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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Heer verzagt/ und die Feinde muhtig machete. Endlich erklärete er sich mit dürren Wor-
ten/ dafern ihre Königl. Hecheit ihrer angenommenen jetzigen Art nach/ weiters verfahren
würde/ wolte er seines Dienstes erlassen seyn/ oder in Gegenwart des ganzen Heers sein
Ampt ablegen/ und sich selbst darauff entleiben/ damit er nicht der Feinde Spot werden
möchte. Der König durffte ihm nicht einreden/ und wahr so betrübt/ als stünde der ganze
Sieg auff diesem Kampffe. Hingegen lachete Artaxerxes das Herz vor freuden/ und sag-
te zu unsern beyden Helden/ zwischen denen er zu Pferde hielt: Nun habe ich mein lebelang
solche Krafft und stärke an keinem Ritter gesehen/ und möchte nicht mehr wünschen/ als
daß unser einer unvermerkt bey Artabanus stünde/ umb seine Raserey anzuhören. Der-
selbe wuste nun nicht/ wie ers bestangreiffen solte; den annoch übrigen den Kampff zuver-
bieten wolte sich nicht schicken/ und sahe doch vor Augen/ daß sie alle an den elenden Tanz
müsten; dann Kosroes wahr schon der vierde von Wedekind überwunden/ welcher im er-
sten Stosse zwar herunter gestochen wahr/ aber doch auff die Füsse kam/ und den Schwert-
streit anfing/ wiewol er nach wenig Hieben mit dem Leben bezahlen muste; dann er schlug
ihm das rechte Bein oberhalb dem Knie rein hinweg/ daß er zur Erden stürzete/ wolte ihn
aber doch nicht liegen lassen/ sondern bey dem andern Beine schleppete er ihn davon/ lösete
ihm den Helm auff/ und sahe daß er schon mit dem Tode rang/ gleich da auff Vonones
Raht Mithridates mit 12000 Parthischen Reutern loßbrach/ und ein grosses Feldge-
schrey machete/ daß die Kämpffer beyderseits sich etwas zurük zogen; aber Wedekind er-
mahnete seine beyden Spießgesellen/ ihm zu folgen/ setzeten unter die sechs Parthischen
Außfoderer mit ihren Schwertern tapffer hinein/ dessen sich diese nicht versehen hatten/
und doch nicht außreissen durfften/ stelleten sich demnach zur gegenwehr als gut sie kunten/
insonderheit Intaphernes und Tiribazus samt Orodes hielten sich wol/ aber Ariarates und
Masistes wurden im ersten anfal verwundet und von den Pferden gestürtzet. Ochus wäh-
re gerne außgerissen und fürchtete sich doch des Schimpffs/ bedachte sich eines andern/
und fiel als ein Rasender an/ daß er auch Hermans Pferd niderhieb; aber es ward ihm
nicht übersehen; dann Wedekind schlug ihm die rechte Hand reine hinweg/ so wahr auch
Herman schon zun Beinen/ gab ihm vollends den Lohn/ und sties ihm das Schwert in den
Leib daß er vom Pferde fiel/ auff welches dieser sich gerade setzete/ und mit seinen gehülffen
es so weit brachte/ daß die übrigen fünffe alle hart verwundet sich ergeben und mit ihnen
reiten musten; hatten also acht lebendige und zween todte gefangene/ welche sie doch mit sich
führeten. Artabanus währe des handels schier tolle worden/ auch die übrigen wahren des
leidigen falles sehr betrübet; aber endlich verwandelte sich die Traurigkeit in einen wüti-
gen Eifer/ daß sie alle schwuren/ den Schimpff zu rächen/ oder darüber zu sterben. Ey sagte
Vologeses/ dieser Vorsaz gefället mir wol/ daß ich am Siege so groß nicht zweiffeln wil/
wann wir nur die Vorsichtigkeit nicht bey seit setzen; und ist mir lieb/ daß Mithridates nit
über befehl gehandelt sondern der Pfeile geschonet hat; wie er auch nur einen blinden Ler-
men zu machen außgeschicket wahr. Nun hatten sich aber die unsern dadurch nicht schrec-
ken lassen/ sondern da er näher kommen währe würde er schon seine Bestreiter angetroffen
haben. Als er aber mit den seinen so schleunig umbkehrete/ erkenneten die unser daher/ daß
er nur/ einen blinden Aufflauff zu machen loßgebrochen wahr/ umb den elenden Kampff

auff-
n ij

Fuͤnftes Buch.
Heer verzagt/ und die Feinde muhtig machete. Endlich erklaͤrete er ſich mit duͤrren Wor-
ten/ dafern ihre Koͤnigl. Hecheit ihrer angenommenen jetzigen Art nach/ weiters verfahrẽ
wuͤrde/ wolte er ſeines Dienſtes erlaſſen ſeyn/ oder in Gegenwart des ganzen Heers ſein
Ampt ablegen/ und ſich ſelbſt darauff entleiben/ damit er nicht der Feinde Spot werden
moͤchte. Der Koͤnig durffte ihm nicht einreden/ und wahr ſo betruͤbt/ als ſtuͤnde der ganze
Sieg auff dieſem Kampffe. Hingegen lachete Artaxerxes das Herz vor freuden/ und ſag-
te zu unſern beyden Helden/ zwiſchen denen er zu Pferde hielt: Nun habe ich mein lebelang
ſolche Krafft und ſtaͤrke an keinem Ritter geſehen/ und moͤchte nicht mehr wuͤnſchen/ als
daß unſer einer unvermerkt bey Artabanus ſtuͤnde/ umb ſeine Raſerey anzuhoͤren. Der-
ſelbe wuſte nun nicht/ wie ers beſtangreiffen ſolte; den annoch uͤbrigen den Kampff zuver-
bieten wolte ſich nicht ſchicken/ und ſahe doch vor Augen/ daß ſie alle an den elenden Tanz
muͤſten; dann Koſroes wahr ſchon der vierde von Wedekind uͤberwunden/ welcher im er-
ſten Stoſſe zwar herunter geſtochen wahr/ aber doch auff die Fuͤſſe kam/ und den Schwert-
ſtreit anfing/ wiewol er nach wenig Hieben mit dem Leben bezahlen muſte; dann er ſchlug
ihm das rechte Bein oberhalb dem Knie rein hinweg/ daß er zur Erden ſtuͤrzete/ wolte ihn
aber doch nicht liegen laſſen/ ſondern bey dem andern Beine ſchleppete er ihn davon/ loͤſete
ihm den Helm auff/ und ſahe daß er ſchon mit dem Tode rang/ gleich da auff Vonones
Raht Mithridates mit 12000 Parthiſchen Reutern loßbrach/ und ein groſſes Feldge-
ſchrey machete/ daß die Kaͤmpffer beyderſeits ſich etwas zuruͤk zogen; aber Wedekind er-
mahnete ſeine beyden Spießgeſellen/ ihm zu folgen/ ſetzeten unter die ſechs Parthiſchen
Außfoderer mit ihren Schwertern tapffer hinein/ deſſen ſich dieſe nicht verſehen hatten/
und doch nicht außreiſſen durfften/ ſtelleten ſich demnach zur gegenwehr als gut ſie kunten/
inſonderheit Intaphernes und Tiribazus ſamt Orodes hielten ſich wol/ aber Ariarates uñ
Maſiſtes wurden im erſten anfal verwundet und von den Pferden geſtuͤrtzet. Ochus waͤh-
re gerne außgeriſſen und fuͤrchtete ſich doch des Schimpffs/ bedachte ſich eines andern/
und fiel als ein Raſender an/ daß er auch Hermans Pferd niderhieb; aber es ward ihm
nicht uͤberſehen; dann Wedekind ſchlug ihm die rechte Hand reine hinweg/ ſo wahr auch
Herman ſchon zun Beinen/ gab ihm vollends den Lohn/ und ſties ihm das Schwert in den
Leib daß er vom Pferde fiel/ auff welches dieſer ſich gerade ſetzete/ und mit ſeinen gehuͤlffen
es ſo weit brachte/ daß die uͤbrigen fünffe alle hart verwundet ſich ergeben und mit ihnen
reiten muſten; hatten alſo acht lebendige und zween todte gefangene/ welche ſie doch mit ſich
fuͤhreten. Artabanus waͤhre des handels ſchier tolle worden/ auch die uͤbrigen wahren des
leidigen falles ſehr betruͤbet; aber endlich verwandelte ſich die Traurigkeit in einen wuͤti-
gen Eifer/ daß ſie alle ſchwuren/ den Schimpff zu raͤchen/ oder darüber zu ſterben. Ey ſagte
Vologeſes/ dieſer Vorſaz gefaͤllet mir wol/ daß ich am Siege ſo groß nicht zweiffeln wil/
wann wir nur die Vorſichtigkeit nicht bey ſeit ſetzen; und iſt mir lieb/ daß Mithridates nit
uͤber befehl gehandelt ſondern der Pfeile geſchonet hat; wie er auch nur einen blinden Ler-
men zu machen außgeſchicket wahr. Nun hatten ſich aber die unſern dadurch nicht ſchrec-
ken laſſen/ ſondern da er naͤher kommen waͤhre würde er ſchon ſeine Beſtreiter angetroffen
haben. Als er aber mit den ſeinen ſo ſchleunig umbkehrete/ erkenneten die unſer daher/ daß
er nur/ einen blinden Aufflauff zu machen loßgebrochen wahr/ umb den elenden Kampff

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/105>, abgerufen am 28.04.2024.