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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
gefangen nehmen/ und was wir durch den Verstand nicht ausgrüblen können/ muß ein
einfältiger schlechter Glaube fassen/ und durchaus nicht daran zweifeln/ weil unser GOtt
sich uns Menschen also in seinem heiligen Worte/ welches nicht liegen kan/ offenbahret
hat. Eines muß ich nur hinzu fetzen/ das zu wissen nöhtig ist/ nehmlich/ daß Vater/ Sohn/
und Heiliger Geist in dem einigen göttlichen Wesen durchaus gleicher Ehre/ Krafft und
Herligkeit sind/ keiner grösser oder geringer/ keiner ehe oder später als der ander/ sondern
schlechter dinge gleich. Die erste Person wird darumb Vater genennet/ weil sie den Sohn
von Ewigkeit her aus ihrem göttlichen Wesen gezeuget hat; und weil die andere also ohn
Anfang und ohn Ende gezeuget wird/ heisset sie der Sohn. Der Heilige Geist aber/ die
dritte Person/ hat den Namen daher/ daß sie von alle Ewigkeit her vom Vater und Sohn
als ein ausgeblasener Geist/ wesentlich ausgehet. Und ob eure Vernunft hieselbst viel nach-
suchens machen wolte/ was vor eigentliche Beschaffenheit es hiemit hätte/ so wehret ihr
ja/ und heisset sie ruhen/ weil solches nicht allein alles vergeblich/ sondern auch wider Got-
tes Willen ist/ welcher dieses von uns nur schlechter dinge wil gegläubet haben. Nach
Fest-legung dieses ersten Hauptgrundes der Christlichen Lehre/ erzählete sie vor dißmahl
nur Inhaltsweise/ was gestalt Gott der Sohn sich des zur Hellen-Straffe verurteileten
menschlichen Geschlechtes aus sonderlicher Barmherzigkeit und Liebe angenommen/ in
der fülle der Zeit Mensch worden/ und durch seine gnugtuhung/ Leiden und Sterben vor
unsere Sünde gebüsset/ wodurch er den Zorn Gottes und die hellischen Straffen von uns
abgewendet/ und die Seligkeit uns wieder verdienet und zuwegen bracht/ welche uns auch
dermahleins nach diesem Leben wirklich würde zugelegt werden/ wann wir mit festem Glau-
ben uns auff solches Verdienst unsers Heylandes verlassen/ uns von aller Boßheit ent-
halten/ und die Werke der Christlichen Liebe und wahren Gottseligkeit nach Erheischung
der Heiligen zehn Gebohten ernstlich fortsetzen. Nachgehends sagte sie ihnen den algemei-
nen Christlichen Glauben vor/ und erklärete ihnen denselben nach allen nöhtigen Umstän-
den gar einfältig/ welches alles sie anderthalb Stunde lang in höchster Andacht anhöreten/
und sich über der holdseligen Rede verwunderten/ die aus ihrem Munde ging/ dann sie
wahr als verzukt anzusehen/ die Augen stunden ihr gen Himmel/ und erschien eine solche
Freudigkeit in ihrem Angesichte/ als währe sie ein Engel Gottes gewesen. Auff ihre geen-
digte Reden aber fing Baldrich also an: Hocherleuchtete und in göttlicher Weißheit wol-
erfahrne Groß Fürstin; billich halte ich diesen Tag vor meinen Geburts Tag/ an dem mir
so über hohe Gnade und Barmherzigkeit wiederfahren ist/ daß davor dem gütigen Gott
und Euer Liebe ich nimmermehr gnug danken kan. Mein Herz ist durch ihre Unterrich-
tung erleuchtet/ meine Seele getröstet/ mein Muht gestärket/ mein Geist wider die Teufli-
schen Gespenster/ die mich gestern verunruheten/ gewapnet/ und mein Wille unterwiesen/
daß er nunmehr tugendhafft und gottselig fahren kan/ weil mir der Verstand geöffnet ist/
und ich/ Gott Lob/ nun mehr weiß/ woran ich mich in Anfechtung halten/ und wohin ich in
meinem anliegen mich wenden sol; unmöglich aber ist mirs/ meine innigliche Vergnügung
auszusprechen. Die Teufelin Freia/ der Teufel Krodo und Irmen Seul/ und wie sie sonst
Nahmen haben mögen/ sollen mich durch Gottes gnade nicht mehr schrecken/ weil ich den
wahren ewigen und einigen Gott/ ihm sey Lob/ erkenne und im Herzen habe; derselbe Gott/

der

Sechſtes Buch.
gefangen nehmen/ und was wir durch den Verſtand nicht ausgruͤblen koͤnnen/ muß ein
einfaͤltiger ſchlechter Glaube faſſen/ und durchaus nicht daran zweifeln/ weil unſer GOtt
ſich uns Menſchen alſo in ſeinem heiligen Worte/ welches nicht liegen kan/ offenbahret
hat. Eines muß ich nur hinzu fetzen/ das zu wiſſen noͤhtig iſt/ nehmlich/ daß Vater/ Sohn/
und Heiliger Geiſt in dem einigen goͤttlichen Weſen durchaus gleicher Ehre/ Krafft und
Herligkeit ſind/ keiner groͤſſer oder geringer/ keiner ehe oder ſpaͤter als der ander/ ſondern
ſchlechter dinge gleich. Die erſte Perſon wird darumb Vater genennet/ weil ſie den Sohn
von Ewigkeit her aus ihrem goͤttlichen Weſen gezeuget hat; und weil die andere alſo ohn
Anfang und ohn Ende gezeuget wird/ heiſſet ſie der Sohn. Der Heilige Geiſt aber/ die
dritte Perſon/ hat den Namen daher/ daß ſie von alle Ewigkeit her vom Vater und Sohn
als ein ausgeblaſener Geiſt/ weſentlich ausgehet. Und ob eure Vernunft hieſelbſt viel nach-
ſuchens machen wolte/ was vor eigentliche Beſchaffenheit es hiemit haͤtte/ ſo wehret ihr
ja/ und heiſſet ſie ruhen/ weil ſolches nicht allein alles vergeblich/ ſondern auch wider Got-
tes Willen iſt/ welcher dieſes von uns nur ſchlechter dinge wil geglaͤubet haben. Nach
Feſt-legung dieſes erſten Hauptgrundes der Chriſtlichen Lehre/ erzaͤhlete ſie vor dißmahl
nur Inhaltsweiſe/ was geſtalt Gott der Sohn ſich des zur Hellen-Straffe verurteileten
menſchlichen Geſchlechtes aus ſonderlicher Barmherzigkeit und Liebe angenommen/ in
der fuͤlle der Zeit Menſch worden/ und durch ſeine gnugtuhung/ Leiden und Sterben vor
unſere Suͤnde gebüſſet/ wodurch er den Zorn Gottes und die helliſchen Straffen von uns
abgewendet/ und die Seligkeit uns wieder verdienet und zuwegen bracht/ welche uns auch
dermahleins nach dieſem Leben wirklich wuͤrde zugelegt werdẽ/ wañ wir mit feſtem Glau-
ben uns auff ſolches Verdienſt unſers Heylandes verlaſſen/ uns von aller Boßheit ent-
halten/ und die Werke der Chriſtlichen Liebe und wahren Gottſeligkeit nach Erheiſchung
der Heiligen zehn Gebohten ernſtlich fortſetzen. Nachgehends ſagte ſie ihnen den algemei-
nen Chriſtlichen Glauben vor/ und erklaͤrete ihnen denſelben nach allen noͤhtigen Umſtaͤn-
den gar einfaͤltig/ welches alles ſie anderthalb Stunde lang in hoͤchſter Andacht anhoͤretẽ/
und ſich uͤber der holdſeligen Rede verwunderten/ die aus ihrem Munde ging/ dann ſie
wahr als verzukt anzuſehen/ die Augen ſtunden ihr gen Himmel/ und erſchien eine ſolche
Freudigkeit in ihrem Angeſichte/ als waͤhre ſie ein Engel Gottes geweſen. Auff ihre geen-
digte Reden aber fing Baldrich alſo an: Hocherleuchtete und in goͤttlicher Weißheit wol-
erfahrne Groß Fürſtin; billich halte ich dieſen Tag vor meinen Geburts Tag/ an dem mir
ſo uͤber hohe Gnade und Barmherzigkeit wiederfahren iſt/ daß davor dem guͤtigen Gott
und Euer Liebe ich nimmermehr gnug danken kan. Mein Herz iſt durch ihre Unterrich-
tung erleuchtet/ meine Seele getroͤſtet/ mein Muht geſtaͤrket/ mein Geiſt wider die Teufli-
ſchen Geſpenſter/ die mich geſtern verunruheten/ gewapnet/ und mein Wille unterwieſen/
daß er nunmehr tugendhafft und gottſelig fahren kan/ weil mir der Verſtand geoͤffnet iſt/
und ich/ Gott Lob/ nun mehr weiß/ woran ich mich in Anfechtung halten/ und wohin ich in
meinem anliegen mich wenden ſol; unmoͤglich aber iſt mirs/ meine iñigliche Vergnügung
auszuſprechen. Die Teufelin Freia/ der Teufel Krodo und Irmen Seul/ und wie ſie ſonſt
Nahmen haben moͤgen/ ſollen mich durch Gottes gnade nicht mehr ſchrecken/ weil ich den
wahren ewigen und einigen Gott/ ihm ſey Lob/ erkenne und im Herzen habe; derſelbe Gott/

der
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[340/0346] Sechſtes Buch. gefangen nehmen/ und was wir durch den Verſtand nicht ausgruͤblen koͤnnen/ muß ein einfaͤltiger ſchlechter Glaube faſſen/ und durchaus nicht daran zweifeln/ weil unſer GOtt ſich uns Menſchen alſo in ſeinem heiligen Worte/ welches nicht liegen kan/ offenbahret hat. Eines muß ich nur hinzu fetzen/ das zu wiſſen noͤhtig iſt/ nehmlich/ daß Vater/ Sohn/ und Heiliger Geiſt in dem einigen goͤttlichen Weſen durchaus gleicher Ehre/ Krafft und Herligkeit ſind/ keiner groͤſſer oder geringer/ keiner ehe oder ſpaͤter als der ander/ ſondern ſchlechter dinge gleich. Die erſte Perſon wird darumb Vater genennet/ weil ſie den Sohn von Ewigkeit her aus ihrem goͤttlichen Weſen gezeuget hat; und weil die andere alſo ohn Anfang und ohn Ende gezeuget wird/ heiſſet ſie der Sohn. Der Heilige Geiſt aber/ die dritte Perſon/ hat den Namen daher/ daß ſie von alle Ewigkeit her vom Vater und Sohn als ein ausgeblaſener Geiſt/ weſentlich ausgehet. Und ob eure Vernunft hieſelbſt viel nach- ſuchens machen wolte/ was vor eigentliche Beſchaffenheit es hiemit haͤtte/ ſo wehret ihr ja/ und heiſſet ſie ruhen/ weil ſolches nicht allein alles vergeblich/ ſondern auch wider Got- tes Willen iſt/ welcher dieſes von uns nur ſchlechter dinge wil geglaͤubet haben. Nach Feſt-legung dieſes erſten Hauptgrundes der Chriſtlichen Lehre/ erzaͤhlete ſie vor dißmahl nur Inhaltsweiſe/ was geſtalt Gott der Sohn ſich des zur Hellen-Straffe verurteileten menſchlichen Geſchlechtes aus ſonderlicher Barmherzigkeit und Liebe angenommen/ in der fuͤlle der Zeit Menſch worden/ und durch ſeine gnugtuhung/ Leiden und Sterben vor unſere Suͤnde gebüſſet/ wodurch er den Zorn Gottes und die helliſchen Straffen von uns abgewendet/ und die Seligkeit uns wieder verdienet und zuwegen bracht/ welche uns auch dermahleins nach dieſem Leben wirklich wuͤrde zugelegt werdẽ/ wañ wir mit feſtem Glau- ben uns auff ſolches Verdienſt unſers Heylandes verlaſſen/ uns von aller Boßheit ent- halten/ und die Werke der Chriſtlichen Liebe und wahren Gottſeligkeit nach Erheiſchung der Heiligen zehn Gebohten ernſtlich fortſetzen. Nachgehends ſagte ſie ihnen den algemei- nen Chriſtlichen Glauben vor/ und erklaͤrete ihnen denſelben nach allen noͤhtigen Umſtaͤn- den gar einfaͤltig/ welches alles ſie anderthalb Stunde lang in hoͤchſter Andacht anhoͤretẽ/ und ſich uͤber der holdſeligen Rede verwunderten/ die aus ihrem Munde ging/ dann ſie wahr als verzukt anzuſehen/ die Augen ſtunden ihr gen Himmel/ und erſchien eine ſolche Freudigkeit in ihrem Angeſichte/ als waͤhre ſie ein Engel Gottes geweſen. Auff ihre geen- digte Reden aber fing Baldrich alſo an: Hocherleuchtete und in goͤttlicher Weißheit wol- erfahrne Groß Fürſtin; billich halte ich dieſen Tag vor meinen Geburts Tag/ an dem mir ſo uͤber hohe Gnade und Barmherzigkeit wiederfahren iſt/ daß davor dem guͤtigen Gott und Euer Liebe ich nimmermehr gnug danken kan. Mein Herz iſt durch ihre Unterrich- tung erleuchtet/ meine Seele getroͤſtet/ mein Muht geſtaͤrket/ mein Geiſt wider die Teufli- ſchen Geſpenſter/ die mich geſtern verunruheten/ gewapnet/ und mein Wille unterwieſen/ daß er nunmehr tugendhafft und gottſelig fahren kan/ weil mir der Verſtand geoͤffnet iſt/ und ich/ Gott Lob/ nun mehr weiß/ woran ich mich in Anfechtung halten/ und wohin ich in meinem anliegen mich wenden ſol; unmoͤglich aber iſt mirs/ meine iñigliche Vergnügung auszuſprechen. Die Teufelin Freia/ der Teufel Krodo und Irmen Seul/ und wie ſie ſonſt Nahmen haben moͤgen/ ſollen mich durch Gottes gnade nicht mehr ſchrecken/ weil ich den wahren ewigen und einigen Gott/ ihm ſey Lob/ erkenne und im Herzen habe; derſelbe Gott/ der

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/346>, abgerufen am 22.11.2024.