Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
der mich erschaffen und erlöset hat/ wolle seine gnade in mir vermehren/ daß ich ohn wan-
ken mich an ihm steif halte/ und durch keine Wiederwertigkeit von ihm getrennet werde.
Siegward gab gleichmässige Erklärung von sich/ welches die Groß Fürstin mit sonderli-
cher Freude vernam/ sie zur Dankbarkeit gegen Gott vermahnete/ und mit ihnen nider-
kniend folgendes Gebeht sprach: O du grundgütiger Gott/ wir danken dir von herzen/ daß du uns
nach deiner väterlichen Güte aus dem verdamlichen Unglauben hervor gerissen/ und zur heilsamen
Erkäntniß deines lieben Sohns/ auch zur Erbschafft des ewigen Lebens gebracht hast; Wir bitten
dich herzlich/ erhalte uns in solcher Gnade/ stärke unsern neuen annoch schwachen Glauben/ vermeh-
re in uns die Hoffnung und Liebe/ und setze uns fest in Christlichen guten Werken und heiligem Wan-
del/ daß wir dir O Gott gefallen/ und nach dieser Sterbligkeit mit dir ewig leben mögen/ Amen.

Hierauff behtete sie mit ihnen abermahl den Christlichen Glauben und das Vater Unser
so offt/ biß sie es ohn Anstoß nach sagen kunten/ erklärete es auch gar einfältig/ und erinner-
te sie/ daß sie etliche Tage aneinander früh morgens sich bey ihr einstellen/ und den nöhtigen
Unterricht so offt mit ihr wiederhohlen solten/ biß sie denselben zur gnüge würden gefasset
haben. Solte sich aber/ sagte sie/ der Teuffel noch weiters wollen gelüsten lassen/ euch bey
Nachtzeiten (wie er dann nicht ein Geist des Lichtes/ sondern der Finsterniß ist) zuverun-
ruhen/ und mit seinem Gepölter zuerschrecken/ so verachtet ihn nur mit alle seinem Wesen/
und sprechet in wahrer Andacht den Christlichen Glauben und das Heilige Vater Unser/ als-
dann werdet ihr sehen/ wie schimpflich er abzihen/ und eurem Glauben den Sieg wird las-
sen müssen/ dann es wird in der Heiligen Schrifft unser Glaube an den Sohn Gottes ein
Schild genennet/ nebest der Versicherung/ daß wir damit alle feurigen Pfeile dieses Bö-
sewichts auslöschen können. Nach Endigung dieser Rede umfing sie beyde Fürsten/ und
nach gebohtenen Kusse sagte sie: Nun werde ich mich erst recht vor Eurer Liebden Schwe-
ster/ und dieselben vor meine Brüder halten/ nach dem wir an Gott einen Vater/ und an
der Christlichen Kirche eine Mutter haben/ daß wir also nicht allein leibliche oder fleisch-
liche/ sondern auch geistliche Brüder und Schwestern sind. Sie nam aber Baldrichen/
und Fr. Sophia Siegwarden bey der Hand/ und gingen mit ihnen nach Herkules Ge-
mache/ der mit Ladisla schon auffgestanden wahr/ und ihr Morgengebeht in einer Andacht
verrichteten/ kunten auch leicht gedenken/ was die ursach ihrer Ankunfft wahr/ wiewol sie
dessen sich nichts merken liessen. Die Groß Fürstin aber ließ sie nicht zu Worten kommen/
sondern fing also an: Der glükseligste Tag nach meiner Bekehrung ist mir der heutige ge-
wesen/ an welchem durch Gottes gnade ich diese beyde Durchll. Fürsten/ meine geliebte
Herren Oheime und Brüder aus des leidigen Teuffels Rachen loßgerissen/ und zur Ge-
meinschafft der Christlichen Kirchen gebracht habe/ wovon ich zu gelegener Zeit ein meh-
res erzählen werde. O mein allerliebstes Herz/ antwortete Herkules/ der Tag müsse geseg-
net seyn/ an welchem mein geliebter Bruder und Oheim zur Erkäntniß GOttes sind ge-
bracht worden; ist mir auch insonderheit lieb/ daß solches ohn mein zutuhn und vorwissen
verrichtet ist/ damit mein Herr Vater nicht dereins mir beymässe/ ich hätte meinen Bru-
der verleitet/ und die künfftige Beherschung des Vaterlandes ihm mißgönnet/ wovon er
dieses Glaubens wegen mich zuenterben sol gesinnet seyn; Im übrigen wünsche ich den
beyden neuen Christen Gottes beharliche gnade/ und des Heiligen Geistes Inwohnung/

der
u u iij

Sechſtes Buch.
der mich erſchaffen und erloͤſet hat/ wolle ſeine gnade in mir vermehren/ daß ich ohn wan-
ken mich an ihm ſteif halte/ und durch keine Wiederwertigkeit von ihm getrennet werde.
Siegward gab gleichmaͤſſige Erklaͤrung von ſich/ welches die Groß Fuͤrſtin mit ſonderli-
cher Freude vernam/ ſie zur Dankbarkeit gegen Gott vermahnete/ und mit ihnen nider-
kniend folgendes Gebeht ſprach: O du grundguͤtiger Gott/ wir danken dir von herzen/ daß du uns
nach deiner vaͤterlichen Guͤte aus dem verdamlichen Unglauben hervor geriſſen/ und zur heilſamen
Erkaͤntniß deines lieben Sohns/ auch zur Erbſchafft des ewigen Lebens gebracht haſt; Wir bitten
dich herzlich/ erhalte uns in ſolcher Gnade/ ſtaͤrke unſern neuen annoch ſchwachen Glauben/ vermeh-
re in uns die Hoffnung und Liebe/ und ſetze uns feſt in Chriſtlichen guten Werken und heiligem Wan-
del/ daß wir dir O Gott gefallen/ und nach dieſer Sterbligkeit mit dir ewig leben moͤgen/ Amen.

Hierauff behtete ſie mit ihnen abermahl den Chriſtlichen Glauben und das Vater Unſer
ſo offt/ biß ſie es ohn Anſtoß nach ſagen kunten/ erklaͤrete es auch gar einfaͤltig/ und erinner-
te ſie/ daß ſie etliche Tage aneinander fruͤh morgens ſich bey ihr einſtellen/ und den noͤhtigẽ
Unterricht ſo offt mit ihr wiederhohlen ſolten/ biß ſie denſelben zur gnuͤge wuͤrden gefaſſet
haben. Solte ſich aber/ ſagte ſie/ der Teuffel noch weiters wollen geluͤſten laſſen/ euch bey
Nachtzeiten (wie er dann nicht ein Geiſt des Lichtes/ ſondern der Finſterniß iſt) zuverun-
ruhen/ und mit ſeinem Gepoͤlter zuerſchrecken/ ſo verachtet ihn nur mit alle ſeinem Weſen/
und ſprechet in wahrer Andacht den Chriſtlichen Glauben und das Heilige Vater Unſer/ als-
dann werdet ihr ſehen/ wie ſchimpflich er abzihen/ und eurem Glauben den Sieg wird laſ-
ſen muͤſſen/ dann es wird in der Heiligen Schrifft unſer Glaube an den Sohn Gottes ein
Schild genennet/ nebeſt der Verſicherung/ daß wir damit alle feurigen Pfeile dieſes Boͤ-
ſewichts ausloͤſchen koͤnnen. Nach Endigung dieſer Rede umfing ſie beyde Fuͤrſten/ und
nach gebohtenẽ Kuſſe ſagte ſie: Nun werde ich mich erſt recht vor Eurer Liebden Schwe-
ſter/ und dieſelben vor meine Bruͤder halten/ nach dem wir an Gott einen Vater/ und an
der Chriſtlichen Kirche eine Mutter haben/ daß wir alſo nicht allein leibliche oder fleiſch-
liche/ ſondern auch geiſtliche Brüder und Schweſtern ſind. Sie nam aber Baldrichen/
und Fr. Sophia Siegwarden bey der Hand/ und gingen mit ihnen nach Herkules Ge-
mache/ der mit Ladiſla ſchon auffgeſtanden wahr/ und ihr Morgengebeht in einer Andacht
verrichteten/ kunten auch leicht gedenken/ was die urſach ihrer Ankunfft wahr/ wiewol ſie
deſſen ſich nichts merken lieſſen. Die Groß Fuͤrſtin aber ließ ſie nicht zu Worten kommen/
ſondern fing alſo an: Der gluͤkſeligſte Tag nach meiner Bekehrung iſt mir der heutige ge-
weſen/ an welchem durch Gottes gnade ich dieſe beyde Durchll. Fürſten/ meine geliebte
Herren Oheime und Bruͤder aus des leidigen Teuffels Rachen loßgeriſſen/ und zur Ge-
meinſchafft der Chriſtlichen Kirchen gebracht habe/ wovon ich zu gelegener Zeit ein meh-
res erzaͤhlen werde. O mein allerliebſtes Herz/ antwortete Herkules/ der Tag muͤſſe geſeg-
net ſeyn/ an welchem mein geliebter Bruder und Oheim zur Erkaͤntniß GOttes ſind ge-
bracht worden; iſt mir auch inſonderheit lieb/ daß ſolches ohn mein zutuhn und vorwiſſen
verrichtet iſt/ damit mein Herr Vater nicht dereins mir beymaͤſſe/ ich haͤtte meinen Bru-
der verleitet/ und die kuͤnfftige Beherſchung des Vaterlandes ihm mißgoͤnnet/ wovon er
dieſes Glaubens wegen mich zuenterben ſol geſinnet ſeyn; Im uͤbrigen wuͤnſche ich den
beyden neuen Chriſten Gottes beharliche gnade/ und des Heiligen Geiſtes Inwohnung/

der
u u iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0347" n="341"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
der mich er&#x017F;chaffen und erlo&#x0364;&#x017F;et hat/ wolle &#x017F;eine gnade in mir vermehren/ daß ich ohn wan-<lb/>
ken mich an ihm &#x017F;teif halte/ und durch keine Wiederwertigkeit von ihm getrennet werde.<lb/>
Siegward gab gleichma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Erkla&#x0364;rung von &#x017F;ich/ welches die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin mit &#x017F;onderli-<lb/>
cher Freude vernam/ &#x017F;ie zur Dankbarkeit gegen Gott vermahnete/ und mit ihnen nider-<lb/>
kniend folgendes Gebeht &#x017F;prach: O du grundgu&#x0364;tiger Gott/ wir danken dir von herzen/ daß du uns<lb/>
nach deiner va&#x0364;terlichen Gu&#x0364;te aus dem verdamlichen Unglauben hervor geri&#x017F;&#x017F;en/ und zur heil&#x017F;amen<lb/>
Erka&#x0364;ntniß deines lieben Sohns/ auch zur Erb&#x017F;chafft des ewigen Lebens gebracht ha&#x017F;t; Wir bitten<lb/>
dich herzlich/ erhalte uns in &#x017F;olcher Gnade/ &#x017F;ta&#x0364;rke un&#x017F;ern neuen annoch &#x017F;chwachen Glauben/ vermeh-<lb/>
re in uns die Hoffnung und Liebe/ und &#x017F;etze uns fe&#x017F;t in Chri&#x017F;tlichen guten Werken und heiligem Wan-<lb/>
del/ daß wir dir O Gott gefallen/ und nach die&#x017F;er Sterbligkeit mit dir ewig leben mo&#x0364;gen/ Amen.</p><lb/>
          <p>Hierauff behtete &#x017F;ie mit ihnen abermahl den Chri&#x017F;tlichen Glauben und das Vater Un&#x017F;er<lb/>
&#x017F;o offt/ biß &#x017F;ie es ohn An&#x017F;toß nach &#x017F;agen kunten/ erkla&#x0364;rete es auch gar einfa&#x0364;ltig/ und erinner-<lb/>
te &#x017F;ie/ daß &#x017F;ie etliche Tage aneinander fru&#x0364;h morgens &#x017F;ich bey ihr ein&#x017F;tellen/ und den no&#x0364;htige&#x0303;<lb/>
Unterricht &#x017F;o offt mit ihr wiederhohlen &#x017F;olten/ biß &#x017F;ie den&#x017F;elben zur gnu&#x0364;ge wu&#x0364;rden gefa&#x017F;&#x017F;et<lb/>
haben. Solte &#x017F;ich aber/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ der Teuffel noch weiters wollen gelu&#x0364;&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en/ euch bey<lb/>
Nachtzeiten (wie er dann nicht ein Gei&#x017F;t des Lichtes/ &#x017F;ondern der Fin&#x017F;terniß i&#x017F;t) zuverun-<lb/>
ruhen/ und mit &#x017F;einem Gepo&#x0364;lter zuer&#x017F;chrecken/ &#x017F;o verachtet ihn nur mit alle &#x017F;einem We&#x017F;en/<lb/>
und &#x017F;prechet in wahrer Andacht den Chri&#x017F;tlichen Glauben und das Heilige Vater Un&#x017F;er/ als-<lb/>
dann werdet ihr &#x017F;ehen/ wie &#x017F;chimpflich er abzihen/ und eurem Glauben den Sieg wird la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ dann es wird in der Heiligen Schrifft un&#x017F;er Glaube an den Sohn Gottes ein<lb/>
Schild genennet/ nebe&#x017F;t der Ver&#x017F;icherung/ daß wir damit alle feurigen Pfeile die&#x017F;es Bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ewichts auslo&#x0364;&#x017F;chen ko&#x0364;nnen. Nach Endigung die&#x017F;er Rede umfing &#x017F;ie beyde Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ und<lb/>
nach gebohtene&#x0303; Ku&#x017F;&#x017F;e &#x017F;agte &#x017F;ie: Nun werde ich mich er&#x017F;t recht vor Eurer Liebden Schwe-<lb/>
&#x017F;ter/ und die&#x017F;elben vor meine Bru&#x0364;der halten/ nach dem wir an Gott einen Vater/ und an<lb/>
der Chri&#x017F;tlichen Kirche eine Mutter haben/ daß wir al&#x017F;o nicht allein leibliche oder flei&#x017F;ch-<lb/>
liche/ &#x017F;ondern auch gei&#x017F;tliche Brüder und Schwe&#x017F;tern &#x017F;ind. Sie nam aber Baldrichen/<lb/>
und Fr. Sophia Siegwarden bey der Hand/ und gingen mit ihnen nach Herkules Ge-<lb/>
mache/ der mit Ladi&#x017F;la &#x017F;chon auffge&#x017F;tanden wahr/ und ihr Morgengebeht in einer Andacht<lb/>
verrichteten/ kunten auch leicht gedenken/ was die ur&#x017F;ach ihrer Ankunfft wahr/ wiewol &#x017F;ie<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nichts merken lie&#x017F;&#x017F;en. Die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin aber ließ &#x017F;ie nicht zu Worten kommen/<lb/>
&#x017F;ondern fing al&#x017F;o an: Der glu&#x0364;k&#x017F;elig&#x017F;te Tag nach meiner Bekehrung i&#x017F;t mir der heutige ge-<lb/>
we&#x017F;en/ an welchem durch Gottes gnade ich die&#x017F;e beyde Durchll. Für&#x017F;ten/ meine geliebte<lb/>
Herren Oheime und Bru&#x0364;der aus des leidigen Teuffels Rachen loßgeri&#x017F;&#x017F;en/ und zur Ge-<lb/>
mein&#x017F;chafft der Chri&#x017F;tlichen Kirchen gebracht habe/ wovon ich zu gelegener Zeit ein meh-<lb/>
res erza&#x0364;hlen werde. O mein allerlieb&#x017F;tes Herz/ antwortete Herkules/ der Tag mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;eg-<lb/>
net &#x017F;eyn/ an welchem mein geliebter Bruder und Oheim zur Erka&#x0364;ntniß GOttes &#x017F;ind ge-<lb/>
bracht worden; i&#x017F;t mir auch in&#x017F;onderheit lieb/ daß &#x017F;olches ohn mein zutuhn und vorwi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
verrichtet i&#x017F;t/ damit mein Herr Vater nicht dereins mir beyma&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ ich ha&#x0364;tte meinen Bru-<lb/>
der verleitet/ und die ku&#x0364;nfftige Beher&#x017F;chung des Vaterlandes ihm mißgo&#x0364;nnet/ wovon er<lb/>
die&#x017F;es Glaubens wegen mich zuenterben &#x017F;ol ge&#x017F;innet &#x017F;eyn; Im u&#x0364;brigen wu&#x0364;n&#x017F;che ich den<lb/>
beyden neuen Chri&#x017F;ten Gottes beharliche gnade/ und des Heiligen Gei&#x017F;tes Inwohnung/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">u u iij</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0347] Sechſtes Buch. der mich erſchaffen und erloͤſet hat/ wolle ſeine gnade in mir vermehren/ daß ich ohn wan- ken mich an ihm ſteif halte/ und durch keine Wiederwertigkeit von ihm getrennet werde. Siegward gab gleichmaͤſſige Erklaͤrung von ſich/ welches die Groß Fuͤrſtin mit ſonderli- cher Freude vernam/ ſie zur Dankbarkeit gegen Gott vermahnete/ und mit ihnen nider- kniend folgendes Gebeht ſprach: O du grundguͤtiger Gott/ wir danken dir von herzen/ daß du uns nach deiner vaͤterlichen Guͤte aus dem verdamlichen Unglauben hervor geriſſen/ und zur heilſamen Erkaͤntniß deines lieben Sohns/ auch zur Erbſchafft des ewigen Lebens gebracht haſt; Wir bitten dich herzlich/ erhalte uns in ſolcher Gnade/ ſtaͤrke unſern neuen annoch ſchwachen Glauben/ vermeh- re in uns die Hoffnung und Liebe/ und ſetze uns feſt in Chriſtlichen guten Werken und heiligem Wan- del/ daß wir dir O Gott gefallen/ und nach dieſer Sterbligkeit mit dir ewig leben moͤgen/ Amen. Hierauff behtete ſie mit ihnen abermahl den Chriſtlichen Glauben und das Vater Unſer ſo offt/ biß ſie es ohn Anſtoß nach ſagen kunten/ erklaͤrete es auch gar einfaͤltig/ und erinner- te ſie/ daß ſie etliche Tage aneinander fruͤh morgens ſich bey ihr einſtellen/ und den noͤhtigẽ Unterricht ſo offt mit ihr wiederhohlen ſolten/ biß ſie denſelben zur gnuͤge wuͤrden gefaſſet haben. Solte ſich aber/ ſagte ſie/ der Teuffel noch weiters wollen geluͤſten laſſen/ euch bey Nachtzeiten (wie er dann nicht ein Geiſt des Lichtes/ ſondern der Finſterniß iſt) zuverun- ruhen/ und mit ſeinem Gepoͤlter zuerſchrecken/ ſo verachtet ihn nur mit alle ſeinem Weſen/ und ſprechet in wahrer Andacht den Chriſtlichen Glauben und das Heilige Vater Unſer/ als- dann werdet ihr ſehen/ wie ſchimpflich er abzihen/ und eurem Glauben den Sieg wird laſ- ſen muͤſſen/ dann es wird in der Heiligen Schrifft unſer Glaube an den Sohn Gottes ein Schild genennet/ nebeſt der Verſicherung/ daß wir damit alle feurigen Pfeile dieſes Boͤ- ſewichts ausloͤſchen koͤnnen. Nach Endigung dieſer Rede umfing ſie beyde Fuͤrſten/ und nach gebohtenẽ Kuſſe ſagte ſie: Nun werde ich mich erſt recht vor Eurer Liebden Schwe- ſter/ und dieſelben vor meine Bruͤder halten/ nach dem wir an Gott einen Vater/ und an der Chriſtlichen Kirche eine Mutter haben/ daß wir alſo nicht allein leibliche oder fleiſch- liche/ ſondern auch geiſtliche Brüder und Schweſtern ſind. Sie nam aber Baldrichen/ und Fr. Sophia Siegwarden bey der Hand/ und gingen mit ihnen nach Herkules Ge- mache/ der mit Ladiſla ſchon auffgeſtanden wahr/ und ihr Morgengebeht in einer Andacht verrichteten/ kunten auch leicht gedenken/ was die urſach ihrer Ankunfft wahr/ wiewol ſie deſſen ſich nichts merken lieſſen. Die Groß Fuͤrſtin aber ließ ſie nicht zu Worten kommen/ ſondern fing alſo an: Der gluͤkſeligſte Tag nach meiner Bekehrung iſt mir der heutige ge- weſen/ an welchem durch Gottes gnade ich dieſe beyde Durchll. Fürſten/ meine geliebte Herren Oheime und Bruͤder aus des leidigen Teuffels Rachen loßgeriſſen/ und zur Ge- meinſchafft der Chriſtlichen Kirchen gebracht habe/ wovon ich zu gelegener Zeit ein meh- res erzaͤhlen werde. O mein allerliebſtes Herz/ antwortete Herkules/ der Tag muͤſſe geſeg- net ſeyn/ an welchem mein geliebter Bruder und Oheim zur Erkaͤntniß GOttes ſind ge- bracht worden; iſt mir auch inſonderheit lieb/ daß ſolches ohn mein zutuhn und vorwiſſen verrichtet iſt/ damit mein Herr Vater nicht dereins mir beymaͤſſe/ ich haͤtte meinen Bru- der verleitet/ und die kuͤnfftige Beherſchung des Vaterlandes ihm mißgoͤnnet/ wovon er dieſes Glaubens wegen mich zuenterben ſol geſinnet ſeyn; Im uͤbrigen wuͤnſche ich den beyden neuen Chriſten Gottes beharliche gnade/ und des Heiligen Geiſtes Inwohnung/ der u u iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/347
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/347>, abgerufen am 22.11.2024.