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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
mit dem Morgenstern mit diesen Worten aus: Mannhafter Ritter/ eure Faust hat bißher
anzeige getahn/ daß es euch eben so wenig an Kraft als erfahrenheit mangelt/ welchen Preiß
ich euren Gesellen zugleich nachrühmen muß/ daß ich nicht zweiffele/ euer jeder sey geschikt
genug dieses zuerwerben/ was viel hoffen und wenig erlangen mögen. Vordißmahl aber
ist mein gesinnen an euer Speer/ das es auff meiner Brust/ oder wo es am besten treffen
kan/ einen Versuch tuhn wolle/ wo sonst das meine euch nicht zugeringe deucht; wil mich
bemühen/ es auff begebenheit zuverschulden so weit mein Vermögen reichet. Es ist ein un-
verdientes Lob/ mein Herr/ antwortete dieser/ welches mir seine gewogene Zunge zuleget/
und mich ihm sehr verbunden machet/ daß zu seinem Willen ich mich schuldig erkennen
muß/ werde auch unbetrübet meinen Sattel leeren/ wann sein Speer solches wirken solte/
und hätte Ursach/ mich zu rühmen/ wann der Unfal mich übersehen wolte/ daher ich mich
auff allen Fall fertig halte. Mein Herr/ antwortete dieser: Es müste ein verwägener Rit-
ter seyn/ der ihm selbst vor treffens den Sieg zuschreiben dürfte; lasset uns aber den Spee-
ren anbefehlen/ daß sie uns den Ausgang wissend machen; kehrete sich hiemit um/ und stel-
lete sich dermassen unerschrocken/ daß alle Anwesende die Gedanken fasseten/ es würde die-
ses das gedenkwirdigste Treffen seyn. Sie liessen beyderseits ihr Herz und geschikligkeit se-
hen/ traffen auch dergestalt/ daß die Zuseher/ solche Püffe zuerdulden können/ vor unmög-
lich hielten; massen sie dann nicht allein die Speere in kurze Stücke zu splitterten/ sondern
auch mit den Leibern einander dergestalt begegneten/ daß die Waffen knarreten/ und sie bey-
de hinter sich bogen; welches Herkules ersehend/ zu Ladisla sagete; er hätte dergleichen
Treffen wenig gesehen. Sie empfunden beyderseits/ daß sie es nicht mit Kindern zu tuhn
hatten/ hielten sich demnach feste auff den Pferden/ und schicketen sich zum andern Satze/
welcher mit neuen starken Speeren volführet ward/ und ihrer keiner nicht den allergering-
sten Wank taht/ ob gleich die Splitter in die Luft fuhren. Im dritten gange aber legete der
mit dem Morgenstern alle Macht und geschikligkeit an/ empfing auch seinen Mann so tap-
fer/ daß er denselben samt dem Pferde übernhauffen warff/ wiewol ihm und seinem Rosse
der Fall auch nicht weit wahr/ dessen er sich bloß durch seine geschikligkeit entbrach/ und
sich der Niderlage seines Gegeners höchlich freuete/ der sich kümmerlich wieder erhub/ und
zu seinem Obsieger sagete: Teurer Ritter/ ich gönne euch den Preiß/ den ihr an mir behäup-
tet/ wann ich nur euren Nahmen wissen möchte. Mein Herr/ antwortete jener/ wir werden
einer dem andern wenig angewonnen haben/ ohn daß mein Pferd sich ein wenig fester ge-
halten hat; daß ich aber meinen Nahmen verberge/ zwinget mich mein Gelübde/ welches
der morgende Tag enden/ und meinem Herrn mich zuerkennen geben wird. Hiemit muste
der Abgestochene sich begnügen lassen/ foderte von seinen Leuten ein Pferd/ und ritte aus
den Schranken hinweg/ gleich da ein ander sich auff die Bahn stellete/ und des mit dem A-
bendstern begehrete/ ward aber im andern Treffen auff die Erde gelegt. Der mit der Mor-
genröhte fand auch seinen Bestreiter/ der ihm zween harte Stösse aushielt/ und im dritten
abspringen muste/ dessen sich nicht allein der Obsieger/ sondern auch seine beyde Gesellen er-
freueten/ dann im andern gange hätte er schier den kürzern gezogen. Nach erhaltung die-
ses Sieges neigeten sich diese drey Gesellen gegen die anwesende Ritterschaft/ und mache-
ten sich aus den Schranken ins Gehölze hinein/ deren Plaz die drey/ so mit ihnen den Ein-

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Sechſtes Buch.
mit dem Morgenſtern mit dieſen Worten aus: Mannhafter Ritter/ eure Fauſt hat bißheꝛ
anzeige getahn/ daß es euch eben ſo wenig an Kraft als erfahrenheit mangelt/ welchẽ Preiß
ich euren Geſellen zugleich nachruͤhmen muß/ daß ich nicht zweiffele/ euer jeder ſey geſchikt
genug dieſes zuerwerben/ was viel hoffen und wenig erlangen moͤgen. Vordißmahl aber
iſt mein geſinnen an euer Speer/ das es auff meiner Bruſt/ oder wo es am beſten treffen
kan/ einen Verſuch tuhn wolle/ wo ſonſt das meine euch nicht zugeringe deucht; wil mich
bemuͤhen/ es auff begebenheit zuverſchulden ſo weit mein Vermoͤgen reichet. Es iſt ein un-
verdientes Lob/ mein Herr/ antwortete dieſer/ welches mir ſeine gewogene Zunge zuleget/
und mich ihm ſehr verbunden machet/ daß zu ſeinem Willen ich mich ſchuldig erkennen
muß/ werde auch unbetruͤbet meinen Sattel leeren/ wann ſein Speer ſolches wirken ſolte/
und haͤtte Urſach/ mich zu ruͤhmen/ wann der Unfal mich uͤberſehen wolte/ daher ich mich
auff allen Fall fertig halte. Mein Herr/ antwortete dieſer: Es muͤſte ein verwaͤgener Rit-
ter ſeyn/ der ihm ſelbſt vor treffens den Sieg zuſchreiben duͤrfte; laſſet uns aber den Spee-
ren anbefehlen/ daß ſie uns den Ausgang wiſſend machen; kehrete ſich hiemit um/ und ſtel-
lete ſich dermaſſen unerſchrocken/ daß alle Anweſende die Gedanken faſſeten/ es wuͤrde die-
ſes das gedenkwirdigſte Treffen ſeyn. Sie lieſſen beyderſeits ihr Herz und geſchikligkeit ſe-
hen/ traffen auch dergeſtalt/ daß die Zuſeher/ ſolche Puͤffe zuerdulden koͤnnen/ vor unmoͤg-
lich hielten; maſſen ſie dann nicht allein die Speere in kurze Stuͤcke zu ſplitterten/ ſondern
auch mit den Leibern einander dergeſtalt begegneten/ daß die Waffen knarreten/ und ſie bey-
de hinter ſich bogen; welches Herkules erſehend/ zu Ladiſla ſagete; er haͤtte dergleichen
Treffen wenig geſehen. Sie empfunden beyderſeits/ daß ſie es nicht mit Kindern zu tuhn
hatten/ hielten ſich demnach feſte auff den Pferden/ und ſchicketen ſich zum andern Satze/
welcher mit neuen ſtarken Speeren volfuͤhret ward/ und ihrer keiner nicht den allergering-
ſten Wank taht/ ob gleich die Splitter in die Luft fuhren. Im dritten gange aber legete der
mit dem Morgenſtern alle Macht und geſchikligkeit an/ empfing auch ſeinen Mann ſo tap-
fer/ daß er denſelben ſamt dem Pferde uͤbernhauffen warff/ wiewol ihm und ſeinem Roſſe
der Fall auch nicht weit wahr/ deſſen er ſich bloß durch ſeine geſchikligkeit entbrach/ und
ſich der Niderlage ſeines Gegeners hoͤchlich freuete/ der ſich kuͤmmerlich wieder erhub/ uñ
zu ſeinem Obſieger ſagete: Teurer Ritter/ ich goͤñe euch den Preiß/ den ihr an mir behaͤup-
tet/ wann ich nur euren Nahmen wiſſen moͤchte. Mein Herr/ antwortete jener/ wir werden
einer dem andern wenig angewonnen haben/ ohn daß mein Pferd ſich ein wenig feſter ge-
halten hat; daß ich aber meinen Nahmen verberge/ zwinget mich mein Geluͤbde/ welches
der morgende Tag enden/ und meinem Herrn mich zuerkennen geben wird. Hiemit muſte
der Abgeſtochene ſich begnuͤgen laſſen/ foderte von ſeinen Leuten ein Pferd/ und ritte aus
den Schranken hinweg/ gleich da ein ander ſich auff die Bahn ſtellete/ und des mit dem A-
bendſtern begehrete/ ward aber im andern Treffen auff die Erde gelegt. Der mit der Mor-
genroͤhte fand auch ſeinen Beſtreiter/ der ihm zween harte Stoͤſſe aushielt/ und im dritten
abſpringen muſte/ deſſen ſich nicht allein der Obſieger/ ſondern auch ſeine beyde Geſellen er-
freueten/ dann im andern gange haͤtte er ſchier den kuͤrzern gezogen. Nach erhaltung die-
ſes Sieges neigeten ſich dieſe drey Geſellen gegen die anweſende Ritterſchaft/ und mache-
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[361/0367] Sechſtes Buch. mit dem Morgenſtern mit dieſen Worten aus: Mannhafter Ritter/ eure Fauſt hat bißheꝛ anzeige getahn/ daß es euch eben ſo wenig an Kraft als erfahrenheit mangelt/ welchẽ Preiß ich euren Geſellen zugleich nachruͤhmen muß/ daß ich nicht zweiffele/ euer jeder ſey geſchikt genug dieſes zuerwerben/ was viel hoffen und wenig erlangen moͤgen. Vordißmahl aber iſt mein geſinnen an euer Speer/ das es auff meiner Bruſt/ oder wo es am beſten treffen kan/ einen Verſuch tuhn wolle/ wo ſonſt das meine euch nicht zugeringe deucht; wil mich bemuͤhen/ es auff begebenheit zuverſchulden ſo weit mein Vermoͤgen reichet. Es iſt ein un- verdientes Lob/ mein Herr/ antwortete dieſer/ welches mir ſeine gewogene Zunge zuleget/ und mich ihm ſehr verbunden machet/ daß zu ſeinem Willen ich mich ſchuldig erkennen muß/ werde auch unbetruͤbet meinen Sattel leeren/ wann ſein Speer ſolches wirken ſolte/ und haͤtte Urſach/ mich zu ruͤhmen/ wann der Unfal mich uͤberſehen wolte/ daher ich mich auff allen Fall fertig halte. Mein Herr/ antwortete dieſer: Es muͤſte ein verwaͤgener Rit- ter ſeyn/ der ihm ſelbſt vor treffens den Sieg zuſchreiben duͤrfte; laſſet uns aber den Spee- ren anbefehlen/ daß ſie uns den Ausgang wiſſend machen; kehrete ſich hiemit um/ und ſtel- lete ſich dermaſſen unerſchrocken/ daß alle Anweſende die Gedanken faſſeten/ es wuͤrde die- ſes das gedenkwirdigſte Treffen ſeyn. Sie lieſſen beyderſeits ihr Herz und geſchikligkeit ſe- hen/ traffen auch dergeſtalt/ daß die Zuſeher/ ſolche Puͤffe zuerdulden koͤnnen/ vor unmoͤg- lich hielten; maſſen ſie dann nicht allein die Speere in kurze Stuͤcke zu ſplitterten/ ſondern auch mit den Leibern einander dergeſtalt begegneten/ daß die Waffen knarreten/ und ſie bey- de hinter ſich bogen; welches Herkules erſehend/ zu Ladiſla ſagete; er haͤtte dergleichen Treffen wenig geſehen. Sie empfunden beyderſeits/ daß ſie es nicht mit Kindern zu tuhn hatten/ hielten ſich demnach feſte auff den Pferden/ und ſchicketen ſich zum andern Satze/ welcher mit neuen ſtarken Speeren volfuͤhret ward/ und ihrer keiner nicht den allergering- ſten Wank taht/ ob gleich die Splitter in die Luft fuhren. Im dritten gange aber legete der mit dem Morgenſtern alle Macht und geſchikligkeit an/ empfing auch ſeinen Mann ſo tap- fer/ daß er denſelben ſamt dem Pferde uͤbernhauffen warff/ wiewol ihm und ſeinem Roſſe der Fall auch nicht weit wahr/ deſſen er ſich bloß durch ſeine geſchikligkeit entbrach/ und ſich der Niderlage ſeines Gegeners hoͤchlich freuete/ der ſich kuͤmmerlich wieder erhub/ uñ zu ſeinem Obſieger ſagete: Teurer Ritter/ ich goͤñe euch den Preiß/ den ihr an mir behaͤup- tet/ wann ich nur euren Nahmen wiſſen moͤchte. Mein Herr/ antwortete jener/ wir werden einer dem andern wenig angewonnen haben/ ohn daß mein Pferd ſich ein wenig feſter ge- halten hat; daß ich aber meinen Nahmen verberge/ zwinget mich mein Geluͤbde/ welches der morgende Tag enden/ und meinem Herrn mich zuerkennen geben wird. Hiemit muſte der Abgeſtochene ſich begnuͤgen laſſen/ foderte von ſeinen Leuten ein Pferd/ und ritte aus den Schranken hinweg/ gleich da ein ander ſich auff die Bahn ſtellete/ und des mit dem A- bendſtern begehrete/ ward aber im andern Treffen auff die Erde gelegt. Der mit der Mor- genroͤhte fand auch ſeinen Beſtreiter/ der ihm zween harte Stoͤſſe aushielt/ und im dritten abſpringen muſte/ deſſen ſich nicht allein der Obſieger/ ſondern auch ſeine beyde Geſellen er- freueten/ dann im andern gange haͤtte er ſchier den kuͤrzern gezogen. Nach erhaltung die- ſes Sieges neigeten ſich dieſe drey Geſellen gegen die anweſende Ritterſchaft/ und mache- ten ſich aus den Schranken ins Gehoͤlze hinein/ deren Plaz die drey/ ſo mit ihnen den Ein- zug z z

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/367>, abgerufen am 22.05.2024.