Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
bedankete/ und ihr ungescheuhet zuverstehen gab/ wie der König an ihrer Liebe so sehr hin-
ge/ daß er sich eines ärgern befürchtete/ wann er seinen Vorsaz nicht erlangen wunrde.
Welches sie aber mit einem ernstlichen Gesichte also beantwortete: Bey Leib und Leben sa-
get mir davon nicht/ Bagophanes; was wolte oder könte er seinen Vorsaz an mir erlan-
gen? wisset ihr oder er dan nicht/ daß ich mich verehlichet habe? ich werde ja nicht von mei-
nem allerliebsten Ehegemahl Groß Fürst Herkules hinweg lauffen/ und eurem Könige
als eine Ehebrecherin auffwarten; hätte euch auch nimmermehr so unverständig angese-
hen/ daß ihr einem redlichen Weibesbilde ein solches anmuhten würdet; und warumb
scheltet ihr mich vor ein Fräulein? wisset ihr doch wol daß der Nahme mir nicht zustehet.
Saget demnach eurem Könige/ daß er die Augen seines verstandes auffthue/ und beydes
sein thorächtiges Vornehmen mich zuerstreiten/ und sein bevorstehendes Unglük betrach-
te. Er sihet ja wie hefftig ihm heutiges Tages sein Stuel gerücket ist/ und dürffte ihm/ ehe
ers meinet noch wol näher getreten werden. Währe demnach mein geträuer Raht/ er lies-
se sich etwas gnädiger und gutwilliger gegen die Fürsten heraus/ als bißher geschehen;
alsdann wolte ich als eine geträue Unterhändlerin ihm in der Taht beweisen/ wie gut ichs
mit seiner Hocheit meyne. Zwischen diesem Gespräch hatte Artabanus hinter der Brust-
wehr durch ein klares Durch sicht ihr Ange sicht und Gebärden eigentlich besehen/ und
dauchte ihn/ sie währe ihm in so volkommener Schönheit noch nie vorkommen; kunte da-
her durch Liebe gereizet/ nicht unterlassen/ in sich selber zusagen. O du unverständiger blö-
der Artabanus/ kuntestu dieses unvergleichlichen gutes nicht geniessen/ da du es in deinem
Besiz hattest? und liessest durch ihr leichtes Dräuen dich davon abschrecken! Nun ihr
Götter/ liefert sie noch einmahl wieder in meine Gewalt/ oder schicket es/ daß der Erzräu-
ber diese Länder so geschwinde nicht verlasse/ damit ich Gelegenheit habe/ mich ihrer zube-
mächtigen. Inzwischen hielt Valiska ihr Gespräch mit Bagophanes/ und vermahnete
ihn gar ernstlich/ seinen König von den nätrischen gedanken abzuzihen; da gleich Ladisla
sich mit seiner Beute sehen ließ. Er hatte vor erst die Elefanten Meister gezwungen/ ihre
Tihre alle miteinander heraus zuführen/ die er mit 4000 Reutern nach dem Persischen
Lager begleiten ließ; hiebey wahren 10000 Kameltiehre/ 20000 Maul Esel und 16000
Wagen/ die alle mit fort musten/ nachdem die Pferde schon davor gespannet wahren/ weil
Vologeses wieder Artabanus Willen befohlen hatte/ sie nach dem befestigten Lager in
sicherheit zu bringen/ und sie also zum vollen und schleunigen auffbruche fertig stunden.
Als die Parther diese Beute sahen hinweg sühren/ währe ihr König schier unsinnig wor-
den; Vologeses aber geriet in Eifer/ und sagte: Ich halte es vor ein unfehlbahres Zeichen
unsers unterganges/ daß eure Königl. Hocheit mir in allen guten anschlägen so gar zuwie-
der ist; hätte man nach meinem befehl die Wagen und Tihre alsbald hereingebracht/ sol-
ten sie uns wol blieben seyn/ und fürchte ich nur/ daß zugleich Freunde und Feinde alles
meinem unverstande und unvorsichtigkeit zulegen werden. Artabanus taht als hörete ers
nicht/ und sing an zu ruffen: Pfui uns an/ wir sind nicht eines faulen Apffels wert; ist es
so weit mit uns kommen/ daß wir solchen Schimpff und Schaden mit geduldigen Augen
ansehen müssen? hinaus/ und hauet Kamehl und Pferde nider/ so bleibet uns ja noch wol/
was wir geladen haben. Vologeses seufzete über dieser Tohrheit/ wolte nicht antworten/

und
q ij

Fuͤnftes Buch.
bedankete/ und ihr ungeſcheuhet zuverſtehen gab/ wie der Koͤnig an ihrer Liebe ſo ſehr hin-
ge/ daß er ſich eines aͤrgern befuͤrchtete/ wann er ſeinen Vorſaz nicht erlangen wūrde.
Welches ſie aber mit einem ernſtlichen Geſichte alſo beantwortete: Bey Leib und Leben ſa-
get mir davon nicht/ Bagophanes; was wolte oder koͤnte er ſeinen Vorſaz an mir erlan-
gen? wiſſet ihr oder er dan nicht/ daß ich mich verehlichet habe? ich werde ja nicht von mei-
nem allerliebſten Ehegemahl Groß Fuͤrſt Herkules hinweg lauffen/ und eurem Koͤnige
als eine Ehebrecherin auffwarten; haͤtte euch auch nimmermehr ſo unverſtaͤndig angeſe-
hen/ daß ihr einem redlichen Weibesbilde ein ſolches anmuhten wuͤrdet; und warumb
ſcheltet ihr mich vor ein Fraͤulein? wiſſet ihr doch wol daß der Nahme mir nicht zuſtehet.
Saget demnach eurem Koͤnige/ daß er die Augen ſeines verſtandes auffthue/ und beydes
ſein thoraͤchtiges Vornehmen mich zuerſtreiten/ und ſein bevorſtehendes Ungluͤk betrach-
te. Er ſihet ja wie hefftig ihm heutiges Tages ſein Stuel geruͤcket iſt/ und duͤrffte ihm/ ehe
ers meinet noch wol naͤher getreten werden. Waͤhre demnach mein getraͤuer Raht/ er lieſ-
ſe ſich etwas gnaͤdiger und gutwilliger gegen die Fuͤrſten heraus/ als bißher geſchehen;
alsdann wolte ich als eine getraͤue Unterhaͤndlerin ihm in der Taht beweiſen/ wie gut ichs
mit ſeiner Hocheit meyne. Zwiſchen dieſem Geſpraͤch hatte Artabanus hinter der Bruſt-
wehr durch ein klares Durch ſicht ihr Ange ſicht und Gebaͤrden eigentlich beſehen/ und
dauchte ihn/ ſie waͤhre ihm in ſo volkommener Schoͤnheit noch nie vorkommen; kunte da-
her durch Liebe gereizet/ nicht unterlaſſen/ in ſich ſelber zuſagen. O du unverſtaͤndiger bloͤ-
der Artabanus/ kunteſtu dieſes unvergleichlichẽ gutes nicht genieſſen/ da du es in deinem
Beſiz hatteſt? und lieſſeſt durch ihr leichtes Draͤuen dich davon abſchrecken! Nun ihr
Goͤtter/ liefert ſie noch einmahl wieder in meine Gewalt/ oder ſchicket es/ daß der Erzraͤu-
ber dieſe Laͤnder ſo geſchwinde nicht verlaſſe/ damit ich Gelegenheit habe/ mich ihrer zube-
maͤchtigen. Inzwiſchen hielt Valiſka ihr Geſpraͤch mit Bagophanes/ und vermahnete
ihn gar ernſtlich/ ſeinen Koͤnig von den naͤtriſchen gedanken abzuzihen; da gleich Ladiſla
ſich mit ſeiner Beute ſehen ließ. Er hatte vor erſt die Elefanten Meiſter gezwungen/ ihre
Tihre alle miteinander heraus zufuͤhren/ die er mit 4000 Reutern nach dem Perſiſchen
Lager begleiten ließ; hiebey wahren 10000 Kameltiehre/ 20000 Maul Eſel und 16000
Wagen/ die alle mit fort muſten/ nachdem die Pferde ſchon davor geſpannet wahren/ weil
Vologeſes wieder Artabanus Willen befohlen hatte/ ſie nach dem befeſtigten Lager in
ſicherheit zu bringen/ und ſie alſo zum vollen und ſchleunigen auffbruche fertig ſtunden.
Als die Parther dieſe Beute ſahen hinweg ſuͤhren/ waͤhre ihr Koͤnig ſchier unſinnig wor-
den; Vologeſes aber geriet in Eifer/ und ſagte: Ich halte es vor ein unfehlbahres Zeichen
unſers unterganges/ daß eure Koͤnigl. Hocheit mir in allen guten anſchlaͤgen ſo gar zuwie-
der iſt; haͤtte man nach meinem befehl die Wagen und Tihre alsbald hereingebracht/ ſol-
ten ſie uns wol blieben ſeyn/ und fürchte ich nur/ daß zugleich Freunde und Feinde alles
meinem unverſtande und unvorſichtigkeit zulegen werden. Artabanus taht als hoͤrete ers
nicht/ und ſing an zu ruffen: Pfui uns an/ wir ſind nicht eines faulen Apffels wert; iſt es
ſo weit mit uns kommen/ daß wir ſolchen Schimpff und Schaden mit geduldigen Augen
anſehen muͤſſen? hinaus/ und hauet Kamehl und Pferde nider/ ſo bleibet uns ja noch wol/
was wir geladen haben. Vologeſes ſeufzete uͤber dieſer Tohrheit/ wolte nicht antworten/

und
q ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0129" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
bedankete/ und ihr unge&#x017F;cheuhet zuver&#x017F;tehen gab/ wie der Ko&#x0364;nig an ihrer Liebe &#x017F;o &#x017F;ehr hin-<lb/>
ge/ daß er &#x017F;ich eines a&#x0364;rgern befu&#x0364;rchtete/ wann er &#x017F;einen Vor&#x017F;az nicht erlangen wu&#x0304;rde.<lb/>
Welches &#x017F;ie aber mit einem ern&#x017F;tlichen Ge&#x017F;ichte al&#x017F;o beantwortete: Bey Leib und Leben &#x017F;a-<lb/>
get mir davon nicht/ Bagophanes; was wolte oder ko&#x0364;nte er &#x017F;einen Vor&#x017F;az an mir erlan-<lb/>
gen? wi&#x017F;&#x017F;et ihr oder er dan nicht/ daß ich mich verehlichet habe? ich werde ja nicht von mei-<lb/>
nem allerlieb&#x017F;ten Ehegemahl Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules hinweg lauffen/ und eurem Ko&#x0364;nige<lb/>
als eine Ehebrecherin auffwarten; ha&#x0364;tte euch auch nimmermehr &#x017F;o unver&#x017F;ta&#x0364;ndig ange&#x017F;e-<lb/>
hen/ daß ihr einem redlichen Weibesbilde ein &#x017F;olches anmuhten wu&#x0364;rdet; und warumb<lb/>
&#x017F;cheltet ihr mich vor ein Fra&#x0364;ulein? wi&#x017F;&#x017F;et ihr doch wol daß der Nahme mir nicht zu&#x017F;tehet.<lb/>
Saget demnach eurem Ko&#x0364;nige/ daß er die Augen &#x017F;eines ver&#x017F;tandes auffthue/ und beydes<lb/>
&#x017F;ein thora&#x0364;chtiges Vornehmen mich zuer&#x017F;treiten/ und &#x017F;ein bevor&#x017F;tehendes Unglu&#x0364;k betrach-<lb/>
te. Er &#x017F;ihet ja wie hefftig ihm heutiges Tages &#x017F;ein Stuel geru&#x0364;cket i&#x017F;t/ und du&#x0364;rffte ihm/ ehe<lb/>
ers meinet noch wol na&#x0364;her getreten werden. Wa&#x0364;hre demnach mein getra&#x0364;uer Raht/ er lie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;ich etwas gna&#x0364;diger und gutwilliger gegen die Fu&#x0364;r&#x017F;ten heraus/ als bißher ge&#x017F;chehen;<lb/>
alsdann wolte ich als eine getra&#x0364;ue Unterha&#x0364;ndlerin ihm in der Taht bewei&#x017F;en/ wie gut ichs<lb/>
mit &#x017F;einer Hocheit meyne. Zwi&#x017F;chen die&#x017F;em Ge&#x017F;pra&#x0364;ch hatte Artabanus hinter der Bru&#x017F;t-<lb/>
wehr durch ein klares Durch &#x017F;icht ihr Ange &#x017F;icht und Geba&#x0364;rden eigentlich be&#x017F;ehen/ und<lb/>
dauchte ihn/ &#x017F;ie wa&#x0364;hre ihm in &#x017F;o volkommener Scho&#x0364;nheit noch nie vorkommen; kunte da-<lb/>
her durch Liebe gereizet/ nicht unterla&#x017F;&#x017F;en/ in &#x017F;ich &#x017F;elber zu&#x017F;agen. O du unver&#x017F;ta&#x0364;ndiger blo&#x0364;-<lb/>
der Artabanus/ kunte&#x017F;tu die&#x017F;es unvergleichliche&#x0303; gutes nicht genie&#x017F;&#x017F;en/ da du es in deinem<lb/>
Be&#x017F;iz hatte&#x017F;t? und lie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t durch ihr leichtes Dra&#x0364;uen dich davon ab&#x017F;chrecken! Nun ihr<lb/>
Go&#x0364;tter/ liefert &#x017F;ie noch einmahl wieder in meine Gewalt/ oder &#x017F;chicket es/ daß der Erzra&#x0364;u-<lb/>
ber die&#x017F;e La&#x0364;nder &#x017F;o ge&#x017F;chwinde nicht verla&#x017F;&#x017F;e/ damit ich Gelegenheit habe/ mich ihrer zube-<lb/>
ma&#x0364;chtigen. Inzwi&#x017F;chen hielt Vali&#x017F;ka ihr Ge&#x017F;pra&#x0364;ch mit Bagophanes/ und vermahnete<lb/>
ihn gar ern&#x017F;tlich/ &#x017F;einen Ko&#x0364;nig von den na&#x0364;tri&#x017F;chen gedanken abzuzihen; da gleich Ladi&#x017F;la<lb/>
&#x017F;ich mit &#x017F;einer Beute &#x017F;ehen ließ. Er hatte vor er&#x017F;t die Elefanten Mei&#x017F;ter gezwungen/ ihre<lb/>
Tihre alle miteinander heraus zufu&#x0364;hren/ die er mit 4000 Reutern nach dem Per&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Lager begleiten ließ; hiebey wahren 10000 Kameltiehre/ 20000 Maul E&#x017F;el und 16000<lb/>
Wagen/ die alle mit fort mu&#x017F;ten/ nachdem die Pferde &#x017F;chon davor ge&#x017F;pannet wahren/ weil<lb/>
Vologe&#x017F;es wieder Artabanus Willen befohlen hatte/ &#x017F;ie nach dem befe&#x017F;tigten Lager in<lb/>
&#x017F;icherheit zu bringen/ und &#x017F;ie al&#x017F;o zum vollen und &#x017F;chleunigen auffbruche fertig &#x017F;tunden.<lb/>
Als die Parther die&#x017F;e Beute &#x017F;ahen hinweg &#x017F;u&#x0364;hren/ wa&#x0364;hre ihr Ko&#x0364;nig &#x017F;chier un&#x017F;innig wor-<lb/>
den; Vologe&#x017F;es aber geriet in Eifer/ und &#x017F;agte: Ich halte es vor ein unfehlbahres Zeichen<lb/>
un&#x017F;ers unterganges/ daß eure Ko&#x0364;nigl. Hocheit mir in allen guten an&#x017F;chla&#x0364;gen &#x017F;o gar zuwie-<lb/>
der i&#x017F;t; ha&#x0364;tte man nach meinem befehl die Wagen und Tihre alsbald hereingebracht/ &#x017F;ol-<lb/>
ten &#x017F;ie uns wol blieben &#x017F;eyn/ und fürchte ich nur/ daß zugleich Freunde und Feinde alles<lb/>
meinem unver&#x017F;tande und unvor&#x017F;ichtigkeit zulegen werden. Artabanus taht als ho&#x0364;rete ers<lb/>
nicht/ und &#x017F;ing an zu ruffen: Pfui uns an/ wir &#x017F;ind nicht eines faulen Apffels wert; i&#x017F;t es<lb/>
&#x017F;o weit mit uns kommen/ daß wir &#x017F;olchen Schimpff und Schaden mit geduldigen Augen<lb/>
an&#x017F;ehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en? hinaus/ und hauet Kamehl und Pferde nider/ &#x017F;o bleibet uns ja noch wol/<lb/>
was wir geladen haben. Vologe&#x017F;es &#x017F;eufzete u&#x0364;ber die&#x017F;er Tohrheit/ wolte nicht antworten/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">q ij</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0129] Fuͤnftes Buch. bedankete/ und ihr ungeſcheuhet zuverſtehen gab/ wie der Koͤnig an ihrer Liebe ſo ſehr hin- ge/ daß er ſich eines aͤrgern befuͤrchtete/ wann er ſeinen Vorſaz nicht erlangen wūrde. Welches ſie aber mit einem ernſtlichen Geſichte alſo beantwortete: Bey Leib und Leben ſa- get mir davon nicht/ Bagophanes; was wolte oder koͤnte er ſeinen Vorſaz an mir erlan- gen? wiſſet ihr oder er dan nicht/ daß ich mich verehlichet habe? ich werde ja nicht von mei- nem allerliebſten Ehegemahl Groß Fuͤrſt Herkules hinweg lauffen/ und eurem Koͤnige als eine Ehebrecherin auffwarten; haͤtte euch auch nimmermehr ſo unverſtaͤndig angeſe- hen/ daß ihr einem redlichen Weibesbilde ein ſolches anmuhten wuͤrdet; und warumb ſcheltet ihr mich vor ein Fraͤulein? wiſſet ihr doch wol daß der Nahme mir nicht zuſtehet. Saget demnach eurem Koͤnige/ daß er die Augen ſeines verſtandes auffthue/ und beydes ſein thoraͤchtiges Vornehmen mich zuerſtreiten/ und ſein bevorſtehendes Ungluͤk betrach- te. Er ſihet ja wie hefftig ihm heutiges Tages ſein Stuel geruͤcket iſt/ und duͤrffte ihm/ ehe ers meinet noch wol naͤher getreten werden. Waͤhre demnach mein getraͤuer Raht/ er lieſ- ſe ſich etwas gnaͤdiger und gutwilliger gegen die Fuͤrſten heraus/ als bißher geſchehen; alsdann wolte ich als eine getraͤue Unterhaͤndlerin ihm in der Taht beweiſen/ wie gut ichs mit ſeiner Hocheit meyne. Zwiſchen dieſem Geſpraͤch hatte Artabanus hinter der Bruſt- wehr durch ein klares Durch ſicht ihr Ange ſicht und Gebaͤrden eigentlich beſehen/ und dauchte ihn/ ſie waͤhre ihm in ſo volkommener Schoͤnheit noch nie vorkommen; kunte da- her durch Liebe gereizet/ nicht unterlaſſen/ in ſich ſelber zuſagen. O du unverſtaͤndiger bloͤ- der Artabanus/ kunteſtu dieſes unvergleichlichẽ gutes nicht genieſſen/ da du es in deinem Beſiz hatteſt? und lieſſeſt durch ihr leichtes Draͤuen dich davon abſchrecken! Nun ihr Goͤtter/ liefert ſie noch einmahl wieder in meine Gewalt/ oder ſchicket es/ daß der Erzraͤu- ber dieſe Laͤnder ſo geſchwinde nicht verlaſſe/ damit ich Gelegenheit habe/ mich ihrer zube- maͤchtigen. Inzwiſchen hielt Valiſka ihr Geſpraͤch mit Bagophanes/ und vermahnete ihn gar ernſtlich/ ſeinen Koͤnig von den naͤtriſchen gedanken abzuzihen; da gleich Ladiſla ſich mit ſeiner Beute ſehen ließ. Er hatte vor erſt die Elefanten Meiſter gezwungen/ ihre Tihre alle miteinander heraus zufuͤhren/ die er mit 4000 Reutern nach dem Perſiſchen Lager begleiten ließ; hiebey wahren 10000 Kameltiehre/ 20000 Maul Eſel und 16000 Wagen/ die alle mit fort muſten/ nachdem die Pferde ſchon davor geſpannet wahren/ weil Vologeſes wieder Artabanus Willen befohlen hatte/ ſie nach dem befeſtigten Lager in ſicherheit zu bringen/ und ſie alſo zum vollen und ſchleunigen auffbruche fertig ſtunden. Als die Parther dieſe Beute ſahen hinweg ſuͤhren/ waͤhre ihr Koͤnig ſchier unſinnig wor- den; Vologeſes aber geriet in Eifer/ und ſagte: Ich halte es vor ein unfehlbahres Zeichen unſers unterganges/ daß eure Koͤnigl. Hocheit mir in allen guten anſchlaͤgen ſo gar zuwie- der iſt; haͤtte man nach meinem befehl die Wagen und Tihre alsbald hereingebracht/ ſol- ten ſie uns wol blieben ſeyn/ und fürchte ich nur/ daß zugleich Freunde und Feinde alles meinem unverſtande und unvorſichtigkeit zulegen werden. Artabanus taht als hoͤrete ers nicht/ und ſing an zu ruffen: Pfui uns an/ wir ſind nicht eines faulen Apffels wert; iſt es ſo weit mit uns kommen/ daß wir ſolchen Schimpff und Schaden mit geduldigen Augen anſehen muͤſſen? hinaus/ und hauet Kamehl und Pferde nider/ ſo bleibet uns ja noch wol/ was wir geladen haben. Vologeſes ſeufzete uͤber dieſer Tohrheit/ wolte nicht antworten/ und q ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/129
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/129>, abgerufen am 27.04.2024.