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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
in Käyserl. Hocheit Gegenwart etwas bescheidener verfahren/ oder uns darlegen/ ob sol-
chen Hochmuht sehen zulassen/ von eurem Könige euch ausdrüklich befohlen sey; und wann
es an diesem ermangeln würde/ hätte man euch vor keinen Gesanten zuhalten; solte sichs aber
finden/ so muß euer König wissen/ dz man nit ursach habe/ solchen Troz zudulden/ viel weniger
sich davor zufürchten/ massen ihr ja mit keinen überwundenen handelt/ sond'n als von denen
ihr den Frieden gerne haben wollet. Im übrigen/ dz ihr euch eures Spiels so hoch rühmet/ so
komt ihr mir ohndz als ein zierlicher Spieler vor/ welches ich auf seinen wert ersitzen lasse; nur
möchte ich gerne wissen/ wie ihr so nach meiner besseren Kundschaft trachtet/ und ihr doch
unberichtet seid/ ob sie mir angenehm seyn würde; dann ist gleich jener von mir erlegte Pan-
nonier euer leiblicher Bruder gewesen/ werdet ihr ja deßwegen keine Rache üben wollen/
inbetrachtung/ er mir durch seine Unhöfligkeit/ deren er sich beydes wieder den Bömischen
König höchstsel. andenkens/ und wieder mich gebrauchete/ grosse Ursach darzu gab. Ich
handele alhier auff Pannonisch/ antwortete dieser/ und bringe die Sache ritterlich vor/
habe auch schon angezeiget/ daß ich keine zierliche Sprüche gelernet habe. Was ich aber
vor ein Spieler bin/ sol sich ausfündig machen/ wann mirs nur gegönnet wird/ wil auch
nicht zweiffeln/ da ich euch nur an Ort und Ende haben kan/ ihr mir eure bessere Kundschaft
wol gönnen sollet/ es benehme mir dann ein solches euer schnellauffendes Pferd/ dem ich
etwa nicht würde folgen können. Gut mein Pannonier/ sagte Herkules/ daß ihr mich so
träulich warnet; werde mich demnach meiner Haut versicheren müssen/ wann mir vor
euch grauet; doch trüge ich schier belieben/ diese Stunde solche Kundschaft mit euch zu
machen. Weil aber das gemeine Wesen dem eigenen vorzuzihen ist/ wird mein gnädigster
Käyser in eure ausfoderung/ nicht aus pflicht/ sondern euren muhtwillen zu dämpfen/ schon
gehehlen/ und die begehrete Versicherung alsobald ausfertigen lassen. Wann ich dann et-
was eigentlicher vernehmen werde/ mit was bedingung ihr den Streit zu führen gesonnen
seid/ wil ich einen meiner guten Freunde vermögen/ daß er euch Fuß halten sol- Der Pan-
nonier ward dieser Erklärung froh/ und erboht sich/ zu Roß und Fuß in vollem Reithar-
nische unter Schild und Helm mit Speer und Schwert nach ehrlichem Ritters brauch
zu kämpfen/ mit bedingung/ daß sein Bestreiter Zeit seines lebens sein Leibeigener seyn mü-
ste/ da er ihn im Kampf lebendig fahen könte/ und erböhte er sich hinwiederumb zu gleich-
mässigem. Herkules ließ hierüber ein Gelächter aus/ und sagete: Als viel ich höre/ mein
Ponnonier/ suchet ihr auch euren eigenen nutzen hierunter/ ob ihr etwa die Zahl eurer leib-
eigenen Knechte vermehren möchtet. Wie aber/ wann ich euer Gegener währe/ und ihr
mich griffet/ würdet ihr euch meiner wenig zuerfreuen haben/ dann ich bin zimlich steiff von
sinnen/ und lasse mich nicht gerne peitschen. Daß ich euch aber nicht zu lange auffhalte/ so
gehet hin und wapnet euch aufs beste; ich nehme nicht allein den Kampf/ sondern auch des-
sen bedingung an/ meinem gnädigsten Käyser zu ehren/ weil der Sinn mirs noch nicht zu-
träget/ daß ihr der erste seyn werdet/ der einen gebohrnen Groß Fürsten der Teutschen aus
offentlichem Kampfe zum Leibeigenen hinweg führen solte/ ob gleich eure Landsleute als
Räuber mir ehmahls die Dienstkette angeleget haben; doch wo ihr von der Reise noch
munde seid/ so ruhet aus biß Morgen/ länger werde ich euch nicht Zeit geben. Der Panno-
nier wahr voller freuden/ lachete über laut und gab zur Antwort: Ich danke den Göttern/

daß

Sechſtes Buch.
in Kaͤyſerl. Hocheit Gegenwart etwas beſcheidener verfahren/ oder uns darlegen/ ob ſol-
chen Hochmuht ſehen zulaſſen/ von eurem Koͤnige euch ausdruͤklich befohlen ſey; und wañ
es an dieſem ermangeln wuͤrde/ haͤtte man euch vor keinẽ Geſanten zuhaltẽ; ſolte ſichs aber
findẽ/ ſo muß euer Koͤnig wiſſen/ dz man nit urſach habe/ ſolchẽ Troz zudulden/ viel weniger
ſich davor zufuͤrchten/ maſſen ihr ja mit keinen uͤberwundenen handelt/ ſond’n als von denẽ
ihr den Frieden gerne habẽ wollet. Im uͤbrigẽ/ dz ihr euch eures Spiels ſo hoch ruͤhmet/ ſo
komt ihr mir ohndz als ein zierlicheꝛ Spieler vor/ welches ich auf ſeinẽ wert erſitzẽ laſſe; nuꝛ
moͤchte ich gerne wiſſen/ wie ihr ſo nach meiner beſſeren Kundſchaft trachtet/ und ihr doch
unberichtet ſeid/ ob ſie mir angenehm ſeyn wuͤrde; dañ iſt gleich jener von mir erlegte Pan-
nonier euer leiblicher Bruder geweſen/ werdet ihr ja deßwegen keine Rache uͤben wollen/
inbetrachtung/ er mir durch ſeine Unhoͤfligkeit/ deren er ſich beydes wieder den Boͤmiſchen
Koͤnig hoͤchſtſel. andenkens/ und wieder mich gebrauchete/ groſſe Urſach darzu gab. Ich
handele alhier auff Pannoniſch/ antwortete dieſer/ und bringe die Sache ritterlich vor/
habe auch ſchon angezeiget/ daß ich keine zierliche Spruͤche gelernet habe. Was ich aber
vor ein Spieler bin/ ſol ſich ausfuͤndig machen/ wann mirs nur gegoͤnnet wird/ wil auch
nicht zweiffeln/ da ich euch nur an Ort uñ Ende haben kan/ ihr mir eure beſſere Kundſchaft
wol goͤnnen ſollet/ es benehme mir dann ein ſolches euer ſchnellauffendes Pferd/ dem ich
etwa nicht wuͤrde folgen koͤnnen. Gut mein Pannonier/ ſagte Herkules/ daß ihr mich ſo
traͤulich warnet; werde mich demnach meiner Haut verſicheren muͤſſen/ wann mir vor
euch grauet; doch truͤge ich ſchier belieben/ dieſe Stunde ſolche Kundſchaft mit euch zu
machen. Weil aber das gemeine Weſen dem eigenen vorzuzihen iſt/ wird mein gnaͤdigſter
Kaͤyſer in eure ausfoderung/ nicht aus pflicht/ ſondern eurẽ muhtwillen zu daͤmpfen/ ſchon
gehehlen/ und die begehrete Verſicherung alſobald ausfertigen laſſen. Wann ich dann et-
was eigentlicher vernehmen werde/ mit was bedingung ihr den Streit zu fuͤhren geſoñen
ſeid/ wil ich einen meiner guten Freunde vermoͤgen/ daß er euch Fuß halten ſol- Der Pan-
nonier ward dieſer Erklaͤrung froh/ und erboht ſich/ zu Roß und Fuß in vollem Reithar-
niſche unter Schild und Helm mit Speer und Schwert nach ehrlichem Ritters brauch
zu kaͤmpfen/ mit bedingung/ daß ſein Beſtreiter Zeit ſeines lebens ſein Leibeigener ſeyn muͤ-
ſte/ da er ihn im Kampf lebendig fahen koͤnte/ und erboͤhte er ſich hinwiederumb zu gleich-
maͤſſigem. Herkules ließ hieruͤber ein Gelaͤchter aus/ und ſagete: Als viel ich hoͤre/ mein
Ponnonier/ ſuchet ihr auch euren eigenen nutzen hierunter/ ob ihr etwa die Zahl eurer leib-
eigenen Knechte vermehren moͤchtet. Wie aber/ wann ich euer Gegener waͤhre/ und ihr
mich griffet/ wuͤrdet ihr euch meiner wenig zuerfreuen haben/ dañ ich bin zimlich ſteiff von
ſinnen/ und laſſe mich nicht gerne peitſchen. Daß ich euch aber nicht zu lange auffhalte/ ſo
gehet hin und wapnet euch aufs beſte; ich nehme nicht allein den Kampf/ ſondern auch deſ-
ſen bedingung an/ meinem gnaͤdigſten Kaͤyſer zu ehren/ weil der Sinn mirs noch nicht zu-
traͤget/ daß ihr der erſte ſeyn werdet/ der einen gebohrnen Groß Fuͤrſten der Teutſchen aus
offentlichem Kampfe zum Leibeigenen hinweg fuͤhren ſolte/ ob gleich eure Landsleute als
Raͤuber mir ehmahls die Dienſtkette angeleget haben; doch wo ihr von der Reiſe noch
mūde ſeid/ ſo ruhet aus biß Morgen/ laͤnger werde ich euch nicht Zeit geben. Der Panno-
nier wahr voller freuden/ lachete uͤber laut und gab zur Antwort: Ich danke den Goͤttern/

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[432/0438] Sechſtes Buch. in Kaͤyſerl. Hocheit Gegenwart etwas beſcheidener verfahren/ oder uns darlegen/ ob ſol- chen Hochmuht ſehen zulaſſen/ von eurem Koͤnige euch ausdruͤklich befohlen ſey; und wañ es an dieſem ermangeln wuͤrde/ haͤtte man euch vor keinẽ Geſanten zuhaltẽ; ſolte ſichs aber findẽ/ ſo muß euer Koͤnig wiſſen/ dz man nit urſach habe/ ſolchẽ Troz zudulden/ viel weniger ſich davor zufuͤrchten/ maſſen ihr ja mit keinen uͤberwundenen handelt/ ſond’n als von denẽ ihr den Frieden gerne habẽ wollet. Im uͤbrigẽ/ dz ihr euch eures Spiels ſo hoch ruͤhmet/ ſo komt ihr mir ohndz als ein zierlicheꝛ Spieler vor/ welches ich auf ſeinẽ wert erſitzẽ laſſe; nuꝛ moͤchte ich gerne wiſſen/ wie ihr ſo nach meiner beſſeren Kundſchaft trachtet/ und ihr doch unberichtet ſeid/ ob ſie mir angenehm ſeyn wuͤrde; dañ iſt gleich jener von mir erlegte Pan- nonier euer leiblicher Bruder geweſen/ werdet ihr ja deßwegen keine Rache uͤben wollen/ inbetrachtung/ er mir durch ſeine Unhoͤfligkeit/ deren er ſich beydes wieder den Boͤmiſchen Koͤnig hoͤchſtſel. andenkens/ und wieder mich gebrauchete/ groſſe Urſach darzu gab. Ich handele alhier auff Pannoniſch/ antwortete dieſer/ und bringe die Sache ritterlich vor/ habe auch ſchon angezeiget/ daß ich keine zierliche Spruͤche gelernet habe. Was ich aber vor ein Spieler bin/ ſol ſich ausfuͤndig machen/ wann mirs nur gegoͤnnet wird/ wil auch nicht zweiffeln/ da ich euch nur an Ort uñ Ende haben kan/ ihr mir eure beſſere Kundſchaft wol goͤnnen ſollet/ es benehme mir dann ein ſolches euer ſchnellauffendes Pferd/ dem ich etwa nicht wuͤrde folgen koͤnnen. Gut mein Pannonier/ ſagte Herkules/ daß ihr mich ſo traͤulich warnet; werde mich demnach meiner Haut verſicheren muͤſſen/ wann mir vor euch grauet; doch truͤge ich ſchier belieben/ dieſe Stunde ſolche Kundſchaft mit euch zu machen. Weil aber das gemeine Weſen dem eigenen vorzuzihen iſt/ wird mein gnaͤdigſter Kaͤyſer in eure ausfoderung/ nicht aus pflicht/ ſondern eurẽ muhtwillen zu daͤmpfen/ ſchon gehehlen/ und die begehrete Verſicherung alſobald ausfertigen laſſen. Wann ich dann et- was eigentlicher vernehmen werde/ mit was bedingung ihr den Streit zu fuͤhren geſoñen ſeid/ wil ich einen meiner guten Freunde vermoͤgen/ daß er euch Fuß halten ſol- Der Pan- nonier ward dieſer Erklaͤrung froh/ und erboht ſich/ zu Roß und Fuß in vollem Reithar- niſche unter Schild und Helm mit Speer und Schwert nach ehrlichem Ritters brauch zu kaͤmpfen/ mit bedingung/ daß ſein Beſtreiter Zeit ſeines lebens ſein Leibeigener ſeyn muͤ- ſte/ da er ihn im Kampf lebendig fahen koͤnte/ und erboͤhte er ſich hinwiederumb zu gleich- maͤſſigem. Herkules ließ hieruͤber ein Gelaͤchter aus/ und ſagete: Als viel ich hoͤre/ mein Ponnonier/ ſuchet ihr auch euren eigenen nutzen hierunter/ ob ihr etwa die Zahl eurer leib- eigenen Knechte vermehren moͤchtet. Wie aber/ wann ich euer Gegener waͤhre/ und ihr mich griffet/ wuͤrdet ihr euch meiner wenig zuerfreuen haben/ dañ ich bin zimlich ſteiff von ſinnen/ und laſſe mich nicht gerne peitſchen. Daß ich euch aber nicht zu lange auffhalte/ ſo gehet hin und wapnet euch aufs beſte; ich nehme nicht allein den Kampf/ ſondern auch deſ- ſen bedingung an/ meinem gnaͤdigſten Kaͤyſer zu ehren/ weil der Sinn mirs noch nicht zu- traͤget/ daß ihr der erſte ſeyn werdet/ der einen gebohrnen Groß Fuͤrſten der Teutſchen aus offentlichem Kampfe zum Leibeigenen hinweg fuͤhren ſolte/ ob gleich eure Landsleute als Raͤuber mir ehmahls die Dienſtkette angeleget haben; doch wo ihr von der Reiſe noch mūde ſeid/ ſo ruhet aus biß Morgen/ laͤnger werde ich euch nicht Zeit geben. Der Panno- nier wahr voller freuden/ lachete uͤber laut und gab zur Antwort: Ich danke den Goͤttern/ daß

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/438>, abgerufen am 22.11.2024.