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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
weil sie ihn seiner Liebe stets erinnert haben; und hat er sich fast täglich mit den Zeichen er-
lustiget/ welche eure Liebe auff dieselben mit ihrer schönen Hand gemahlet hat; und wolte
Gott/ eure Liebe könte zu meines Bruders erhaltung nur so viel Gunst sehen lassen/ seine
mündliche endschuldigung anzuhören/ damit die Falscheit zwischen ihnen getrieben/ recht
möchte an Tageslicht kommen. Wann mirs keinen Verdacht gäbe/ antwortete sie/ daß
ich den Todschläger meines Gemahls besuchete/ möchte ich mich aus diesem zweiffel ger-
ne gerissen sehen. Tarinea wahr listig/ und gab den Anschlag/ als ob sie Mithridates/ der
ihr etwas verwand/ in seiner Schwacheit trösten wolte; und weil die vergrabene alte Lie-
besflammen in ihr sich schon gewaltig entzündeten/ ließ sie sich darzu vermögen. Mithri-
dates lag absonderlich hinter einer Abscherung/ und Surinas erwartete mit verlangen/
was sein Schreiben wirken möchte. Als nun die so hoch begehrete in das Zelt trat/ über-
ging ihn eine kleine Röhte/ so viel sein weniges Blut erwecken kunte/ richtete sich im Bet-
te auff/ und hieß sie also wilkommen seyn: Höchstwerte Freundin/ komt sie zu mir/ mich
wegen begangenen unwissentlichen Niederschlages abzustraffen/ wil ich ihr das Schwert
selbst zustellen/ und als ein williges Opffer euer schönheit sterben; ist aber die ehmahlige
Gunst in ihrem liebreichen Herzen nicht gar verbliechen/ dann wolle sie ihrem Knechte
durch ihre Gewogenheit den Balsam mitteilen/ der ihn bald wieder auff die Füsse setzen
wird. Tarinea fiel ihm in die Rede: Mein Bruder/ du wirst zuvor deiner herzgeliebten
Meisterin deine Unschuld darlegen müssen/ ehe du einige Gunst von ihr zu hoffen hast; wol-
lest demnach bey deinen ritterlichen ehren/ und als wahr du gedenkest dereins vor den Göt-
tern angenehm zuerscheinen/ alles umbständlich erzählen/ wie es mit deiner vorigen Hey-
raht ergangen; sintemahl ich merke/ daß ein grosser Betrug dahinten stecket. Ja/ sagte er/
dessen trage ich keinen scheuh; erzählete alles/ kurz und lang/ und daß seine wilfährigkeit
gegen Atossen zuerzeigen/ er seine Anutis alsbald geheirahtet hätte. Atossa fragte ihn/ ob
er dann die von Anutis wiederempfangene Schreiben noch auffzeigen könte. Ja sagte er/
sie sind noch in guter verwahrung/ und erinnere sich nur meine Freundin/ daß sie auff das
erste ein par Würffel gemahlet/ mit der lieben Unterschrift: Der Wurff ist gewaget. Auff
das ander/ die Glüks-Göttin auff ihrem Glüksrade/ und diese Worte dabey. Biß mir ja be-
ständig O Göttin! Auff das dritte/ einen Löuen/ mit diesem warhaftigen Spruche; Die Liebe
erfodert auch einen Muht. Und fortan biß auff den lezten und zwölfften/ auff welches sie ein
Schiff auff dem Meer mit fünff Schiffshaken fest geleget/ gemahlet hat. Zwar es hat
mein Gemahl/ weis nicht warumb/ mir offters angelegen/ ihr diese Schreiben wieder ab-
folgen zulassen; welches sie aber bey mir nicht erhalten mögen. Was hinterbrachte euch
aber euer Gemahl/ fragte sie/ da sie von Ekbatana des andern Tages nach eurem Beyla-
ger wieder zu euch kam? Er antwortete: Anutis ist ja meines wissens weder dazumahl
noch jemahls hernach zu Ekbatana gewesen/ sonde[r]n wie herzlich ich allemahl bey ihr an-
gehalten/ mit mir dahin zureisen/ habe ichs doch nie können erhalten/ weil mir Lebensge-
fahr drauff stünde/ nach dem Artobarzanes unser ehmahligen Liebe inne worden/ und nicht
allein mir mit Gifft dräuete/ sondern auch seinem Gemahl es offt verweißlich gnug vor-
hielte. O du falsche Anutis/ fing Atossa an/ habe ich umb dich verdienet/ daß du so verräh-
terisch und lügenhaftig mit mir umbgehen soltest? erzählete damit/ was gestalt sie zu ihr

nach

Fuͤnftes Buch.
weil ſie ihn ſeiner Liebe ſtets erinnert haben; und hat er ſich faſt taͤglich mit den Zeichen er-
luſtiget/ welche eure Liebe auff dieſelben mit ihrer ſchoͤnen Hand gemahlet hat; und wolte
Gott/ eure Liebe koͤnte zu meines Bruders erhaltung nur ſo viel Gunſt ſehen laſſen/ ſeine
mündliche endſchuldigung anzuhoͤren/ damit die Falſcheit zwiſchen ihnen getrieben/ recht
moͤchte an Tageslicht kommen. Wann mirs keinen Verdacht gaͤbe/ antwortete ſie/ daß
ich den Todſchlaͤger meines Gemahls beſuchete/ moͤchte ich mich aus dieſem zweiffel ger-
ne geriſſen ſehen. Tarinea wahr liſtig/ und gab den Anſchlag/ als ob ſie Mithridates/ der
ihr etwas verwand/ in ſeiner Schwacheit troͤſten wolte; und weil die vergrabene alte Lie-
besflammen in ihr ſich ſchon gewaltig entzuͤndeten/ ließ ſie ſich darzu vermoͤgen. Mithri-
dates lag abſonderlich hinter einer Abſcherung/ und Surinas erwartete mit verlangen/
was ſein Schreiben wirken moͤchte. Als nun die ſo hoch begehrete in das Zelt trat/ uͤber-
ging ihn eine kleine Roͤhte/ ſo viel ſein weniges Blut erwecken kunte/ richtete ſich im Bet-
te auff/ und hieß ſie alſo wilkommen ſeyn: Hoͤchſtwerte Freundin/ komt ſie zu mir/ mich
wegen begangenen unwiſſentlichen Niederſchlages abzuſtraffen/ wil ich ihr das Schwert
ſelbſt zuſtellen/ und als ein williges Opffer euer ſchoͤnheit ſterben; iſt aber die ehmahlige
Gunſt in ihrem liebreichen Herzen nicht gar verbliechen/ dann wolle ſie ihrem Knechte
durch ihre Gewogenheit den Balſam mitteilen/ der ihn bald wieder auff die Fuͤſſe ſetzen
wird. Tarinea fiel ihm in die Rede: Mein Bruder/ du wirſt zuvor deiner herzgeliebten
Meiſterin deine Unſchuld darlegen muͤſſen/ ehe du einige Gunſt von ihr zu hoffen haſt; wol-
leſt demnach bey deinen ritterlichen ehren/ und als wahr du gedenkeſt dereins voꝛ den Goͤt-
tern angenehm zuerſcheinen/ alles umbſtaͤndlich erzaͤhlen/ wie es mit deiner vorigen Hey-
raht ergangen; ſintemahl ich merke/ daß ein groſſer Betrug dahinten ſtecket. Ja/ ſagte er/
deſſen trage ich keinen ſcheuh; erzaͤhlete alles/ kurz und lang/ und daß ſeine wilfaͤhrigkeit
gegen Atoſſen zuerzeigen/ er ſeine Anutis alsbald geheirahtet haͤtte. Atoſſa fragte ihn/ ob
er dann die von Anutis wiederempfangene Schreiben noch auffzeigen koͤnte. Ja ſagte er/
ſie ſind noch in guter verwahrung/ und erinnere ſich nur meine Freundin/ daß ſie auff das
erſte ein par Wuͤrffel gemahlet/ mit der lieben Unterſchrift: Der Wurff iſt gewaget. Auff
das ander/ die Gluͤks-Goͤttin auff ihrem Gluͤksrade/ und dieſe Worte dabey. Biß mir ja be-
ſtaͤndig O Goͤttin! Auff das dritte/ einen Loͤuen/ mit dieſem warhaftigen Spruche; Die Liebe
erfodert auch einen Muht. Und fortan biß auff den lezten und zwoͤlfften/ auff welches ſie ein
Schiff auff dem Meer mit fuͤnff Schiffshaken feſt geleget/ gemahlet hat. Zwar es hat
mein Gemahl/ weis nicht warumb/ mir offters angelegen/ ihr dieſe Schreiben wieder ab-
folgen zulaſſen; welches ſie aber bey mir nicht erhalten moͤgen. Was hinterbrachte euch
aber euer Gemahl/ fragte ſie/ da ſie von Ekbatana des andern Tages nach eurem Beyla-
ger wieder zu euch kam? Er antwortete: Anutis iſt ja meines wiſſens weder dazumahl
noch jemahls hernach zu Ekbatana geweſen/ ſonde[r]n wie herzlich ich allemahl bey ihr an-
gehalten/ mit mir dahin zureiſen/ habe ichs doch nie koͤnnen erhalten/ weil mir Lebensge-
fahr drauff ſtuͤnde/ nach dem Artobarzanes unſer ehmahligen Liebe inne worden/ und nicht
allein mir mit Gifft draͤuete/ ſondern auch ſeinem Gemahl es offt verweißlich gnug vor-
hielte. O du falſche Anutis/ fing Atoſſa an/ habe ich umb dich verdienet/ daß du ſo verraͤh-
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[140/0146] Fuͤnftes Buch. weil ſie ihn ſeiner Liebe ſtets erinnert haben; und hat er ſich faſt taͤglich mit den Zeichen er- luſtiget/ welche eure Liebe auff dieſelben mit ihrer ſchoͤnen Hand gemahlet hat; und wolte Gott/ eure Liebe koͤnte zu meines Bruders erhaltung nur ſo viel Gunſt ſehen laſſen/ ſeine mündliche endſchuldigung anzuhoͤren/ damit die Falſcheit zwiſchen ihnen getrieben/ recht moͤchte an Tageslicht kommen. Wann mirs keinen Verdacht gaͤbe/ antwortete ſie/ daß ich den Todſchlaͤger meines Gemahls beſuchete/ moͤchte ich mich aus dieſem zweiffel ger- ne geriſſen ſehen. Tarinea wahr liſtig/ und gab den Anſchlag/ als ob ſie Mithridates/ der ihr etwas verwand/ in ſeiner Schwacheit troͤſten wolte; und weil die vergrabene alte Lie- besflammen in ihr ſich ſchon gewaltig entzuͤndeten/ ließ ſie ſich darzu vermoͤgen. Mithri- dates lag abſonderlich hinter einer Abſcherung/ und Surinas erwartete mit verlangen/ was ſein Schreiben wirken moͤchte. Als nun die ſo hoch begehrete in das Zelt trat/ uͤber- ging ihn eine kleine Roͤhte/ ſo viel ſein weniges Blut erwecken kunte/ richtete ſich im Bet- te auff/ und hieß ſie alſo wilkommen ſeyn: Hoͤchſtwerte Freundin/ komt ſie zu mir/ mich wegen begangenen unwiſſentlichen Niederſchlages abzuſtraffen/ wil ich ihr das Schwert ſelbſt zuſtellen/ und als ein williges Opffer euer ſchoͤnheit ſterben; iſt aber die ehmahlige Gunſt in ihrem liebreichen Herzen nicht gar verbliechen/ dann wolle ſie ihrem Knechte durch ihre Gewogenheit den Balſam mitteilen/ der ihn bald wieder auff die Fuͤſſe ſetzen wird. Tarinea fiel ihm in die Rede: Mein Bruder/ du wirſt zuvor deiner herzgeliebten Meiſterin deine Unſchuld darlegen muͤſſen/ ehe du einige Gunſt von ihr zu hoffen haſt; wol- leſt demnach bey deinen ritterlichen ehren/ und als wahr du gedenkeſt dereins voꝛ den Goͤt- tern angenehm zuerſcheinen/ alles umbſtaͤndlich erzaͤhlen/ wie es mit deiner vorigen Hey- raht ergangen; ſintemahl ich merke/ daß ein groſſer Betrug dahinten ſtecket. Ja/ ſagte er/ deſſen trage ich keinen ſcheuh; erzaͤhlete alles/ kurz und lang/ und daß ſeine wilfaͤhrigkeit gegen Atoſſen zuerzeigen/ er ſeine Anutis alsbald geheirahtet haͤtte. Atoſſa fragte ihn/ ob er dann die von Anutis wiederempfangene Schreiben noch auffzeigen koͤnte. Ja ſagte er/ ſie ſind noch in guter verwahrung/ und erinnere ſich nur meine Freundin/ daß ſie auff das erſte ein par Wuͤrffel gemahlet/ mit der lieben Unterſchrift: Der Wurff iſt gewaget. Auff das ander/ die Gluͤks-Goͤttin auff ihrem Gluͤksrade/ und dieſe Worte dabey. Biß mir ja be- ſtaͤndig O Goͤttin! Auff das dritte/ einen Loͤuen/ mit dieſem warhaftigen Spruche; Die Liebe erfodert auch einen Muht. Und fortan biß auff den lezten und zwoͤlfften/ auff welches ſie ein Schiff auff dem Meer mit fuͤnff Schiffshaken feſt geleget/ gemahlet hat. Zwar es hat mein Gemahl/ weis nicht warumb/ mir offters angelegen/ ihr dieſe Schreiben wieder ab- folgen zulaſſen; welches ſie aber bey mir nicht erhalten moͤgen. Was hinterbrachte euch aber euer Gemahl/ fragte ſie/ da ſie von Ekbatana des andern Tages nach eurem Beyla- ger wieder zu euch kam? Er antwortete: Anutis iſt ja meines wiſſens weder dazumahl noch jemahls hernach zu Ekbatana geweſen/ ſondern wie herzlich ich allemahl bey ihr an- gehalten/ mit mir dahin zureiſen/ habe ichs doch nie koͤnnen erhalten/ weil mir Lebensge- fahr drauff ſtuͤnde/ nach dem Artobarzanes unſer ehmahligen Liebe inne worden/ und nicht allein mir mit Gifft draͤuete/ ſondern auch ſeinem Gemahl es offt verweißlich gnug vor- hielte. O du falſche Anutis/ fing Atoſſa an/ habe ich umb dich verdienet/ daß du ſo verraͤh- teriſch und luͤgenhaftig mit mir umbgehen ſolteſt? erzaͤhlete damit/ was geſtalt ſie zu ihr nach

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/146>, abgerufen am 28.04.2024.