren. So bald Pribiſla daſelbſt ankam/ muſte ſein
Diener ihn bey dem jungen Fuͤrſten melden/ die einander alsbald kenneten. Valiſka wolte
vor dieſem alten lieben Freunde ſich nicht verbergen/ ward von etlichen Teutſchen nach
dem Fuͤrſtlichen Zelt gehohlet/ und gaben dieſelben vor/ es waͤhren etliche gute bekanten
bey dem Fuͤrſten/ die ihn gerne ſprechen wolten. Der gute Alte gedachte an nichts weni-
gers/ als an ſeine Obrigkeit/ und ging als in Gedanken/ biß er in das Gezelt hinein trat. Als
er nun Koͤnigin Valiſken gleich gegen uͤber erblickete/ geſchwand ihm vor freuden/ daß er
zur Erden niderſank/ da ſein Sohn Leches alsbald hinzutrat/ und mit Neda huͤlffe ihn er-

quicke-
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[469/0475] Sechſtes Buch. ches nicht wegen ſeiner Unduͤchtigkeit/ ſondern weil es bloß auff deine Gnuͤgtuhung ſich im feſtẽ Glau- ben ſteuret/ ſo laß es gelten HErr; Ja HErr laß es gelten/ und erbarme dich forthin allezeit uͤber dei- nen armen Knecht; gib ihm HErr deine Gnade/ daß er ſeine blinde Eltern/ Schweſter und Anver- wanten zu dir fuͤhren moͤge; verleihe ſeinen Worten Anmuhtigkeit und Krafft/ daß ſie angenommen werden/ und durchdringen moͤgẽ; beherſche und erweiche der meinigen Herz/ daß ſie dir folgen/ und zur ewigen Seligkeit ſich zihẽ laſſen. Iſt es auch dein gnaͤdiger Wille/ ſo bekehre mein ganzes Vaterland/ daß dein Wort moͤge auffgenommen/ und deine Kirche unter ihnen erbauet werden. Dieſes mein Gott/ wolleſtu gnaͤdig erhoͤren/ umb der blutigen Wunden deines lieben Sohns meines HErrn und Heylandes/ Amen/ Amen. Nach dieſes Gebehts endigung trat er hin zu den andern/ da ſie ingeſamt den Lobge- ſang des Moſe/ aus deſſen anderm Buche; hernach den Lobgeſang des alten Zacharias; wie auch das herliche Danklied der heiligen Jungfrauen Marien/ der Mutter unſers Hey- landes/ mit andaͤchtiger Stimme ſungen/ und daneben andere geiſtreiche Geſaͤnge mehr; nachgehends laſe ein Chriſtlicher Lehrer den 84/ 91/ 96/ 100/ 103/ 107/ 112/ 118 136 145/ und 147 Pſalm des Koͤniges David/ beſchloſſen mit dem heiligen Vater Unſer/ und hielten darauf eine geringe Mahlzeit unter den gruͤnen Baͤumen. Weil ſie dann nicht zweiffelten/ ihre groſſe menge Wagen/ Roſſe und Voͤlker wuͤrden ein groſſes Geſchrey im Lande erwecken/ lieſſen ſie die Roͤmiſchen Voͤlker wieder zuruͤk gehen/ denen ſie eine Tonne Schaz austeile- ten und hatten bereit nicht allein gute Gelder von den Pannoniern zur Beute/ ſondern auch jeder ein ſtatliches Pferd erhalten. Die Weine wurden ins freie Feld abgelegt/ und die Wagen wieder zuruͤcke geſand. Baldrich und Siegward muſten mit 30 Reutern vor- angehen/ und ausgeben/ ſie haͤtten etlichen Roͤmiſchen Kauffleuten viel Waaren vor gute Beute abgenommen/ die ihnen nachgefuͤhret wuͤrden. Als dieſe zur erſten Grenzeſtad kah- men/ und die Beſatzung ihrer gewahr ward/ ſchicketen ſie etliche zu ihnen hinaus/ ſtille zu halten/ und der Feſtung ſich nicht zu naͤhern; denen Baldrich die verabſcheidete Antwort gab/ welche dem Befehlichshaber verdaͤchtig vorkam; dann wie leicht/ ſagte er/ kan ſich ei- ner vor des Groß Fuͤrſten Sohn ausgeben. Ward derhalben fleiſſig nachgefraget/ ob nicht jemand in der Stad verhanden/ dieſes Fuͤrſten Kundſchaft haͤtte. Der alte Pribiſla/ Leches Vater/ hatte einen Ritterſiz in dieſer Stad vor weniger Zeit von ſeinem ohn leibes Erben verſtorbenen juͤngeren Bruder geerbet/ auff welchem er ſich dazumahl auffhielt; ſeiner Diener einer wahr eine Zeitlang am Teutſchen Hofe geweſen/ welcher den jungen Fuͤrſten wol kennete. Pribiſla ſelbſt gewan Luſt/ mit hinaus zuzihen/ ließ ſeine Gutſche anſpannen/ und fuhr mit ſeinem Knechte fort. Baldrich ſahe den Wagen von ferne kommen/ und zohe ſich gemehlich wieder zuruͤk nach der geſchlagenen groſſen Wagenburg/ in welcher unter- ſchiedliche groſſe Zelte auffgerichtet wahren. So bald Pribiſla daſelbſt ankam/ muſte ſein Diener ihn bey dem jungen Fuͤrſten melden/ die einander alsbald kenneten. Valiſka wolte vor dieſem alten lieben Freunde ſich nicht verbergen/ ward von etlichen Teutſchen nach dem Fuͤrſtlichen Zelt gehohlet/ und gaben dieſelben vor/ es waͤhren etliche gute bekanten bey dem Fuͤrſten/ die ihn gerne ſprechen wolten. Der gute Alte gedachte an nichts weni- gers/ als an ſeine Obrigkeit/ und ging als in Gedanken/ biß er in das Gezelt hinein trat. Als er nun Koͤnigin Valiſken gleich gegen uͤber erblickete/ geſchwand ihm vor freuden/ daß er zur Erden niderſank/ da ſein Sohn Leches alsbald hinzutrat/ und mit Neda huͤlffe ihn er- quicke- n n n iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/475>, abgerufen am 22.11.2024.