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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
seyn/ machte samt Euphrosynen sich alsbald nach Fr. Sophien/ und hielt demühtig an/
bey der Groß Fürstin es dahin zurichten/ daß Ihre Durchl. ihrem Bruder das Fräulein
gewogen machen wolte. Perpenna war sehr hohes Adels von ansehnlicher Freundschaft/
dem Fr. Sophia gerne einen Dienst leisten wolte/ nam es willig auff sich/ und neben der
Groß Fürstin legete sie es mit Herkules an/ daß Zinna sich gerne finden ließ/ und diese also
das dritte Par macheten/ welche diesen Abend solte Beylager halten.

Der rasende Prokulus hielt sich in einer Herberge heimlich auff/ und lies bey Käyserl.
Hocheit durch Skaurus umb allergnädigstes gehör anhalten/ erlangete sein begehren/ und
gab dem Käyser untertänigst zu verstehen/ Er währe von einem und andern Ritter unver-
schuldet sehr hart beleidiget/ welches in ansehung seines Ritterstandes er nicht verschmer-
zen könte/ baht umb allergnädigste erlaubung/ sich nach Ritters Brauch zu rächen/ und sei-
ne Ehre zu handhaben. Der Käyser wahr ihm alsobald zuwillen/ sonder einige nachfrage/
mit wem ers zutuhn hätte/ und stellete ihm frey/ sich Ritterlich zuverantworten; wovor er
gebührlich dankete/ und nach seiner Herberge sich verfügete. Fürstin Sibylla sahe ihn von
dem Käyser hinweg gehen/ und nam sie wunder/ was dieser Mensch hieselbst suchen möch-
te/ ging hin zu Fürstin Lukrezien/ und sagte zu ihr; Herzen Kind/ ich habe gleich jezt deinen
alten Schatz gesehen/ und tuht mir leid/ daß ich ihn dir nicht zeigen können. Was vor einen
Schaz/ mein Herzchen/ antwortete sie; ich wüste mich ja keines zuersinnen/ wann es nicht
dein Schatz Prokulus währe? Ja dein Schatz sagte Sibylla/ du hast es in warheit errah-
ten; aber was mag er bey Käyserl. Hocheit zu verrichten haben? Er ging neben mir hin/
und als ich mich zur neigung an die seite stellete/ trat er vorüber/ als hätte er mich nicht ge-
sehen. Er hat auch weinig Ursach/ dich zu grüssen/ sagte Lukrezia/ nachdem du ihm so einen
ungebodenten Korb gegeben/ dessen er vielleicht bey dem Käyser sich wird beklaget haben.
Also trieben diese ihren Schertz/ und hätten den Handel schier errahten sollen. Vber eine
gute halbe stunde/ da der Käyser mit der Fürstlichen Geselschaft im grossen Saal freundli-
che Unterredung hielt/ ließ sich ein Ritter bey Baldrich und Siegward angeben/ er hätte
wegen eines Römischen Herren mit ihnen zu reden; worauff sie antworteten/ dafern es
nicht heimliche Sachen währen/ möchte er sichs gefallen lassen/ zu ihnen auff den Saal zu
kommen. Dieser wahr darzu willig/ grüssete alle anwesende gebührlich/ und überreichete
beiden Fürsten/ jedem ein Schreiben gleiches Inhalts:

Nachdem du Baldrich aus Teutschland (Siegward aus Schweden) wider Recht und Billig-
keit mich höchlich beleidiget und beschimpffet/ und mein geliebtes Fräulein Lukrezien Pompejin (Si-
byllen Fabiin) mir und meiner herzinniglichen Liebe entzogen hast/ wodurch an meinem Ritterlichen
Ansehen und Stande ich mich allerhöchst beleidiget befinde/ und daher solcher Schimpf ohn Rache
nicht kan ausgetragen werden/ als fodere auff Erlaubniß meines allergnädigsten Käysers ich dich
Baldrich aus Teutschland (Siegward aus Schweden) nach Rittersbrauch/ daß du mit dem Speer
und Schwerte zu Roß/ an was Ort und Ende dichs gelüstet/ erscheinest/ und wegen obgedachtes
Schimpfs mir Rede und Antwort gebest/ wo du sonst des Ritterstandes nicht unwirdig wilt geschol-
ten seyn. Prokulus der Römer.

Die Fürsten beide erröhteten über solcher unvermuhtlichen Ausfoderung/ und em-
pfundenshoch/ dz der Käyserlichen erlaubnis dabey gedacht wahr/ traten anfangs zusam-
men/ und zeigeten einander das Schreiben; und als sie sahen/ daß einziger sie beide foderte/

rechne-

Sechſtes Buch.
ſeyn/ machte ſamt Euphroſynen ſich alsbald nach Fr. Sophien/ und hielt demuͤhtig an/
bey der Groß Fuͤrſtin es dahin zurichten/ daß Ihre Durchl. ihrem Bruder das Fraͤulein
gewogen machen wolte. Perpenna war ſehr hohes Adels von anſehnlicher Freundſchaft/
dem Fr. Sophia gerne einen Dienſt leiſten wolte/ nam es willig auff ſich/ und neben der
Groß Fuͤrſtin legete ſie es mit Herkules an/ daß Zinna ſich gerne finden ließ/ und dieſe alſo
das dritte Par macheten/ welche dieſen Abend ſolte Beylager halten.

Der raſende Prokulus hielt ſich in einer Herberge heimlich auff/ und lies bey Kaͤyſerl.
Hocheit durch Skaurus umb allergnaͤdigſtes gehoͤr anhalten/ erlangete ſein begehren/ und
gab dem Kaͤyſer untertaͤnigſt zu verſtehen/ Er waͤhre von einem und andern Ritter unver-
ſchuldet ſehr hart beleidiget/ welches in anſehung ſeines Ritterſtandes er nicht verſchmer-
zen koͤnte/ baht umb allergnaͤdigſte erlaubung/ ſich nach Ritters Brauch zu raͤchen/ und ſei-
ne Ehre zu handhaben. Der Kaͤyſer wahr ihm alſobald zuwillen/ ſonder einige nachfrage/
mit wem ers zutuhn haͤtte/ und ſtellete ihm frey/ ſich Ritterlich zuverantworten; wovor er
gebührlich dankete/ und nach ſeiner Herberge ſich verfuͤgete. Fuͤrſtin Sibylla ſahe ihn von
dem Kaͤyſer hinweg gehen/ und nam ſie wundeꝛ/ was dieſer Menſch hieſelbſt ſuchen moͤch-
te/ ging hin zu Fuͤrſtin Lukrezien/ und ſagte zu ihr; Herzen Kind/ ich habe gleich jezt deinen
alten Schatz geſehen/ und tuht mir leid/ daß ich ihn dir nicht zeigen koͤnnen. Was vor einen
Schaz/ mein Herzchen/ antwortete ſie; ich wuͤſte mich ja keines zuerſinnen/ wann es nicht
dein Schatz Prokulus waͤhre? Ja dein Schatz ſagte Sibylla/ du haſt es in warheit errah-
ten; aber was mag er bey Kaͤyſerl. Hocheit zu verrichten haben? Er ging neben mir hin/
und als ich mich zur neigung an die ſeite ſtellete/ trat er voruͤber/ als haͤtte er mich nicht ge-
ſehen. Er hat auch weinig Urſach/ dich zu gruͤſſen/ ſagte Lukrezia/ nachdem du ihm ſo einen
ungebodenten Korb gegeben/ deſſen er vielleicht bey dem Kaͤyſer ſich wird beklaget haben.
Alſo trieben dieſe ihren Schertz/ und haͤtten den Handel ſchier errahten ſollen. Vber eine
gute halbe ſtunde/ da der Kaͤyſer mit der Fürſtlichen Geſelſchaft im groſſen Saal freundli-
che Unterredung hielt/ ließ ſich ein Ritter bey Baldrich und Siegward angeben/ er haͤtte
wegen eines Roͤmiſchen Herren mit ihnen zu reden; worauff ſie antworteten/ dafern es
nicht heimliche Sachen waͤhren/ moͤchte er ſichs gefallen laſſen/ zu ihnen auff den Saal zu
kommen. Dieſer wahr darzu willig/ gruͤſſete alle anweſende gebuͤhrlich/ und uͤberreichete
beiden Fuͤrſten/ jedem ein Schreiben gleiches Inhalts:

Nachdem du Baldrich aus Teutſchland (Siegward aus Schweden) wider Recht und Billig-
keit mich hoͤchlich beleidiget und beſchimpffet/ und mein geliebtes Fraͤulein Lukrezien Pompejin (Si-
byllen Fabiin) mir und meiner herzinniglichen Liebe entzogen haſt/ wodurch an meinem Ritterlichen
Anſehen und Stande ich mich allerhoͤchſt beleidiget befinde/ und daher ſolcher Schimpf ohn Rache
nicht kan ausgetragen werden/ als fodere auff Erlaubniß meines allergnaͤdigſten Kaͤyſers ich dich
Baldrich aus Teutſchland (Siegward aus Schweden) nach Rittersbrauch/ daß du mit dem Speer
und Schwerte zu Roß/ an was Ort und Ende dichs geluͤſtet/ erſcheineſt/ und wegen obgedachtes
Schimpfs mir Rede und Antwort gebeſt/ wo du ſonſt des Ritterſtandes nicht unwirdig wilt geſchol-
ten ſeyn. Prokulus der Roͤmer.

Die Fuͤrſten beide erroͤhteten uͤber ſolcher unvermuhtlichen Ausfoderung/ und em-
pfundenshoch/ dz der Kaͤyſerlichen erlaubnis dabey gedacht wahr/ traten anfangs zuſam-
men/ und zeigeten einander das Schreiben; und als ſie ſahẽ/ daß einziger ſie beide foderte/

rechne-
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[408/0414] Sechſtes Buch. ſeyn/ machte ſamt Euphroſynen ſich alsbald nach Fr. Sophien/ und hielt demuͤhtig an/ bey der Groß Fuͤrſtin es dahin zurichten/ daß Ihre Durchl. ihrem Bruder das Fraͤulein gewogen machen wolte. Perpenna war ſehr hohes Adels von anſehnlicher Freundſchaft/ dem Fr. Sophia gerne einen Dienſt leiſten wolte/ nam es willig auff ſich/ und neben der Groß Fuͤrſtin legete ſie es mit Herkules an/ daß Zinna ſich gerne finden ließ/ und dieſe alſo das dritte Par macheten/ welche dieſen Abend ſolte Beylager halten. Der raſende Prokulus hielt ſich in einer Herberge heimlich auff/ und lies bey Kaͤyſerl. Hocheit durch Skaurus umb allergnaͤdigſtes gehoͤr anhalten/ erlangete ſein begehren/ und gab dem Kaͤyſer untertaͤnigſt zu verſtehen/ Er waͤhre von einem und andern Ritter unver- ſchuldet ſehr hart beleidiget/ welches in anſehung ſeines Ritterſtandes er nicht verſchmer- zen koͤnte/ baht umb allergnaͤdigſte erlaubung/ ſich nach Ritters Brauch zu raͤchen/ und ſei- ne Ehre zu handhaben. Der Kaͤyſer wahr ihm alſobald zuwillen/ ſonder einige nachfrage/ mit wem ers zutuhn haͤtte/ und ſtellete ihm frey/ ſich Ritterlich zuverantworten; wovor er gebührlich dankete/ und nach ſeiner Herberge ſich verfuͤgete. Fuͤrſtin Sibylla ſahe ihn von dem Kaͤyſer hinweg gehen/ und nam ſie wundeꝛ/ was dieſer Menſch hieſelbſt ſuchen moͤch- te/ ging hin zu Fuͤrſtin Lukrezien/ und ſagte zu ihr; Herzen Kind/ ich habe gleich jezt deinen alten Schatz geſehen/ und tuht mir leid/ daß ich ihn dir nicht zeigen koͤnnen. Was vor einen Schaz/ mein Herzchen/ antwortete ſie; ich wuͤſte mich ja keines zuerſinnen/ wann es nicht dein Schatz Prokulus waͤhre? Ja dein Schatz ſagte Sibylla/ du haſt es in warheit errah- ten; aber was mag er bey Kaͤyſerl. Hocheit zu verrichten haben? Er ging neben mir hin/ und als ich mich zur neigung an die ſeite ſtellete/ trat er voruͤber/ als haͤtte er mich nicht ge- ſehen. Er hat auch weinig Urſach/ dich zu gruͤſſen/ ſagte Lukrezia/ nachdem du ihm ſo einen ungebodenten Korb gegeben/ deſſen er vielleicht bey dem Kaͤyſer ſich wird beklaget haben. Alſo trieben dieſe ihren Schertz/ und haͤtten den Handel ſchier errahten ſollen. Vber eine gute halbe ſtunde/ da der Kaͤyſer mit der Fürſtlichen Geſelſchaft im groſſen Saal freundli- che Unterredung hielt/ ließ ſich ein Ritter bey Baldrich und Siegward angeben/ er haͤtte wegen eines Roͤmiſchen Herren mit ihnen zu reden; worauff ſie antworteten/ dafern es nicht heimliche Sachen waͤhren/ moͤchte er ſichs gefallen laſſen/ zu ihnen auff den Saal zu kommen. Dieſer wahr darzu willig/ gruͤſſete alle anweſende gebuͤhrlich/ und uͤberreichete beiden Fuͤrſten/ jedem ein Schreiben gleiches Inhalts: Nachdem du Baldrich aus Teutſchland (Siegward aus Schweden) wider Recht und Billig- keit mich hoͤchlich beleidiget und beſchimpffet/ und mein geliebtes Fraͤulein Lukrezien Pompejin (Si- byllen Fabiin) mir und meiner herzinniglichen Liebe entzogen haſt/ wodurch an meinem Ritterlichen Anſehen und Stande ich mich allerhoͤchſt beleidiget befinde/ und daher ſolcher Schimpf ohn Rache nicht kan ausgetragen werden/ als fodere auff Erlaubniß meines allergnaͤdigſten Kaͤyſers ich dich Baldrich aus Teutſchland (Siegward aus Schweden) nach Rittersbrauch/ daß du mit dem Speer und Schwerte zu Roß/ an was Ort und Ende dichs geluͤſtet/ erſcheineſt/ und wegen obgedachtes Schimpfs mir Rede und Antwort gebeſt/ wo du ſonſt des Ritterſtandes nicht unwirdig wilt geſchol- ten ſeyn. Prokulus der Roͤmer. Die Fuͤrſten beide erroͤhteten uͤber ſolcher unvermuhtlichen Ausfoderung/ und em- pfundenshoch/ dz der Kaͤyſerlichen erlaubnis dabey gedacht wahr/ traten anfangs zuſam- men/ und zeigeten einander das Schreiben; und als ſie ſahẽ/ daß einziger ſie beide foderte/ rechne-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/414>, abgerufen am 22.11.2024.