Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
welcher ein grosser weisser Federbusch mit einem angeheffteten Kleinot war/ bekamen Klo-
dius und Markus von Fr. Ursulen und Frl. Helenen/ dessen sie sich höchlich bedanketen.
Als nun Sibylla der sämtlichen Geselschafft zuwissen taht/ wie Herr Skaurus und Pu-
pienus ihre nahe Anverwanten währen/ wurden dieselben alsbald von Leches und Neda
in das Fürstliche Gezelt eingehohlet/ dahin sie nach abgelegten Waffen mit ihnen gingen/
und anfangs von der Groß Fürstin sehr höflich empfangen wurden/ deren Volkommen-
heit sie vor übermenschlich schätzeten/ tahten ihr demnach über aus grosse Ehr/ und nach
geleistetem Handkusse sagte Skaurus: Durchleuchtigste Groß Fürstin; das Lob ihrer ho-
hen Volkommenheit/ nachdem es die weiten Morgenländer erfüllet/ und ganz Asten durch-
strichen/ kan in diesen Orten sich so wenig als die Sonne selbst verbergen; mein Geselle
und ich schätzen uns sehr glükselig/ wegen der Ehre/ die wir haben/ ihre Hände zuküssen/
dienstlich bittend/ Ihre Durchl. wolle durch ihr gebieten uns wirdigen/ in die Zahl ihrer
Diener auffzunehmen. Ihr meine hochwerte Herren/ antwortete sie; das Lob meiner We-
nigkeit muß sehr dunkel seyn/ nachdem der Nebel der Unvolkommenheit meine Kräfte al-
lerdinge überzogen hat/ da hingegen Eurer Liebe tapffere Tahten sich überal hören lassen/
deren meine Fr. Schwester/ Fürstin Sibylla mir schon etliche gnug denkwirdige erzählet
hat; werde demnach auff gebührliche Dankbarkeit bedacht seyn müssen/ daß Ihre Liebden
mir ihre Kundschafft gönnen. Der Stathalter kam mit den gesamten Fürsten darzu/ da
es überal viel Höfligkeiten abgabe/ gestaltsam den unsern nicht un bewust wahr/ in wz gros-
sem Ansehen diese beyde am Käyserl. Hofe wahren/ daher auch Skaurus bey der Mahlzeit
zwischen die Groß Fürstin und Fr. Sophien; Pupienus zwischen Frr. Lukrezien und Si-
byllen den Siz wider ihren Willen nehmen musten/ da allerhand lustige Gespräche vor-
gingen/ und diese Römer insonderheit gute Kundschafft mit ihrem Obsieger macheten/
der seiner überwindung ursach bloß nur dem Glük zulegete/ und durch seine Höfligkeit sich
ihnen sehr beliebt machete. Sonst redete Pupienus die Mahlzeit über gar wenig/ saß als
in tieffen Gedanken/ und betrachtete nach emsiger beschauung der Groß Fürstin/ ihre vor-
trefliche Schönheit; dann fing er zwar etwas an/ mit Fürstin Lukrezien zusprachen/ hatte
aber so gar keinen Schmak/ daß sie leicht merkete/ seine Gedanken währen nicht bey dem
Gespräch; und weil sie seiner Blicke nach der Groß Fürstin acht hatte/ geriet sie in argwöh-
nische Gedanken/ einer unzimlichen Begierde/ welches/ weil Herkules es ohngefehr sahe/
selbst besorgete; wahr aber ein blosser Irtuhm; dann er befand sich gegen ein treffliches
Römisches Fräulein hefftig verliebet/ und bildete ihm ein/ die Groß Fürstin währe dersel-
ben fast ähnlich/ deshalben er sich ihres an schauens nicht enthalten kunte. Sibylla wuste
etwas von seiner Liebe/ hatte auch dieser Fräulein sehr geheime Kundschafft/ daher frage-
te sie ihn/ wie es ihrer Wase und Schwester Frl. Virginien erginge; worüber er dermas-
sen bestürzete/ daß ihm das Feur unter die Augen schoß/ und eine geraume Zeit es unbeant-
wortet ließ/ endlich zu ihr sagete: Er wüste nicht anders/ als daß sie annoch in des Käysers
Mutter ihrem Frauenzimmer sich fast wider ihrer Eltern Willen auffhielte/ weil dieselbe
so hohe Gunst ihr zugelegt/ daß sie ohn ihre Geselschafft nicht gerne seyn wolte; ginge ihr
sonst annoch wol/ verharrete aber steiff in ihrer Unbarmherzigkeit gegen ihn/ so daß er nit
zweifelte/ sie würde in kurzem seines Untergangs ursach seyn. Fürstin Sibylla tröstete ihn

bester

Sechſtes Buch.
welcher ein groſſer weiſſer Federbuſch mit einem angeheffteten Kleinot war/ bekamen Klo-
dius und Markus von Fr. Urſulen und Frl. Helenen/ deſſen ſie ſich hoͤchlich bedanketen.
Als nun Sibylla der ſaͤmtlichen Geſelſchafft zuwiſſen taht/ wie Herr Skaurus und Pu-
pienus ihre nahe Anverwanten waͤhren/ wurden dieſelben alsbald von Leches und Neda
in das Fuͤrſtliche Gezelt eingehohlet/ dahin ſie nach abgelegten Waffen mit ihnen gingen/
und anfangs von der Groß Fuͤrſtin ſehr hoͤflich empfangen wurden/ deren Volkommen-
heit ſie vor übermenſchlich ſchaͤtzeten/ tahten ihr demnach uͤber aus groſſe Ehr/ und nach
geleiſtetem Handkuſſe ſagte Skaurus: Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin; das Lob ihrer ho-
hen Volkommenheit/ nachdem es die weiten Morgenlaͤnder erfuͤllet/ und ganz Aſten duꝛch-
ſtrichen/ kan in dieſen Orten ſich ſo wenig als die Sonne ſelbſt verbergen; mein Geſelle
und ich ſchaͤtzen uns ſehr gluͤkſelig/ wegen der Ehre/ die wir haben/ ihre Haͤnde zukuͤſſen/
dienſtlich bittend/ Ihre Durchl. wolle durch ihr gebieten uns wirdigen/ in die Zahl ihrer
Diener auffzunehmen. Ihr meine hochwerte Herren/ antwortete ſie; das Lob meiner We-
nigkeit muß ſehr dunkel ſeyn/ nachdem der Nebel der Unvolkommenheit meine Kraͤfte al-
lerdinge uͤberzogen hat/ da hingegen Eurer Liebe tapffere Tahten ſich uͤberal hoͤren laſſen/
deren meine Fr. Schweſter/ Fuͤrſtin Sibylla mir ſchon etliche gnug denkwirdige erzaͤhlet
hat; werde demnach auff gebuͤhrliche Dankbarkeit bedacht ſeyn muͤſſen/ daß Ihre Liebden
mir ihre Kundſchafft goͤnnen. Der Stathalter kam mit den geſamten Fuͤrſten darzu/ da
es uͤberal viel Hoͤfligkeiten abgabe/ geſtaltſam den unſern nicht un bewuſt wahr/ in wz groſ-
ſem Anſehen dieſe beyde am Kaͤyſerl. Hofe wahren/ daher auch Skaurus bey der Mahlzeit
zwiſchen die Groß Fuͤrſtin und Fr. Sophien; Pupienus zwiſchen Frr. Lukrezien und Si-
byllen den Siz wider ihren Willen nehmen muſten/ da allerhand luſtige Geſpraͤche vor-
gingen/ und dieſe Roͤmer inſonderheit gute Kundſchafft mit ihrem Obſieger macheten/
der ſeiner überwindung urſach bloß nur dem Gluͤk zulegete/ und durch ſeine Hoͤfligkeit ſich
ihnen ſehr beliebt machete. Sonſt redete Pupienus die Mahlzeit uͤber gar wenig/ ſaß als
in tieffen Gedanken/ und betrachtete nach emſiger beſchauung der Groß Fuͤrſtin/ ihre vor-
trefliche Schoͤnheit; dann fing er zwar etwas an/ mit Fuͤrſtin Lukrezien zuſprachen/ hatte
aber ſo gar keinen Schmak/ daß ſie leicht merkete/ ſeine Gedanken waͤhren nicht bey dem
Geſpraͤch; und weil ſie ſeiner Blicke nach deꝛ Groß Fürſtin acht hatte/ geriet ſie in argwoͤh-
niſche Gedanken/ einer unzimlichen Begierde/ welches/ weil Herkules es ohngefehr ſahe/
ſelbſt beſorgete; wahr aber ein bloſſer Irtuhm; dann er befand ſich gegen ein treffliches
Roͤmiſches Fraͤulein hefftig verliebet/ und bildete ihm ein/ die Groß Fuͤrſtin waͤhre derſel-
ben faſt aͤhnlich/ deshalben er ſich ihres an ſchauens nicht enthalten kunte. Sibylla wuſte
etwas von ſeiner Liebe/ hatte auch dieſer Fraͤulein ſehr geheime Kundſchafft/ daher frage-
te ſie ihn/ wie es ihrer Waſe und Schweſter Frl. Virginien erginge; woruͤber er dermaſ-
ſen beſtuͤrzete/ daß ihm das Feur unter die Augen ſchoß/ und eine geraume Zeit es unbeant-
wortet ließ/ endlich zu ihr ſagete: Er wuͤſte nicht anders/ als daß ſie annoch in des Kaͤyſers
Mutter ihrem Frauenzimmer ſich faſt wider ihrer Eltern Willen auffhielte/ weil dieſelbe
ſo hohe Gunſt ihr zugelegt/ daß ſie ohn ihre Geſelſchafft nicht gerne ſeyn wolte; ginge ihr
ſonſt annoch wol/ verharrete aber ſteiff in ihrer Unbarmherzigkeit gegen ihn/ ſo daß er nit
zweifelte/ ſie wuͤrde in kurzem ſeines Untergangs urſach ſeyn. Fuͤrſtin Sibylla troͤſtete ihn

beſter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0370" n="364"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
welcher ein gro&#x017F;&#x017F;er wei&#x017F;&#x017F;er Federbu&#x017F;ch mit einem angeheffteten Kleinot war/ bekamen Klo-<lb/>
dius und Markus von Fr. Ur&#x017F;ulen und Frl. Helenen/ de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich ho&#x0364;chlich bedanketen.<lb/>
Als nun Sibylla der &#x017F;a&#x0364;mtlichen Ge&#x017F;el&#x017F;chafft zuwi&#x017F;&#x017F;en taht/ wie Herr Skaurus und Pu-<lb/>
pienus ihre nahe Anverwanten wa&#x0364;hren/ wurden die&#x017F;elben alsbald von Leches und Neda<lb/>
in das Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Gezelt eingehohlet/ dahin &#x017F;ie nach abgelegten Waffen mit ihnen gingen/<lb/>
und anfangs von der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin &#x017F;ehr ho&#x0364;flich empfangen wurden/ deren Volkommen-<lb/>
heit &#x017F;ie vor übermen&#x017F;chlich &#x017F;cha&#x0364;tzeten/ tahten ihr demnach u&#x0364;ber aus gro&#x017F;&#x017F;e Ehr/ und nach<lb/>
gelei&#x017F;tetem Handku&#x017F;&#x017F;e &#x017F;agte Skaurus: Durchleuchtig&#x017F;te Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin; das Lob ihrer ho-<lb/>
hen Volkommenheit/ nachdem es die weiten Morgenla&#x0364;nder erfu&#x0364;llet/ und ganz A&#x017F;ten du&#xA75B;ch-<lb/>
&#x017F;trichen/ kan in die&#x017F;en Orten &#x017F;ich &#x017F;o wenig als die Sonne &#x017F;elb&#x017F;t verbergen; mein Ge&#x017F;elle<lb/>
und ich &#x017F;cha&#x0364;tzen uns &#x017F;ehr glu&#x0364;k&#x017F;elig/ wegen der Ehre/ die wir haben/ ihre Ha&#x0364;nde zuku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
dien&#x017F;tlich bittend/ Ihre Durchl. wolle durch ihr gebieten uns wirdigen/ in die Zahl ihrer<lb/>
Diener auffzunehmen. Ihr meine hochwerte Herren/ antwortete &#x017F;ie; das Lob meiner We-<lb/>
nigkeit muß &#x017F;ehr dunkel &#x017F;eyn/ nachdem der Nebel der Unvolkommenheit meine Kra&#x0364;fte al-<lb/>
lerdinge u&#x0364;berzogen hat/ da hingegen Eurer Liebe tapffere Tahten &#x017F;ich u&#x0364;beral ho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
deren meine Fr. Schwe&#x017F;ter/ Fu&#x0364;r&#x017F;tin Sibylla mir &#x017F;chon etliche gnug denkwirdige erza&#x0364;hlet<lb/>
hat; werde demnach auff gebu&#x0364;hrliche Dankbarkeit bedacht &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß Ihre Liebden<lb/>
mir ihre Kund&#x017F;chafft go&#x0364;nnen. Der Stathalter kam mit den ge&#x017F;amten Fu&#x0364;r&#x017F;ten darzu/ da<lb/>
es u&#x0364;beral viel Ho&#x0364;fligkeiten abgabe/ ge&#x017F;talt&#x017F;am den un&#x017F;ern nicht un bewu&#x017F;t wahr/ in wz gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;em An&#x017F;ehen die&#x017F;e beyde am Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Hofe wahren/ daher auch Skaurus bey der Mahlzeit<lb/>
zwi&#x017F;chen die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin und Fr. Sophien; Pupienus zwi&#x017F;chen Frr. Lukrezien und Si-<lb/>
byllen den Siz wider ihren Willen nehmen mu&#x017F;ten/ da allerhand lu&#x017F;tige Ge&#x017F;pra&#x0364;che vor-<lb/>
gingen/ und die&#x017F;e Ro&#x0364;mer in&#x017F;onderheit gute Kund&#x017F;chafft mit ihrem Ob&#x017F;ieger macheten/<lb/>
der &#x017F;einer überwindung ur&#x017F;ach bloß nur dem Glu&#x0364;k zulegete/ und durch &#x017F;eine Ho&#x0364;fligkeit &#x017F;ich<lb/>
ihnen &#x017F;ehr beliebt machete. Son&#x017F;t redete Pupienus die Mahlzeit u&#x0364;ber gar wenig/ &#x017F;aß als<lb/>
in tieffen Gedanken/ und betrachtete nach em&#x017F;iger be&#x017F;chauung der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ ihre vor-<lb/>
trefliche Scho&#x0364;nheit; dann fing er zwar etwas an/ mit Fu&#x0364;r&#x017F;tin Lukrezien zu&#x017F;prachen/ hatte<lb/>
aber &#x017F;o gar keinen Schmak/ daß &#x017F;ie leicht merkete/ &#x017F;eine Gedanken wa&#x0364;hren nicht bey dem<lb/>
Ge&#x017F;pra&#x0364;ch; und weil &#x017F;ie &#x017F;einer Blicke nach de&#xA75B; Groß Für&#x017F;tin acht hatte/ geriet &#x017F;ie in argwo&#x0364;h-<lb/>
ni&#x017F;che Gedanken/ einer unzimlichen Begierde/ welches/ weil Herkules es ohngefehr &#x017F;ahe/<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;orgete; wahr aber ein blo&#x017F;&#x017F;er Irtuhm; dann er befand &#x017F;ich gegen ein treffliches<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;ches Fra&#x0364;ulein hefftig verliebet/ und bildete ihm ein/ die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin wa&#x0364;hre der&#x017F;el-<lb/>
ben fa&#x017F;t a&#x0364;hnlich/ deshalben er &#x017F;ich ihres an &#x017F;chauens nicht enthalten kunte. Sibylla wu&#x017F;te<lb/>
etwas von &#x017F;einer Liebe/ hatte auch die&#x017F;er Fra&#x0364;ulein &#x017F;ehr geheime Kund&#x017F;chafft/ daher frage-<lb/>
te &#x017F;ie ihn/ wie es ihrer Wa&#x017F;e und Schwe&#x017F;ter Frl. Virginien erginge; woru&#x0364;ber er derma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en be&#x017F;tu&#x0364;rzete/ daß ihm das Feur unter die Augen &#x017F;choß/ und eine geraume Zeit es unbeant-<lb/>
wortet ließ/ endlich zu ihr &#x017F;agete: Er wu&#x0364;&#x017F;te nicht anders/ als daß &#x017F;ie annoch in des Ka&#x0364;y&#x017F;ers<lb/>
Mutter ihrem Frauenzimmer &#x017F;ich fa&#x017F;t wider ihrer Eltern Willen auffhielte/ weil die&#x017F;elbe<lb/>
&#x017F;o hohe Gun&#x017F;t ihr zugelegt/ daß &#x017F;ie ohn ihre Ge&#x017F;el&#x017F;chafft nicht gerne &#x017F;eyn wolte; ginge ihr<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t annoch wol/ verharrete aber &#x017F;teiff in ihrer Unbarmherzigkeit gegen ihn/ &#x017F;o daß er nit<lb/>
zweifelte/ &#x017F;ie wu&#x0364;rde in kurzem &#x017F;eines Untergangs ur&#x017F;ach &#x017F;eyn. Fu&#x0364;r&#x017F;tin Sibylla tro&#x0364;&#x017F;tete ihn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;ter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0370] Sechſtes Buch. welcher ein groſſer weiſſer Federbuſch mit einem angeheffteten Kleinot war/ bekamen Klo- dius und Markus von Fr. Urſulen und Frl. Helenen/ deſſen ſie ſich hoͤchlich bedanketen. Als nun Sibylla der ſaͤmtlichen Geſelſchafft zuwiſſen taht/ wie Herr Skaurus und Pu- pienus ihre nahe Anverwanten waͤhren/ wurden dieſelben alsbald von Leches und Neda in das Fuͤrſtliche Gezelt eingehohlet/ dahin ſie nach abgelegten Waffen mit ihnen gingen/ und anfangs von der Groß Fuͤrſtin ſehr hoͤflich empfangen wurden/ deren Volkommen- heit ſie vor übermenſchlich ſchaͤtzeten/ tahten ihr demnach uͤber aus groſſe Ehr/ und nach geleiſtetem Handkuſſe ſagte Skaurus: Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſtin; das Lob ihrer ho- hen Volkommenheit/ nachdem es die weiten Morgenlaͤnder erfuͤllet/ und ganz Aſten duꝛch- ſtrichen/ kan in dieſen Orten ſich ſo wenig als die Sonne ſelbſt verbergen; mein Geſelle und ich ſchaͤtzen uns ſehr gluͤkſelig/ wegen der Ehre/ die wir haben/ ihre Haͤnde zukuͤſſen/ dienſtlich bittend/ Ihre Durchl. wolle durch ihr gebieten uns wirdigen/ in die Zahl ihrer Diener auffzunehmen. Ihr meine hochwerte Herren/ antwortete ſie; das Lob meiner We- nigkeit muß ſehr dunkel ſeyn/ nachdem der Nebel der Unvolkommenheit meine Kraͤfte al- lerdinge uͤberzogen hat/ da hingegen Eurer Liebe tapffere Tahten ſich uͤberal hoͤren laſſen/ deren meine Fr. Schweſter/ Fuͤrſtin Sibylla mir ſchon etliche gnug denkwirdige erzaͤhlet hat; werde demnach auff gebuͤhrliche Dankbarkeit bedacht ſeyn muͤſſen/ daß Ihre Liebden mir ihre Kundſchafft goͤnnen. Der Stathalter kam mit den geſamten Fuͤrſten darzu/ da es uͤberal viel Hoͤfligkeiten abgabe/ geſtaltſam den unſern nicht un bewuſt wahr/ in wz groſ- ſem Anſehen dieſe beyde am Kaͤyſerl. Hofe wahren/ daher auch Skaurus bey der Mahlzeit zwiſchen die Groß Fuͤrſtin und Fr. Sophien; Pupienus zwiſchen Frr. Lukrezien und Si- byllen den Siz wider ihren Willen nehmen muſten/ da allerhand luſtige Geſpraͤche vor- gingen/ und dieſe Roͤmer inſonderheit gute Kundſchafft mit ihrem Obſieger macheten/ der ſeiner überwindung urſach bloß nur dem Gluͤk zulegete/ und durch ſeine Hoͤfligkeit ſich ihnen ſehr beliebt machete. Sonſt redete Pupienus die Mahlzeit uͤber gar wenig/ ſaß als in tieffen Gedanken/ und betrachtete nach emſiger beſchauung der Groß Fuͤrſtin/ ihre vor- trefliche Schoͤnheit; dann fing er zwar etwas an/ mit Fuͤrſtin Lukrezien zuſprachen/ hatte aber ſo gar keinen Schmak/ daß ſie leicht merkete/ ſeine Gedanken waͤhren nicht bey dem Geſpraͤch; und weil ſie ſeiner Blicke nach deꝛ Groß Fürſtin acht hatte/ geriet ſie in argwoͤh- niſche Gedanken/ einer unzimlichen Begierde/ welches/ weil Herkules es ohngefehr ſahe/ ſelbſt beſorgete; wahr aber ein bloſſer Irtuhm; dann er befand ſich gegen ein treffliches Roͤmiſches Fraͤulein hefftig verliebet/ und bildete ihm ein/ die Groß Fuͤrſtin waͤhre derſel- ben faſt aͤhnlich/ deshalben er ſich ihres an ſchauens nicht enthalten kunte. Sibylla wuſte etwas von ſeiner Liebe/ hatte auch dieſer Fraͤulein ſehr geheime Kundſchafft/ daher frage- te ſie ihn/ wie es ihrer Waſe und Schweſter Frl. Virginien erginge; woruͤber er dermaſ- ſen beſtuͤrzete/ daß ihm das Feur unter die Augen ſchoß/ und eine geraume Zeit es unbeant- wortet ließ/ endlich zu ihr ſagete: Er wuͤſte nicht anders/ als daß ſie annoch in des Kaͤyſers Mutter ihrem Frauenzimmer ſich faſt wider ihrer Eltern Willen auffhielte/ weil dieſelbe ſo hohe Gunſt ihr zugelegt/ daß ſie ohn ihre Geſelſchafft nicht gerne ſeyn wolte; ginge ihr ſonſt annoch wol/ verharrete aber ſteiff in ihrer Unbarmherzigkeit gegen ihn/ ſo daß er nit zweifelte/ ſie wuͤrde in kurzem ſeines Untergangs urſach ſeyn. Fuͤrſtin Sibylla troͤſtete ihn beſter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/370
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/370>, abgerufen am 22.11.2024.