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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
dieser Verwundung zehnfache Liebe zu dem Fürsten bekommen/ weil sie wüste/ daß es nicht
vorsezlich/ sondern ohngefehr/ und zu ihres Lebens Erhaltung geschehen währe. Also ward
nun diese Zeit in aller ehrliebenden Kurzweil verzehret/ biß der angesezte Tag zu Gallus
Hochzeit herzu nahete/ da ein Christlicher Lehrer gefodert ward/ der anfangs die Fürsten
mit ihren Fräulein/ hernach Gallus mit seiner Beaten nach damahligem Kirchen Ge-
brauche einsegnete; aber die Fürstliche Hochzeit ward auff etliche Wochen ausgesetzet/
damit der Fräulein Eltern dabey erscheinen könten. Die Groß Fürstin richtete Gallus
Hochzeit auff ihrem neuerbaueten Hofe statlich aus/ und wurden der ganze Raht und vor-
nehmste Adel der Stad darauff geladen. Des späten Abends führeten die Groß Fürstin
und Fr. Sophia den Fürsten ihre geliebeten Fräulein zu/ und setzeren sie ihnen auffs Bet-
te/ wiewol sie nicht auff einem/ sondern unterschiedlichen Gemächern schlieffen. Arbianes
hatte inzwischen alles zum Stechen auffs prächtigste versehen lassen; da wahren grosse
Hütten vor die Pferde/ und trefliche Zelten vor Ritter und Herren auffgeschlagen; Gar-
Köche/ Weinschenken und Krämer hatten vor sich selbst herliche Buden auffgerichtet/
mit deren etlichen der Fürst ein Verding machete/ alle ankommende Ritter/ so mitstechen/
und ihre Schilde auffhengen würden/ auch deren Leibdiener nach Standesgebühr zuspei-
sen; Insonderheit wahren unterschiedliche Schaubühnen auffgerichtet/ umb und umb
mit Gitterwerk verwahret/ daß man an denen/ die drauff sassen/ nichts sehen kunte/ es wä-
re dann/ daß sie die Fenster öfneten/ und wahren die Stiegen so artig gelegt/ daß man we-
der von oben her/ noch in den Schranken jemand auf oder absteigen sahe. Des morgens/
ehe die jungen Eheleute auffstunden/ kam die Groß Fürstin und Fr. Sophia zu thuen aufs
Schlaffgemach/ und frageten/ ob nicht bald zeit währe auffzustehen/ brachten auch beydes
den jungen Fürstinnen und ihren Gemahlen nengemachte Kleider/ einerley Gattung wie
sie sich mit ihren Gemahlen geputzet hatten/ und wahren an denen weder Demanten noch
Perlen gesparet. Die neuen Eheleute hätten lieber eine gedoppelte Nacht haben mögen/ musten
aber heraus/ und sich anlegen/ damit sie dem Ritterspiel zeitig gnug beywohnen möchten/
dessen Vortrefligkeit daher leicht abzunehmen war/ weil sie die Stad Padua mit fremden
Rittern angefüllet sahen. Die so bey dem Stechen sich gebrauchen wolten/ waren schon des
Abends zuvor in den aufgeschlagenen Zelten angelanget/ woselbst sie diesen Abend umm ihr Geld
zehreten; Als der Stathalter mit der Fürstlichen Geselschaft kam/ sties man gewaltig in die Tro-
meten/ und begab sich derselbe mit Herrn Zezilius Antenor/ Kornelius und Emilius/ auch an-
deren Paduanischen Herren auff die ihnen zugeordnete Schaubühne. Herkules/ Ladisla
und der junge Fabius setzeten sich mit ihren Gemahlen auff die allernäheste dabey. Die drit-
te nahmen Baldrich/ Siegward und Arbianes/ mit den beyden jungen Fürstinnen ein.
Die vierde und grösseste ward mit dem Paduanischen ädlen Frauenzimmer und Rahts-
Herren angefüllet. Bald darauff klopffete ein alter Greiser mit einem Stabe zum dritten-
mahle auff/ und redete ein ander folgende Worte: Nachdem auff bewilligung des Römischen
Stathalters hieselbst/ Herrn Q. Fabius/ der Durchl. Groß Fürst aus Meden/ Herr Arbianes/ aus
Liebe zur Ritterschaft/ dieses ansehnliche Speerbrechen angeordnet/ sind die gewöhnliche Satzungen
und Gebräuche dabey gefüget/ daß vor erst niemand als volkommene ädle Ritter/ denen keine Untaht
mit Warheit könne nachgesaget werden/ sich auff der Bahn finden lassen. Zum andern/ niemand aus

Feind-

Sechſtes Buch.
dieſer Verwundung zehnfache Liebe zu dem Fuͤrſten bekommen/ weil ſie wuͤſte/ daß es nicht
vorſezlich/ ſondern ohngefehr/ und zu ihres Lebens Erhaltung geſchehẽ waͤhre. Alſo ward
nun dieſe Zeit in aller ehrliebenden Kurzweil verzehret/ biß der angeſezte Tag zu Gallus
Hochzeit herzu nahete/ da ein Chriſtlicher Lehrer gefodert ward/ der anfangs die Fuͤrſten
mit ihren Fraͤulein/ hernach Gallus mit ſeiner Beaten nach damahligem Kirchen Ge-
brauche einſegnete; aber die Fuͤrſtliche Hochzeit ward auff etliche Wochen ausgeſetzet/
damit der Fraͤulein Eltern dabey erſcheinen koͤnten. Die Groß Fuͤrſtin richtete Gallus
Hochzeit auff ihrem neuerbaueten Hofe ſtatlich aus/ und wurden der ganze Raht und vor-
nehmſte Adel der Stad darauff geladen. Des ſpaͤten Abends fuͤhreten die Groß Fuͤrſtin
und Fr. Sophia den Fuͤrſten ihre geliebeten Fraͤulein zu/ und ſetzeren ſie ihnen auffs Bet-
te/ wiewol ſie nicht auff einem/ ſondern unterſchiedlichen Gemaͤchern ſchlieffen. Arbianes
hatte inzwiſchen alles zum Stechen auffs praͤchtigſte verſehen laſſen; da wahren groſſe
Huͤtten vor die Pferde/ und trefliche Zelten vor Ritter und Herren auffgeſchlagen; Gar-
Koͤche/ Weinſchenken und Kraͤmer hatten vor ſich ſelbſt herliche Buden auffgerichtet/
mit deren etlichen der Fuͤrſt ein Verding machete/ alle ankommende Ritter/ ſo mitſtechẽ/
und ihre Schilde auffhengen wuͤrden/ auch deren Leibdiener nach Standesgebuͤhr zuſpei-
ſen; Inſonderheit wahren unterſchiedliche Schaubuͤhnen auffgerichtet/ umb und umb
mit Gitterwerk verwahret/ daß man an denen/ die drauff ſaſſen/ nichts ſehen kunte/ es waͤ-
re dann/ daß ſie die Fenſter oͤfneten/ und wahren die Stiegen ſo artig gelegt/ daß man we-
der von oben her/ noch in den Schranken jemand auf oder abſteigen ſahe. Des morgens/
ehe die jungen Eheleute auffſtunden/ kam die Groß Fuͤrſtin und Fr. Sophia zu thuen aufs
Schlaffgemach/ und frageten/ ob nicht bald zeit waͤhre auffzuſtehen/ brachten auch beydes
den jungen Fuͤrſtinnen und ihren Gemahlen nengemachte Kleider/ einerley Gattung wie
ſie ſich mit ihren Gemahlen geputzet hatten/ und wahren an denen weder Demanten noch
Perlen geſparet. Die neuen Eheleute haͤttẽ lieber eine gedoppelte Nacht haben moͤgẽ/ muſtẽ
aber heraus/ und ſich anlegen/ damit ſie dem Ritterſpiel zeitig gnug beywohnen moͤchtẽ/
deſſen Vortrefligkeit daher leicht abzunehmen war/ weil ſie die Stad Padua mit fremden
Rittern angefuͤllet ſahen. Die ſo bey dem Stechen ſich gebrauchẽ wolten/ waren ſchon des
Abends zuvor in dẽ aufgeſchlagenẽ Zeltẽ angelanget/ woſelbſt ſie dieſen Abend um̄ ihr Geld
zehretẽ; Als deꝛ Stathalteꝛ mit deꝛ Füꝛſtlichẽ Geſelſchaft kam/ ſties man gewaltig in die Tro-
meten/ uñ begab ſich derſelbe mit Herrn Zezilius Antenor/ Kornelius uñ Emilius/ auch an-
deren Paduaniſchen Herren auff die ihnen zugeordnete Schaubuͤhne. Herkules/ Ladiſla
und der junge Fabius ſetzeten ſich mit ihren Gemahlen auff die allernaͤheſte dabey. Die drit-
te nahmen Baldrich/ Siegward und Arbianes/ mit den beyden jungen Fuͤrſtinnen ein.
Die vierde und groͤſſeſte ward mit dem Paduaniſchen aͤdlen Frauenzimmer und Rahts-
Herren angefuͤllet. Bald darauff klopffete ein alter Greiſer mit einem Stabe zum dritten-
mahle auff/ und redete ein ander folgende Worte: Nachdem auff bewilligung des Roͤmiſchen
Stathalters hieſelbſt/ Herrn Q. Fabius/ der Durchl. Groß Fuͤrſt aus Meden/ Herr Arbianes/ aus
Liebe zur Ritterſchaft/ dieſes anſehnliche Speerbrechen angeordnet/ ſind die gewoͤhnliche Satzungen
und Gebraͤuche dabey gefuͤget/ daß vor erſt niemand als volkom̃ene aͤdle Ritter/ denen keine Untaht
mit Warheit koͤnne nachgeſaget werden/ ſich auff der Bahn finden laſſen. Zum andern/ niemand aus

Feind-
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[358/0364] Sechſtes Buch. dieſer Verwundung zehnfache Liebe zu dem Fuͤrſten bekommen/ weil ſie wuͤſte/ daß es nicht vorſezlich/ ſondern ohngefehr/ und zu ihres Lebens Erhaltung geſchehẽ waͤhre. Alſo ward nun dieſe Zeit in aller ehrliebenden Kurzweil verzehret/ biß der angeſezte Tag zu Gallus Hochzeit herzu nahete/ da ein Chriſtlicher Lehrer gefodert ward/ der anfangs die Fuͤrſten mit ihren Fraͤulein/ hernach Gallus mit ſeiner Beaten nach damahligem Kirchen Ge- brauche einſegnete; aber die Fuͤrſtliche Hochzeit ward auff etliche Wochen ausgeſetzet/ damit der Fraͤulein Eltern dabey erſcheinen koͤnten. Die Groß Fuͤrſtin richtete Gallus Hochzeit auff ihrem neuerbaueten Hofe ſtatlich aus/ und wurden der ganze Raht und vor- nehmſte Adel der Stad darauff geladen. Des ſpaͤten Abends fuͤhreten die Groß Fuͤrſtin und Fr. Sophia den Fuͤrſten ihre geliebeten Fraͤulein zu/ und ſetzeren ſie ihnen auffs Bet- te/ wiewol ſie nicht auff einem/ ſondern unterſchiedlichen Gemaͤchern ſchlieffen. Arbianes hatte inzwiſchen alles zum Stechen auffs praͤchtigſte verſehen laſſen; da wahren groſſe Huͤtten vor die Pferde/ und trefliche Zelten vor Ritter und Herren auffgeſchlagen; Gar- Koͤche/ Weinſchenken und Kraͤmer hatten vor ſich ſelbſt herliche Buden auffgerichtet/ mit deren etlichen der Fuͤrſt ein Verding machete/ alle ankommende Ritter/ ſo mitſtechẽ/ und ihre Schilde auffhengen wuͤrden/ auch deren Leibdiener nach Standesgebuͤhr zuſpei- ſen; Inſonderheit wahren unterſchiedliche Schaubuͤhnen auffgerichtet/ umb und umb mit Gitterwerk verwahret/ daß man an denen/ die drauff ſaſſen/ nichts ſehen kunte/ es waͤ- re dann/ daß ſie die Fenſter oͤfneten/ und wahren die Stiegen ſo artig gelegt/ daß man we- der von oben her/ noch in den Schranken jemand auf oder abſteigen ſahe. Des morgens/ ehe die jungen Eheleute auffſtunden/ kam die Groß Fuͤrſtin und Fr. Sophia zu thuen aufs Schlaffgemach/ und frageten/ ob nicht bald zeit waͤhre auffzuſtehen/ brachten auch beydes den jungen Fuͤrſtinnen und ihren Gemahlen nengemachte Kleider/ einerley Gattung wie ſie ſich mit ihren Gemahlen geputzet hatten/ und wahren an denen weder Demanten noch Perlen geſparet. Die neuen Eheleute haͤttẽ lieber eine gedoppelte Nacht haben moͤgẽ/ muſtẽ aber heraus/ und ſich anlegen/ damit ſie dem Ritterſpiel zeitig gnug beywohnen moͤchtẽ/ deſſen Vortrefligkeit daher leicht abzunehmen war/ weil ſie die Stad Padua mit fremden Rittern angefuͤllet ſahen. Die ſo bey dem Stechen ſich gebrauchẽ wolten/ waren ſchon des Abends zuvor in dẽ aufgeſchlagenẽ Zeltẽ angelanget/ woſelbſt ſie dieſen Abend um̄ ihr Geld zehretẽ; Als deꝛ Stathalteꝛ mit deꝛ Füꝛſtlichẽ Geſelſchaft kam/ ſties man gewaltig in die Tro- meten/ uñ begab ſich derſelbe mit Herrn Zezilius Antenor/ Kornelius uñ Emilius/ auch an- deren Paduaniſchen Herren auff die ihnen zugeordnete Schaubuͤhne. Herkules/ Ladiſla und der junge Fabius ſetzeten ſich mit ihren Gemahlen auff die allernaͤheſte dabey. Die drit- te nahmen Baldrich/ Siegward und Arbianes/ mit den beyden jungen Fuͤrſtinnen ein. Die vierde und groͤſſeſte ward mit dem Paduaniſchen aͤdlen Frauenzimmer und Rahts- Herren angefuͤllet. Bald darauff klopffete ein alter Greiſer mit einem Stabe zum dritten- mahle auff/ und redete ein ander folgende Worte: Nachdem auff bewilligung des Roͤmiſchen Stathalters hieſelbſt/ Herrn Q. Fabius/ der Durchl. Groß Fuͤrſt aus Meden/ Herr Arbianes/ aus Liebe zur Ritterſchaft/ dieſes anſehnliche Speerbrechen angeordnet/ ſind die gewoͤhnliche Satzungen und Gebraͤuche dabey gefuͤget/ daß vor erſt niemand als volkom̃ene aͤdle Ritter/ denen keine Untaht mit Warheit koͤnne nachgeſaget werden/ ſich auff der Bahn finden laſſen. Zum andern/ niemand aus Feind-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/364>, abgerufen am 22.11.2024.