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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
ihr auffgetragenes Fürsten tuhm viel geringer/ als daß ich eure Gewogenheit solte mey-
nen dadurch ersetzet zu haben. Ob wir dann gleich nit möchten stets beyeinander leben können/
sollen unsere Herzen doch untrenlich beysammen bleiben. Darauff führete sie dieselbe vor
Pharnabazus Bette/ und mit gegebenen Ringen bestätigte sie diese Ehe/ da Phraortes
und andere gegenwärtige der Fürstin vor solches geschenkte Fürstentuhm sehr danketen/
und den Verlobeten Glük und Heyl wünscheten. Ladisla setzete das gedoppelte Hochzeitfest
auff den siebenden nach diesem Tage an/ weil die Aerzte den Verwundeten auff solche Zeit
völlige Gesundheit versprachen; und ob gleich Fr. Roxane ihre Entschuldigung einwen-
dete/ sie würde mit gebührlicher Kleidung so bald nicht fertig werden/ mochte es doch nit
helffen/ weil Frl. Valiska mit zustimmete/ sie wolte dem Parthischen Wüterich nicht län-
ger zugefallen warten/ damit seine annoch übrige Hoffnung er möchte sinken lassen/ und
sich ihrer Liebe begeben; so könten die nöhtigsten Kleider nochwol verfertiget werden; und
wer weiß/ sagte sie/ woher uns noch Kleider von Gott bescheret werden/ welcher uns un-
sere Bräutigam zugeführet hat. Bey der Mahlzeit ward Gobares Boßheit erzählet/ nach-
gehends fragte die Fürstin Herrn Mazeus/ ob sein alter Kriegsknecht Boges/ und sein
Schütze Batis noch im leben währen/ möchte sie dieselben gerne sprechen. Fr. Roxane
gab zur Antwort; der Schütze hätte gar untertähnig bey ihr umb eine Vorbitte bey ihrer
Durchl. angehalten/ das ihm sein Verbrechen gnädigst möchte vergeben werden/ wie
dann Groß Fürst Herkules dessen gnädigste Verheissung getahn hätte. Warumb aber
der alte Boges so inständig umb die mitreise nach Persepolis angesuchet/ könte sie nicht
wissen weil sie nicht gedacht/ daß ihre Durchl. des unachtsamen Menschen einige Kund-
schaft gehabt hätte/ und könten dieselben wol stündlich vorgefodert werden. Der Fürstin
wahr hiezu sonderlich liebe/ hieß den Alten zu erst herhohlen/ welcher sich von seinem ver-
dienten Solde zimlich gekleidet hatte. Als nun derselbe in den Saal trat/ kennete sie ihn
alsbald/ und sagte zu ihm: Guter Freund Boges/ erinnert ihr euch noch des mir ehemahls
erteilten trostes/ da ich den Adler fellete? Ja Durchl. Fräulein antwortete er/ wann nur
eure Durchl. ihrer damahligen Zusage sich annoch erinnern möchte. Warumb nicht? sag-
te sie/ ich wil/ wo ich kan/ euch dessen ergetzen/ dann ihr habt dazumahl meine traurige See-
le auffgerichtet; darumb bittet nur von mir kühnlich/ wie ihrs gerne haben woltet. Dieser
fiel auff die Knie/ und hielt an/ ihre Gn. möchten bey seinem Herrn Mazeus ihm dz Tohr-
hüter Ampt auff seinem Schlosse loßbitten/ welches ein ruhiger Dienst währe/ der ihm als
einem alten abgelebeten Knechte wol anstünde. Ach du fromme Einfalt/ sagte sie mit ver-
wunderung; gab ihm aber zur Antwort: Sie würde ihm hier in schwerlich dienen können/
weil sie den jetzigen Tohrhüter nicht außstossen/ noch dessen Seufzen wieder sich selbst rei-
zen möchte; demnach würde er andeuten/ ob nicht etwas bessers vor ihm währe; als wann
etwa ein statlicher Meierhoff/ oder wolgelegene Bauren Schenke unter H. Mazeus loß-
fiele/ wolte sie ihm darzu gerne behülflich seyn. Boges gab vor/ er dürfte sich so weit nicht
erkühnen; so gehörete auch eine Anlage darzu/ die er nicht hätte/ doch stellete ihrer Durchl.
er alles heimb. Die Anwesende zulacheten sich seiner wol/ aber Fr. Roxane/ die seine Art
wol wuste/ schlug ihm vor/ sie wolte ihn zum Obersten Auffseher über ihren Lustgarten set-
zeu/ und daß er den Arbeitern darinnen solte zubefehlen haben; wolte er dann einen jungen

Löuen
d iij

Fuͤnftes Buch.
ihr auffgetragenes Fürſten tuhm viel geringer/ als daß ich eure Gewogenheit ſolte mey-
nen dadurch erſetzet zu habẽ. Ob wir dañ gleich nit moͤchten ſtets beyeinandeꝛ leben koͤñen/
ſollen unſere Herzen doch untrenlich beyſammen bleiben. Darauff fuͤhrete ſie dieſelbe vor
Pharnabazus Bette/ und mit gegebenen Ringen beſtaͤtigte ſie dieſe Ehe/ da Phraortes
und andere gegenwaͤrtige der Fuͤrſtin vor ſolches geſchenkte Fuͤrſtentuhm ſehr danketen/
und den Verlobeten Gluͤk und Heyl wuͤnſcheten. Ladiſla ſetzete das gedoppelte Hochzeitfeſt
auff den ſiebenden nach dieſem Tage an/ weil die Aerzte den Verwundeten auff ſolche Zeit
voͤllige Geſundheit verſprachen; und ob gleich Fr. Roxane ihre Entſchuldigung einwen-
dete/ ſie wuͤrde mit gebuͤhrlicher Kleidung ſo bald nicht fertig werden/ mochte es doch nit
helffen/ weil Frl. Valiſka mit zuſtimmete/ ſie wolte dem Parthiſchen Wuͤterich nicht laͤn-
ger zugefallen warten/ damit ſeine annoch übrige Hoffnung er moͤchte ſinken laſſen/ und
ſich ihrer Liebe begeben; ſo koͤnten die noͤhtigſten Kleider nochwol verfertiget werden; und
wer weiß/ ſagte ſie/ woher uns noch Kleider von Gott beſcheret werden/ welcher uns un-
ſere Braͤutigam zugefuͤhret hat. Bey der Mahlzeit ward Gobares Boßheit erzaͤhlet/ nach-
gehends fragte die Fuͤrſtin Herrn Mazeus/ ob ſein alter Kriegsknecht Boges/ und ſein
Schuͤtze Batis noch im leben waͤhren/ moͤchte ſie dieſelben gerne ſprechen. Fr. Roxane
gab zur Antwort; der Schuͤtze haͤtte gar untertaͤhnig bey ihr umb eine Vorbitte bey ihreꝛ
Durchl. angehalten/ das ihm ſein Verbrechen gnaͤdigſt moͤchte vergeben werden/ wie
dann Groß Fuͤrſt Herkules deſſen gnaͤdigſte Verheiſſung getahn haͤtte. Warumb aber
der alte Boges ſo inſtaͤndig umb die mitreiſe nach Perſepolis angeſuchet/ koͤnte ſie nicht
wiſſen weil ſie nicht gedacht/ daß ihre Durchl. des unachtſamen Menſchen einige Kund-
ſchaft gehabt haͤtte/ und koͤnten dieſelben wol ſtuͤndlich vorgefodert werden. Der Fuͤrſtin
wahr hiezu ſonderlich liebe/ hieß den Alten zu erſt herhohlen/ welcher ſich von ſeinem ver-
dienten Solde zimlich gekleidet hatte. Als nun derſelbe in den Saal trat/ kennete ſie ihn
alsbald/ und ſagte zu ihm: Guter Freund Boges/ eriñert ihr euch noch des mir ehemahls
erteilten troſtes/ da ich den Adler fellete? Ja Durchl. Fraͤulein antwortete er/ wann nur
eure Durchl. ihrer damahligen Zuſage ſich annoch eriñern moͤchte. Warumb nicht? ſag-
te ſie/ ich wil/ wo ich kan/ euch deſſen ergetzen/ dann ihr habt dazumahl meine tꝛaurige See-
le auffgerichtet; darumb bittet nur von mir kühnlich/ wie ihrs gerne haben woltet. Dieſer
fiel auff die Knie/ und hielt an/ ihre Gn. moͤchten bey ſeinem Herrn Mazeus ihm dz Tohr-
hüter Ampt auff ſeinem Schloſſe loßbitten/ welches ein ruhiger Dienſt waͤhre/ der ihm als
einem alten abgelebeten Knechte wol anſtuͤnde. Ach du fromme Einfalt/ ſagte ſie mit ver-
wunderung; gab ihm aber zur Antwort: Sie wuͤrde ihm hier in ſchwerlich dienen koͤñen/
weil ſie den jetzigen Tohrhuͤter nicht außſtoſſen/ noch deſſen Seufzen wieder ſich ſelbſt rei-
zen moͤchte; demnach wuͤrde er andeuten/ ob nicht etwas beſſers vor ihm waͤhre; als wañ
etwa ein ſtatlicher Meierhoff/ oder wolgelegene Bauren Schenke unter H. Mazeus loß-
fiele/ wolte ſie ihm darzu gerne behuͤlflich ſeyn. Boges gab vor/ er duͤrfte ſich ſo weit nicht
erkuͤhnen; ſo gehoͤrete auch eine Anlage darzu/ die er nicht haͤtte/ doch ſtellete ihrer Durchl.
er alles heimb. Die Anweſende zulacheten ſich ſeiner wol/ aber Fr. Roxane/ die ſeine Art
wol wuſte/ ſchlug ihm vor/ ſie wolte ihn zum Oberſten Auffſeher uͤber ihren Luſtgarten ſet-
zeu/ und daß er den Arbeitern darinnẽ ſolte zubefehlen haben; wolte er dann einen jungen

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[29/0035] Fuͤnftes Buch. ihr auffgetragenes Fürſten tuhm viel geringer/ als daß ich eure Gewogenheit ſolte mey- nen dadurch erſetzet zu habẽ. Ob wir dañ gleich nit moͤchten ſtets beyeinandeꝛ leben koͤñen/ ſollen unſere Herzen doch untrenlich beyſammen bleiben. Darauff fuͤhrete ſie dieſelbe vor Pharnabazus Bette/ und mit gegebenen Ringen beſtaͤtigte ſie dieſe Ehe/ da Phraortes und andere gegenwaͤrtige der Fuͤrſtin vor ſolches geſchenkte Fuͤrſtentuhm ſehr danketen/ und den Verlobeten Gluͤk und Heyl wuͤnſcheten. Ladiſla ſetzete das gedoppelte Hochzeitfeſt auff den ſiebenden nach dieſem Tage an/ weil die Aerzte den Verwundeten auff ſolche Zeit voͤllige Geſundheit verſprachen; und ob gleich Fr. Roxane ihre Entſchuldigung einwen- dete/ ſie wuͤrde mit gebuͤhrlicher Kleidung ſo bald nicht fertig werden/ mochte es doch nit helffen/ weil Frl. Valiſka mit zuſtimmete/ ſie wolte dem Parthiſchen Wuͤterich nicht laͤn- ger zugefallen warten/ damit ſeine annoch übrige Hoffnung er moͤchte ſinken laſſen/ und ſich ihrer Liebe begeben; ſo koͤnten die noͤhtigſten Kleider nochwol verfertiget werden; und wer weiß/ ſagte ſie/ woher uns noch Kleider von Gott beſcheret werden/ welcher uns un- ſere Braͤutigam zugefuͤhret hat. Bey der Mahlzeit ward Gobares Boßheit erzaͤhlet/ nach- gehends fragte die Fuͤrſtin Herrn Mazeus/ ob ſein alter Kriegsknecht Boges/ und ſein Schuͤtze Batis noch im leben waͤhren/ moͤchte ſie dieſelben gerne ſprechen. Fr. Roxane gab zur Antwort; der Schuͤtze haͤtte gar untertaͤhnig bey ihr umb eine Vorbitte bey ihreꝛ Durchl. angehalten/ das ihm ſein Verbrechen gnaͤdigſt moͤchte vergeben werden/ wie dann Groß Fuͤrſt Herkules deſſen gnaͤdigſte Verheiſſung getahn haͤtte. Warumb aber der alte Boges ſo inſtaͤndig umb die mitreiſe nach Perſepolis angeſuchet/ koͤnte ſie nicht wiſſen weil ſie nicht gedacht/ daß ihre Durchl. des unachtſamen Menſchen einige Kund- ſchaft gehabt haͤtte/ und koͤnten dieſelben wol ſtuͤndlich vorgefodert werden. Der Fuͤrſtin wahr hiezu ſonderlich liebe/ hieß den Alten zu erſt herhohlen/ welcher ſich von ſeinem ver- dienten Solde zimlich gekleidet hatte. Als nun derſelbe in den Saal trat/ kennete ſie ihn alsbald/ und ſagte zu ihm: Guter Freund Boges/ eriñert ihr euch noch des mir ehemahls erteilten troſtes/ da ich den Adler fellete? Ja Durchl. Fraͤulein antwortete er/ wann nur eure Durchl. ihrer damahligen Zuſage ſich annoch eriñern moͤchte. Warumb nicht? ſag- te ſie/ ich wil/ wo ich kan/ euch deſſen ergetzen/ dann ihr habt dazumahl meine tꝛaurige See- le auffgerichtet; darumb bittet nur von mir kühnlich/ wie ihrs gerne haben woltet. Dieſer fiel auff die Knie/ und hielt an/ ihre Gn. moͤchten bey ſeinem Herrn Mazeus ihm dz Tohr- hüter Ampt auff ſeinem Schloſſe loßbitten/ welches ein ruhiger Dienſt waͤhre/ der ihm als einem alten abgelebeten Knechte wol anſtuͤnde. Ach du fromme Einfalt/ ſagte ſie mit ver- wunderung; gab ihm aber zur Antwort: Sie wuͤrde ihm hier in ſchwerlich dienen koͤñen/ weil ſie den jetzigen Tohrhuͤter nicht außſtoſſen/ noch deſſen Seufzen wieder ſich ſelbſt rei- zen moͤchte; demnach wuͤrde er andeuten/ ob nicht etwas beſſers vor ihm waͤhre; als wañ etwa ein ſtatlicher Meierhoff/ oder wolgelegene Bauren Schenke unter H. Mazeus loß- fiele/ wolte ſie ihm darzu gerne behuͤlflich ſeyn. Boges gab vor/ er duͤrfte ſich ſo weit nicht erkuͤhnen; ſo gehoͤrete auch eine Anlage darzu/ die er nicht haͤtte/ doch ſtellete ihrer Durchl. er alles heimb. Die Anweſende zulacheten ſich ſeiner wol/ aber Fr. Roxane/ die ſeine Art wol wuſte/ ſchlug ihm vor/ ſie wolte ihn zum Oberſten Auffſeher uͤber ihren Luſtgarten ſet- zeu/ und daß er den Arbeitern darinnẽ ſolte zubefehlen haben; wolte er dann einen jungen Loͤuen d iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/35>, abgerufen am 23.11.2024.