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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
wieder ein/ und zeigete an/ daß er die Schenkungen von den Fürsten zu Persepolis und an-
dern Kriegs Obristen in so grosser menge empfangen hätte/ daß er des nehmens überdrüs-
sig worden/ und es auf viel Wagen fortschleppen müssen/ wovon er seinem Gelüb de nach/
der armen Christenheit hin und wieder den zehenden träulich entrichtet/ welcher über an-
derthalb Tonnen Goldes sich erstrecket. Es ist mir lieb/ sagte Ladisla/ daß ihr diese Reise
nicht umsonst getahn/ und ist unser aller ernstlicher Befehl und Wille/ daß hinfort ihr eu-
res ehmahligen Verbrechens keine Erwähnung/ als etwa bey euch selbst und vor GOtt
tuht/ weil eure folgende Träue alles vorige bey uns gänzlich ausgelöschet und vertilget hat.
Sonst werde ich mich unterstehen/ mein liebstes Gemahl zuersuchen/ daß sie euch zur Hey-
raht verhelffe/ nachdem es euch noch an dieser zeitlichen Glükseligkeit mangelt. Er bedan-
kete sich dessen untertähnigst/ und bekennete/ daß er seinem Gott angelobet hätte/ da es ihm
so gut werden könte/ eines verarmeten ädelmans Tochter/ die ehrlich und eine Christin
währe/ oder zuwerden gedächte/ zuheirahten/ deren Eltern und Geschwistern sich seines
grossen Gutes mit solten zuerfreuen haben. Er hatte sich aber in Fr. Sophien Leibdiene-
rin/ Jungfer Beaten hefftig verliebet/ und ihres Standes Kundschaft eingezogen/ daß sie
von gutem Paduanischen Adel/ aber ihre Eltern durch alte Schulden in tieffe Armuht
gerahten währen. Sie wahr ohngefehr von 24 Jahren/ from/ schön und eine Christin/ und
hatte Fr. Sophien von ihrer Jugend her auffgewartet. Weil dann dieselbe ihres Ge-
mahls erbieten hörete/ fassete sie alsbald die Gedanken/ ihre geträue Dienerin zubefodern/
gab vor/ sie hätte etwas zubestellen/ und wolte sich bald wieder herzu machen/ hieß Beaten
ihr nach folgen/ und da sie mit ihr allein wahr/ sagte sie: Ohn zweifel gedenket der liebe Gott
auch an dich wegen deines Christlichen Wandels; dafern du nun dein Glük erkennen kanst/
wird dir leicht geholffen seyn; Du hörest/ wessen Gallus sich erbeut/ welcher/ ob er gleich
kein gebohrner ädelman ist/ so wird er doch von Königen und Fürsten dergestalt geliebet/
daß ihm ein mehres als der gemeine Adelstand erfolgen kan; drumb erkläre dich bald/ wes-
sen du gesinnet bist/ alsdann wil ich eure Heyraht ohn verweilen befodern/ und kanst durch
dieses Mittel deine Eltern und Geschwister alle mit einander aus ihrer Armuht loßreissen.
Diese gab zur Antwort: Sie hätte ihr vorgenommen/ Ihrer Gn. Frauen Leib-bedienung
nimmermehr zuverlassen/ wolte ihr aber gerne gehorsamen und ihres Willens leben/
hoffete auch/ es würde Gallus so übermühtig nicht seyn/ und hernähst ihre Armuht ihr
schimpflich vorwerffen. Ey was wolte er dir vorwerffen/ sagte sie/ ich wil dir vor alles
Bürge seyn; ging wieder mit ihr hin/ da Gallus mit verlangen wartete/ und nicht wenig
fürchtete/ man würde ihm eine ungenehme zu freien wollen/ hörete aber mit freuden/ daß
ihn Fr. Sophia also anredete: Guter Freund Gallus/ ich habe meines Herrn Königes und
Gemahls begehren an mich wol verstanden/ in dem dessen Liebe von mir gewärtig ist/ euch ei-
nen Ehegatten zuzufreien; weil ihr dann euer Christliches Gemüht gnugsam habt erklä-
ret/ daß euchs weder umbs Geld noch andere üppigkeit zu tuhn ist/ sondern bloß allein umb
Ehr und Tugend/ wil ich euch einen Vorschlag tuhn/ aus welchem ihr mein gutes Gemüht
gegen euch spüren sollet; nam einen Abtrit mit ihm/ und sagte: Ich kan meiner Leibdiene-
rin Jungfer Beaten das Zeugnis geben/ daß sie nicht allein von adelichen Eltern gezeuget/
sondern vor sich selbst from und tugendreich ist; ihre gute Gestalt hat schon unterschiedli-

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Sechſtes Buch.
wieder ein/ und zeigete an/ daß er die Schenkungen von den Fuͤrſten zu Perſepolis und an-
dern Kriegs Obriſten in ſo groſſer menge empfangen haͤtte/ daß er des nehmens uͤberdruͤſ-
ſig worden/ und es auf viel Wagen fortſchleppen muͤſſen/ wovon er ſeinem Geluͤb de nach/
der armen Chriſtenheit hin und wieder den zehenden traͤulich entrichtet/ welcher uͤber an-
derthalb Tonnen Goldes ſich erſtrecket. Es iſt mir lieb/ ſagte Ladiſla/ daß ihr dieſe Reiſe
nicht umſonſt getahn/ und iſt unſer aller ernſtlicher Befehl und Wille/ daß hinfort ihr eu-
res ehmahligen Verbrechens keine Erwaͤhnung/ als etwa bey euch ſelbſt und vor GOtt
tuht/ weil eure folgende Traͤue alles vorige bey uns gaͤnzlich ausgeloͤſchet uñ vertilget hat.
Sonſt werde ich mich unterſtehen/ mein liebſtes Gemahl zuerſuchen/ daß ſie euch zur Hey-
raht verhelffe/ nachdem es euch noch an dieſer zeitlichen Gluͤkſeligkeit mangelt. Er bedan-
kete ſich deſſen untertaͤhnigſt/ und bekennete/ daß er ſeinem Gott angelobet haͤtte/ da es ihm
ſo gut werden koͤnte/ eines verarmeten aͤdelmans Tochter/ die ehrlich und eine Chriſtin
waͤhre/ oder zuwerden gedaͤchte/ zuheirahten/ deren Eltern und Geſchwiſtern ſich ſeines
groſſen Gutes mit ſolten zuerfreuen haben. Er hatte ſich aber in Fr. Sophien Leibdiene-
rin/ Jungfer Beaten hefftig verliebet/ und ihres Standes Kundſchaft eingezogen/ daß ſie
von gutem Paduaniſchen Adel/ aber ihre Eltern durch alte Schulden in tieffe Armuht
gerahten waͤhren. Sie wahr ohngefehr von 24 Jahren/ from/ ſchoͤn und eine Chriſtin/ und
hatte Fr. Sophien von ihrer Jugend her auffgewartet. Weil dann dieſelbe ihres Ge-
mahls erbieten hoͤrete/ faſſete ſie alsbald die Gedanken/ ihre getraͤue Dienerin zubefodern/
gab vor/ ſie haͤtte etwas zubeſtellen/ und wolte ſich bald wieder herzu machen/ hieß Beaten
ihr nach folgen/ und da ſie mit ihr allein wahr/ ſagte ſie: Ohn zweifel gedenket der liebe Gott
auch an dich wegẽ deines Chriſtlichen Wandels; dafern du nun dein Gluͤk erkeñen kanſt/
wird dir leicht geholffen ſeyn; Du hoͤreſt/ weſſen Gallus ſich erbeut/ welcher/ ob er gleich
kein gebohrner aͤdelman iſt/ ſo wird er doch von Koͤnigen und Fuͤrſten dergeſtalt geliebet/
daß ihm ein mehres als der gemeine Adelſtand erfolgen kan; drumb erklaͤre dich bald/ weſ-
ſen du geſinnet biſt/ alsdann wil ich eure Heyraht ohn verweilen befodern/ und kanſt duꝛch
dieſes Mittel deine Eltern und Geſchwiſter alle mit einander aus ihrer Armuht loßreiſſen.
Dieſe gab zur Antwort: Sie haͤtte ihr vorgenommen/ Ihrer Gn. Frauen Leib-bedienung
nimmermehr zuverlaſſen/ wolte ihr aber gerne gehorſamen und ihres Willens leben/
hoffete auch/ es würde Gallus ſo übermuͤhtig nicht ſeyn/ und hernaͤhſt ihre Armuht ihr
ſchimpflich vorwerffen. Ey was wolte er dir vorwerffen/ ſagte ſie/ ich wil dir vor alles
Buͤrge ſeyn; ging wieder mit ihr hin/ da Gallus mit verlangen wartete/ und nicht wenig
fuͤrchtete/ man wuͤrde ihm eine ungenehme zu freien wollen/ hoͤrete aber mit freuden/ daß
ihn Fr. Sophia alſo anredete: Guter Freund Gallus/ ich habe meines Herrn Koͤniges uñ
Gemahls begehren an mich wol verſtandẽ/ in dem deſſen Liebe von mir gewaͤrtig iſt/ euch ei-
nen Ehegatten zuzufreien; weil ihr dann euer Chriſtliches Gemuͤht gnugſam habt erklaͤ-
ret/ daß euchs weder umbs Geld noch andere uͤppigkeit zu tuhn iſt/ ſondern bloß allein umb
Ehr und Tugend/ wil ich euch einen Vorſchlag tuhn/ aus welchem ihr mein gutes Gemuͤht
gegen euch ſpuͤren ſollet; nam einen Abtrit mit ihm/ und ſagte: Ich kan meiner Leibdiene-
rin Jungfer Beaten das Zeugnis geben/ daß ſie nicht allein von adelichen Eltern gezeuget/
ſondern vor ſich ſelbſt from und tugendreich iſt; ihre gute Geſtalt hat ſchon unterſchiedli-

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[309/0315] Sechſtes Buch. wieder ein/ und zeigete an/ daß er die Schenkungen von den Fuͤrſten zu Perſepolis und an- dern Kriegs Obriſten in ſo groſſer menge empfangen haͤtte/ daß er des nehmens uͤberdruͤſ- ſig worden/ und es auf viel Wagen fortſchleppen muͤſſen/ wovon er ſeinem Geluͤb de nach/ der armen Chriſtenheit hin und wieder den zehenden traͤulich entrichtet/ welcher uͤber an- derthalb Tonnen Goldes ſich erſtrecket. Es iſt mir lieb/ ſagte Ladiſla/ daß ihr dieſe Reiſe nicht umſonſt getahn/ und iſt unſer aller ernſtlicher Befehl und Wille/ daß hinfort ihr eu- res ehmahligen Verbrechens keine Erwaͤhnung/ als etwa bey euch ſelbſt und vor GOtt tuht/ weil eure folgende Traͤue alles vorige bey uns gaͤnzlich ausgeloͤſchet uñ vertilget hat. Sonſt werde ich mich unterſtehen/ mein liebſtes Gemahl zuerſuchen/ daß ſie euch zur Hey- raht verhelffe/ nachdem es euch noch an dieſer zeitlichen Gluͤkſeligkeit mangelt. Er bedan- kete ſich deſſen untertaͤhnigſt/ und bekennete/ daß er ſeinem Gott angelobet haͤtte/ da es ihm ſo gut werden koͤnte/ eines verarmeten aͤdelmans Tochter/ die ehrlich und eine Chriſtin waͤhre/ oder zuwerden gedaͤchte/ zuheirahten/ deren Eltern und Geſchwiſtern ſich ſeines groſſen Gutes mit ſolten zuerfreuen haben. Er hatte ſich aber in Fr. Sophien Leibdiene- rin/ Jungfer Beaten hefftig verliebet/ und ihres Standes Kundſchaft eingezogen/ daß ſie von gutem Paduaniſchen Adel/ aber ihre Eltern durch alte Schulden in tieffe Armuht gerahten waͤhren. Sie wahr ohngefehr von 24 Jahren/ from/ ſchoͤn und eine Chriſtin/ und hatte Fr. Sophien von ihrer Jugend her auffgewartet. Weil dann dieſelbe ihres Ge- mahls erbieten hoͤrete/ faſſete ſie alsbald die Gedanken/ ihre getraͤue Dienerin zubefodern/ gab vor/ ſie haͤtte etwas zubeſtellen/ und wolte ſich bald wieder herzu machen/ hieß Beaten ihr nach folgen/ und da ſie mit ihr allein wahr/ ſagte ſie: Ohn zweifel gedenket der liebe Gott auch an dich wegẽ deines Chriſtlichen Wandels; dafern du nun dein Gluͤk erkeñen kanſt/ wird dir leicht geholffen ſeyn; Du hoͤreſt/ weſſen Gallus ſich erbeut/ welcher/ ob er gleich kein gebohrner aͤdelman iſt/ ſo wird er doch von Koͤnigen und Fuͤrſten dergeſtalt geliebet/ daß ihm ein mehres als der gemeine Adelſtand erfolgen kan; drumb erklaͤre dich bald/ weſ- ſen du geſinnet biſt/ alsdann wil ich eure Heyraht ohn verweilen befodern/ und kanſt duꝛch dieſes Mittel deine Eltern und Geſchwiſter alle mit einander aus ihrer Armuht loßreiſſen. Dieſe gab zur Antwort: Sie haͤtte ihr vorgenommen/ Ihrer Gn. Frauen Leib-bedienung nimmermehr zuverlaſſen/ wolte ihr aber gerne gehorſamen und ihres Willens leben/ hoffete auch/ es würde Gallus ſo übermuͤhtig nicht ſeyn/ und hernaͤhſt ihre Armuht ihr ſchimpflich vorwerffen. Ey was wolte er dir vorwerffen/ ſagte ſie/ ich wil dir vor alles Buͤrge ſeyn; ging wieder mit ihr hin/ da Gallus mit verlangen wartete/ und nicht wenig fuͤrchtete/ man wuͤrde ihm eine ungenehme zu freien wollen/ hoͤrete aber mit freuden/ daß ihn Fr. Sophia alſo anredete: Guter Freund Gallus/ ich habe meines Herrn Koͤniges uñ Gemahls begehren an mich wol verſtandẽ/ in dem deſſen Liebe von mir gewaͤrtig iſt/ euch ei- nen Ehegatten zuzufreien; weil ihr dann euer Chriſtliches Gemuͤht gnugſam habt erklaͤ- ret/ daß euchs weder umbs Geld noch andere uͤppigkeit zu tuhn iſt/ ſondern bloß allein umb Ehr und Tugend/ wil ich euch einen Vorſchlag tuhn/ aus welchem ihr mein gutes Gemuͤht gegen euch ſpuͤren ſollet; nam einen Abtrit mit ihm/ und ſagte: Ich kan meiner Leibdiene- rin Jungfer Beaten das Zeugnis geben/ daß ſie nicht allein von adelichen Eltern gezeuget/ ſondern vor ſich ſelbſt from und tugendreich iſt; ihre gute Geſtalt hat ſchon unterſchiedli- che q q iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/315>, abgerufen am 22.11.2024.