Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
nützen Schmeichler umb sich leiden mögen? meinen sie etwa/ sie sitzen auff ihrem unüber-
windlichem Schlosse? wir haben ja den durchdringenden Bliz/ Herkules/ kaum abzihen
sehen/ und ist wunder/ daß er ohn Sturm gewichen ist; eure Hocheit werden gewißlich ei-
nen andern Sinn ergreiffen/ sonst gebe ich sie reine gar auff. So betrachten nun dieselbe/
daß der Feind nicht allein unsere Völker geschlagen/ sondern unsern Vorraht an Speise
und anderen nohtwendigen sachen hinweg genommen hat/ daß wo wir noch 24 Stunden
harren/ uns der Hunger den Weg zeigen wird/ wo er uns sonst nur offen bleibet; und wir
stellen uns nicht anders an/ als ob wir in aller Sicherheit/ oder doch in aller Hülle und Fül-
le sässen? Ob eure Königl. Hochheit zu essen haben/ darumb bekümmert sich der Lands-
knecht nicht/ wann er nicht mit niessen darff. Wolle demnach eure Königl. Hocheit das
algemeine Wesen und ihre eigene Wolfahrt zu Herzen zihen/ und durch unnöhtige/ oder
wol gar unmögliche betrachtungen sich nit selber ins Verderben stürzen. Ist also anfangs
nöhtig zubedenken/ wie wir unsere Feld Herrn aus Feindes Hand loßwirken/ und wie wirs
mit unsern Gefangenen halten wollen; hernach/ obs besser sey/ stunndlich auffzubrechen/
oder liegen zubleiben; wovon eure Königl. Hocheit ihre Meynung allergnädigst anzeigen
wolle. Bagophanes hätte sich gerne verantwortet/ fing auch schon an sein Wort zureden;
Aber Vologeses hies ihn das Maul halten/ und seines Amts warten/ welches im Felde ja
so unnöhtig währe/ als wenig er des Kriegs verständig. Artabanus taht/ als hörete er die-
sen Zank nicht/ sondern seuffzete/ und gab zur Antwort: Es ist zubetauren/ daß unsere Par-
ther/ die bißher weder dem Glük noch der Macht nachgeben wollen/ sich so schändlich ha-
ben lassen aus dem Felde schlagen/ und zwar von den ohmächtigen Persen und Meden.
Man muß mit dem glückes lauffe zu frieden seyn/ antwortete Vologeses; die Fremden die
Fremden haben uns allen schaden getahn/ sonst wolten wir die übrigen mit der helffte un-
sers Volks gefressen haben. Vonones und Karthasis stimmeten hiemit überein; welches
doch Artabanus nicht hören wolte/ sondern sagte: Es währe eine Schande/ daß die elende
Handvol Fremde neben ihren beyden unbärtigen Fürstlein von so grossen Feld Herrn nit
könten gezähmet werden/ da doch die viel grössere Macht des Römischen Käysers von ei-
nem geringern Heer offt abgehalten und geschwächet währe; fing darauff an/ Herkules
als einen Räuber außzuschelten/ der ihm die Krohn seines Herzen geraubet und entführet
hätte/ ohn welche er nicht leben könte/ noch zu leben begehrete. Hier gedachte Vologeses es
währe jezt Zeit/ es zubeantworten und fing also an: Allergnädigster König; eure Hocheit
wolle diese Liebe ja aus dem Sinne schlagen/ und bedenken/ dz diese Groß Fürstin niemahls
willen gehabt/ sie zu lieben/ da sie noch im ledigen Stande wahr; wie viel weniger/ nun sie
einem andern ehelich beygelegt ist/ und zwar einem/ ihrer Schönheit gleichmässigem Für-
sten/ auff welches die jungen Fräulein pflegen am meisten zu sehen; und wann ich eigent-
lich wissen solte/ welcher gottlose Schelm eure Königl. Hocheit zu diesen unbilligen Ge-
danken reizet/ wolte ich ihm den Kopff in stücken zerhauen. Ich versichere eure Hocheit bey
meinem äid und Glauben/ werden sie in diesem Unwesen also fortfahren/ wird inwendig
Monat frist sich kein redlicher Parther des Königlichen Stuels annehmen; dann wer
wolte sein Leben darzu hergeben/ einem andern sein Weib zuentfremden? ich meine/ unser
Krieg währe/ die Abtrünnigen zum Gehorsam zu bringen/ dessen doch eure Königl. Hocheit

mit

Fuͤnftes Buch.
nuͤtzen Schmeichler umb ſich leiden moͤgen? meinen ſie etwa/ ſie ſitzen auff ihrem unuͤber-
windlichem Schloſſe? wir haben ja den durchdringenden Bliz/ Herkules/ kaum abzihen
ſehen/ und iſt wunder/ daß er ohn Sturm gewichen iſt; eure Hocheit werden gewißlich ei-
nen andern Sinn ergreiffen/ ſonſt gebe ich ſie reine gar auff. So betrachten nun dieſelbe/
daß der Feind nicht allein unſere Voͤlker geſchlagen/ ſondern unſern Vorraht an Speiſe
und anderen nohtwendigen ſachen hinweg genommen hat/ daß wo wir noch 24 Stunden
harren/ uns der Hunger den Weg zeigen wird/ wo er uns ſonſt nur offen bleibet; und wir
ſtellen uns nicht anders an/ als ob wir in aller Sicherheit/ oder doch in aller Huͤlle und Fuͤl-
le ſaͤſſen? Ob eure Koͤnigl. Hochheit zu eſſen haben/ darumb bekuͤmmert ſich der Lands-
knecht nicht/ wann er nicht mit nieſſen darff. Wolle demnach eure Koͤnigl. Hocheit das
algemeine Weſen und ihre eigene Wolfahrt zu Herzen zihen/ und durch unnoͤhtige/ oder
wol gar unmoͤgliche betrachtungen ſich nit ſelber ins Verderben ſtuͤrzen. Iſt alſo anfangs
noͤhtig zubedenken/ wie wir unſere Feld Herrn aus Feindes Hand loßwirken/ und wie wirs
mit unſern Gefangenen halten wollen; hernach/ obs beſſer ſey/ ſtũndlich auffzubrechen/
oder liegen zubleiben; wovon eure Koͤnigl. Hocheit ihre Meynung allergnaͤdigſt anzeigen
wolle. Bagophanes haͤtte ſich gerne verantwortet/ fing auch ſchon an ſein Wort zureden;
Aber Vologeſes hies ihn das Maul halten/ und ſeines Amts warten/ welches im Felde ja
ſo unnoͤhtig waͤhre/ als wenig er des Kriegs verſtaͤndig. Artabanus taht/ als hoͤrete er die-
ſen Zank nicht/ ſondern ſeuffzete/ und gab zur Antwort: Es iſt zubetauren/ daß unſere Par-
ther/ die bißher weder dem Gluͤk noch der Macht nachgeben wollen/ ſich ſo ſchaͤndlich ha-
ben laſſen aus dem Felde ſchlagen/ und zwar von den ohmaͤchtigen Perſen und Meden.
Man muß mit dem gluͤckes lauffe zu frieden ſeyn/ antwortete Vologeſes; die Fremden die
Fremden haben uns allen ſchaden getahn/ ſonſt wolten wir die uͤbrigen mit der helffte un-
ſers Volks gefreſſen haben. Vonones und Karthaſis ſtimmeten hiemit uͤberein; welches
doch Artabanus nicht hoͤren wolte/ ſondern ſagte: Es waͤhre eine Schande/ daß die elende
Handvol Fremde neben ihren beyden unbaͤrtigen Fuͤrſtlein von ſo groſſen Feld Herrn nit
koͤnten gezaͤhmet werden/ da doch die viel groͤſſere Macht des Roͤmiſchen Kaͤyſers von ei-
nem geringern Heer offt abgehalten und geſchwaͤchet waͤhre; fing darauff an/ Herkules
als einen Raͤuber außzuſchelten/ der ihm die Krohn ſeines Herzen geraubet und entfuͤhret
haͤtte/ ohn welche er nicht leben koͤnte/ noch zu leben begehrete. Hier gedachte Vologeſes es
waͤhre jezt Zeit/ es zubeantworten und fing alſo an: Allergnaͤdigſter Koͤnig; eure Hocheit
wolle dieſe Liebe ja aus dem Sinne ſchlagen/ und bedenken/ dz dieſe Groß Fürſtin niemahls
willen gehabt/ ſie zu lieben/ da ſie noch im ledigen Stande wahr; wie viel weniger/ nun ſie
einem andern ehelich beygelegt iſt/ und zwar einem/ ihrer Schoͤnheit gleichmaͤſſigem Fuͤr-
ſten/ auff welches die jungen Fraͤulein pflegen am meiſten zu ſehen; und wann ich eigent-
lich wiſſen ſolte/ welcher gottloſe Schelm eure Koͤnigl. Hocheit zu dieſen unbilligen Ge-
danken reizet/ wolte ich ihm den Kopff in ſtuͤcken zerhauen. Ich verſichere eure Hocheit bey
meinem aͤid und Glauben/ werden ſie in dieſem Unweſen alſo fortfahren/ wird inwendig
Monat friſt ſich kein redlicher Parther des Koͤniglichen Stuels annehmen; dann wer
wolte ſein Leben darzu hergeben/ einem andern ſein Weib zuentfremden? ich meine/ unſer
Krieg waͤhre/ die Abtrünnigẽ zum Gehorſam zu bringen/ deſſen doch eure Koͤnigl. Hocheit

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0132" n="126"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
nu&#x0364;tzen Schmeichler umb &#x017F;ich leiden mo&#x0364;gen? meinen &#x017F;ie etwa/ &#x017F;ie &#x017F;itzen auff ihrem unu&#x0364;ber-<lb/>
windlichem Schlo&#x017F;&#x017F;e? wir haben ja den durchdringenden Bliz/ Herkules/ kaum abzihen<lb/>
&#x017F;ehen/ <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> i&#x017F;t wunder/ daß er ohn Sturm gewichen i&#x017F;t; eure Hocheit werden gewißlich ei-<lb/>
nen andern Sinn ergreiffen/ &#x017F;on&#x017F;t gebe ich &#x017F;ie reine gar auff. So betrachten nun die&#x017F;elbe/<lb/>
daß der Feind nicht allein un&#x017F;ere Vo&#x0364;lker ge&#x017F;chlagen/ &#x017F;ondern un&#x017F;ern Vorraht an Spei&#x017F;e<lb/>
und anderen nohtwendigen &#x017F;achen hinweg genommen hat/ daß wo wir noch 24 Stunden<lb/>
harren/ uns der Hunger den Weg zeigen wird/ wo er uns &#x017F;on&#x017F;t nur offen bleibet; und wir<lb/>
&#x017F;tellen uns nicht anders an/ als ob wir in aller Sicherheit/ oder doch in aller Hu&#x0364;lle und Fu&#x0364;l-<lb/>
le &#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;en? Ob eure Ko&#x0364;nigl. Hochheit zu e&#x017F;&#x017F;en haben/ darumb beku&#x0364;mmert &#x017F;ich der Lands-<lb/>
knecht nicht/ wann er nicht mit nie&#x017F;&#x017F;en darff. Wolle demnach eure Ko&#x0364;nigl. Hocheit das<lb/>
algemeine We&#x017F;en und ihre eigene Wolfahrt zu Herzen zihen/ und durch unno&#x0364;htige/ oder<lb/>
wol gar unmo&#x0364;gliche betrachtungen &#x017F;ich nit &#x017F;elber ins Verderben &#x017F;tu&#x0364;rzen. I&#x017F;t al&#x017F;o anfangs<lb/>
no&#x0364;htig zubedenken/ wie wir un&#x017F;ere Feld Herrn aus Feindes Hand loßwirken/ und wie wirs<lb/>
mit un&#x017F;ern Gefangenen halten wollen; hernach/ obs be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey/ &#x017F;tu&#x0303;ndlich auffzubrechen/<lb/>
oder liegen zubleiben; wovon eure Ko&#x0364;nigl. Hocheit ihre Meynung allergna&#x0364;dig&#x017F;t anzeigen<lb/>
wolle. Bagophanes ha&#x0364;tte &#x017F;ich gerne verantwortet/ fing auch &#x017F;chon an &#x017F;ein Wort zureden;<lb/>
Aber Vologe&#x017F;es hies ihn das Maul halten/ und &#x017F;eines Amts warten/ welches im Felde ja<lb/>
&#x017F;o unno&#x0364;htig wa&#x0364;hre/ als wenig er des Kriegs ver&#x017F;ta&#x0364;ndig. Artabanus taht/ als ho&#x0364;rete er die-<lb/>
&#x017F;en Zank nicht/ &#x017F;ondern &#x017F;euffzete/ und gab zur Antwort: Es i&#x017F;t zubetauren/ daß un&#x017F;ere Par-<lb/>
ther/ die bißher weder dem Glu&#x0364;k noch der Macht nachgeben wollen/ &#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich ha-<lb/>
ben la&#x017F;&#x017F;en aus dem Felde &#x017F;chlagen/ und zwar von den ohma&#x0364;chtigen Per&#x017F;en und Meden.<lb/>
Man muß mit dem glu&#x0364;ckes lauffe zu frieden &#x017F;eyn/ antwortete Vologe&#x017F;es; die Fremden die<lb/>
Fremden haben uns allen &#x017F;chaden getahn/ &#x017F;on&#x017F;t wolten wir die u&#x0364;brigen mit der helffte un-<lb/>
&#x017F;ers Volks gefre&#x017F;&#x017F;en haben. Vonones und Kartha&#x017F;is &#x017F;timmeten hiemit u&#x0364;berein; welches<lb/>
doch Artabanus nicht ho&#x0364;ren wolte/ &#x017F;ondern &#x017F;agte: Es wa&#x0364;hre eine Schande/ daß die elende<lb/>
Handvol Fremde neben ihren beyden unba&#x0364;rtigen Fu&#x0364;r&#x017F;tlein von &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Feld Herrn nit<lb/>
ko&#x0364;nten geza&#x0364;hmet werden/ da doch die viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Macht des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ka&#x0364;y&#x017F;ers von ei-<lb/>
nem geringern Heer offt abgehalten und ge&#x017F;chwa&#x0364;chet wa&#x0364;hre; fing darauff an/ Herkules<lb/>
als einen Ra&#x0364;uber außzu&#x017F;chelten/ der ihm die Krohn &#x017F;eines Herzen geraubet und entfu&#x0364;hret<lb/>
ha&#x0364;tte/ ohn welche er nicht leben ko&#x0364;nte/ noch zu leben begehrete. Hier gedachte Vologe&#x017F;es es<lb/>
wa&#x0364;hre jezt Zeit/ es zubeantworten und fing al&#x017F;o an: Allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig; eure Hocheit<lb/>
wolle die&#x017F;e Liebe ja aus dem Sinne &#x017F;chlagen/ und bedenken/ dz die&#x017F;e Groß Für&#x017F;tin niemahls<lb/>
willen gehabt/ &#x017F;ie zu lieben/ da &#x017F;ie noch im ledigen Stande wahr; wie viel weniger/ nun &#x017F;ie<lb/>
einem andern ehelich beygelegt i&#x017F;t/ und zwar einem/ ihrer Scho&#x0364;nheit gleichma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igem Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten/ auff welches die jungen Fra&#x0364;ulein pflegen am mei&#x017F;ten zu &#x017F;ehen; und wann ich eigent-<lb/>
lich wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte/ welcher gottlo&#x017F;e Schelm eure Ko&#x0364;nigl. Hocheit zu die&#x017F;en unbilligen Ge-<lb/>
danken reizet/ wolte ich ihm den Kopff in &#x017F;tu&#x0364;cken zerhauen. Ich ver&#x017F;ichere eure Hocheit bey<lb/>
meinem a&#x0364;id und Glauben/ werden &#x017F;ie in die&#x017F;em Unwe&#x017F;en al&#x017F;o fortfahren/ wird inwendig<lb/>
Monat fri&#x017F;t &#x017F;ich kein redlicher Parther des Ko&#x0364;niglichen Stuels annehmen; dann wer<lb/>
wolte &#x017F;ein Leben darzu hergeben/ einem andern &#x017F;ein Weib zuentfremden? ich meine/ un&#x017F;er<lb/>
Krieg wa&#x0364;hre/ die Abtrünnige&#x0303; zum Gehor&#x017F;am zu bringen/ de&#x017F;&#x017F;en doch eure Ko&#x0364;nigl. Hocheit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0132] Fuͤnftes Buch. nuͤtzen Schmeichler umb ſich leiden moͤgen? meinen ſie etwa/ ſie ſitzen auff ihrem unuͤber- windlichem Schloſſe? wir haben ja den durchdringenden Bliz/ Herkules/ kaum abzihen ſehen/ und iſt wunder/ daß er ohn Sturm gewichen iſt; eure Hocheit werden gewißlich ei- nen andern Sinn ergreiffen/ ſonſt gebe ich ſie reine gar auff. So betrachten nun dieſelbe/ daß der Feind nicht allein unſere Voͤlker geſchlagen/ ſondern unſern Vorraht an Speiſe und anderen nohtwendigen ſachen hinweg genommen hat/ daß wo wir noch 24 Stunden harren/ uns der Hunger den Weg zeigen wird/ wo er uns ſonſt nur offen bleibet; und wir ſtellen uns nicht anders an/ als ob wir in aller Sicherheit/ oder doch in aller Huͤlle und Fuͤl- le ſaͤſſen? Ob eure Koͤnigl. Hochheit zu eſſen haben/ darumb bekuͤmmert ſich der Lands- knecht nicht/ wann er nicht mit nieſſen darff. Wolle demnach eure Koͤnigl. Hocheit das algemeine Weſen und ihre eigene Wolfahrt zu Herzen zihen/ und durch unnoͤhtige/ oder wol gar unmoͤgliche betrachtungen ſich nit ſelber ins Verderben ſtuͤrzen. Iſt alſo anfangs noͤhtig zubedenken/ wie wir unſere Feld Herrn aus Feindes Hand loßwirken/ und wie wirs mit unſern Gefangenen halten wollen; hernach/ obs beſſer ſey/ ſtũndlich auffzubrechen/ oder liegen zubleiben; wovon eure Koͤnigl. Hocheit ihre Meynung allergnaͤdigſt anzeigen wolle. Bagophanes haͤtte ſich gerne verantwortet/ fing auch ſchon an ſein Wort zureden; Aber Vologeſes hies ihn das Maul halten/ und ſeines Amts warten/ welches im Felde ja ſo unnoͤhtig waͤhre/ als wenig er des Kriegs verſtaͤndig. Artabanus taht/ als hoͤrete er die- ſen Zank nicht/ ſondern ſeuffzete/ und gab zur Antwort: Es iſt zubetauren/ daß unſere Par- ther/ die bißher weder dem Gluͤk noch der Macht nachgeben wollen/ ſich ſo ſchaͤndlich ha- ben laſſen aus dem Felde ſchlagen/ und zwar von den ohmaͤchtigen Perſen und Meden. Man muß mit dem gluͤckes lauffe zu frieden ſeyn/ antwortete Vologeſes; die Fremden die Fremden haben uns allen ſchaden getahn/ ſonſt wolten wir die uͤbrigen mit der helffte un- ſers Volks gefreſſen haben. Vonones und Karthaſis ſtimmeten hiemit uͤberein; welches doch Artabanus nicht hoͤren wolte/ ſondern ſagte: Es waͤhre eine Schande/ daß die elende Handvol Fremde neben ihren beyden unbaͤrtigen Fuͤrſtlein von ſo groſſen Feld Herrn nit koͤnten gezaͤhmet werden/ da doch die viel groͤſſere Macht des Roͤmiſchen Kaͤyſers von ei- nem geringern Heer offt abgehalten und geſchwaͤchet waͤhre; fing darauff an/ Herkules als einen Raͤuber außzuſchelten/ der ihm die Krohn ſeines Herzen geraubet und entfuͤhret haͤtte/ ohn welche er nicht leben koͤnte/ noch zu leben begehrete. Hier gedachte Vologeſes es waͤhre jezt Zeit/ es zubeantworten und fing alſo an: Allergnaͤdigſter Koͤnig; eure Hocheit wolle dieſe Liebe ja aus dem Sinne ſchlagen/ und bedenken/ dz dieſe Groß Fürſtin niemahls willen gehabt/ ſie zu lieben/ da ſie noch im ledigen Stande wahr; wie viel weniger/ nun ſie einem andern ehelich beygelegt iſt/ und zwar einem/ ihrer Schoͤnheit gleichmaͤſſigem Fuͤr- ſten/ auff welches die jungen Fraͤulein pflegen am meiſten zu ſehen; und wann ich eigent- lich wiſſen ſolte/ welcher gottloſe Schelm eure Koͤnigl. Hocheit zu dieſen unbilligen Ge- danken reizet/ wolte ich ihm den Kopff in ſtuͤcken zerhauen. Ich verſichere eure Hocheit bey meinem aͤid und Glauben/ werden ſie in dieſem Unweſen alſo fortfahren/ wird inwendig Monat friſt ſich kein redlicher Parther des Koͤniglichen Stuels annehmen; dann wer wolte ſein Leben darzu hergeben/ einem andern ſein Weib zuentfremden? ich meine/ unſer Krieg waͤhre/ die Abtrünnigẽ zum Gehorſam zu bringen/ deſſen doch eure Koͤnigl. Hocheit mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/132
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/132>, abgerufen am 28.04.2024.