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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
nach Ekbatana kommen/ von wegen Surinas ihr alle Freundschaft auffgekündiget/ und
was sonst dabey vorgefallen wahr; auch das Haaren-Armband ihr wieder eingeliefert hät-
te/ als welches Surinas länger weder sehen noch tragen möchte; daher ich dann/ sagte sie/
aus grossem Zorn nicht allein dasselbe ins Feur geworffen/ sondern auch viel schmähe- und
scheltworte auff euch außgestossen. Hierob entsetzete er sich hefftig/ insonderheit/ da er höre-
te/ daß sie umb Anutis darstellung an ihre stat gar keine wissenschaft trug. Das allerliebste
Armband/ sagte er/ ist wahr/ das ichs die erste Nacht meines Beylagers verlohren/ aber
wo es blieben/ nie habe erfahren können/ wiewol ich im Wirtshause dem Finder 500 Kro-
nen außlobete. Doch danke ich den Göttern/ daß ich diese Falscheit nicht vor meines Ge-
mahls absterben erfahren/ sie hätte sonst ohn alle barmherzigkeit von meinen Händen sterben
müssen/ wie lieb ich sie auch umb euret willen gehabt habe. Tarinea ließ diese beyden allein
reden/ und ging nach ihres liebsten Bette/ welchen sie in der Ruhe liegen meynete/ da er
doch schon ver schieden wahr/ dessen sie zimlich späte gewahr ward/ da sie ihm sanfte an die
Hand grieff/ deßwegen sie mit einem Geschrey über ihn her in Ohmacht fiel. Atossa er-
schrak dessen/ lieff hinzu/ und fand sie in dem kläglichen stande; nam das Krafftwasser/ daß
vor dem Bette stund/ und rieb sie damit/ biß sie wieder zu sich selbst kam. Da ging es nun
an ein winseln und klagen; wiewol Atossa sie mit ihrem Beyspiel wol zu trösten wuste/ ver-
sprach ihr auch alle schwesterliche Liebe und Träue/ nebest anzeigung/ daß die Aerzte sich
außdrüklich hätten vernehmen lassen/ im falle er ja das Leben behalten solte/ würde er biß
an sein Ende ein gebrechlicher undüchtiger Mensch seyn/ wodurch sie sich in etwas begriff.
Ihr Bruder wahr wegen dieses falles auch betrübt/ aber Atossen gegenwart wolte ihm ei-
ne sonderliche Traurigkeit nicht gönnen/ welche er nöhtigte/ vor sein Bette niderzusitzen/
führete ihr seine beständige Liebe zu Gemühte/ und baht sehr fleissig/ ihn in die vorige stelle
wieder anzunehmen; worzu ihr Herz allerdinge geneigt und willig wahr/ ihm auch diese
antwort gab: Herr Surinas/ ihr und ich sind beyde durch meines Vaters getrieb/ als viel
ich merke und meiner Wasen volstreckung betrogen und von ander gerissen worden. Nun
gibt mir aber der Himmel Zeugnis/ daß/ wie wichtige Ursachen ich gleich zuhaben ver-
meinet/ euch zu hassen/ hat doch mein Herz den rechten Ernst dabey nicht legen können.
Was wollen wir aber tuhn? das geschehene ist vorbey/ und kan durch aus nicht geendert
werden. Mein Vater und euer Gemahl sind in der Ruhe/ denen wir verzeihen müssen.
Mein Gemahl hat ohn zweiffel aus des Himmels Versehung von euch den Tod anneh-
men sollen/ weil er euch eure versprochene Braut genommen. Vor die abermahlige an-
gebohtene Liebe bedanke ich mich von herzen/ welches zu gebührlicher Zeit eurem gefallen
nach zubeantworten ich mich schuldig erkenne/ und unser voriges Band noch vor gültig
halten muß; hermet euch nur weiters nicht/ daß ihr bald gesund werdet/ und besuchet mich
auff meiner Mutter Schlosse/ dahin ich in wenig Tagen zu reisen entschlossen bin. Ja ists
möglich/ so bildet euch ein/ als ob ihr ohn geschehenen eingriff noch mein erster Bräutigam
währet; ich wil mich gleich also vor eure erste halten; welches sie mit einem lieblichen La-
chen und schamrohter Farbe beschloß. Surinas umfing sie ganz lieblich/ beklagete nichts/
als daß seine Wunden ihm an vielerley glükseligkeit hinderlich währen/ und steckete ihr
einen köstlichen Ring an den Finger. Sie gab ihm wieder einen zur bestätigung/ beantwor-

tete
s iij

Fuͤnftes Buch.
nach Ekbatana kommen/ von wegen Surinas ihr alle Freundſchaft auffgekuͤndiget/ und
was ſonſt dabey vorgefallen wahr; auch das Haaren-Armband ihr wieder eingeliefert haͤt-
te/ als welches Surinas laͤnger weder ſehen noch tragen moͤchte; daher ich dañ/ ſagte ſie/
aus groſſem Zorn nicht allein daſſelbe ins Feur geworffen/ ſondern auch viel ſchmaͤhe- und
ſcheltworte auff euch außgeſtoſſen. Hierob entſetzete er ſich hefftig/ inſondeꝛheit/ da er hoͤre-
te/ daß ſie umb Anutis darſtellung an ihre ſtat gar keine wiſſenſchaft trug. Das allerliebſte
Armband/ ſagte er/ iſt wahr/ das ichs die erſte Nacht meines Beylagers verlohren/ aber
wo es blieben/ nie habe erfahren koͤnnen/ wiewol ich im Wirtshauſe dem Finder 500 Kro-
nen außlobete. Doch danke ich den Goͤttern/ daß ich dieſe Falſcheit nicht vor meines Ge-
mahls abſterben erfahrẽ/ ſie haͤtte ſonſt ohn alle barmherzigkeit von meinen Haͤnden ſterbẽ
muͤſſen/ wie lieb ich ſie auch umb euret willen gehabt habe. Tarinea ließ dieſe beyden allein
reden/ und ging nach ihres liebſten Bette/ welchen ſie in der Ruhe liegen meynete/ da er
doch ſchon ver ſchieden wahr/ deſſen ſie zimlich ſpaͤte gewahr ward/ da ſie ihm ſanfte an die
Hand grieff/ deßwegen ſie mit einem Geſchrey uͤber ihn her in Ohmacht fiel. Atoſſa er-
ſchrak deſſen/ lieff hinzu/ und fand ſie in dem klaͤglichen ſtande; nam das Krafftwaſſer/ daß
vor dem Bette ſtund/ und rieb ſie damit/ biß ſie wieder zu ſich ſelbſt kam. Da ging es nun
an ein winſeln und klagen; wiewol Atoſſa ſie mit ihrem Beyſpiel wol zu troͤſten wuſte/ ver-
ſprach ihr auch alle ſchweſterliche Liebe und Traͤue/ nebeſt anzeigung/ daß die Aerzte ſich
außdruͤklich haͤtten vernehmen laſſen/ im falle er ja das Leben behalten ſolte/ wuͤrde er biß
an ſein Ende ein gebrechlicher unduͤchtiger Menſch ſeyn/ wodurch ſie ſich in etwas begriff.
Ihr Bruder wahr wegen dieſes falles auch betruͤbt/ aber Atoſſen gegenwart wolte ihm ei-
ne ſonderliche Traurigkeit nicht goͤnnen/ welche er noͤhtigte/ vor ſein Bette niderzuſitzen/
fuͤhrete ihr ſeine beſtaͤndige Liebe zu Gemuͤhte/ und baht ſehr fleiſſig/ ihn in die vorige ſtelle
wieder anzunehmen; worzu ihr Herz allerdinge geneigt und willig wahr/ ihm auch dieſe
antwort gab: Herr Surinas/ ihr und ich ſind beyde durch meines Vaters getrieb/ als viel
ich merke und meiner Waſen volſtreckung betrogen und von ander geriſſen worden. Nun
gibt mir aber der Himmel Zeugnis/ daß/ wie wichtige Urſachen ich gleich zuhaben ver-
meinet/ euch zu haſſen/ hat doch mein Herz den rechten Ernſt dabey nicht legen koͤnnen.
Was wollen wir aber tuhn? das geſchehene iſt vorbey/ und kan durch aus nicht geendert
werden. Mein Vater und euer Gemahl ſind in der Ruhe/ denen wir verzeihen muͤſſen.
Mein Gemahl hat ohn zweiffel aus des Himmels Verſehung von euch den Tod anneh-
men ſollen/ weil er euch eure verſprochene Braut genommen. Vor die abermahlige an-
gebohtene Liebe bedanke ich mich von herzen/ welches zu gebührlicher Zeit eurem gefallen
nach zubeantworten ich mich ſchuldig erkenne/ und unſer voriges Band noch vor guͤltig
halten muß; hermet euch nur weiters nicht/ daß ihr bald geſund werdet/ uñ beſuchet mich
auff meiner Mutter Schloſſe/ dahin ich in wenig Tagen zu reiſen entſchloſſen bin. Ja iſts
moͤglich/ ſo bildet euch ein/ als ob ihr ohn geſchehenẽ eingriff noch mein erſter Braͤutigam
waͤhret; ich wil mich gleich alſo vor eure erſte halten; welches ſie mit einem lieblichen La-
chen uñ ſchamrohter Farbe beſchloß. Surinas umfing ſie ganz lieblich/ beklagete nichts/
als daß ſeine Wunden ihm an vielerley gluͤkſeligkeit hinderlich waͤhren/ und ſteckete ihr
einen koͤſtlichen Ring an den Finger. Sie gab ihm wieder einen zur beſtaͤtigung/ beantwoꝛ-

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[141/0147] Fuͤnftes Buch. nach Ekbatana kommen/ von wegen Surinas ihr alle Freundſchaft auffgekuͤndiget/ und was ſonſt dabey vorgefallen wahr; auch das Haaren-Armband ihr wieder eingeliefert haͤt- te/ als welches Surinas laͤnger weder ſehen noch tragen moͤchte; daher ich dañ/ ſagte ſie/ aus groſſem Zorn nicht allein daſſelbe ins Feur geworffen/ ſondern auch viel ſchmaͤhe- und ſcheltworte auff euch außgeſtoſſen. Hierob entſetzete er ſich hefftig/ inſondeꝛheit/ da er hoͤre- te/ daß ſie umb Anutis darſtellung an ihre ſtat gar keine wiſſenſchaft trug. Das allerliebſte Armband/ ſagte er/ iſt wahr/ das ichs die erſte Nacht meines Beylagers verlohren/ aber wo es blieben/ nie habe erfahren koͤnnen/ wiewol ich im Wirtshauſe dem Finder 500 Kro- nen außlobete. Doch danke ich den Goͤttern/ daß ich dieſe Falſcheit nicht vor meines Ge- mahls abſterben erfahrẽ/ ſie haͤtte ſonſt ohn alle barmherzigkeit von meinen Haͤnden ſterbẽ muͤſſen/ wie lieb ich ſie auch umb euret willen gehabt habe. Tarinea ließ dieſe beyden allein reden/ und ging nach ihres liebſten Bette/ welchen ſie in der Ruhe liegen meynete/ da er doch ſchon ver ſchieden wahr/ deſſen ſie zimlich ſpaͤte gewahr ward/ da ſie ihm ſanfte an die Hand grieff/ deßwegen ſie mit einem Geſchrey uͤber ihn her in Ohmacht fiel. Atoſſa er- ſchrak deſſen/ lieff hinzu/ und fand ſie in dem klaͤglichen ſtande; nam das Krafftwaſſer/ daß vor dem Bette ſtund/ und rieb ſie damit/ biß ſie wieder zu ſich ſelbſt kam. Da ging es nun an ein winſeln und klagen; wiewol Atoſſa ſie mit ihrem Beyſpiel wol zu troͤſten wuſte/ ver- ſprach ihr auch alle ſchweſterliche Liebe und Traͤue/ nebeſt anzeigung/ daß die Aerzte ſich außdruͤklich haͤtten vernehmen laſſen/ im falle er ja das Leben behalten ſolte/ wuͤrde er biß an ſein Ende ein gebrechlicher unduͤchtiger Menſch ſeyn/ wodurch ſie ſich in etwas begriff. Ihr Bruder wahr wegen dieſes falles auch betruͤbt/ aber Atoſſen gegenwart wolte ihm ei- ne ſonderliche Traurigkeit nicht goͤnnen/ welche er noͤhtigte/ vor ſein Bette niderzuſitzen/ fuͤhrete ihr ſeine beſtaͤndige Liebe zu Gemuͤhte/ und baht ſehr fleiſſig/ ihn in die vorige ſtelle wieder anzunehmen; worzu ihr Herz allerdinge geneigt und willig wahr/ ihm auch dieſe antwort gab: Herr Surinas/ ihr und ich ſind beyde durch meines Vaters getrieb/ als viel ich merke und meiner Waſen volſtreckung betrogen und von ander geriſſen worden. Nun gibt mir aber der Himmel Zeugnis/ daß/ wie wichtige Urſachen ich gleich zuhaben ver- meinet/ euch zu haſſen/ hat doch mein Herz den rechten Ernſt dabey nicht legen koͤnnen. Was wollen wir aber tuhn? das geſchehene iſt vorbey/ und kan durch aus nicht geendert werden. Mein Vater und euer Gemahl ſind in der Ruhe/ denen wir verzeihen muͤſſen. Mein Gemahl hat ohn zweiffel aus des Himmels Verſehung von euch den Tod anneh- men ſollen/ weil er euch eure verſprochene Braut genommen. Vor die abermahlige an- gebohtene Liebe bedanke ich mich von herzen/ welches zu gebührlicher Zeit eurem gefallen nach zubeantworten ich mich ſchuldig erkenne/ und unſer voriges Band noch vor guͤltig halten muß; hermet euch nur weiters nicht/ daß ihr bald geſund werdet/ uñ beſuchet mich auff meiner Mutter Schloſſe/ dahin ich in wenig Tagen zu reiſen entſchloſſen bin. Ja iſts moͤglich/ ſo bildet euch ein/ als ob ihr ohn geſchehenẽ eingriff noch mein erſter Braͤutigam waͤhret; ich wil mich gleich alſo vor eure erſte halten; welches ſie mit einem lieblichen La- chen uñ ſchamrohter Farbe beſchloß. Surinas umfing ſie ganz lieblich/ beklagete nichts/ als daß ſeine Wunden ihm an vielerley gluͤkſeligkeit hinderlich waͤhren/ und ſteckete ihr einen koͤſtlichen Ring an den Finger. Sie gab ihm wieder einen zur beſtaͤtigung/ beantwoꝛ- tete ſ iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/147>, abgerufen am 28.04.2024.