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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
aus Hoffnung/ die unsern unter der algemeinen Plünderung zu überfallen. Aber nach
Verlauff zwo Stunden kam einhellige Zeitung/ es währe ganz sicher/ und der Feind in sol-
cher Angst und Eile davon gelauffen/ daß er schon über sechs Meilen würde fortgangen
seyn. Als dieses bey dem Heer ausgeruffen ward/ entstund eine solche Freude bey jeder-
man/ daß sie alle ihrer Wunden vergassen/ die Pferde an den Füssen seileten/ und überall
rieffen/ man müste nun die Plünderung länger nicht auffschieben; welche ihnen dann ger-
ne gegönnet ward/ doch also/ daß sie schwören musten/ alle gefundene Baarschafften und
Geschmeide geträulich herbey zubringen/ welches unter gesunde und ungesunde solte ge-
bührlich verteilet werden. Hierauff gingen die Völker loß/ und zwar anfangs die Reuter/
welche von der ersten Tages-Schlacht übrig wahren/ hinter sich nach der ersten Wahlstat/
da sie mit Entwapnung der Erschlagenen etliche Stunden zubrachten/ deren viel sehr köst-
liche Kleider anhatten/ die aber durch die grosse Menge Bluts fast verderbet wahren/ wel-
ches an etlichen Orten/ ungeachtet des ergangenen Regens/ einer guten quehr Hand hoch
über der Erden stund. Da ward Freund und Feind gleich gehalten; nur daß die erschla-
gene Teutschen/ Böhmen und Römer nebest anderen vornehmen Befehlichshabern/ in ih-
rem Harnische/ und ungeplündert/ aus gesucht und hingelegt wurden. Auf den Elefanten/
welche Ladisla bey dem Frauenzimmer ertappete/ funden sich 30 Tonnen Goldes an Baar-
schafft/ welche in Artaxerxes Zelt nidergelegt wurden. Auff den Kamelen wahren lauter
Pfeile und Gewehr; auff den Wagen und Maul Eseln mehrenteils Speisen und Kleider/
dabey etliche tausend Fuder Wein. Im Parthischen Lager aber war ein unsägliches Gut
verhanden/ von Zelten/ Kleidern/ Speisen/ Waffen/ Tischgeschir/ Pferdeschmuk und Ele-
fanten Zierraht/ auch 120 Tonnen Goldes an gemünzetem Golde und Kleinoten/ welches
alles nach dem Persischen Lager geführet ward. Die Waffen von der Wahlstat wurden
gleicher weise Artaxerxes geliefert. Aus der ersten Tages Schlacht hatten sie 120000 Pfer-
de von erschlagenen Feinden und Freunden; aus der andern aber 156000 Pferde/ alle mit
guten Satteln und Zeuge wol versehen/ und ob deren gleich 35000 verwundet wahren/
wurden sie doch fast alle geheilet. Nachdem die Beute von der ersten Wahlstat zusammen
gelegt wahr/ machte das ganze Heer sich nach der anderen/ und trugen alles geträulich zu-
sammen/ da sie von Feinden und Freunden an Baarschafft in die 80. Tonnen Goldes; und
an Ringen/ Ketten/ Armbändern und anderen Kleinoten in die 40 Tonnen Goldes fun-
den. Da machte nun Artaxerxes solche Teilung/ daß die Teutschen/ Römer und Böhmen
den vierden Teil aller dieser Beute empfingen/ auch aus den gemeinen Reitpferden 69000
vor sich auszusuchen die Wahl hatten/ deren keines mit seinem Zubehör unter 100 Kronen
geschätzet ward/ und durch die Bank hin 70 Tonnen Goldes und drüber wert wahren.
Wedekind und seine beyde Gesellen hatten ihre absonderliche acht Gefangene (die von den
unsern nicht sonderlich geehret wurden) kurz nach Pakorus Abzug frey gegeben/ weil die-
ser 60000 Kronen vor sie aussagete/ und bekahmen diese drey Teutschen von der gemeinen
Beute vorab 36000 Kronen und 36 köstliche Pferde/ worzu Artaxerxes ihnen wegen ih-
res wolverhaltens noch 60000 Kronen schenkete. Leches/ Neda/ Klodius und Markus
wolten nicht teil haben an der gemeinen Beute/ ohn daß ein jeder eine Kette/ ein par Arm-
bänder/ einen Ring/ und eine Hand voll Kronen davon zum Gedächtniß nam/ wiewol sie

die
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Fuͤnftes Buch.
aus Hoffnung/ die unſern unter der algemeinen Plünderung zu uͤberfallen. Aber nach
Verlauff zwo Stunden kam einhellige Zeitung/ es waͤhre ganz ſicher/ und der Feind in ſol-
cher Angſt und Eile davon gelauffen/ daß er ſchon über ſechs Meilen wuͤrde fortgangen
ſeyn. Als dieſes bey dem Heer ausgeruffen ward/ entſtund eine ſolche Freude bey jeder-
man/ daß ſie alle ihrer Wunden vergaſſen/ die Pferde an den Füſſen ſeileten/ und uͤberall
rieffen/ man muͤſte nun die Pluͤnderung laͤnger nicht auffſchieben; welche ihnen dann ger-
ne gegoͤnnet ward/ doch alſo/ daß ſie ſchwoͤren muſten/ alle gefundene Baarſchafften und
Geſchmeide getraͤulich herbey zubringen/ welches unter geſunde und ungeſunde ſolte ge-
buͤhrlich verteilet werden. Hierauff gingen die Voͤlker loß/ und zwar anfangs die Reuter/
welche von der erſten Tages-Schlacht uͤbrig wahren/ hinter ſich nach der erſten Wahlſtat/
da ſie mit Entwapnung der Erſchlagenen etliche Stunden zubrachten/ deren viel ſehr koͤſt-
liche Kleider anhatten/ die aber durch die groſſe Menge Bluts faſt verderbet wahren/ wel-
ches an etlichen Orten/ ungeachtet des ergangenen Regens/ einer guten quehr Hand hoch
uͤber der Erden ſtund. Da ward Freund und Feind gleich gehalten; nur daß die erſchla-
gene Teutſchen/ Boͤhmen und Roͤmer nebeſt anderen vornehmen Befehlichshabern/ in ih-
rem Harniſche/ und ungepluͤndert/ aus geſucht und hingelegt wurden. Auf den Elefanten/
welche Ladiſla bey dem Frauenzimmer ertappete/ funden ſich 30 Toñen Goldes an Baar-
ſchafft/ welche in Artaxerxes Zelt nidergelegt wurden. Auff den Kamelen wahren lauter
Pfeile und Gewehr; auff den Wagen und Maul Eſeln mehrenteils Speiſen und Kleideꝛ/
dabey etliche tauſend Fuder Wein. Im Parthiſchen Lager aber war ein unſaͤgliches Gut
verhanden/ von Zelten/ Kleidern/ Speiſen/ Waffen/ Tiſchgeſchir/ Pferdeſchmuk und Ele-
fanten Zierraht/ auch 120 Tonnen Goldes an gemuͤnzetem Golde und Kleinoten/ welches
alles nach dem Perſiſchen Lager gefuͤhret ward. Die Waffen von der Wahlſtat wurden
gleicher weiſe Artaxerxes geliefert. Aus der erſten Tages Schlacht hattẽ ſie 120000 Pfer-
de von erſchlagenen Feinden und Freunden; aus der andern aber 156000 Pferde/ alle mit
guten Satteln und Zeuge wol verſehen/ und ob deren gleich 35000 verwundet wahren/
wurden ſie doch faſt alle geheilet. Nachdem die Beute von der erſten Wahlſtat zuſammen
gelegt wahr/ machte das ganze Heer ſich nach der anderen/ und trugen alles getraͤulich zu-
ſammen/ da ſie von Feinden und Freunden an Baarſchafft in die 80. Tonnen Goldes; und
an Ringen/ Ketten/ Armbaͤndern und anderen Kleinoten in die 40 Tonnen Goldes fun-
den. Da machte nun Artaxerxes ſolche Teilung/ daß die Teutſchen/ Roͤmer und Boͤhmen
den vierden Teil aller dieſer Beute empfingen/ auch aus den gemeinen Reitpferden 69000
vor ſich auszuſuchen die Wahl hatten/ deren keines mit ſeinem Zubehoͤr unter 100 Kronẽ
geſchaͤtzet ward/ und durch die Bank hin 70 Tonnen Goldes und druͤber wert wahren.
Wedekind und ſeine beyde Geſellen hatten ihre abſonderliche acht Gefangene (die von den
unſern nicht ſonderlich geehret wurden) kurz nach Pakorus Abzug frey gegeben/ weil die-
ſer 60000 Kronen vor ſie ausſagete/ und bekahmen dieſe drey Teutſchen von der gemeinen
Beute vorab 36000 Kronen und 36 koͤſtliche Pferde/ worzu Artaxerxes ihnen wegen ih-
res wolverhaltens noch 60000 Kronen ſchenkete. Leches/ Neda/ Klodius und Markus
wolten nicht teil haben an der gemeinen Beute/ ohn daß ein jeder eine Kette/ ein par Arm-
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[133/0139] Fuͤnftes Buch. aus Hoffnung/ die unſern unter der algemeinen Plünderung zu uͤberfallen. Aber nach Verlauff zwo Stunden kam einhellige Zeitung/ es waͤhre ganz ſicher/ und der Feind in ſol- cher Angſt und Eile davon gelauffen/ daß er ſchon über ſechs Meilen wuͤrde fortgangen ſeyn. Als dieſes bey dem Heer ausgeruffen ward/ entſtund eine ſolche Freude bey jeder- man/ daß ſie alle ihrer Wunden vergaſſen/ die Pferde an den Füſſen ſeileten/ und uͤberall rieffen/ man muͤſte nun die Pluͤnderung laͤnger nicht auffſchieben; welche ihnen dann ger- ne gegoͤnnet ward/ doch alſo/ daß ſie ſchwoͤren muſten/ alle gefundene Baarſchafften und Geſchmeide getraͤulich herbey zubringen/ welches unter geſunde und ungeſunde ſolte ge- buͤhrlich verteilet werden. Hierauff gingen die Voͤlker loß/ und zwar anfangs die Reuter/ welche von der erſten Tages-Schlacht uͤbrig wahren/ hinter ſich nach der erſten Wahlſtat/ da ſie mit Entwapnung der Erſchlagenen etliche Stunden zubrachten/ deren viel ſehr koͤſt- liche Kleider anhatten/ die aber durch die groſſe Menge Bluts faſt verderbet wahren/ wel- ches an etlichen Orten/ ungeachtet des ergangenen Regens/ einer guten quehr Hand hoch uͤber der Erden ſtund. Da ward Freund und Feind gleich gehalten; nur daß die erſchla- gene Teutſchen/ Boͤhmen und Roͤmer nebeſt anderen vornehmen Befehlichshabern/ in ih- rem Harniſche/ und ungepluͤndert/ aus geſucht und hingelegt wurden. Auf den Elefanten/ welche Ladiſla bey dem Frauenzimmer ertappete/ funden ſich 30 Toñen Goldes an Baar- ſchafft/ welche in Artaxerxes Zelt nidergelegt wurden. Auff den Kamelen wahren lauter Pfeile und Gewehr; auff den Wagen und Maul Eſeln mehrenteils Speiſen und Kleideꝛ/ dabey etliche tauſend Fuder Wein. Im Parthiſchen Lager aber war ein unſaͤgliches Gut verhanden/ von Zelten/ Kleidern/ Speiſen/ Waffen/ Tiſchgeſchir/ Pferdeſchmuk und Ele- fanten Zierraht/ auch 120 Tonnen Goldes an gemuͤnzetem Golde und Kleinoten/ welches alles nach dem Perſiſchen Lager gefuͤhret ward. Die Waffen von der Wahlſtat wurden gleicher weiſe Artaxerxes geliefert. Aus der erſten Tages Schlacht hattẽ ſie 120000 Pfer- de von erſchlagenen Feinden und Freunden; aus der andern aber 156000 Pferde/ alle mit guten Satteln und Zeuge wol verſehen/ und ob deren gleich 35000 verwundet wahren/ wurden ſie doch faſt alle geheilet. Nachdem die Beute von der erſten Wahlſtat zuſammen gelegt wahr/ machte das ganze Heer ſich nach der anderen/ und trugen alles getraͤulich zu- ſammen/ da ſie von Feinden und Freunden an Baarſchafft in die 80. Tonnen Goldes; und an Ringen/ Ketten/ Armbaͤndern und anderen Kleinoten in die 40 Tonnen Goldes fun- den. Da machte nun Artaxerxes ſolche Teilung/ daß die Teutſchen/ Roͤmer und Boͤhmen den vierden Teil aller dieſer Beute empfingen/ auch aus den gemeinen Reitpferden 69000 vor ſich auszuſuchen die Wahl hatten/ deren keines mit ſeinem Zubehoͤr unter 100 Kronẽ geſchaͤtzet ward/ und durch die Bank hin 70 Tonnen Goldes und druͤber wert wahren. Wedekind und ſeine beyde Geſellen hatten ihre abſonderliche acht Gefangene (die von den unſern nicht ſonderlich geehret wurden) kurz nach Pakorus Abzug frey gegeben/ weil die- ſer 60000 Kronen vor ſie ausſagete/ und bekahmen dieſe drey Teutſchen von der gemeinen Beute vorab 36000 Kronen und 36 koͤſtliche Pferde/ worzu Artaxerxes ihnen wegen ih- res wolverhaltens noch 60000 Kronen ſchenkete. Leches/ Neda/ Klodius und Markus wolten nicht teil haben an der gemeinen Beute/ ohn daß ein jeder eine Kette/ ein par Arm- baͤnder/ einen Ring/ und eine Hand voll Kronen davon zum Gedaͤchtniß nam/ wiewol ſie die r iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/139>, abgerufen am 24.11.2024.