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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
ritterlichen Versuch zu tuhn/ wolte doch Artabanus es nicht gönnen/ sondern sagte: Lasset
die hungerigen Teutschen Wölffe nur machen/ wir hoffen/ sie werden sich endlich durch
ihren eigenen Grim noch selber fressen. Valiska sendete einen Trometer nach des Fein-
des Lager/ und ließ Bagophanes anmelden/ wo er seiner Gemahl Fr. Parasitis etwas zu
entbieten hätte (dann sie wahr mit unter dem gefangenen Frauenzimmer) wolte sie es ger-
ne werben/ gäbe ihm auch hiemit frey sicher geleit/ zu ihr heraus zukommen. Als Artaba-
nus hörete/ daß sie mit unter den Völkern wahr/ merkete er leicht/ daß Herkules ihm sol-
ches nur zum Schimpff und auffzuge anstellete/ und ward durch Liebe und Eifer dergestalt
eingenommen/ daß er begehren durfte/ man solte ihm seine Rustung bringen/ er wolte hin-
aus/ und mit dem Räuber Herkules einen absonderlichen Kampff halten/ der gewissen
Hoffnung/ ihm obzusiegen. Aber seine Obristen hätten des lieber gelachet; und kunte Vo-
logeses nicht umbhin/ ihn zuerinnern/ er möchte doch in sich gehen/ und bedenken/ daß we-
der Karthasis noch Pakorus vor Herkules Schwert hätten bestehen können/ und daß wol
eben zu dem Ende Artaxerxes ihn bewäget hätte/ sein Gemahl herzuführen/ daß seine Kö-
nigl. Hocheit dadurch ins Nez gelocket würde; zwar er könte wol leiden/ daß Bagopha-
nes hinaus ritte/ aber dem außzuge seines Königes wolte er sich wiedersetzen/ und lieber
sterben als einwilligen. Nun nun Bagophanes sagte Artabanus/ so reite hinaus/ nach-
dem unsere Fürsten und Kriegs Obristen unser Vorhaben dißmahl nicht vor rahtsam
halten; sagte ihm etwas heimliches ins Ohr/ und ließ ihn fort zihen. Herkules sahe ihn
kommen/ und ritte von seinem Gemahl hinweg/ weil dieser vielleicht sich scheuhen möchte/
in seiner Gegenwart mit ihr zu reden. Die Groß Fürstin hatte zwar ihren Reitharnisch
angelegt/ auch einen köstlichen Degen an der Seiten/ und den Köcher vol Pfeile/ aber den
Helm hatte sie abgetahn/ und einen schwarzen Huet mit einer weissen Feder auffgesetzet/
darunter sie ihr schönes Haar bey den Ohren herunter hangen ließ. So bald Bagopha-
nes sich ihr nahete/ rieff sie ihm zu: Wie stehets mein Freund? habt ihr auch Wunden mit
aus der Schlacht zubeweisen? Durchleuchtigstes Fräulein/ antwortet er/ ich erfreue mich
ihrer Gn. wolergehens/ und habe derselben meines allergnädigsten Groß Königes Gruß
anzumelden/ dessen Hocheit sie freundlich ersuchen lässet/ auff guten Glauben in sein Lager
zureiten. Ach nein/ sagte sie mit einem Gelächter/ vor dißmahl werde seiner Hocheit ich nit
gehorsamen können/ weil von meinem allerliebsten Gemahl ich dessen kein erläubnis ha-
be; bedanke mich aber des überbrachten Grusses/ und werdet mich wol entschuldigen/
auch daneben euren König versichern/ daß der gefangenen Herren ich mich träulichst an-
nehmen wolle; wie ich dann hoffe/ daß man mit den unsern auch also verfahren werde; sol-
tet ihr aber Herrn Bubazes wegen seiner Kleofis wollen zusetzen/ würde euer Gemahl und
andere/ dessen schwer zu empfinden haben. Es ist mir sonst lieb daß mein gnädigster Kö-
nig aus diesem harten Ungewitter noch unbeschädigt entrunnen ist. Aber verlanget euch
nicht mein Freund/ euer schönes Gemahl bald wieder zusehen? an welcher sich wol junge
Herrn vergaffen dürften/ und ist sie ohndas meines Herrn Bruders gefangene/ welcher
vielleicht ohn empfangenen Kuß sie nicht loß geben möchte. Dieser meynete/ es währe ihr
lauter ernst/ und baht sehr/ ihrer Ehren geträue Schützerin zu seyn. Dessen sie lachete/ und
ihm versprach/ er solte sie noch vor Morgen früh wieder haben; wovor er sich untertähnig

bedan-

Fuͤnftes Buch.
ritterlichen Verſuch zu tuhn/ wolte doch Artabanus es nicht goͤñen/ ſondern ſagte: Laſſet
die hungerigen Teutſchen Woͤlffe nur machen/ wir hoffen/ ſie werden ſich endlich durch
ihren eigenen Grim noch ſelber freſſen. Valiſka ſendete einen Trometer nach des Fein-
des Lager/ und ließ Bagophanes anmelden/ wo er ſeiner Gemahl Fr. Paraſitis etwas zu
entbieten haͤtte (dann ſie wahr mit unter dem gefangenen Frauenzimmer) wolte ſie es ger-
ne werben/ gaͤbe ihm auch hiemit frey ſicher geleit/ zu ihr heraus zukommen. Als Artaba-
nus hoͤrete/ daß ſie mit unter den Voͤlkern wahr/ merkete er leicht/ daß Herkules ihm ſol-
ches nur zum Schimpff und auffzuge anſtellete/ und ward durch Liebe uñ Eifer dergeſtalt
eingenommen/ daß er begehren durfte/ man ſolte ihm ſeine Ruſtung bringen/ er wolte hin-
aus/ und mit dem Raͤuber Herkules einen abſonderlichen Kampff halten/ der gewiſſen
Hoffnung/ ihm obzuſiegen. Aber ſeine Obriſten haͤtten des lieber gelachet; und kunte Vo-
logeſes nicht umbhin/ ihn zuerinnern/ er moͤchte doch in ſich gehen/ und bedenken/ daß we-
der Karthaſis noch Pakorus vor Herkules Schwert haͤtten beſtehen koͤnnen/ und daß wol
eben zu dem Ende Artaxerxes ihn bewaͤget haͤtte/ ſein Gemahl herzufuͤhren/ daß ſeine Koͤ-
nigl. Hocheit dadurch ins Nez gelocket wuͤrde; zwar er koͤnte wol leiden/ daß Bagopha-
nes hinaus ritte/ aber dem außzuge ſeines Koͤniges wolte er ſich wiederſetzen/ und lieber
ſterben als einwilligen. Nun nun Bagophanes ſagte Artabanus/ ſo reite hinaus/ nach-
dem unſere Fürſten und Kriegs Obriſten unſer Vorhaben dißmahl nicht vor rahtſam
halten; ſagte ihm etwas heimliches ins Ohr/ und ließ ihn fort zihen. Herkules ſahe ihn
kommen/ und ritte von ſeinem Gemahl hinweg/ weil dieſer vielleicht ſich ſcheuhen moͤchte/
in ſeiner Gegenwart mit ihr zu reden. Die Groß Fuͤrſtin hatte zwar ihren Reitharniſch
angelegt/ auch einen koͤſtlichen Degen an der Seiten/ und den Koͤcher vol Pfeile/ aber den
Helm hatte ſie abgetahn/ und einen ſchwarzen Huet mit einer weiſſen Feder auffgeſetzet/
darunter ſie ihr ſchoͤnes Haar bey den Ohren herunter hangen ließ. So bald Bagopha-
nes ſich ihr nahete/ rieff ſie ihm zu: Wie ſtehets mein Freund? habt ihr auch Wunden mit
aus der Schlacht zubeweiſen? Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ antwortet er/ ich erfreue mich
ihrer Gn. wolergehens/ und habe derſelben meines allergnaͤdigſten Groß Koͤniges Gruß
anzumelden/ deſſen Hocheit ſie freundlich erſuchen laͤſſet/ auff guten Glauben in ſein Lager
zureiten. Ach nein/ ſagte ſie mit einem Gelaͤchter/ vor dißmahl werde ſeiner Hocheit ich nit
gehorſamen koͤnnen/ weil von meinem allerliebſten Gemahl ich deſſen kein erlaͤubnis ha-
be; bedanke mich aber des uͤberbrachten Gruſſes/ und werdet mich wol entſchuldigen/
auch daneben euren Koͤnig verſichern/ daß der gefangenen Herren ich mich traͤulichſt an-
nehmen wolle; wie ich dann hoffe/ daß man mit den unſern auch alſo verfahren werde; ſol-
tet ihr aber Herrn Bubazes wegen ſeiner Kleofis wollen zuſetzen/ wuͤrde euer Gemahl uñ
andere/ deſſen ſchwer zu empfinden haben. Es iſt mir ſonſt lieb daß mein gnaͤdigſter Koͤ-
nig aus dieſem harten Ungewitter noch unbeſchaͤdigt entrunnen iſt. Aber verlanget euch
nicht mein Freund/ euer ſchoͤnes Gemahl bald wieder zuſehen? an welcher ſich wol junge
Herrn vergaffen duͤrften/ und iſt ſie ohndas meines Herrn Bruders gefangene/ welcher
vielleicht ohn empfangenen Kuß ſie nicht loß geben moͤchte. Dieſer meynete/ es waͤhre ihr
lauter ernſt/ und baht ſehr/ ihrer Ehren getraͤue Schuͤtzerin zu ſeyn. Deſſen ſie lachete/ und
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[122/0128] Fuͤnftes Buch. ritterlichen Verſuch zu tuhn/ wolte doch Artabanus es nicht goͤñen/ ſondern ſagte: Laſſet die hungerigen Teutſchen Woͤlffe nur machen/ wir hoffen/ ſie werden ſich endlich durch ihren eigenen Grim noch ſelber freſſen. Valiſka ſendete einen Trometer nach des Fein- des Lager/ und ließ Bagophanes anmelden/ wo er ſeiner Gemahl Fr. Paraſitis etwas zu entbieten haͤtte (dann ſie wahr mit unter dem gefangenen Frauenzimmer) wolte ſie es ger- ne werben/ gaͤbe ihm auch hiemit frey ſicher geleit/ zu ihr heraus zukommen. Als Artaba- nus hoͤrete/ daß ſie mit unter den Voͤlkern wahr/ merkete er leicht/ daß Herkules ihm ſol- ches nur zum Schimpff und auffzuge anſtellete/ und ward durch Liebe uñ Eifer dergeſtalt eingenommen/ daß er begehren durfte/ man ſolte ihm ſeine Ruſtung bringen/ er wolte hin- aus/ und mit dem Raͤuber Herkules einen abſonderlichen Kampff halten/ der gewiſſen Hoffnung/ ihm obzuſiegen. Aber ſeine Obriſten haͤtten des lieber gelachet; und kunte Vo- logeſes nicht umbhin/ ihn zuerinnern/ er moͤchte doch in ſich gehen/ und bedenken/ daß we- der Karthaſis noch Pakorus vor Herkules Schwert haͤtten beſtehen koͤnnen/ und daß wol eben zu dem Ende Artaxerxes ihn bewaͤget haͤtte/ ſein Gemahl herzufuͤhren/ daß ſeine Koͤ- nigl. Hocheit dadurch ins Nez gelocket wuͤrde; zwar er koͤnte wol leiden/ daß Bagopha- nes hinaus ritte/ aber dem außzuge ſeines Koͤniges wolte er ſich wiederſetzen/ und lieber ſterben als einwilligen. Nun nun Bagophanes ſagte Artabanus/ ſo reite hinaus/ nach- dem unſere Fürſten und Kriegs Obriſten unſer Vorhaben dißmahl nicht vor rahtſam halten; ſagte ihm etwas heimliches ins Ohr/ und ließ ihn fort zihen. Herkules ſahe ihn kommen/ und ritte von ſeinem Gemahl hinweg/ weil dieſer vielleicht ſich ſcheuhen moͤchte/ in ſeiner Gegenwart mit ihr zu reden. Die Groß Fuͤrſtin hatte zwar ihren Reitharniſch angelegt/ auch einen koͤſtlichen Degen an der Seiten/ und den Koͤcher vol Pfeile/ aber den Helm hatte ſie abgetahn/ und einen ſchwarzen Huet mit einer weiſſen Feder auffgeſetzet/ darunter ſie ihr ſchoͤnes Haar bey den Ohren herunter hangen ließ. So bald Bagopha- nes ſich ihr nahete/ rieff ſie ihm zu: Wie ſtehets mein Freund? habt ihr auch Wunden mit aus der Schlacht zubeweiſen? Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ antwortet er/ ich erfreue mich ihrer Gn. wolergehens/ und habe derſelben meines allergnaͤdigſten Groß Koͤniges Gruß anzumelden/ deſſen Hocheit ſie freundlich erſuchen laͤſſet/ auff guten Glauben in ſein Lager zureiten. Ach nein/ ſagte ſie mit einem Gelaͤchter/ vor dißmahl werde ſeiner Hocheit ich nit gehorſamen koͤnnen/ weil von meinem allerliebſten Gemahl ich deſſen kein erlaͤubnis ha- be; bedanke mich aber des uͤberbrachten Gruſſes/ und werdet mich wol entſchuldigen/ auch daneben euren Koͤnig verſichern/ daß der gefangenen Herren ich mich traͤulichſt an- nehmen wolle; wie ich dann hoffe/ daß man mit den unſern auch alſo verfahren werde; ſol- tet ihr aber Herrn Bubazes wegen ſeiner Kleofis wollen zuſetzen/ wuͤrde euer Gemahl uñ andere/ deſſen ſchwer zu empfinden haben. Es iſt mir ſonſt lieb daß mein gnaͤdigſter Koͤ- nig aus dieſem harten Ungewitter noch unbeſchaͤdigt entrunnen iſt. Aber verlanget euch nicht mein Freund/ euer ſchoͤnes Gemahl bald wieder zuſehen? an welcher ſich wol junge Herrn vergaffen duͤrften/ und iſt ſie ohndas meines Herrn Bruders gefangene/ welcher vielleicht ohn empfangenen Kuß ſie nicht loß geben moͤchte. Dieſer meynete/ es waͤhre ihr lauter ernſt/ und baht ſehr/ ihrer Ehren getraͤue Schuͤtzerin zu ſeyn. Deſſen ſie lachete/ und ihm verſprach/ er ſolte ſie noch vor Morgen fruͤh wieder haben; wovor er ſich untertaͤhnig bedan-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/128>, abgerufen am 27.04.2024.