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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
auffzuheben. Bald hernach ward Herkules gewahr/ daß die Reuterey an Feindes seiten
sich zuhinterst weit von einander taht/ deßwegen er zu Artaxerxes sagte: Gewißlich hat
der Feind ein Stükchen mit den übrigen Streitwagen vor. So müssen wir ihm begegnen/
antwortet er: Ließ die Reuter/ welche vor dem Fußvolk her sich außgebreitet hatten/ von
einander gehen/ und foderte die bestelleten Wagehälse mit den langen Spiessen/ und mit
dem Feur herzu/ welche den Wagen/ so Gliedsweise zwanzig stark gingen/ muhtig entge-
gen traten. Nun hatte aber der Feind einen Rank erdacht/ diesem Unheil vorzubauen/ und
geblendete Pferde fornen an gespannet/ welche der Fuhrman/ so fornen auff dem Wagen
saß/ und mit einem breiten Schilde bedecket wahr/ gewaltig zerpeitschete/ so bald die mit
dem Feur sich naheten/ welches an etlichen verfing/ daß sie durchbrachen; deßwegen Ar-
taxerxes 500 gute Fußschützen ihnen an die Seite stellete/ und gegen sie unber 600/ welche
den Wagen so viel Pfeile entgegen schicketen/ daß von den 100 vördersten und äussersten
Wagen keiner wahr/ an welchem nich gelähmete oder erschossene Pferde solten gewest
seyn/ die Vermögen den aber durch ihr rük und auer lauffen eine solche Verwickelung ma-
cheten/ daß es abscheuhlich zu sehen wahr; dann weil die hintersten und mittelsten fort ge-
trieben wurden/ und doch von den vörderen eingeschlossen wahren/ verwundeten sie sich
selbst an den scharffen Sensen/ biß sie endlich in einem Klumpffen stecketen/ und weder vor
noch hinter sich kunten; doch wahren im anfange 25 von den Persischen Feurträgern teils
beschädiget/ teils gar umbgebracht/ und macheten des Feindes Schützen sich auch herbey/
daß von den 500 der unsrigen/ so zu den Seiten der Wagen hergestellet wahren/ nur 200
zurük kahmen/ wiewol auch die Feinde 250 im stiche liessen. Weil dann die Wagen nichts
wirken wolten/ taht Vologeses befehl/ daß so wol Osazes an der linken/ als Vonones an
der rechten Seiten den Angriff mit Pfeilen tuhn folten/ also/ daß wann sich der Feind ih-
nen würde eiferig entgegen stellen/ sie sich nicht zu weit vertuhn; da sie aber an ihrer stelle
halten blieben/ sich ihnen nähern solten/ so daß sie sich dabey nach mögligkeit schützeten.
Diese brachen loß und gingen getrost hinan/ weil wegen der zimlich weiten abwesenheit
des Fußheers sie vor ihrem Geschoß sich nicht fürchten durfften; als sie nun sich den un-
sern nahe gnug seyn merketen/ drücketen sie hefftig loß/ daß die Pfeile in grosser menge her-
zu flogen. Aber Herkules und Ladisla hatten die Anzahl der durchnäheten Pferdedecken
diese Zeit her auff 18000 gemehret/ welche vor den Völkern mit breiten Schilden hielten/
und von den Pfeilen aufffingen was nicht überhin ging. Die aber hinter diesen hielten/
wirketen mit ihrem Geschoß ungleich besser/ weil die Feinde mit dergleichen beschützung
sich nicht verwahret hatten. Noch hielten sie in diesem unauffhörlichen Schiessen eine
halbe Stunde an/ biß sie endlich sahen/ daß der Verlust gar zu groß wahr/ und deßwegen
den Abzug nahmen/ nachdem an Seiten Osazes 4600 von seinem neuen Zusaz erschos-
fen/ und 5400 eben derselben hart verwundet/ auch 12000 Pferde/ teils Tod/ teils hart be-
schädigt wahren. Vonones verlohr 3560 seiner neuen Völker; 7040 wurden davon
zum Gefechte undüchtig gemacht/ und über 8000 Pferde gefellet; dahingegen Herkules
nur 530 verlohr/ und 1100 verwundet wurden/ mehrenteils Meden und Susianer. Bey
Ladisla stürzeten etwa 1300/ und 980 wurden sehr schadhaft/ mehrenteils Hirkaner und
Arische. Aber die breiten Schilde stecketen so voller Pfeile/ daß die Reuter sie schwere hal-

ben

Fuͤnftes Buch.
auffzuheben. Bald hernach ward Herkules gewahr/ daß die Reuterey an Feindes ſeiten
ſich zuhinterſt weit von einander taht/ deßwegen er zu Artaxerxes ſagte: Gewißlich hat
der Feind ein Stuͤkchen mit den uͤbrigen Streitwagen vor. So muͤſſen wir ihm begegnẽ/
antwortet er: Ließ die Reuter/ welche vor dem Fußvolk her ſich außgebreitet hatten/ von
einander gehen/ und foderte die beſtelleten Wagehaͤlſe mit den langen Spieſſen/ und mit
dem Feur herzu/ welche den Wagen/ ſo Gliedsweiſe zwanzig ſtark gingen/ muhtig entge-
gen traten. Nun hatte aber der Feind einen Rank erdacht/ dieſem Unheil vorzubauen/ und
geblendete Pferde fornen an geſpannet/ welche der Fuhrman/ ſo fornen auff dem Wagen
ſaß/ und mit einem breiten Schilde bedecket wahr/ gewaltig zerpeitſchete/ ſo bald die mit
dem Feur ſich naheten/ welches an etlichen verfing/ daß ſie durchbrachen; deßwegen Ar-
taxerxes 500 gute Fußſchuͤtzen ihnen an die Seite ſtellete/ und gegen ſie ũber 600/ welche
den Wagen ſo viel Pfeile entgegen ſchicketen/ daß von den 100 voͤrderſten und aͤuſſerſten
Wagen keiner wahr/ an welchem nich gelaͤhmete oder erſchoſſene Pferde ſolten geweſt
ſeyn/ die Vermoͤgen den aber durch ihr ruͤk und auer lauffen eine ſolche Verwickelung ma-
cheten/ daß es abſcheuhlich zu ſehen wahr; dann weil die hinterſten und mittelſten fort ge-
trieben wurden/ und doch von den voͤrderen eingeſchloſſen wahren/ verwundeten ſie ſich
ſelbſt an den ſcharffen Senſen/ biß ſie endlich in einem Klumpffen ſtecketen/ und weder vor
noch hinter ſich kunten; doch wahren im anfange 25 von den Perſiſchen Feurtraͤgern teils
beſchaͤdiget/ teils gar umbgebracht/ und macheten des Feindes Schuͤtzen ſich auch herbey/
daß von den 500 der unſrigen/ ſo zu den Seiten der Wagen hergeſtellet wahren/ nur 200
zurük kahmen/ wiewol auch die Feinde 250 im ſtiche lieſſen. Weil dann die Wagen nichts
wirken wolten/ taht Vologeſes befehl/ daß ſo wol Oſazes an der linken/ als Vonones an
der rechten Seiten den Angriff mit Pfeilen tuhn folten/ alſo/ daß wann ſich der Feind ih-
nen wuͤrde eiferig entgegen ſtellen/ ſie ſich nicht zu weit vertuhn; da ſie aber an ihrer ſtelle
halten blieben/ ſich ihnen naͤhern ſolten/ ſo daß ſie ſich dabey nach moͤgligkeit ſchuͤtzeten.
Dieſe brachen loß und gingen getroſt hinan/ weil wegen der zimlich weiten abweſenheit
des Fußheers ſie vor ihrem Geſchoß ſich nicht fuͤrchten durfften; als ſie nun ſich den un-
ſern nahe gnug ſeyn merketen/ druͤcketen ſie hefftig loß/ daß die Pfeile in groſſer menge her-
zu flogen. Aber Herkules und Ladiſla hatten die Anzahl der durchnaͤheten Pferdedecken
dieſe Zeit her auff 18000 gemehret/ welche vor den Voͤlkern mit breiten Schilden hielten/
und von den Pfeilen aufffingen was nicht überhin ging. Die aber hinter dieſen hielten/
wirketen mit ihrem Geſchoß ungleich beſſer/ weil die Feinde mit dergleichen beſchuͤtzung
ſich nicht verwahret hatten. Noch hielten ſie in dieſem unauffhoͤrlichen Schieſſen eine
halbe Stunde an/ biß ſie endlich ſahen/ daß der Verluſt gar zu groß wahr/ und deßwegen
den Abzug nahmen/ nachdem an Seiten Oſazes 4600 von ſeinem neuen Zuſaz erſchoſ-
fen/ und 5400 eben derſelben hart verwundet/ auch 12000 Pferde/ teils Tod/ teils hart be-
ſchaͤdigt wahren. Vonones verlohr 3560 ſeiner neuen Voͤlker; 7040 wurden davon
zum Gefechte unduͤchtig gemacht/ und uͤber 8000 Pferde gefellet; dahingegen Herkules
nur 530 verlohr/ und 1100 verwundet wurden/ mehrenteils Meden und Suſianer. Bey
Ladiſla ſtuͤrzeten etwa 1300/ und 980 wurden ſehr ſchadhaft/ mehrenteils Hirkaner und
Ariſche. Aber die breiten Schilde ſtecketen ſo voller Pfeile/ daß die Reuter ſie ſchwere hal-

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[100/0106] Fuͤnftes Buch. auffzuheben. Bald hernach ward Herkules gewahr/ daß die Reuterey an Feindes ſeiten ſich zuhinterſt weit von einander taht/ deßwegen er zu Artaxerxes ſagte: Gewißlich hat der Feind ein Stuͤkchen mit den uͤbrigen Streitwagen vor. So muͤſſen wir ihm begegnẽ/ antwortet er: Ließ die Reuter/ welche vor dem Fußvolk her ſich außgebreitet hatten/ von einander gehen/ und foderte die beſtelleten Wagehaͤlſe mit den langen Spieſſen/ und mit dem Feur herzu/ welche den Wagen/ ſo Gliedsweiſe zwanzig ſtark gingen/ muhtig entge- gen traten. Nun hatte aber der Feind einen Rank erdacht/ dieſem Unheil vorzubauen/ und geblendete Pferde fornen an geſpannet/ welche der Fuhrman/ ſo fornen auff dem Wagen ſaß/ und mit einem breiten Schilde bedecket wahr/ gewaltig zerpeitſchete/ ſo bald die mit dem Feur ſich naheten/ welches an etlichen verfing/ daß ſie durchbrachen; deßwegen Ar- taxerxes 500 gute Fußſchuͤtzen ihnen an die Seite ſtellete/ und gegen ſie ũber 600/ welche den Wagen ſo viel Pfeile entgegen ſchicketen/ daß von den 100 voͤrderſten und aͤuſſerſten Wagen keiner wahr/ an welchem nich gelaͤhmete oder erſchoſſene Pferde ſolten geweſt ſeyn/ die Vermoͤgen den aber durch ihr ruͤk und auer lauffen eine ſolche Verwickelung ma- cheten/ daß es abſcheuhlich zu ſehen wahr; dann weil die hinterſten und mittelſten fort ge- trieben wurden/ und doch von den voͤrderen eingeſchloſſen wahren/ verwundeten ſie ſich ſelbſt an den ſcharffen Senſen/ biß ſie endlich in einem Klumpffen ſtecketen/ und weder vor noch hinter ſich kunten; doch wahren im anfange 25 von den Perſiſchen Feurtraͤgern teils beſchaͤdiget/ teils gar umbgebracht/ und macheten des Feindes Schuͤtzen ſich auch herbey/ daß von den 500 der unſrigen/ ſo zu den Seiten der Wagen hergeſtellet wahren/ nur 200 zurük kahmen/ wiewol auch die Feinde 250 im ſtiche lieſſen. Weil dann die Wagen nichts wirken wolten/ taht Vologeſes befehl/ daß ſo wol Oſazes an der linken/ als Vonones an der rechten Seiten den Angriff mit Pfeilen tuhn folten/ alſo/ daß wann ſich der Feind ih- nen wuͤrde eiferig entgegen ſtellen/ ſie ſich nicht zu weit vertuhn; da ſie aber an ihrer ſtelle halten blieben/ ſich ihnen naͤhern ſolten/ ſo daß ſie ſich dabey nach moͤgligkeit ſchuͤtzeten. Dieſe brachen loß und gingen getroſt hinan/ weil wegen der zimlich weiten abweſenheit des Fußheers ſie vor ihrem Geſchoß ſich nicht fuͤrchten durfften; als ſie nun ſich den un- ſern nahe gnug ſeyn merketen/ druͤcketen ſie hefftig loß/ daß die Pfeile in groſſer menge her- zu flogen. Aber Herkules und Ladiſla hatten die Anzahl der durchnaͤheten Pferdedecken dieſe Zeit her auff 18000 gemehret/ welche vor den Voͤlkern mit breiten Schilden hielten/ und von den Pfeilen aufffingen was nicht überhin ging. Die aber hinter dieſen hielten/ wirketen mit ihrem Geſchoß ungleich beſſer/ weil die Feinde mit dergleichen beſchuͤtzung ſich nicht verwahret hatten. Noch hielten ſie in dieſem unauffhoͤrlichen Schieſſen eine halbe Stunde an/ biß ſie endlich ſahen/ daß der Verluſt gar zu groß wahr/ und deßwegen den Abzug nahmen/ nachdem an Seiten Oſazes 4600 von ſeinem neuen Zuſaz erſchoſ- fen/ und 5400 eben derſelben hart verwundet/ auch 12000 Pferde/ teils Tod/ teils hart be- ſchaͤdigt wahren. Vonones verlohr 3560 ſeiner neuen Voͤlker; 7040 wurden davon zum Gefechte unduͤchtig gemacht/ und uͤber 8000 Pferde gefellet; dahingegen Herkules nur 530 verlohr/ und 1100 verwundet wurden/ mehrenteils Meden und Suſianer. Bey Ladiſla ſtuͤrzeten etwa 1300/ und 980 wurden ſehr ſchadhaft/ mehrenteils Hirkaner und Ariſche. Aber die breiten Schilde ſtecketen ſo voller Pfeile/ daß die Reuter ſie ſchwere hal- ben

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/106>, abgerufen am 25.11.2024.