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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
che ädle Anwerber erwecket/ denen ich sie bißher versaget/ ohn zweiffel/ weil sie ihrer keinem
von Gott versehen gewesen/ und ob sie gleich zeitliche Güter von ihren Eltern nicht zu hof-
fen hat/ bin ich doch des vorhabens sie ehrlich und ihrem Stande gemäß außzusteuren. A-
ber ich muß zuvor wissen/ ob sie euch zum Ehegatten freiwillig gefallen kan/ weil ich durchaus
nicht willens bin/ euch wieder euren Willen eine auffzudringen. Gallus bedankete sich un-
tertähnigst/ und zeigete an; er trüge keinen zweifel der Allerhöchste würde ihm diese ädle
Jungfer gnädig außersehen haben/ weil eben auff dieselbe/ und auff keine andere er sein ab-
sehen gehabt; dafern nun die Jungfer ihm ihr Herz zuwenden/ und sein Gn. Herr Groß-
Fürst Herkules gnädigst einwilligen könte/ würde ihm angenehmers in dieser Welt nicht
begegnen. Vor dieses lasset mich sorgen/ antwortete sie/ und ist mir lieb daß ich die rechte
getroffen habe; ging zu Herkules und taht ihm alles zu wissen; welcher Jungfer Beaten
ihm bey der Hand zuführete/ und zu ihm sagete: Mein Gallus/ ich habe schon unterschied-
lichemahl darauff gedacht/ euch zu einer löblichen Heyraht zuverhelffen/ aber eine andere
als Italiänische/ ja daß ichs recht sage/ als eben diese Jungfer meine Freundin euch zuzu-
führen/ bin ich niemahls willens gewesen/ sonst solte euch die Wahl unter Artabanus ge-
fangenen unberührten Frauenzimmer frey gestanden seyn; weil dann meine Fr. Schwe-
ster mir zuvorkommen ist in der Versprechung/ merke ich daher Gottes sonderbahre schie-
kung/ wil aber anfangs/ damit ihr ein wirdiger Bräutigam seyn könnet/ euch in den ädlen
Teutschen Ritterstand auffnehmen/ und bey Römischer Käyserl. Hocheit befodern/ daß
ihr unter die Römische und Paduanische Geschlechter gesetzet werdet; hernach wil bey
dieser Jungfer ich Vatersstelle vertreten/ und wegen eures wolverhaltens ihr 50000 Kro-
nen zur Heimsteur einreichen lassen/ damit weder sie sich wegen eures unadels/ noch ihr
wegen ihrer Armut euch zubeschweren haben sollet. Sie bedanketen sich beyderseits mit
einem Fußfalle/ und baht Gallus untertähnigst/ ihre Durchl. wolten die versprochenen
Gelder zurük behalten/ weil er schon ein mehres hätte als seine wirdigkeit sich erstreckete.
Fr. Sophia aber führete sie zusammen/ daß sie mit ihrem Jaworte ihre eheliche träue be-
stätigten/ und solte die Verlöbniß alsbald gehalten worden seyn/ wann nicht die Braut bey
ihrer Frauen untertähnigst angehalten hätte/ daß ihren lieben Eltern es zuvor möchte kund
getahn werden/ welches/ da ihrer Gn. es nicht zu wieder/ sie selbst gerne verrichten wolte.
Es ward ihr solches leicht verwilliget/ und gab ihr Gallus sechs Gutschpferde samt einer
statlichen Gutsche/ fünff Persische Reitpferde vor ihren Vater und vier Brüder/ noch ei-
ne Gutsche mit vier Pferden vor ihre Mutter und vier Schwestern/ einen Pakwagen mit
allerhand Seidenen Tüchern und 20000 Kronen baarschaft beladen/ auch Kleinot und
Ringe auff 9000 Kronen wert/ davon ihre Eltern samt allen ihren Kindern sich adelich
außputzen solten/ welches sie mit grosser Danksagung zu sich nam/ und nach ihres Vaters
armseligen Meierhof fuhr/ nam auch zehn Schneider mit sich und auff einem andern Wa-
gen allerhand Speise und Trank. Inzwischen fuhren Herkules und Ladisla mit ihrer auß-
teilung fort/ stelleten Frl. Lukrezien und Sibyllen trefliche Kleinot zu/ jeder auff 80000
Kronen/ neben allerhand güldenen und silbern Stücken/ und von allem was sie sonst köst-
[l]iches mit übergebracht hatten; Frl. Helene bekam halb so viel/ aber Fr. Pompeja alles
gedoppelt/ daß sie gar unwillig drüber ward. Ihre beyde ädelknaben von Rom/ Publius

und

Sechſtes Buch.
che aͤdle Anwerber erwecket/ denen ich ſie bißher verſaget/ ohn zweiffel/ weil ſie ihrer keinem
von Gott verſehen geweſen/ und ob ſie gleich zeitliche Guͤter von ihren Eltern nicht zu hof-
fen hat/ bin ich doch des vorhabens ſie ehrlich und ihrem Stande gemaͤß außzuſteuren. A-
ber ich muß zuvor wiſſen/ ob ſie euch zum Ehegattẽ freiwillig gefallen kan/ weil ich durchaus
nicht willens bin/ euch wieder euren Willen eine auffzudringen. Gallus bedankete ſich un-
tertaͤhnigſt/ und zeigete an; er truͤge keinen zweifel der Allerhoͤchſte wuͤrde ihm dieſe aͤdle
Jungfer gnaͤdig außerſehen haben/ weil eben auff dieſelbe/ und auff keine andere er ſein ab-
ſehen gehabt; dafern nun die Jungfer ihm ihr Herz zuwenden/ und ſein Gn. Herr Groß-
Fuͤrſt Herkules gnaͤdigſt einwilligen koͤnte/ wuͤrde ihm angenehmers in dieſer Welt nicht
begegnen. Vor dieſes laſſet mich ſorgen/ antwortete ſie/ und iſt mir lieb daß ich die rechte
getroffen habe; ging zu Herkules und taht ihm alles zu wiſſen; welcher Jungfer Beaten
ihm bey der Hand zufuͤhrete/ und zu ihm ſagete: Mein Gallus/ ich habe ſchon unterſchied-
lichemahl darauff gedacht/ euch zu einer loͤblichen Heyraht zuverhelffen/ aber eine andere
als Italiaͤniſche/ ja daß ichs recht ſage/ als eben dieſe Jungfer meine Freundin euch zuzu-
fuͤhren/ bin ich niemahls willens geweſen/ ſonſt ſolte euch die Wahl unter Artabanus ge-
fangenen unberuͤhrten Frauenzimmer frey geſtanden ſeyn; weil dann meine Fr. Schwe-
ſter mir zuvorkommen iſt in der Verſprechung/ merke ich daher Gottes ſonderbahre ſchie-
kung/ wil aber anfangs/ damit ihr ein wirdiger Braͤutigam ſeyn koͤnnet/ euch in den aͤdlen
Teutſchen Ritterſtand auffnehmen/ und bey Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Hocheit befodern/ daß
ihr unter die Roͤmiſche und Paduaniſche Geſchlechter geſetzet werdet; hernach wil bey
dieſer Jungfer ich Vatersſtelle vertreten/ und wegen eures wolverhaltens ihr 50000 Kro-
nen zur Heimſteur einreichen laſſen/ damit weder ſie ſich wegen eures unadels/ noch ihr
wegen ihrer Armut euch zubeſchweren haben ſollet. Sie bedanketen ſich beyderſeits mit
einem Fußfalle/ und baht Gallus untertaͤhnigſt/ ihre Durchl. wolten die verſprochenen
Gelder zuruͤk behalten/ weil er ſchon ein mehres haͤtte als ſeine wirdigkeit ſich erſtreckete.
Fr. Sophia aber fuͤhrete ſie zuſammen/ daß ſie mit ihrem Jaworte ihre eheliche traͤue be-
ſtaͤtigten/ und ſolte die Verloͤbniß alsbald gehalten worden ſeyn/ wann nicht die Braut bey
ihrer Frauen untertaͤhnigſt angehalten haͤtte/ daß ihren lieben Eltern es zuvor moͤchte kund
getahn werden/ welches/ da ihrer Gn. es nicht zu wieder/ ſie ſelbſt gerne verrichten wolte.
Es ward ihr ſolches leicht verwilliget/ und gab ihr Gallus ſechs Gutſchpferde ſamt einer
ſtatlichen Gutſche/ fuͤnff Perſiſche Reitpferde vor ihren Vater und vier Brüder/ noch ei-
ne Gutſche mit vier Pferden vor ihre Mutter und vier Schweſtern/ einen Pakwagen mit
allerhand Seidenen Tüchern und 20000 Kronen baarſchaft beladen/ auch Kleinot und
Ringe auff 9000 Kronen wert/ davon ihre Eltern ſamt allen ihren Kindern ſich adelich
außputzen ſolten/ welches ſie mit groſſer Dankſagung zu ſich nam/ und nach ihres Vaters
armſeligen Meierhof fuhr/ nam auch zehn Schneider mit ſich und auff einem andern Wa-
gen allerhand Speiſe und Trank. Inzwiſchen fuhren Herkules und Ladiſla mit ihrer auß-
teilung fort/ ſtelleten Frl. Lukrezien und Sibyllen trefliche Kleinot zu/ jeder auff 80000
Kronen/ neben allerhand guͤldenen und ſilbern Stuͤcken/ und von allem was ſie ſonſt koͤſt-
[l]iches mit uͤbergebracht hatten; Frl. Helene bekam halb ſo viel/ aber Fr. Pompeja alles
gedoppelt/ daß ſie gar unwillig drüber ward. Ihre beyde aͤdelknaben von Rom/ Publius

und
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[310/0316] Sechſtes Buch. che aͤdle Anwerber erwecket/ denen ich ſie bißher verſaget/ ohn zweiffel/ weil ſie ihrer keinem von Gott verſehen geweſen/ und ob ſie gleich zeitliche Guͤter von ihren Eltern nicht zu hof- fen hat/ bin ich doch des vorhabens ſie ehrlich und ihrem Stande gemaͤß außzuſteuren. A- ber ich muß zuvor wiſſen/ ob ſie euch zum Ehegattẽ freiwillig gefallen kan/ weil ich durchaus nicht willens bin/ euch wieder euren Willen eine auffzudringen. Gallus bedankete ſich un- tertaͤhnigſt/ und zeigete an; er truͤge keinen zweifel der Allerhoͤchſte wuͤrde ihm dieſe aͤdle Jungfer gnaͤdig außerſehen haben/ weil eben auff dieſelbe/ und auff keine andere er ſein ab- ſehen gehabt; dafern nun die Jungfer ihm ihr Herz zuwenden/ und ſein Gn. Herr Groß- Fuͤrſt Herkules gnaͤdigſt einwilligen koͤnte/ wuͤrde ihm angenehmers in dieſer Welt nicht begegnen. Vor dieſes laſſet mich ſorgen/ antwortete ſie/ und iſt mir lieb daß ich die rechte getroffen habe; ging zu Herkules und taht ihm alles zu wiſſen; welcher Jungfer Beaten ihm bey der Hand zufuͤhrete/ und zu ihm ſagete: Mein Gallus/ ich habe ſchon unterſchied- lichemahl darauff gedacht/ euch zu einer loͤblichen Heyraht zuverhelffen/ aber eine andere als Italiaͤniſche/ ja daß ichs recht ſage/ als eben dieſe Jungfer meine Freundin euch zuzu- fuͤhren/ bin ich niemahls willens geweſen/ ſonſt ſolte euch die Wahl unter Artabanus ge- fangenen unberuͤhrten Frauenzimmer frey geſtanden ſeyn; weil dann meine Fr. Schwe- ſter mir zuvorkommen iſt in der Verſprechung/ merke ich daher Gottes ſonderbahre ſchie- kung/ wil aber anfangs/ damit ihr ein wirdiger Braͤutigam ſeyn koͤnnet/ euch in den aͤdlen Teutſchen Ritterſtand auffnehmen/ und bey Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Hocheit befodern/ daß ihr unter die Roͤmiſche und Paduaniſche Geſchlechter geſetzet werdet; hernach wil bey dieſer Jungfer ich Vatersſtelle vertreten/ und wegen eures wolverhaltens ihr 50000 Kro- nen zur Heimſteur einreichen laſſen/ damit weder ſie ſich wegen eures unadels/ noch ihr wegen ihrer Armut euch zubeſchweren haben ſollet. Sie bedanketen ſich beyderſeits mit einem Fußfalle/ und baht Gallus untertaͤhnigſt/ ihre Durchl. wolten die verſprochenen Gelder zuruͤk behalten/ weil er ſchon ein mehres haͤtte als ſeine wirdigkeit ſich erſtreckete. Fr. Sophia aber fuͤhrete ſie zuſammen/ daß ſie mit ihrem Jaworte ihre eheliche traͤue be- ſtaͤtigten/ und ſolte die Verloͤbniß alsbald gehalten worden ſeyn/ wann nicht die Braut bey ihrer Frauen untertaͤhnigſt angehalten haͤtte/ daß ihren lieben Eltern es zuvor moͤchte kund getahn werden/ welches/ da ihrer Gn. es nicht zu wieder/ ſie ſelbſt gerne verrichten wolte. Es ward ihr ſolches leicht verwilliget/ und gab ihr Gallus ſechs Gutſchpferde ſamt einer ſtatlichen Gutſche/ fuͤnff Perſiſche Reitpferde vor ihren Vater und vier Brüder/ noch ei- ne Gutſche mit vier Pferden vor ihre Mutter und vier Schweſtern/ einen Pakwagen mit allerhand Seidenen Tüchern und 20000 Kronen baarſchaft beladen/ auch Kleinot und Ringe auff 9000 Kronen wert/ davon ihre Eltern ſamt allen ihren Kindern ſich adelich außputzen ſolten/ welches ſie mit groſſer Dankſagung zu ſich nam/ und nach ihres Vaters armſeligen Meierhof fuhr/ nam auch zehn Schneider mit ſich und auff einem andern Wa- gen allerhand Speiſe und Trank. Inzwiſchen fuhren Herkules und Ladiſla mit ihrer auß- teilung fort/ ſtelleten Frl. Lukrezien und Sibyllen trefliche Kleinot zu/ jeder auff 80000 Kronen/ neben allerhand guͤldenen und ſilbern Stuͤcken/ und von allem was ſie ſonſt koͤſt- liches mit uͤbergebracht hatten; Frl. Helene bekam halb ſo viel/ aber Fr. Pompeja alles gedoppelt/ daß ſie gar unwillig drüber ward. Ihre beyde aͤdelknaben von Rom/ Publius und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/316>, abgerufen am 13.05.2024.