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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Löun daneben zähmen (womit er wol umbzugehen wuste) solte zu seinem belieben stehen.
Das ihr aber wegen gar zu grosser Mühe euch nicht zubefürchten habt/ sagte sie/ so sol mein
Gärtner alles vor euch verrichten/ daß ihr nur des Abends zusehet/ was im Garten gear-
beitet sey; vielleicht vermacht euch dann dieses Königliche Fräulein noch wol einen Hand-
pfennig über euren Jahrslohn den ich euch geben werde/ und hiemit euch jährlich 100 Kro-
nen verspreche nebest freier Speise und Trank vor euch und alle die euren/ so gut es mei-
nes Gemahls ädle Leibdiener bekommen/ denen ihr auch in Kleidern sollet gleich gehalten
werden. Dieser fiel vor ihr nider/ bedankete sich untertähnig/ und gab vor/ er bedürfte da-
bey weder Jahrgeld noch einen Handpfennig/ weil sein Weib und sechs Kinder die Gar-
ten Arbeit könten helffen verrichten. Frl. Valiska hieß ihn auffstehen und befahl ihrem
Timokles/ er solte ihm eine Gutsche mit vier starken Pferden anspannen/ und in zwo La-
den 8000 Kronen darauff setzen lassen/ nebest nöhtigen zehrungs Kosten/ vor ihn/ seine Fuhr-
leute und sechs Reuter zur begleitung; darnach sagte sie zu Boges; zihet nun hin und tre-
tet euer Ampt an/ die jeztgenanten Kronen aber bringet euer Frauen und Kindern zur ver-
ehrung mit/ und da ihr schier heut oder Morgen zu deren ehrlichen aufferzihung und auß-
steur ein mehres werdet benöhtiget seyn/ wil ich das Fürstl. Fräulein Barsenen bitten/ dz
sie euch mit einem Ehrenpfennige zu hülffe komme. Ja mein Boges/ sagte dieselbe/ ich wil
einem jeden von euren Kindern hiemit 1000 Kronen zu Heyrahtgeldern vermacht haben.
Gar zu viel/ gar zu viel/ gnädiges Fräulein/ antwortete er/ ich habe schon mehr als mir nüt-
ze ist/ und muß man aus einen Betler nicht einen Freiherrn machen/ er möchte sonst hernach
kein gut tuhn/ welches mir und meinen Kindern leicht wiederfahren könte. Aber wie wer-
de ich meinem Weibe so angenehm seyn; sie hat mir sonst allemahl vorgeworffen/ daß sie
mich ernähren müste; bedankete sich nachgehends untertähnig und fuhr frölich davon.
Der Schütze Batis ging mit grosser furcht hinein/ aber Frl. Valiska hieß ihn gutes muhts
seyn; sie wolte ihm hernähst kein Geld mehr abgewinnen/ und währe ihr lieb/ daß ihr O-
heim ihm alles wieder zu gestellet hätte; nur daß er zusähe/ und ers nicht zum andernmahl
verwettete; schenkete ihm auch 5000 Kronen/ worzu ihm Pharnabazus ein Landgut ver-
sprach/ dz er hernähst ruhige Tage haben solte. Es hatte aber Mazeus seinen zahmen Löuen
ihr mitgebracht/ aber ihn noch nicht sehen lassen/ den muste Batis herzuführen; welcher
alsbald sich zu ihr hinbegab/ und wie ein Hund sich an ihren Kleidern streichelte/ dessen sie
sich alle verwunderten. Sie kante ihn auch alsobald/ und sagte zu Mazeus: Mein geliebter
Herr und Freund; ich werde die Kühnheit nehmen/ und euch um diesen Löuen begrüssen/
wann ichs nur zuersetzen wüste. Er aber antwortete: Gn. Fräulein/ ich habe ihn zu dem
ende mit gebracht/ wann ihrer Durchl. ich ihn bieten dürfte/ meine sonst ja/ es sey vielhun-
dert tausendfach schon vergolten. Phraortes erinnerte Herrn Herkules seiner ehmaligen
Zusage/ und baht/ die Assyrischen Völker/ die sich auff 30000 zu Roß und 35000 zu Fuß
erstrecketen/ nebest seinem Medischen Heer 30000 Reuter und 20000 Fußknechte unter
seine ungemässigte Feld Herschaft zunehmen. Artaxerxes trug imgleichen Herrn Ladisla
die gesamten Hirkanischen Baktrianischen/ Margianischen/ Arischen und Drangiani-
schen Völker auff/ 58000 zu Pferde und 40000 zu Fusse; welches Ampt sie dergestalt auf
sich nahmen/ deß Herkules sich vor Groß Fürst Phraortes; Ladisla vor Fürst Menapis in

Hir-

Fuͤnftes Buch.
Loͤun daneben zaͤhmen (womit er wol umbzugehen wuſte) ſolte zu ſeinem belieben ſtehen.
Das ihr aber wegen gar zu groſſer Muͤhe euch nicht zubefuͤrchtẽ habt/ ſagte ſie/ ſo ſol mein
Gaͤrtner alles vor euch verrichten/ daß ihr nur des Abends zuſehet/ was im Garten gear-
beitet ſey; vielleicht vermacht euch dann dieſes Koͤnigliche Fraͤulein noch wol einen Hand-
pfennig über euren Jahrslohn den ich euch geben werde/ uñ hiemit euch jaͤhrlich 100 Kro-
nen verſpreche nebeſt freier Speiſe und Trank vor euch und alle die euren/ ſo gut es mei-
nes Gemahls aͤdle Leibdiener bekommen/ denen ihr auch in Kleidern ſollet gleich gehalten
werden. Dieſer fiel vor ihr nider/ bedankete ſich untertaͤhnig/ und gab vor/ er bedürfte da-
bey weder Jahrgeld noch einen Handpfennig/ weil ſein Weib und ſechs Kinder die Gar-
ten Arbeit koͤnten helffen verrichten. Frl. Valiſka hieß ihn auffſtehen und befahl ihrem
Timokles/ er ſolte ihm eine Gutſche mit vier ſtarken Pferden anſpannen/ und in zwo La-
den 8000 Kronẽ darauff ſetzen laſſen/ nebeſt noͤhtigen zehrungs Koſten/ vor ihn/ ſeine Fuhꝛ-
leute und ſechs Reuter zur begleitung; darnach ſagte ſie zu Boges; zihet nun hin und tre-
tet euer Ampt an/ die jeztgenanten Kronen aber bringet euer Frauen und Kindern zur ver-
ehrung mit/ und da ihr ſchier heut oder Morgen zu deren ehrlichen aufferzihung und auß-
ſteur ein mehres werdet benoͤhtiget ſeyn/ wil ich das Fuͤrſtl. Fraͤulein Barſenen bitten/ dz
ſie euch mit einem Ehrenpfennige zu huͤlffe komme. Ja mein Boges/ ſagte dieſelbe/ ich wil
einem jeden von euren Kindern hiemit 1000 Kronen zu Heyrahtgeldern vermacht haben.
Gar zu viel/ gar zu viel/ gnaͤdiges Fꝛaͤulein/ antwortete eꝛ/ ich habe ſchon mehr als mir nuͤt-
ze iſt/ uñ muß man aus einen Betler nicht einen Freiherrn machẽ/ er moͤchte ſonſt hernach
kein gut tuhn/ welches mir und meinen Kindern leicht wiederfahren koͤnte. Aber wie wer-
de ich meinem Weibe ſo angenehm ſeyn; ſie hat mir ſonſt allemahl vorgeworffen/ daß ſie
mich ernaͤhren muͤſte; bedankete ſich nachgehends untertaͤhnig und fuhr froͤlich davon.
Der Schuͤtze Batis ging mit groſſer furcht hinein/ aber Frl. Valiſka hieß ihn gutes muhts
ſeyn; ſie wolte ihm hernaͤhſt kein Geld mehr abgewinnen/ und waͤhre ihr lieb/ daß ihr O-
heim ihm alles wieder zu geſtellet haͤtte; nur daß er zuſaͤhe/ und ers nicht zum andernmahl
verwettete; ſchenkete ihm auch 5000 Kronen/ worzu ihm Pharnabazus ein Landgut ver-
ſprach/ dz er hernaͤhſt ruhige Tage haben ſolte. Es hatte aber Mazeus ſeinen zahmen Loͤuẽ
ihr mitgebracht/ aber ihn noch nicht ſehen laſſen/ den muſte Batis herzufuͤhren; welcher
alsbald ſich zu ihr hinbegab/ und wie ein Hund ſich an ihren Kleidern ſtreichelte/ deſſen ſie
ſich alle verwunderten. Sie kante ihn auch alſobald/ und ſagte zu Mazeus: Mein geliebteꝛ
Herr und Freund; ich werde die Kuͤhnheit nehmen/ und euch um dieſen Loͤuen begruͤſſen/
wann ichs nur zuerſetzen wuͤſte. Er aber antwortete: Gn. Fraͤulein/ ich habe ihn zu dem
ende mit gebracht/ wann ihrer Durchl. ich ihn bieten duͤrfte/ meine ſonſt ja/ es ſey vielhun-
dert tauſendfach ſchon vergolten. Phraortes erinnerte Herrn Herkules ſeiner ehmaligẽ
Zuſage/ und baht/ die Aſſyriſchen Voͤlker/ die ſich auff 30000 zu Roß und 35000 zu Fuß
erſtrecketen/ nebeſt ſeinem Mediſchen Heer 30000 Reuter und 20000 Fußknechte unter
ſeine ungemaͤſſigte Feld Herſchaft zunehmen. Artaxerxes trug imgleichen Herrn Ladiſla
die geſamten Hirkaniſchen Baktrianiſchen/ Margianiſchen/ Ariſchen und Drangiani-
ſchen Voͤlker auff/ 58000 zu Pferde und 40000 zu Fuſſe; welches Ampt ſie dergeſtalt auf
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[30/0036] Fuͤnftes Buch. Loͤun daneben zaͤhmen (womit er wol umbzugehen wuſte) ſolte zu ſeinem belieben ſtehen. Das ihr aber wegen gar zu groſſer Muͤhe euch nicht zubefuͤrchtẽ habt/ ſagte ſie/ ſo ſol mein Gaͤrtner alles vor euch verrichten/ daß ihr nur des Abends zuſehet/ was im Garten gear- beitet ſey; vielleicht vermacht euch dann dieſes Koͤnigliche Fraͤulein noch wol einen Hand- pfennig über euren Jahrslohn den ich euch geben werde/ uñ hiemit euch jaͤhrlich 100 Kro- nen verſpreche nebeſt freier Speiſe und Trank vor euch und alle die euren/ ſo gut es mei- nes Gemahls aͤdle Leibdiener bekommen/ denen ihr auch in Kleidern ſollet gleich gehalten werden. Dieſer fiel vor ihr nider/ bedankete ſich untertaͤhnig/ und gab vor/ er bedürfte da- bey weder Jahrgeld noch einen Handpfennig/ weil ſein Weib und ſechs Kinder die Gar- ten Arbeit koͤnten helffen verrichten. Frl. Valiſka hieß ihn auffſtehen und befahl ihrem Timokles/ er ſolte ihm eine Gutſche mit vier ſtarken Pferden anſpannen/ und in zwo La- den 8000 Kronẽ darauff ſetzen laſſen/ nebeſt noͤhtigen zehrungs Koſten/ vor ihn/ ſeine Fuhꝛ- leute und ſechs Reuter zur begleitung; darnach ſagte ſie zu Boges; zihet nun hin und tre- tet euer Ampt an/ die jeztgenanten Kronen aber bringet euer Frauen und Kindern zur ver- ehrung mit/ und da ihr ſchier heut oder Morgen zu deren ehrlichen aufferzihung und auß- ſteur ein mehres werdet benoͤhtiget ſeyn/ wil ich das Fuͤrſtl. Fraͤulein Barſenen bitten/ dz ſie euch mit einem Ehrenpfennige zu huͤlffe komme. Ja mein Boges/ ſagte dieſelbe/ ich wil einem jeden von euren Kindern hiemit 1000 Kronen zu Heyrahtgeldern vermacht haben. Gar zu viel/ gar zu viel/ gnaͤdiges Fꝛaͤulein/ antwortete eꝛ/ ich habe ſchon mehr als mir nuͤt- ze iſt/ uñ muß man aus einen Betler nicht einen Freiherrn machẽ/ er moͤchte ſonſt hernach kein gut tuhn/ welches mir und meinen Kindern leicht wiederfahren koͤnte. Aber wie wer- de ich meinem Weibe ſo angenehm ſeyn; ſie hat mir ſonſt allemahl vorgeworffen/ daß ſie mich ernaͤhren muͤſte; bedankete ſich nachgehends untertaͤhnig und fuhr froͤlich davon. Der Schuͤtze Batis ging mit groſſer furcht hinein/ aber Frl. Valiſka hieß ihn gutes muhts ſeyn; ſie wolte ihm hernaͤhſt kein Geld mehr abgewinnen/ und waͤhre ihr lieb/ daß ihr O- heim ihm alles wieder zu geſtellet haͤtte; nur daß er zuſaͤhe/ und ers nicht zum andernmahl verwettete; ſchenkete ihm auch 5000 Kronen/ worzu ihm Pharnabazus ein Landgut ver- ſprach/ dz er hernaͤhſt ruhige Tage haben ſolte. Es hatte aber Mazeus ſeinen zahmen Loͤuẽ ihr mitgebracht/ aber ihn noch nicht ſehen laſſen/ den muſte Batis herzufuͤhren; welcher alsbald ſich zu ihr hinbegab/ und wie ein Hund ſich an ihren Kleidern ſtreichelte/ deſſen ſie ſich alle verwunderten. Sie kante ihn auch alſobald/ und ſagte zu Mazeus: Mein geliebteꝛ Herr und Freund; ich werde die Kuͤhnheit nehmen/ und euch um dieſen Loͤuen begruͤſſen/ wann ichs nur zuerſetzen wuͤſte. Er aber antwortete: Gn. Fraͤulein/ ich habe ihn zu dem ende mit gebracht/ wann ihrer Durchl. ich ihn bieten duͤrfte/ meine ſonſt ja/ es ſey vielhun- dert tauſendfach ſchon vergolten. Phraortes erinnerte Herrn Herkules ſeiner ehmaligẽ Zuſage/ und baht/ die Aſſyriſchen Voͤlker/ die ſich auff 30000 zu Roß und 35000 zu Fuß erſtrecketen/ nebeſt ſeinem Mediſchen Heer 30000 Reuter und 20000 Fußknechte unter ſeine ungemaͤſſigte Feld Herſchaft zunehmen. Artaxerxes trug imgleichen Herrn Ladiſla die geſamten Hirkaniſchen Baktrianiſchen/ Margianiſchen/ Ariſchen und Drangiani- ſchen Voͤlker auff/ 58000 zu Pferde und 40000 zu Fuſſe; welches Ampt ſie dergeſtalt auf ſich nahmen/ deß Herkules ſich vor Groß Fuͤrſt Phraortes; Ladiſla vor Fuͤrſt Menapis in Hir-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/36>, abgerufen am 23.11.2024.