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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
beliebete/ und ihr müste gefällig seyn/ an welche sie ihn auch freundlich wolte verwiesen ha-
ben. Fr. Sophia kam zu ihrem Gespräch/ und fragete/ ob sie nicht könte mit in den heimli-
chen Raht auffgenommen werden; bekam auch alsbald von ihm zur Antwort: Seine
Seele hätte dieses allerliebste Fräulein erwählet/ dafern er ihrer Liebe wirdig könte geschä-
tzet werden/ würde aber auff sein inbrünstiges Ansuchen schlecht auf ihre Eltern hingewie-
sen/ und müste die Gefahr stehen/ daß ob er gleich daselbst gute Erklärung bekähme/ er bey
ihr nichts behägliches erhalten dürfte/ bähte demnach Fr. Sophien/ ihm hierin behülflich
zuseyn/ welches zuerkennen/ er zeit seines Lebens sich bemühen wolte. Herr Oheim/ antwor-
tete sie; meine Frl. Schwester kan nach Römischen Sitten ja nit anders/ als ihre Eltern
hierin schaffen lassen; und weil derselbe mich vor eine Anwerberin erwählet/ wolle er in-
zwischen/ weil ich solches verrichte/ mit dem Fräulein ihm die Zeit nicht lange wehren las-
sen; Ich weiß schon sehr wol/ daß kein Römischer Herr/ wer der auch seyn mag/ meinem
Oheim sein Fräulein versagen wird. Ging damit hin/ und ließ Herrn Emilius mit
Fr. Julien seinem Gemahl eilig zu sich fodern/ trug ihnen Skaurus ehrliebende Werbung
vor/ und bekam von ihnen ungemässene Volmacht/ mit ihm zuschliessen/ weil sie sich dieses
Glüks nicht wenig freueten. Zeit wehrender dieser Unterredung hatte Skaurus das Fräu-
lein so hart genöhtiget/ daß sie ihm biß an der Eltern Bewilligung ihre Liebe und Träue
verhieß; dann sie zweifelte nicht/ sie würden hierin gerne gehehlen/ nahm auch den ange-
bohtenen Ring vor Fr. Sophien Wiederkunfft von ihm an/ und ließ gerne geschehen/ daß
er von ihrem Finger wiederum einen zohe/ nur daß sie gebührlich bedingete/ sie wolte Un-
höfligkeit zumeiden/ sich ihm nicht widerspenstigen. Fr. Sophia eilete bald wieder zu ihnen
hin/ und redete Skaurus also an: Mein Herr Oheim/ begehret ihr meine Frl. Wase und
Schwester nach Römischer Träue zum Ehegemahl/ so saget mir solches/ bitte ich/ im rech-
ten Ernst/ auff daß ich alsdann nach eurem Willen ferner handeln könne. Auf sein innigli-
ches Ja und bitten/ fuhr sie nun gegen das Fräulein also fort: Herzgeliebete Frl. Schwe-
ster/ seyd ihr dann gesonnen/ diesen vornehmen Römischen Herrn vor euren liebsten Ge-
mahl anzunehmen/ so last michs wissen/ daß ich nach habender Volmacht weiter schreiten
möge. Diese aber wolte anfangs ein mehrers nicht antworten/ ohn daß es bey ihren lieben
Eltern stünde/ sie zuversprechen/ und nicht bey ihr selbst; und weil sie mit denselben noch
kein Wort davon geredet hätte/ würde ihr weitere Erklärung übel anstehen. Wollet ihr
aber dann euren Eltern nicht gehorsamen/ sagte Fr. Sophia/ wann sie euch diesem Herrn
zusagen würden? Meine Fr. Schwester fraget gar zuscharff in dieses Herrn Gegenwart/
antwortete sie mit einer Schamröhte/ worauff ich weder ja noch nein sagen darff. Wollet
ihr dann/ fuhr sie fort/ wider eurer Eltern Willen wol nein sagen? dessen versehe ich mich
trauen nicht zu euch. So wird auch der Himmel mich vor solchem Ungehorsam wol be-
wahren/ antwortete sie/ dann ich habe ohn unzeitigen Ruhm zumelden/ noch allemahl mich
nach ihrem Willen gerichtet/ wie die Erbarkeit mir solches befihlet. Nun wolan/ sagte sie
hierauff/ so verspreche ich euch/ Herr Skaurus/ dieses Fräulein zu eurem Gemahl/ nebest
10 Tonnen Goldes Brautschaz/ nach der mir von ihren Eltern erteileten Volmacht/ und
gefället es euch/ könnet ihr die Zeit eures Beilagers mit einander abreden. Skaurus be-
dankete sich der genehmen Antwort/ umfing das Fräulein mit höflichem Kusse/ und ver-

sprach

Sechſtes Buch.
beliebete/ und ihr muͤſte gefaͤllig ſeyn/ an welche ſie ihn auch freundlich wolte verwieſen ha-
ben. Fr. Sophia kam zu ihrem Geſpraͤch/ und fragete/ ob ſie nicht koͤnte mit in den heimli-
chen Raht auffgenommen werden; bekam auch alsbald von ihm zur Antwort: Seine
Seele haͤtte dieſes allerliebſte Fraͤulein erwaͤhlet/ dafern er ihrer Liebe wirdig koͤnte geſchaͤ-
tzet werden/ wuͤrde aber auff ſein inbruͤnſtiges Anſuchen ſchlecht auf ihre Eltern hingewie-
ſen/ und muͤſte die Gefahr ſtehen/ daß ob er gleich daſelbſt gute Erklaͤrung bekaͤhme/ er bey
ihr nichts behaͤgliches erhalten duͤrfte/ baͤhte demnach Fr. Sophien/ ihm hierin behuͤlflich
zuſeyn/ welches zuerkennen/ er zeit ſeines Lebens ſich bemuͤhen wolte. Herꝛ Oheim/ antwor-
tete ſie; meine Frl. Schweſter kan nach Roͤmiſchen Sitten ja nit anders/ als ihre Eltern
hierin ſchaffen laſſen; und weil derſelbe mich vor eine Anwerberin erwaͤhlet/ wolle er in-
zwiſchen/ weil ich ſolches verrichte/ mit dem Fraͤulein ihm die Zeit nicht lange wehren laſ-
ſen; Ich weiß ſchon ſehr wol/ daß kein Roͤmiſcher Herr/ wer der auch ſeyn mag/ meinem
Oheim ſein Fraͤulein verſagen wird. Ging damit hin/ und ließ Herrn Emilius mit
Fr. Julien ſeinem Gemahl eilig zu ſich fodern/ trug ihnẽ Skaurus ehrliebende Werbung
vor/ und bekam von ihnen ungemaͤſſene Volmacht/ mit ihm zuſchlieſſen/ weil ſie ſich dieſes
Gluͤks nicht wenig freuetẽ. Zeit wehrender dieſer Unterredung hatte Skaurus das Fraͤu-
lein ſo hart genoͤhtiget/ daß ſie ihm biß an der Eltern Bewilligung ihre Liebe und Traͤue
verhieß; dann ſie zweifelte nicht/ ſie würden hierin gerne gehehlen/ nahm auch den ange-
bohtenen Ring vor Fr. Sophien Wiederkunfft von ihm an/ und ließ gerne geſchehen/ daß
er von ihrem Finger wiederum einen zohe/ nur daß ſie gebuͤhrlich bedingete/ ſie wolte Un-
hoͤfligkeit zumeiden/ ſich ihm nicht widerſpenſtigen. Fr. Sophia eilete bald wieder zu ihnẽ
hin/ und redete Skaurus alſo an: Mein Herr Oheim/ begehret ihr meine Frl. Waſe und
Schweſter nach Roͤmiſcher Traͤue zum Ehegemahl/ ſo ſaget mir ſolches/ bitte ich/ im rech-
ten Ernſt/ auff daß ich alsdann nach eurem Willen ferner handeln koͤnne. Auf ſein innigli-
ches Ja und bitten/ fuhr ſie nun gegen das Fraͤulein alſo fort: Herzgeliebete Frl. Schwe-
ſter/ ſeyd ihr dann geſonnen/ dieſen vornehmen Roͤmiſchen Herrn vor euren liebſten Ge-
mahl anzunehmen/ ſo laſt michs wiſſen/ daß ich nach habender Volmacht weiter ſchreiten
moͤge. Dieſe aber wolte anfangs ein mehrers nicht antworten/ ohn daß es bey ihren lieben
Eltern ſtuͤnde/ ſie zuverſprechen/ und nicht bey ihr ſelbſt; und weil ſie mit denſelben noch
kein Wort davon geredet haͤtte/ wuͤrde ihr weitere Erklaͤrung uͤbel anſtehen. Wollet ihr
aber dann euren Eltern nicht gehorſamen/ ſagte Fr. Sophia/ wann ſie euch dieſem Herꝛn
zuſagen wuͤrden? Meine Fr. Schweſter fraget gar zuſcharff in dieſes Herꝛn Gegenwart/
antwortete ſie mit einer Schamroͤhte/ worauff ich weder ja noch nein ſagen darff. Wollet
ihr dann/ fuhr ſie fort/ wider eurer Eltern Willen wol nein ſagen? deſſen verſehe ich mich
trauen nicht zu euch. So wird auch der Himmel mich vor ſolchem Ungehorſam wol be-
wahren/ antwoꝛtete ſie/ dann ich habe ohn unzeitigen Ruhm zumelden/ noch allemahl mich
nach ihrem Willen gerichtet/ wie die Erbarkeit mir ſolches befihlet. Nun wolan/ ſagte ſie
hierauff/ ſo verſpreche ich euch/ Herr Skaurus/ dieſes Fraͤulein zu eurem Gemahl/ nebeſt
10 Tonnen Goldes Brautſchaz/ nach der mir von ihren Eltern erteileten Volmacht/ und
gefaͤllet es euch/ koͤnnet ihr die Zeit eures Beilagers mit einander abreden. Skaurus be-
dankete ſich der genehmen Antwort/ umfing das Fraͤulein mit hoͤflichem Kuſſe/ und ver-

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[366/0372] Sechſtes Buch. beliebete/ und ihr muͤſte gefaͤllig ſeyn/ an welche ſie ihn auch freundlich wolte verwieſen ha- ben. Fr. Sophia kam zu ihrem Geſpraͤch/ und fragete/ ob ſie nicht koͤnte mit in den heimli- chen Raht auffgenommen werden; bekam auch alsbald von ihm zur Antwort: Seine Seele haͤtte dieſes allerliebſte Fraͤulein erwaͤhlet/ dafern er ihrer Liebe wirdig koͤnte geſchaͤ- tzet werden/ wuͤrde aber auff ſein inbruͤnſtiges Anſuchen ſchlecht auf ihre Eltern hingewie- ſen/ und muͤſte die Gefahr ſtehen/ daß ob er gleich daſelbſt gute Erklaͤrung bekaͤhme/ er bey ihr nichts behaͤgliches erhalten duͤrfte/ baͤhte demnach Fr. Sophien/ ihm hierin behuͤlflich zuſeyn/ welches zuerkennen/ er zeit ſeines Lebens ſich bemuͤhen wolte. Herꝛ Oheim/ antwor- tete ſie; meine Frl. Schweſter kan nach Roͤmiſchen Sitten ja nit anders/ als ihre Eltern hierin ſchaffen laſſen; und weil derſelbe mich vor eine Anwerberin erwaͤhlet/ wolle er in- zwiſchen/ weil ich ſolches verrichte/ mit dem Fraͤulein ihm die Zeit nicht lange wehren laſ- ſen; Ich weiß ſchon ſehr wol/ daß kein Roͤmiſcher Herr/ wer der auch ſeyn mag/ meinem Oheim ſein Fraͤulein verſagen wird. Ging damit hin/ und ließ Herrn Emilius mit Fr. Julien ſeinem Gemahl eilig zu ſich fodern/ trug ihnẽ Skaurus ehrliebende Werbung vor/ und bekam von ihnen ungemaͤſſene Volmacht/ mit ihm zuſchlieſſen/ weil ſie ſich dieſes Gluͤks nicht wenig freuetẽ. Zeit wehrender dieſer Unterredung hatte Skaurus das Fraͤu- lein ſo hart genoͤhtiget/ daß ſie ihm biß an der Eltern Bewilligung ihre Liebe und Traͤue verhieß; dann ſie zweifelte nicht/ ſie würden hierin gerne gehehlen/ nahm auch den ange- bohtenen Ring vor Fr. Sophien Wiederkunfft von ihm an/ und ließ gerne geſchehen/ daß er von ihrem Finger wiederum einen zohe/ nur daß ſie gebuͤhrlich bedingete/ ſie wolte Un- hoͤfligkeit zumeiden/ ſich ihm nicht widerſpenſtigen. Fr. Sophia eilete bald wieder zu ihnẽ hin/ und redete Skaurus alſo an: Mein Herr Oheim/ begehret ihr meine Frl. Waſe und Schweſter nach Roͤmiſcher Traͤue zum Ehegemahl/ ſo ſaget mir ſolches/ bitte ich/ im rech- ten Ernſt/ auff daß ich alsdann nach eurem Willen ferner handeln koͤnne. Auf ſein innigli- ches Ja und bitten/ fuhr ſie nun gegen das Fraͤulein alſo fort: Herzgeliebete Frl. Schwe- ſter/ ſeyd ihr dann geſonnen/ dieſen vornehmen Roͤmiſchen Herrn vor euren liebſten Ge- mahl anzunehmen/ ſo laſt michs wiſſen/ daß ich nach habender Volmacht weiter ſchreiten moͤge. Dieſe aber wolte anfangs ein mehrers nicht antworten/ ohn daß es bey ihren lieben Eltern ſtuͤnde/ ſie zuverſprechen/ und nicht bey ihr ſelbſt; und weil ſie mit denſelben noch kein Wort davon geredet haͤtte/ wuͤrde ihr weitere Erklaͤrung uͤbel anſtehen. Wollet ihr aber dann euren Eltern nicht gehorſamen/ ſagte Fr. Sophia/ wann ſie euch dieſem Herꝛn zuſagen wuͤrden? Meine Fr. Schweſter fraget gar zuſcharff in dieſes Herꝛn Gegenwart/ antwortete ſie mit einer Schamroͤhte/ worauff ich weder ja noch nein ſagen darff. Wollet ihr dann/ fuhr ſie fort/ wider eurer Eltern Willen wol nein ſagen? deſſen verſehe ich mich trauen nicht zu euch. So wird auch der Himmel mich vor ſolchem Ungehorſam wol be- wahren/ antwoꝛtete ſie/ dann ich habe ohn unzeitigen Ruhm zumelden/ noch allemahl mich nach ihrem Willen gerichtet/ wie die Erbarkeit mir ſolches befihlet. Nun wolan/ ſagte ſie hierauff/ ſo verſpreche ich euch/ Herr Skaurus/ dieſes Fraͤulein zu eurem Gemahl/ nebeſt 10 Tonnen Goldes Brautſchaz/ nach der mir von ihren Eltern erteileten Volmacht/ und gefaͤllet es euch/ koͤnnet ihr die Zeit eures Beilagers mit einander abreden. Skaurus be- dankete ſich der genehmen Antwort/ umfing das Fraͤulein mit hoͤflichem Kuſſe/ und ver- ſprach

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/372>, abgerufen am 22.11.2024.