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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
her haben sie aber solches/ als durch Eingebung ihrer Götter? oder kan ein ertichtetes/ das
da nichts ist/ auch wol wirken/ und einem andern künfftige Dinge offenbahren? Da ver-
richten die Teutschen und Schweden/ wie andere Völker/ ihren Göttern die gebührliche
angenehme Opffer/ aus deren Eingeweide und anderen Zeichen sie ihre künfftigen Glüc-
kes- und Unglüks-fälle erkennen. Woher kompt solches anders/ als aus ihrer Götter
Schik- und Versehung/ welche ihnen solche Opfer lassen gefallen/ und dieselben durch die-
se Gnade vergelten; massen ja die Tihre solche Zeichen von sich selbst nicht haben können.
Kan aber ein ertichtetes/ das da nichts ist/ auch wol wirken/ und den Tihren diese Glückes-
Zeichen verleihen? Man weiß/ wie offt wir Götter ingesamt einen und anderen Lästerer
mit abscheuhlicher Straffe haben beleget/ daß jederman hat erkennen müssen/ unsere gött-
liche Krafft habe sich an solchen unsern Verächtern gerochen; kan aber ein ertichtetes/ das
da nichts ist/ solche Rache anstellen? oder wird eine andere Krafft/ welche uns neben sich
nicht leiden wil/ durch solche Straffen unser ansehen bey den Menschen erhalten? Daß ich
nicht sage/ wie unsere Wachsamkeit es allein ist/ welche Teutschland und Schweden vor
ihren Fein den schützet/ ihren Kriegsvölkern den Sieg verleihet/ ihnen Brod und Milch
giebet/ ihre Freiheit (O ein ädles Kleinot) erhält/ und der Inwohner Zahl vermehret; wel-
cher Vernünfftiger wolte dann an unser Gottheit zweifeln können? Daß ich aber zu dem
Zwegk meines Vorhabens gelange/ so bin ich vor dißmahl bloß zu dem ende aufgetreten/
eurer aller göttlichen und gerechten Zorn zumiltern/ und die außgesprochene Urtel von
diesen beyden unbesonnenen Fürsten abzulehnen/ oder zum wenigsten ihnen Zeit zur Busse
und besseren Gedanken zuerhalten/ weil sie nicht auß Boßheit/ sondern durch Weiberlist/
sich zu dieser Sünde haben verleiten lassen. Hierauff kehrete sie sich zu den beyden Fürsten/
und redete sie also an: Ihr meine lieben Söhne/ was haben ich und eure andere Götter
euch doch zu leide getahn/ daß ihr unser in so kurzer Zeit müde worden/ und andere unbe-
kante anzunehmen gewilliget seyd? treibet euch die Liebe gegen die beyden schönen Römi-
schen Fräulein darzu? O bleibet beständig in meinem Dienste/ ich wil euch wol andere zu-
führen/ denen diese das Wasser nicht reichen; oder meinet ihr/ unserer eurer alten Götter
Vermögen sey nicht kräfftig genug/ euch weiter zuschützen? Ich versichere euch/ daß bey
unserm Dienste euch die allerhöchste Glükseligkeit begegnen sol. So gehet nun in euch/ be-
trachtet eure Pflicht/ damit ihr euren Land Göttern verbunden seyd/ und lasset ab von eu-
rein jetzigen Vorhaben/ alsdann wil ich euch alle eure Götter wieder zu Freunde ma-
chen; Werdet ihr aber auff eurem Unsinne verharren/ so schreibets eurem Muhtwillen
zu/ wann die von Gott Krodo jezt ausgesprochene Urtel an euch erfüllet wird/ welche
euch jenes Feur vorstellet/ und nichts anders bedeutet/ als Unglük/ Verachtung/ Schan-
de und Verderben. Als sie dieses ausgeredet hatte/ fingen die teuflischen Gespenste
ein unerhörtes Gepölter an/ als ob sie alles über einander geworffen hätten/ daß auch
die beyden Fürsten darüber erwacheten/ und weil sie schon im Angstschweisse lagen/
sich die Furcht noch mehr einnehmen liessen/ daß sie schier nicht zu bleiben wusten. Es
hielt aber das Gepolter bey einer Stunde an/ biß die erste Morgenröhte sich sehen ließ/ wel-
che zeit über die Fürsten stille hinlagen/ biß endlich Siegward sich ermannete/ und seinen
Leibdiener/ welcher bey ihnen auff der Kammer schlieff/ auffzuwecken/ ihm mit harter Stim-

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Sechſtes Buch.
her haben ſie aber ſolches/ als durch Eingebung ihrer Goͤtter? oder kan ein ertichtetes/ das
da nichts iſt/ auch wol wirken/ und einem andern kuͤnfftige Dinge offenbahren? Da ver-
richten die Teutſchen und Schweden/ wie andere Voͤlker/ ihren Goͤttern die gebuͤhrliche
angenehme Opffer/ aus deren Eingeweide und anderen Zeichen ſie ihre kuͤnfftigen Gluͤc-
kes- und Ungluͤks-faͤlle erkennen. Woher kompt ſolches anders/ als aus ihrer Goͤtter
Schik- und Verſehung/ welche ihnen ſolche Opfer laſſen gefallen/ und dieſelben durch die-
ſe Gnade vergelten; maſſen ja die Tihre ſolche Zeichen von ſich ſelbſt nicht haben koͤnnen.
Kan aber ein ertichtetes/ das da nichts iſt/ auch wol wirken/ und den Tihren dieſe Gluͤckes-
Zeichen verleihen? Man weiß/ wie offt wir Goͤtter ingeſamt einen und anderen Laͤſterer
mit abſcheuhlicher Straffe haben beleget/ daß jederman hat erkennen muͤſſen/ unſere goͤtt-
liche Krafft habe ſich an ſolchen unſern Veraͤchtern gerochen; kan aber ein ertichtetes/ das
da nichts iſt/ ſolche Rache anſtellen? oder wird eine andere Krafft/ welche uns neben ſich
nicht leiden wil/ durch ſolche Straffen unſer anſehen bey den Menſchen erhalten? Daß ich
nicht ſage/ wie unſere Wachſamkeit es allein iſt/ welche Teutſchland und Schweden vor
ihren Fein den ſchuͤtzet/ ihren Kriegsvoͤlkern den Sieg verleihet/ ihnen Brod und Milch
giebet/ ihre Freiheit (O ein aͤdles Kleinot) erhaͤlt/ und der Inwohner Zahl vermehret; wel-
cher Vernuͤnfftiger wolte dann an unſer Gottheit zweifeln koͤnnen? Daß ich aber zu dem
Zwegk meines Vorhabens gelange/ ſo bin ich vor dißmahl bloß zu dem ende aufgetreten/
eurer aller goͤttlichen und gerechten Zorn zumiltern/ und die außgeſprochene Urtel von
dieſen beyden unbeſonnenen Fuͤrſten abzulehnen/ oder zum wenigſten ihnen Zeit zur Buſſe
und beſſeren Gedanken zuerhalten/ weil ſie nicht auß Boßheit/ ſondern durch Weiberliſt/
ſich zu dieſer Suͤnde haben verleiten laſſen. Hierauff kehrete ſie ſich zu den beyden Fuͤrſtẽ/
und redete ſie alſo an: Ihr meine lieben Soͤhne/ was haben ich und eure andere Goͤtter
euch doch zu leide getahn/ daß ihr unſer in ſo kurzer Zeit müde worden/ und andere unbe-
kante anzunehmen gewilliget ſeyd? treibet euch die Liebe gegen die beyden ſchoͤnen Roͤmi-
ſchen Fraͤulein darzu? O bleibet beſtaͤndig in meinem Dienſte/ ich wil euch wol andere zu-
fuͤhren/ denen dieſe das Waſſer nicht reichen; oder meinet ihr/ unſerer eurer alten Goͤtter
Vermoͤgen ſey nicht kraͤfftig genug/ euch weiter zuſchuͤtzen? Ich verſichere euch/ daß bey
unſerm Dienſte euch die allerhoͤchſte Gluͤkſeligkeit begegnen ſol. So gehet nun in euch/ be-
trachtet eure Pflicht/ damit ihr euren Land Goͤttern verbunden ſeyd/ und laſſet ab von eu-
rein jetzigen Vorhaben/ alsdann wil ich euch alle eure Goͤtter wieder zu Freunde ma-
chen; Werdet ihr aber auff eurem Unſinne verharren/ ſo ſchreibets eurem Muhtwillen
zu/ wann die von Gott Krodo jezt ausgeſprochene Urtel an euch erfuͤllet wird/ welche
euch jenes Feur vorſtellet/ und nichts anders bedeutet/ als Ungluͤk/ Verachtung/ Schan-
de und Verderben. Als ſie dieſes ausgeredet hatte/ fingen die teufliſchen Geſpenſte
ein unerhoͤrtes Gepoͤlter an/ als ob ſie alles uͤber einander geworffen haͤtten/ daß auch
die beyden Fuͤrſten daruͤber erwacheten/ und weil ſie ſchon im Angſtſchweiſſe lagen/
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hielt aber das Gepolter bey einer Stunde an/ biß die erſte Morgenroͤhte ſich ſehen ließ/ wel-
che zeit uͤber die Fuͤrſten ſtille hinlagen/ biß endlich Siegward ſich ermannete/ und ſeinen
Leibdiener/ welcher bey ihnen auff der Kam̃er ſchlieff/ auffzuwecken/ ihm mit harter Stim-

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[333/0339] Sechſtes Buch. her haben ſie aber ſolches/ als durch Eingebung ihrer Goͤtter? oder kan ein ertichtetes/ das da nichts iſt/ auch wol wirken/ und einem andern kuͤnfftige Dinge offenbahren? Da ver- richten die Teutſchen und Schweden/ wie andere Voͤlker/ ihren Goͤttern die gebuͤhrliche angenehme Opffer/ aus deren Eingeweide und anderen Zeichen ſie ihre kuͤnfftigen Gluͤc- kes- und Ungluͤks-faͤlle erkennen. Woher kompt ſolches anders/ als aus ihrer Goͤtter Schik- und Verſehung/ welche ihnen ſolche Opfer laſſen gefallen/ und dieſelben durch die- ſe Gnade vergelten; maſſen ja die Tihre ſolche Zeichen von ſich ſelbſt nicht haben koͤnnen. Kan aber ein ertichtetes/ das da nichts iſt/ auch wol wirken/ und den Tihren dieſe Gluͤckes- Zeichen verleihen? Man weiß/ wie offt wir Goͤtter ingeſamt einen und anderen Laͤſterer mit abſcheuhlicher Straffe haben beleget/ daß jederman hat erkennen muͤſſen/ unſere goͤtt- liche Krafft habe ſich an ſolchen unſern Veraͤchtern gerochen; kan aber ein ertichtetes/ das da nichts iſt/ ſolche Rache anſtellen? oder wird eine andere Krafft/ welche uns neben ſich nicht leiden wil/ durch ſolche Straffen unſer anſehen bey den Menſchen erhalten? Daß ich nicht ſage/ wie unſere Wachſamkeit es allein iſt/ welche Teutſchland und Schweden vor ihren Fein den ſchuͤtzet/ ihren Kriegsvoͤlkern den Sieg verleihet/ ihnen Brod und Milch giebet/ ihre Freiheit (O ein aͤdles Kleinot) erhaͤlt/ und der Inwohner Zahl vermehret; wel- cher Vernuͤnfftiger wolte dann an unſer Gottheit zweifeln koͤnnen? Daß ich aber zu dem Zwegk meines Vorhabens gelange/ ſo bin ich vor dißmahl bloß zu dem ende aufgetreten/ eurer aller goͤttlichen und gerechten Zorn zumiltern/ und die außgeſprochene Urtel von dieſen beyden unbeſonnenen Fuͤrſten abzulehnen/ oder zum wenigſten ihnen Zeit zur Buſſe und beſſeren Gedanken zuerhalten/ weil ſie nicht auß Boßheit/ ſondern durch Weiberliſt/ ſich zu dieſer Suͤnde haben verleiten laſſen. Hierauff kehrete ſie ſich zu den beyden Fuͤrſtẽ/ und redete ſie alſo an: Ihr meine lieben Soͤhne/ was haben ich und eure andere Goͤtter euch doch zu leide getahn/ daß ihr unſer in ſo kurzer Zeit müde worden/ und andere unbe- kante anzunehmen gewilliget ſeyd? treibet euch die Liebe gegen die beyden ſchoͤnen Roͤmi- ſchen Fraͤulein darzu? O bleibet beſtaͤndig in meinem Dienſte/ ich wil euch wol andere zu- fuͤhren/ denen dieſe das Waſſer nicht reichen; oder meinet ihr/ unſerer eurer alten Goͤtter Vermoͤgen ſey nicht kraͤfftig genug/ euch weiter zuſchuͤtzen? Ich verſichere euch/ daß bey unſerm Dienſte euch die allerhoͤchſte Gluͤkſeligkeit begegnen ſol. So gehet nun in euch/ be- trachtet eure Pflicht/ damit ihr euren Land Goͤttern verbunden ſeyd/ und laſſet ab von eu- rein jetzigen Vorhaben/ alsdann wil ich euch alle eure Goͤtter wieder zu Freunde ma- chen; Werdet ihr aber auff eurem Unſinne verharren/ ſo ſchreibets eurem Muhtwillen zu/ wann die von Gott Krodo jezt ausgeſprochene Urtel an euch erfuͤllet wird/ welche euch jenes Feur vorſtellet/ und nichts anders bedeutet/ als Ungluͤk/ Verachtung/ Schan- de und Verderben. Als ſie dieſes ausgeredet hatte/ fingen die teufliſchen Geſpenſte ein unerhoͤrtes Gepoͤlter an/ als ob ſie alles uͤber einander geworffen haͤtten/ daß auch die beyden Fuͤrſten daruͤber erwacheten/ und weil ſie ſchon im Angſtſchweiſſe lagen/ ſich die Furcht noch mehr einnehmen lieſſen/ daß ſie ſchier nicht zu bleiben wuſten. Es hielt aber das Gepolter bey einer Stunde an/ biß die erſte Morgenroͤhte ſich ſehen ließ/ wel- che zeit uͤber die Fuͤrſten ſtille hinlagen/ biß endlich Siegward ſich ermannete/ und ſeinen Leibdiener/ welcher bey ihnen auff der Kam̃er ſchlieff/ auffzuwecken/ ihm mit harter Stim- me t t iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/339>, abgerufen am 22.11.2024.