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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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und achtete selbst vor nöhtig/ daß man zum wenigsten nur zum scheine sich ins Gewehr
stellete/ daher befahl er den gesunden Reutern auffzusitzen; aber es ging alles so schläfferig
zu/ daß er leicht merkete sie würden wenig verrichten; weil auch Herkules mit auffbrach
und sich hinter die Wagen setzete/ ließ kein Parther sich ausserhalb Lagers finden. Bago-
phanes machte sich wieder hin zu seinem Könige/ brachte ihm der Groß Fürstin freundli-
chen Gruß an/ und daß des Königes Gesundheit ihr sehr lieb währe; gab vor/ sie hätte
durch Geberden gnug zuerkennen gegeben daß sie im Herzen ihm sehr hold währe/ aber
wegen der anwesenden Auffmerker sich nichts dürffen vernehmen lassen/ ohn daß sie ihm
(welches er aus furcht tichtete) vertraulich angezeiget/ daß eine sehr grosse Macht nicht
ferne währe/ dem Königlichen Lager zuzusetzen; dann er hätte den schleunigen Auffbruch/
umb der Gefahr zuentgehen/ gerne befodert. Phraortes hatte Artaxerxes im beywesen der
gefangenen Parthischen Herren angemeldet/ daß nicht allein alle Parthische Elefanten
eingebracht währen/ sondern Groß Fürst Herkules mit einer ungläublichen Menge Ka-
mehle/ Maul Esel und Wagen angetrieben kähme. Dessen er sich hoch freuete/ und zur
antwort gab; er könte anders nicht gläuben/ als daß Herkules von irgend einem Gott mü-
ste gezeuget seyn; zweiffelte auch nicht/ da ers nicht umb seines Gemahls willen unterlas-
sen würde er gewißlich einen Versuch auff des Feindes Lager gethan haben. Nun hatten
Pakorus und Osazes eben dieses gefürchtet; aber da sie höreten/ daß es ihm umb diese
Beute wahr zutuhn gewesen/ gaben sie sich in etwas zu frieden/ ungeachtet sie wol
sahen/ daß dem Parthischen Kriegs Heer hiedurch alle Mittel benommen wahren sich im
Felde länger auffzuhalten. Die ersten Elefanten so Ladisla im Felde mit dem Frauenzim-
mer ertappet/ wurden annoch steiff bewahret/ und hatte sich deren niemand angenommen/
daher das betrübte Frauenzimmer in schweren sorgen wahr/ wie mans endlich mit ihnen
anschlagen würde; aber so bald Ladisla wieder kam/ machte er sich herzu/ und baht/ sie möch-
ten die vornehmsten unter ihnen melden; welches sie willig tahten/ und gaben sich Volo-
geses/ Pakorus/ Osazes/ Vonones und Archelaus Gemahlen alsbald an. So bald Va-
liska ihre weiblichen Kleider wieder angelegt hatte/ ging sie zu ihnen hin/ und ward von
ihnen (deren anzahl sich auff 52 Fürsten- und Herren Standes erstreckete) sehr demühtig
geehret; sie fand drey Jungfern ihres gewesenen Zimmers dabey/ welche sie freundlich
umbfing und küssete; und weil es sich schon begunte auff den Abend zu neigen/ nöhtigte sie
alle mit einander in die Zelte/ mit versprechung/ daß ihren ehren nicht die allergeringste be-
schimpfung solte angelegt werden; worauff sie ein gutes Herz fasseten/ und sich zu ihrem
Dienst und Gehorsam erbohten. Sie wahr aber bey den gefangenen Fürsten noch nicht
gewesen/ auch wuste das gefangene Frauenzimmer nicht/ daß ihrer Ehegemahlen etliche
so nahe währen. Als sie nun in das Groß Fürstl. Persische Gezelt trat/ und die Gefange-
nen daselbst antraff/ grüssete sie dieselben gar freundlich/ erzeigete ihr mitleiden wegen der
empfangenen Wunden/ und sing hernach an: Durchleuchtige Fürsten/ Herr Pakorus
und Osazas/ auch H. Archelaus; hie führe ich ihnen ihre allerliebste Gemahlen zu/ die noch
von keinem Menschen als bloß von mir sind angesprochen und gesehen worden/ zweiffele
nicht/ sie werden eure Liebden in ihrer Traurigkeit etwas trostes mitteilen. Pakorus ant-
wortete ihr: Unvergleichliche Groß Fürstin/ der Himmel ist mein Zeuge/ daß ich so we-

nig

Fuͤnftes Buch.
und achtete ſelbſt vor noͤhtig/ daß man zum wenigſten nur zum ſcheine ſich ins Gewehr
ſtellete/ daher befahl er den geſunden Reutern auffzuſitzen; aber es ging alles ſo ſchlaͤfferig
zu/ daß er leicht merkete ſie wuͤrden wenig verrichten; weil auch Herkules mit auffbrach
und ſich hinter die Wagen ſetzete/ ließ kein Parther ſich auſſerhalb Lagers finden. Bago-
phanes machte ſich wieder hin zu ſeinem Koͤnige/ brachte ihm der Groß Fuͤrſtin freundli-
chen Gruß an/ und daß des Koͤniges Geſundheit ihr ſehr lieb waͤhre; gab vor/ ſie haͤtte
durch Geberden gnug zuerkennen gegeben daß ſie im Herzen ihm ſehr hold waͤhre/ aber
wegen der anweſenden Auffmerker ſich nichts duͤrffen vernehmen laſſen/ ohn daß ſie ihm
(welches er aus furcht tichtete) vertraulich angezeiget/ daß eine ſehr groſſe Macht nicht
ferne waͤhre/ dem Koͤniglichen Lager zuzuſetzen; dann er haͤtte den ſchleunigen Auffbruch/
umb der Gefahr zuentgehen/ gerne befodert. Phraortes hatte Artaxerxes im beyweſen der
gefangenen Parthiſchen Herren angemeldet/ daß nicht allein alle Parthiſche Elefanten
eingebracht waͤhren/ ſondern Groß Fuͤrſt Herkules mit einer unglaͤublichen Menge Ka-
mehle/ Maul Eſel und Wagen angetrieben kaͤhme. Deſſen er ſich hoch freuete/ und zur
antwort gab; er koͤnte anders nicht glaͤuben/ als daß Herkules von irgend einem Gott muͤ-
ſte gezeuget ſeyn; zweiffelte auch nicht/ da ers nicht umb ſeines Gemahls willen unterlaſ-
ſen wuͤrde er gewißlich einen Verſuch auff des Feindes Lager gethan haben. Nun hatten
Pakorus und Oſazes eben dieſes gefuͤrchtet; aber da ſie hoͤreten/ daß es ihm umb dieſe
Beute wahr zutuhn geweſen/ gaben ſie ſich in etwas zu frieden/ ungeachtet ſie wol
ſahen/ daß dem Parthiſchen Kriegs Heer hiedurch alle Mittel benommen wahren ſich im
Felde laͤnger auffzuhalten. Die erſten Elefanten ſo Ladiſla im Felde mit dem Frauenzim-
mer ertappet/ wurden annoch ſteiff bewahret/ und hatte ſich deren niemand angenom̃en/
daher das betruͤbte Frauenzimmer in ſchweren ſorgen wahr/ wie mans endlich mit ihnen
anſchlagen würde; aber ſo bald Ladiſla wieder kam/ machte er ſich herzu/ uñ baht/ ſie moͤch-
ten die vornehmſten unter ihnen melden; welches ſie willig tahten/ und gaben ſich Volo-
geſes/ Pakorus/ Oſazes/ Vonones und Archelaus Gemahlen alsbald an. So bald Va-
liſka ihre weiblichen Kleider wieder angelegt hatte/ ging ſie zu ihnen hin/ und ward von
ihnen (deren anzahl ſich auff 52 Fuͤrſten- und Herren Standes erſtreckete) ſehr demuͤhtig
geehret; ſie fand drey Jungfern ihres geweſenen Zimmers dabey/ welche ſie freundlich
umbfing und kuͤſſete; und weil es ſich ſchon begunte auff den Abend zu neigen/ noͤhtigte ſie
alle mit einander in die Zelte/ mit verſprechung/ daß ihren ehren nicht die allergeringſte be-
ſchimpfung ſolte angelegt werden; worauff ſie ein gutes Herz faſſeten/ und ſich zu ihrem
Dienſt und Gehorſam erbohten. Sie wahr aber bey den gefangenen Fürſten noch nicht
geweſen/ auch wuſte das gefangene Frauenzimmer nicht/ daß ihrer Ehegemahlen etliche
ſo nahe waͤhren. Als ſie nun in das Groß Fuͤrſtl. Perſiſche Gezelt trat/ und die Gefange-
nen daſelbſt antraff/ gruͤſſete ſie dieſelben gar freundlich/ erzeigete ihr mitleiden wegen der
empfangenen Wunden/ und ſing hernach an: Durchleuchtige Fuͤrſten/ Herr Pakorus
und Oſazas/ auch H. Archelaus; hie führe ich ihnen ihre allerliebſte Gemahlen zu/ die noch
von keinem Menſchen als bloß von mir ſind angeſprochen und geſehen worden/ zweiffele
nicht/ ſie werden eure Liebden in ihrer Traurigkeit etwas troſtes mitteilen. Pakorus ant-
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[124/0130] Fuͤnftes Buch. und achtete ſelbſt vor noͤhtig/ daß man zum wenigſten nur zum ſcheine ſich ins Gewehr ſtellete/ daher befahl er den geſunden Reutern auffzuſitzen; aber es ging alles ſo ſchlaͤfferig zu/ daß er leicht merkete ſie wuͤrden wenig verrichten; weil auch Herkules mit auffbrach und ſich hinter die Wagen ſetzete/ ließ kein Parther ſich auſſerhalb Lagers finden. Bago- phanes machte ſich wieder hin zu ſeinem Koͤnige/ brachte ihm der Groß Fuͤrſtin freundli- chen Gruß an/ und daß des Koͤniges Geſundheit ihr ſehr lieb waͤhre; gab vor/ ſie haͤtte durch Geberden gnug zuerkennen gegeben daß ſie im Herzen ihm ſehr hold waͤhre/ aber wegen der anweſenden Auffmerker ſich nichts duͤrffen vernehmen laſſen/ ohn daß ſie ihm (welches er aus furcht tichtete) vertraulich angezeiget/ daß eine ſehr groſſe Macht nicht ferne waͤhre/ dem Koͤniglichen Lager zuzuſetzen; dann er haͤtte den ſchleunigen Auffbruch/ umb der Gefahr zuentgehen/ gerne befodert. Phraortes hatte Artaxerxes im beyweſen der gefangenen Parthiſchen Herren angemeldet/ daß nicht allein alle Parthiſche Elefanten eingebracht waͤhren/ ſondern Groß Fuͤrſt Herkules mit einer unglaͤublichen Menge Ka- mehle/ Maul Eſel und Wagen angetrieben kaͤhme. Deſſen er ſich hoch freuete/ und zur antwort gab; er koͤnte anders nicht glaͤuben/ als daß Herkules von irgend einem Gott muͤ- ſte gezeuget ſeyn; zweiffelte auch nicht/ da ers nicht umb ſeines Gemahls willen unterlaſ- ſen wuͤrde er gewißlich einen Verſuch auff des Feindes Lager gethan haben. Nun hatten Pakorus und Oſazes eben dieſes gefuͤrchtet; aber da ſie hoͤreten/ daß es ihm umb dieſe Beute wahr zutuhn geweſen/ gaben ſie ſich in etwas zu frieden/ ungeachtet ſie wol ſahen/ daß dem Parthiſchen Kriegs Heer hiedurch alle Mittel benommen wahren ſich im Felde laͤnger auffzuhalten. Die erſten Elefanten ſo Ladiſla im Felde mit dem Frauenzim- mer ertappet/ wurden annoch ſteiff bewahret/ und hatte ſich deren niemand angenom̃en/ daher das betruͤbte Frauenzimmer in ſchweren ſorgen wahr/ wie mans endlich mit ihnen anſchlagen würde; aber ſo bald Ladiſla wieder kam/ machte er ſich herzu/ uñ baht/ ſie moͤch- ten die vornehmſten unter ihnen melden; welches ſie willig tahten/ und gaben ſich Volo- geſes/ Pakorus/ Oſazes/ Vonones und Archelaus Gemahlen alsbald an. So bald Va- liſka ihre weiblichen Kleider wieder angelegt hatte/ ging ſie zu ihnen hin/ und ward von ihnen (deren anzahl ſich auff 52 Fuͤrſten- und Herren Standes erſtreckete) ſehr demuͤhtig geehret; ſie fand drey Jungfern ihres geweſenen Zimmers dabey/ welche ſie freundlich umbfing und kuͤſſete; und weil es ſich ſchon begunte auff den Abend zu neigen/ noͤhtigte ſie alle mit einander in die Zelte/ mit verſprechung/ daß ihren ehren nicht die allergeringſte be- ſchimpfung ſolte angelegt werden; worauff ſie ein gutes Herz faſſeten/ und ſich zu ihrem Dienſt und Gehorſam erbohten. Sie wahr aber bey den gefangenen Fürſten noch nicht geweſen/ auch wuſte das gefangene Frauenzimmer nicht/ daß ihrer Ehegemahlen etliche ſo nahe waͤhren. Als ſie nun in das Groß Fuͤrſtl. Perſiſche Gezelt trat/ und die Gefange- nen daſelbſt antraff/ gruͤſſete ſie dieſelben gar freundlich/ erzeigete ihr mitleiden wegen der empfangenen Wunden/ und ſing hernach an: Durchleuchtige Fuͤrſten/ Herr Pakorus und Oſazas/ auch H. Archelaus; hie führe ich ihnen ihre allerliebſte Gemahlen zu/ die noch von keinem Menſchen als bloß von mir ſind angeſprochen und geſehen worden/ zweiffele nicht/ ſie werden eure Liebden in ihrer Traurigkeit etwas troſtes mitteilen. Pakorus ant- wortete ihr: Unvergleichliche Groß Fuͤrſtin/ der Himmel iſt mein Zeuge/ daß ich ſo we- nig

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/130>, abgerufen am 27.04.2024.