Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Sechstes Buch. rechneten sie sichs nit zum geringen Schimpf/ beredeten es auch mit Herkules und Ladisla/die sich darüber bestürtzt befunden/ und ihnen/ was vor Erklärung sie vor gut hielten/ anzei- geten; traten darauff wieder an ihre stelle/ und als der Käyser und andere Anwesende mit Schmerzen erwarteten/ was ihre Verenderung verursachen möchte/ gab Baldrich diese antwort: Mein Geselle Siegward/ Königlicher Fürst aus Schweden/ ein ehrlicher Rit- ter; und ich/ geborner Fürst aus Teutschland/ haben mit wissen niemahls wieder Recht und Billigkeit gehandelt/ sondern der blosse muhtwille treibet den Ausfoderer/ uns solches auf- zubürden; und weil er sich auff allergnädigste Käyserliche Erläubniß beruffet/ welche wir untertähnig ehren und billichen/ mag er uns die stelle zum Kampf stündlich ernennen; obs dann zu erst mir wieder ihn mißlingen solte/ wird mein lieber Geselle sein bestes hernach auch tuhn; wiewol es uns beiden sehr lächerlich vorkömpt/ daß er umb unsere Gemahlin- nen mit uns fechten wil/ die wir nicht allein mit ihrer Eltern guter Bewilligung geheirah- tet/ sondern auch mit ihrem belieben schon im Ehebette besitzen. Den anwesenden kam diese rede sehr fremde vor/ insonderheit dem Käyser/ welcher den Briefebringer mit zorni- gen Geberden fragete/ wer ihn abgeschikt hätte; und als dieser den Prokulus nennete/ be- gehrete der Käyser beide Schreiben zusehen/ redete nachgehends Pompejus und M. Fa- bius an/ sie fragend/ ob sie dem Prokulus ihre Töchter versprochen hätten. Diese gaben zur antwort: Er hätte zwar deswegen teils schrift-teils mündliche Anwerbung getahn/ aber gar keine antwort erhalten/ und währe ihnen trauen zumahl selzam dabey/ daß sie ih- re einzige Töchter ihm hätten erzihen sollen; stünde auch fast aberwitzig/ daß er sich beider zugleich anmassete/ da ihm/ Römischen sitten nach/ nur eine hätte zu teil werden können. Das Fürstliche und Römische Frauenzimmer kam auch darzu/ und vernahmen Proku- lus beginnen/ worüber Fürstin Sibylla sich über ihre gewohnheit eiferte/ und Käyserl. Hocheit untertänigst baht/ solche unbilligkeit zustraffen/ nachdem wed' sie noch ihre Wase/ nie kein wort/ so wenig mündlich als schriftlich/ oder durch einen andern mit ihm gewech- selt hätten/ auch grosses bedenken würden getragen haben/ nach Prokulus oder seines glei- chen sich umzusehen. Wolan/ antwortete der Käyser/ sie geben sich allerseits zufrieden/ wir werden dem Prokulus seine Buhlerey (dann Proculus heisset zu teutsch ein Buhlerchen oder kleiner Buhler) besalzen. Befahl darauff/ ihn straks angesichts/ frey/ oder gebunden herzuholen. Baldrich aber und Siegward bahten Käyserl. Hocheit demühtig/ diesem Römischen Ritter gnädig zu erscheinen/ damit man sie nicht schier heut oder morgen be- schüldigen möchte/ daß umb ihret willen einigem Römer etwas hartes zugestanden wäh- re; und könte vielleicht sein/ daß er seines Gehirns Verrückung/ wegen heftiger eingebil- deter Liebe empfünde; sie verzihen ihm von Herzen/ wolten auch im Kampfe dergestalt mit ihm verfahren/ daß ihre gutwilligkeit daher solte zuspüren sein: Herkules und Ladisla halfen den Käyser erbitten; welcher endlich einwilligte/ der Tohrheit lachete/ und ihnen erzählete/ was gestalt Prokulus ohn einiges meldung/ sich beschimpfet zusein beklaget/ und des Kampfs freiheit begehret hätte/ weil ohn solchen der Streit nit könte geschlichtet wer- den. Eure Käyserl. Hocheit wissen/ sagte Herkules/ daß die Liebe oft zugleich der vernunft und den Augen Sand einsträuet/ daher diesem Ritter meines erachtens zuverzeihen ist; gelebe auch der tröstlichen Zuversicht/ Eure Käyserl. Hocheit werde ihm unser aller vor- bitte f f f
Sechſtes Buch. rechneten ſie ſichs nit zum geringen Schimpf/ beredeten es auch mit Herkules und Ladiſla/die ſich darüber beſtuͤrtzt befunden/ und ihnen/ was vor Erklaͤrung ſie voꝛ gut hielten/ anzei- geten; traten darauff wieder an ihre ſtelle/ und als der Kaͤyſer und andere Anweſende mit Schmerzen erwarteten/ was ihre Verenderung verurſachen moͤchte/ gab Baldrich dieſe antwort: Mein Geſelle Siegward/ Koͤniglicher Fuͤrſt aus Schweden/ ein ehrlicher Rit- ter; und ich/ geborner Fuͤrſt aus Teutſchland/ haben mit wiſſen niemahls wieder Recht uñ Billigkeit gehandelt/ ſondern der bloſſe muhtwille treibet den Ausfodereꝛ/ uns ſolches auf- zubürden; und weil er ſich auff allergnaͤdigſte Kaͤyſerliche Erlaͤubniß beruffet/ welche wir untertaͤhnig ehren und billichen/ mag er uns die ſtelle zum Kampf ſtuͤndlich ernennen; obs dann zu erſt mir wieder ihn mißlingen ſolte/ wird mein lieber Geſelle ſein beſtes hernach auch tuhn; wiewol es uns beiden ſehr laͤcherlich vorkoͤmpt/ daß er umb unſere Gemahlin- nen mit uns fechten wil/ die wir nicht allein mit ihrer Eltern guter Bewilligung geheirah- tet/ ſondern auch mit ihrem belieben ſchon im Ehebette beſitzen. Den anweſenden kam dieſe rede ſehr fremde vor/ inſonderheit dem Kaͤyſer/ welcher den Briefebringer mit zorni- gen Geberden fragete/ wer ihn abgeſchikt haͤtte; und als dieſer den Prokulus nennete/ be- gehrete der Kaͤyſer beide Schreiben zuſehen/ redete nachgehends Pompejus und M. Fa- bius an/ ſie fragend/ ob ſie dem Prokulus ihre Toͤchter verſprochen haͤtten. Dieſe gaben zur antwort: Er haͤtte zwar deswegen teils ſchrift-teils muͤndliche Anwerbung getahn/ aber gar keine antwort erhalten/ und waͤhre ihnen trauen zumahl ſelzam dabey/ daß ſie ih- re einzige Toͤchter ihm haͤtten erzihen ſollen; ſtuͤnde auch faſt aberwitzig/ daß er ſich beider zugleich anmaſſete/ da ihm/ Roͤmiſchen ſitten nach/ nur eine haͤtte zu teil werden koͤnnen. Das Fuͤrſtliche und Roͤmiſche Frauenzimmer kam auch darzu/ und vernahmen Proku- lus beginnen/ woruͤber Fuͤrſtin Sibylla ſich uͤber ihre gewohnheit eiferte/ und Kaͤyſerl. Hocheit untertaͤnigſt baht/ ſolche unbilligkeit zuſtraffẽ/ nachdem wed’ ſie noch ihre Waſe/ nie kein wort/ ſo wenig muͤndlich als ſchriftlich/ oder durch einen andern mit ihm gewech- ſelt haͤtten/ auch groſſes bedenken würden getragen haben/ nach Prokulus oder ſeines glei- chen ſich umzuſehen. Wolan/ antwortete der Kaͤyſer/ ſie geben ſich allerſeits zufrieden/ wir werden dem Prokulus ſeine Buhlerey (dann Proculus heiſſet zu teutſch ein Buhlerchen oder kleiner Buhler) beſalzen. Befahl darauff/ ihn ſtraks angeſichts/ frey/ oder gebunden herzuholen. Baldrich aber und Siegward bahten Kaͤyſerl. Hocheit demuͤhtig/ dieſem Roͤmiſchen Ritter gnaͤdig zu erſcheinen/ damit man ſie nicht ſchier heut oder morgen be- ſchuͤldigen moͤchte/ daß umb ihret willen einigem Roͤmer etwas hartes zugeſtanden waͤh- re; und koͤnte vielleicht ſein/ daß er ſeines Gehirns Verruͤckung/ wegen heftiger eingebil- deter Liebe empfuͤnde; ſie verzihen ihm von Herzen/ wolten auch im Kampfe dergeſtalt mit ihm verfahren/ daß ihre gutwilligkeit daher ſolte zuſpuͤren ſein: Herkules und Ladiſla halfen den Kaͤyſer erbitten; welcher endlich einwilligte/ der Tohrheit lachete/ und ihnen erzaͤhlete/ was geſtalt Prokulus ohn einiges meldung/ ſich beſchimpfet zuſein beklaget/ und des Kampfs freiheit begehret haͤtte/ weil ohn ſolchen der Streit nit koͤnte geſchlichtet wer- den. Eure Kaͤyſerl. Hocheit wiſſen/ ſagte Herkules/ daß die Liebe oft zugleich der vernunft und den Augen Sand einſtraͤuet/ daher dieſem Ritter meines erachtens zuverzeihen iſt; gelebe auch der troͤſtlichen Zuverſicht/ Eure Kaͤyſerl. Hocheit werde ihm unſer aller vor- bitte f f f
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Sechſtes Buch.
rechneten ſie ſichs nit zum geringen Schimpf/ beredeten es auch mit Herkules und Ladiſla/
die ſich darüber beſtuͤrtzt befunden/ und ihnen/ was vor Erklaͤrung ſie voꝛ gut hielten/ anzei-
geten; traten darauff wieder an ihre ſtelle/ und als der Kaͤyſer und andere Anweſende mit
Schmerzen erwarteten/ was ihre Verenderung verurſachen moͤchte/ gab Baldrich dieſe
antwort: Mein Geſelle Siegward/ Koͤniglicher Fuͤrſt aus Schweden/ ein ehrlicher Rit-
ter; und ich/ geborner Fuͤrſt aus Teutſchland/ haben mit wiſſen niemahls wieder Recht uñ
Billigkeit gehandelt/ ſondern der bloſſe muhtwille treibet den Ausfodereꝛ/ uns ſolches auf-
zubürden; und weil er ſich auff allergnaͤdigſte Kaͤyſerliche Erlaͤubniß beruffet/ welche wir
untertaͤhnig ehren und billichen/ mag er uns die ſtelle zum Kampf ſtuͤndlich ernennen; obs
dann zu erſt mir wieder ihn mißlingen ſolte/ wird mein lieber Geſelle ſein beſtes hernach
auch tuhn; wiewol es uns beiden ſehr laͤcherlich vorkoͤmpt/ daß er umb unſere Gemahlin-
nen mit uns fechten wil/ die wir nicht allein mit ihrer Eltern guter Bewilligung geheirah-
tet/ ſondern auch mit ihrem belieben ſchon im Ehebette beſitzen. Den anweſenden kam
dieſe rede ſehr fremde vor/ inſonderheit dem Kaͤyſer/ welcher den Briefebringer mit zorni-
gen Geberden fragete/ wer ihn abgeſchikt haͤtte; und als dieſer den Prokulus nennete/ be-
gehrete der Kaͤyſer beide Schreiben zuſehen/ redete nachgehends Pompejus und M. Fa-
bius an/ ſie fragend/ ob ſie dem Prokulus ihre Toͤchter verſprochen haͤtten. Dieſe gaben
zur antwort: Er haͤtte zwar deswegen teils ſchrift-teils muͤndliche Anwerbung getahn/
aber gar keine antwort erhalten/ und waͤhre ihnen trauen zumahl ſelzam dabey/ daß ſie ih-
re einzige Toͤchter ihm haͤtten erzihen ſollen; ſtuͤnde auch faſt aberwitzig/ daß er ſich beider
zugleich anmaſſete/ da ihm/ Roͤmiſchen ſitten nach/ nur eine haͤtte zu teil werden koͤnnen.
Das Fuͤrſtliche und Roͤmiſche Frauenzimmer kam auch darzu/ und vernahmen Proku-
lus beginnen/ woruͤber Fuͤrſtin Sibylla ſich uͤber ihre gewohnheit eiferte/ und Kaͤyſerl.
Hocheit untertaͤnigſt baht/ ſolche unbilligkeit zuſtraffẽ/ nachdem wed’ ſie noch ihre Waſe/
nie kein wort/ ſo wenig muͤndlich als ſchriftlich/ oder durch einen andern mit ihm gewech-
ſelt haͤtten/ auch groſſes bedenken würden getragen haben/ nach Prokulus oder ſeines glei-
chen ſich umzuſehen. Wolan/ antwortete der Kaͤyſer/ ſie geben ſich allerſeits zufrieden/ wir
werden dem Prokulus ſeine Buhlerey (dann Proculus heiſſet zu teutſch ein Buhlerchen
oder kleiner Buhler) beſalzen. Befahl darauff/ ihn ſtraks angeſichts/ frey/ oder gebunden
herzuholen. Baldrich aber und Siegward bahten Kaͤyſerl. Hocheit demuͤhtig/ dieſem
Roͤmiſchen Ritter gnaͤdig zu erſcheinen/ damit man ſie nicht ſchier heut oder morgen be-
ſchuͤldigen moͤchte/ daß umb ihret willen einigem Roͤmer etwas hartes zugeſtanden waͤh-
re; und koͤnte vielleicht ſein/ daß er ſeines Gehirns Verruͤckung/ wegen heftiger eingebil-
deter Liebe empfuͤnde; ſie verzihen ihm von Herzen/ wolten auch im Kampfe dergeſtalt
mit ihm verfahren/ daß ihre gutwilligkeit daher ſolte zuſpuͤren ſein: Herkules und Ladiſla
halfen den Kaͤyſer erbitten; welcher endlich einwilligte/ der Tohrheit lachete/ und ihnen
erzaͤhlete/ was geſtalt Prokulus ohn einiges meldung/ ſich beſchimpfet zuſein beklaget/ und
des Kampfs freiheit begehret haͤtte/ weil ohn ſolchen der Streit nit koͤnte geſchlichtet wer-
den. Eure Kaͤyſerl. Hocheit wiſſen/ ſagte Herkules/ daß die Liebe oft zugleich der vernunft
und den Augen Sand einſtraͤuet/ daher dieſem Ritter meines erachtens zuverzeihen iſt;
gelebe auch der troͤſtlichen Zuverſicht/ Eure Kaͤyſerl. Hocheit werde ihm unſer aller vor-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/415>, abgerufen am 16.07.2024. |