Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch
taht alsbald einen Fußfall/ und fing also an: Allergnädigster König; ich habe allen mögli-
chen fleiß angewand/ dem Fräulein auff die Spuhr zukommen/ habe auch die Grenze Stad/
in welcher sie sich auffhielt/ ausgekundschaffet/ meine Völker heimlich verstekt/ und mich
dahin begeben/ sie gesprochen/ das Schreiben ihr geliefert/ und zur Antwort bekommen;
Sie könte sich nicht als eine geraubete und gefangene verheyrahten/ sondern dafern der
grosse König entwedervon ihrer Fr. Mutter Einwilligung erlangete/ oder sie mit dem
Schwerte gewünne/ währe sie darzu bereit und willig. Was solte ich nun getahn haben/
allergnädigster König? Das Städlein wahr mit schmalen Graben und geringen Mau-
ren umgeben/ ich merkete darinnen wenig Völker zur Besatzung; hingegen hatte ich 16000
Mann bey mir; aber auch bey ihr wahr der tapffere Teutsche Herkules; was solte ich ge-
tahn haben/ allergerechtester/ allerweisester König? Nun merken wir erst/ sagte Artabanus/
daß wir an dir einen Narren ausgeschicket haben; fragestu noch/ was du hättest tuhn sol-
len? Du hättest sollen das schwache Städlein anlauffen/ stürmen/ unser Fräulein retten/
den Buben Herkules erwürgen/ und alle Inwohner samt der Besatzung nidermachen;
und hättestu nur so viel Herzens gehabt/ würden wirs unvergolten nicht lassen/ obs gleich
mißlungen währe. Allergnädigster König/ antwortete er; ich habe es gleich also zumachen
vorgehabt/ ich habe die Stad mit den meinen angelauffen und gestürmet/ unter der Mey-
nung/ weil sich keine Völker/ ausser geringer Besatzung darinnen vernehmen liessen/ bald Mei-
ster zuwerden; aber/ ehe ich michs versahe/ und ich das eine Tohr samt der Maur schier in
meiner Gewalt hatte/ da fielen von bey den seiten bey die 10000 der wolversuchtesten Reu-
ter unter Herkules Anführung auff mich an; bald drungen etliche tausend Schützen zu
fusse mit heraus/ daß meine Leute/ die sich zum Sturm enge beyein ander hielten/ kein Feld
gewinnen/ noch in eine rechtmässige Schlacht Ordnung sich stellen kunten/ daher mir in die
4000/ wiewol nicht ohn der Feinde Blut/ nidergemacht/ die übrigen in der enge gefangen
genommen wurden; welche aber von Herkules gute Vertröstung zur Freylassung bekah-
men. Ich bin nach gehends von Herkules gewirdiget/ bey seinem Tische Speise zunehmen/
und habe von dem Fräulein in absonderlichem Gespräche gnug verstanden/ daß/ nachdem
sie von der Bezauberung befreyet/ sie nichts lieber wünschet/ als durchs Schwert erstritten
zuwerden. Eins ist noch von meiner Erzählung übrig/ welches ohn zweifel eurer Königl.
Hocheit eben so grosses verwundern bringen wird/ als mir; daß nehmlich der Schwarz-
künstler Valikules das Angesicht der Fräulein bey der Wegführung verstellet/ wie er sich
selbstverstellen kan/ massen sein Angesicht/ welches er uns alhier hat sehen lassen/ nicht sein
eigentliches/ sondern ein angenommenes ist/ sonst wann er in seiner wahren Gestalt sich se-
hen lässet/ ist er der schönste Jüngling/ mit gelbem Haar und zartem Angesicht/ und eben
der Teutsche Groß Fürst Herkules/ dessen Waffen nicht ohn ursach so hoch gerühmet wer-
den. Weil ich nun in diesem Zuge eben dasselbe vorgenommen habe/ welches Ihrer Kö-
nigl. Hocheit eigener Wille gewesen ist/ hoffe ich gänzlich/ dieselbe werde nach ihrer bey-
wohnen den Gerechtigkeit/ wegen meines unfalls allergnädigstes Mitleiden tragen/ und
sich versichern/ daß ich leben und sterben/ ja auch nach meinem Tode bleiben wil/ Ihrer
Königl. Hocheit allergeträuester Diener/ und gehorsamster Knecht/ ohn alle Ausrede. Der
König gab sich in allem zufrieden/ aber als er vernam/ daß er von Valikules so schlim- und
verächtlich hintergangen wahr/ währe er schier von Sinnen kommen/ dräuete ihm auch

die
C c c c c c iij

Vierdes Buch
taht alsbald einen Fußfall/ und fing alſo an: Allergnaͤdigſter Koͤnig; ich habe allen moͤgli-
chen fleiß angewand/ dem Fraͤulein auff die Spuhr zukom̃en/ habe auch die Grenze Stad/
in welcher ſie ſich auffhielt/ ausgekundſchaffet/ meine Voͤlker heimlich verſtekt/ und mich
dahin begeben/ ſie geſprochen/ das Schreiben ihr geliefert/ und zur Antwort bekommen;
Sie koͤnte ſich nicht als eine geraubete und gefangene verheyrahten/ ſondern dafern der
groſſe Koͤnig entwedervon ihrer Fr. Mutter Einwilligung erlangete/ oder ſie mit dem
Schwerte gewuͤnne/ waͤhre ſie darzu bereit und willig. Was ſolte ich nun getahn haben/
allergnaͤdigſter Koͤnig? Das Staͤdlein wahr mit ſchmalen Graben und geringen Mau-
ren umgeben/ ich merkete dariñen wenig Voͤlker zur Beſatzung; hingegen hatte ich 16000
Mann bey mir; aber auch bey ihr wahr der tapffere Teutſche Herkules; was ſolte ich ge-
tahn haben/ allergerechteſter/ allerweiſeſter Koͤnig? Nun merken wir erſt/ ſagte Artabanus/
daß wir an dir einen Narren ausgeſchicket haben; frageſtu noch/ was du haͤtteſt tuhn ſol-
len? Du haͤtteſt ſollen das ſchwache Staͤdlein anlauffen/ ſtürmen/ unſer Fraͤulein retten/
den Buben Herkules erwuͤrgen/ und alle Inwohner ſamt der Beſatzung nidermachen;
und haͤtteſtu nur ſo viel Herzens gehabt/ wuͤrden wirs unvergolten nicht laſſen/ obs gleich
mißlungen waͤhre. Allergnaͤdigſter Koͤnig/ antwortete er; ich habe es gleich alſo zumachen
vorgehabt/ ich habe die Stad mit den meinen angelauffen und geſtuͤrmet/ unter der Mey-
nung/ weil ſich keine Voͤlker/ auſſer geringeꝛ Beſatzung dariñen vernehmẽ lieſſen/ bald Mei-
ſter zuwerden; aber/ ehe ich michs verſahe/ und ich das eine Tohr ſamt der Maur ſchier in
meiner Gewalt hatte/ da fielen von bey den ſeiten bey die 10000 der wolverſuchteſten Reu-
ter unter Herkules Anfuͤhrung auff mich an; bald drungen etliche tauſend Schuͤtzen zu
fuſſe mit heraus/ daß meine Leute/ die ſich zum Sturm enge beyein ander hielten/ kein Feld
gewinnen/ noch in eine rechtmaͤſſige Schlacht Ordnung ſich ſtellen kunten/ daher miꝛ in die
4000/ wiewol nicht ohn der Feinde Blut/ nidergemacht/ die übrigen in der enge gefangen
genommen wurden; welche aber von Herkules gute Vertroͤſtung zur Freylaſſung bekah-
men. Ich bin nach gehends von Herkules gewirdiget/ bey ſeinem Tiſche Speiſe zunehmẽ/
und habe von dem Fraͤulein in abſonderlichem Geſpraͤche gnug verſtanden/ daß/ nachdem
ſie von der Bezauberung befreyet/ ſie nichts lieber wuͤnſchet/ als durchs Schwert erſtritten
zuwerden. Eins iſt noch von meiner Erzaͤhlung uͤbrig/ welches ohn zweifel eurer Koͤnigl.
Hocheit eben ſo groſſes verwundern bringen wird/ als mir; daß nehmlich der Schwarz-
kuͤnſtler Valikules das Angeſicht der Fraͤulein bey der Wegfuͤhrung verſtellet/ wie er ſich
ſelbſtverſtellen kan/ maſſen ſein Angeſicht/ welches er uns alhier hat ſehen laſſen/ nicht ſein
eigentliches/ ſondern ein angenommenes iſt/ ſonſt wann er in ſeiner wahren Geſtalt ſich ſe-
hen laͤſſet/ iſt er der ſchoͤnſte Juͤngling/ mit gelbem Haar und zartem Angeſicht/ und eben
der Teutſche Groß Fuͤrſt Herkules/ deſſen Waffen nicht ohn urſach ſo hoch geruͤhmet weꝛ-
den. Weil ich nun in dieſem Zuge eben daſſelbe vorgenommen habe/ welches Ihrer Koͤ-
nigl. Hocheit eigener Wille geweſen iſt/ hoffe ich gaͤnzlich/ dieſelbe werde nach ihrer bey-
wohnen den Gerechtigkeit/ wegen meines unfalls allergnaͤdigſtes Mitleiden tragen/ und
ſich verſichern/ daß ich leben und ſterben/ ja auch nach meinem Tode bleiben wil/ Ihrer
Koͤnigl. Hocheit allergetraͤueſter Diener/ uñ gehorſamſter Knecht/ ohn alle Ausrede. Der
Koͤnig gab ſich in allem zufrieden/ aber als er vernam/ daß er von Valikules ſo ſchlim- uñ
veraͤchtlich hintergangen wahr/ waͤhre er ſchier von Sinnen kommen/ draͤuete ihm auch

die
C c c c c c iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0979" n="941"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch</hi></fw><lb/>
taht alsbald einen Fußfall/ und fing al&#x017F;o an: Allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig; ich habe allen mo&#x0364;gli-<lb/>
chen fleiß angewand/ dem Fra&#x0364;ulein auff die Spuhr zukom&#x0303;en/ habe auch die Grenze Stad/<lb/>
in welcher &#x017F;ie &#x017F;ich auffhielt/ ausgekund&#x017F;chaffet/ meine Vo&#x0364;lker heimlich ver&#x017F;tekt/ und mich<lb/>
dahin begeben/ &#x017F;ie ge&#x017F;prochen/ das Schreiben ihr geliefert/ und zur Antwort bekommen;<lb/>
Sie ko&#x0364;nte &#x017F;ich nicht als eine geraubete und gefangene verheyrahten/ &#x017F;ondern dafern der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;nig entwedervon ihrer Fr. Mutter Einwilligung erlangete/ oder &#x017F;ie mit dem<lb/>
Schwerte gewu&#x0364;nne/ wa&#x0364;hre &#x017F;ie darzu bereit und willig. Was &#x017F;olte ich nun getahn haben/<lb/>
allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig? Das Sta&#x0364;dlein wahr mit &#x017F;chmalen Graben und geringen Mau-<lb/>
ren umgeben/ ich merkete darin&#x0303;en wenig Vo&#x0364;lker zur Be&#x017F;atzung; hingegen hatte ich 16000<lb/>
Mann bey mir; aber auch bey ihr wahr der tapffere Teut&#x017F;che Herkules; was &#x017F;olte ich ge-<lb/>
tahn haben/ allergerechte&#x017F;ter/ allerwei&#x017F;e&#x017F;ter Ko&#x0364;nig? Nun merken wir er&#x017F;t/ &#x017F;agte Artabanus/<lb/>
daß wir an dir einen Narren ausge&#x017F;chicket haben; frage&#x017F;tu noch/ was du ha&#x0364;tte&#x017F;t tuhn &#x017F;ol-<lb/>
len? Du ha&#x0364;tte&#x017F;t &#x017F;ollen das &#x017F;chwache Sta&#x0364;dlein anlauffen/ &#x017F;türmen/ un&#x017F;er Fra&#x0364;ulein retten/<lb/>
den Buben Herkules erwu&#x0364;rgen/ und alle Inwohner &#x017F;amt der Be&#x017F;atzung nidermachen;<lb/>
und ha&#x0364;tte&#x017F;tu nur &#x017F;o viel Herzens gehabt/ wu&#x0364;rden wirs unvergolten nicht la&#x017F;&#x017F;en/ obs gleich<lb/>
mißlungen wa&#x0364;hre. Allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig/ antwortete er; ich habe es gleich al&#x017F;o zumachen<lb/>
vorgehabt/ ich habe die Stad mit den meinen angelauffen und ge&#x017F;tu&#x0364;rmet/ unter der Mey-<lb/>
nung/ weil &#x017F;ich keine Vo&#x0364;lker/ au&#x017F;&#x017F;er geringe&#xA75B; Be&#x017F;atzung darin&#x0303;en vernehme&#x0303; lie&#x017F;&#x017F;en/ bald Mei-<lb/>
&#x017F;ter zuwerden; aber/ ehe ich michs ver&#x017F;ahe/ und ich das eine Tohr &#x017F;amt der Maur &#x017F;chier in<lb/>
meiner Gewalt hatte/ da fielen von bey den &#x017F;eiten bey die 10000 der wolver&#x017F;uchte&#x017F;ten Reu-<lb/>
ter unter Herkules Anfu&#x0364;hrung auff mich an; bald drungen etliche tau&#x017F;end Schu&#x0364;tzen zu<lb/>
fu&#x017F;&#x017F;e mit heraus/ daß meine Leute/ die &#x017F;ich zum Sturm enge beyein ander hielten/ kein Feld<lb/>
gewinnen/ noch in eine rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Schlacht Ordnung &#x017F;ich &#x017F;tellen kunten/ daher mi&#xA75B; in die<lb/>
4000/ wiewol nicht ohn der Feinde Blut/ nidergemacht/ die übrigen in der enge gefangen<lb/>
genommen wurden; welche aber von Herkules gute Vertro&#x0364;&#x017F;tung zur Freyla&#x017F;&#x017F;ung bekah-<lb/>
men. Ich bin nach gehends von Herkules gewirdiget/ bey &#x017F;einem Ti&#x017F;che Spei&#x017F;e zunehme&#x0303;/<lb/>
und habe von dem Fra&#x0364;ulein in ab&#x017F;onderlichem Ge&#x017F;pra&#x0364;che gnug ver&#x017F;tanden/ daß/ nachdem<lb/>
&#x017F;ie von der Bezauberung befreyet/ &#x017F;ie nichts lieber wu&#x0364;n&#x017F;chet/ als durchs Schwert er&#x017F;tritten<lb/>
zuwerden. Eins i&#x017F;t noch von meiner Erza&#x0364;hlung u&#x0364;brig/ welches ohn zweifel eurer Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Hocheit eben &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es verwundern bringen wird/ als mir; daß nehmlich der Schwarz-<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tler Valikules das Ange&#x017F;icht der Fra&#x0364;ulein bey der Wegfu&#x0364;hrung ver&#x017F;tellet/ wie er &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;tver&#x017F;tellen kan/ ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein Ange&#x017F;icht/ welches er uns alhier hat &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ nicht &#x017F;ein<lb/>
eigentliches/ &#x017F;ondern ein angenommenes i&#x017F;t/ &#x017F;on&#x017F;t wann er in &#x017F;einer wahren Ge&#x017F;talt &#x017F;ich &#x017F;e-<lb/>
hen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ i&#x017F;t er der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Ju&#x0364;ngling/ mit gelbem Haar und zartem Ange&#x017F;icht/ und eben<lb/>
der Teut&#x017F;che Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules/ de&#x017F;&#x017F;en Waffen nicht ohn ur&#x017F;ach &#x017F;o hoch geru&#x0364;hmet we&#xA75B;-<lb/>
den. Weil ich nun in die&#x017F;em Zuge eben da&#x017F;&#x017F;elbe vorgenommen habe/ welches Ihrer Ko&#x0364;-<lb/>
nigl. Hocheit eigener Wille gewe&#x017F;en i&#x017F;t/ hoffe ich ga&#x0364;nzlich/ die&#x017F;elbe werde nach ihrer bey-<lb/>
wohnen den Gerechtigkeit/ wegen meines unfalls allergna&#x0364;dig&#x017F;tes Mitleiden tragen/ und<lb/>
&#x017F;ich ver&#x017F;ichern/ daß ich leben und &#x017F;terben/ ja auch nach meinem Tode bleiben wil/ Ihrer<lb/>
Ko&#x0364;nigl. Hocheit allergetra&#x0364;ue&#x017F;ter Diener/ un&#x0303; gehor&#x017F;am&#x017F;ter Knecht/ ohn alle Ausrede. Der<lb/>
Ko&#x0364;nig gab &#x017F;ich in allem zufrieden/ aber als er vernam/ daß er von Valikules &#x017F;o &#x017F;chlim- un&#x0303;<lb/>
vera&#x0364;chtlich hintergangen wahr/ wa&#x0364;hre er &#x017F;chier von Sinnen kommen/ dra&#x0364;uete ihm auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c c c c iij</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[941/0979] Vierdes Buch taht alsbald einen Fußfall/ und fing alſo an: Allergnaͤdigſter Koͤnig; ich habe allen moͤgli- chen fleiß angewand/ dem Fraͤulein auff die Spuhr zukom̃en/ habe auch die Grenze Stad/ in welcher ſie ſich auffhielt/ ausgekundſchaffet/ meine Voͤlker heimlich verſtekt/ und mich dahin begeben/ ſie geſprochen/ das Schreiben ihr geliefert/ und zur Antwort bekommen; Sie koͤnte ſich nicht als eine geraubete und gefangene verheyrahten/ ſondern dafern der groſſe Koͤnig entwedervon ihrer Fr. Mutter Einwilligung erlangete/ oder ſie mit dem Schwerte gewuͤnne/ waͤhre ſie darzu bereit und willig. Was ſolte ich nun getahn haben/ allergnaͤdigſter Koͤnig? Das Staͤdlein wahr mit ſchmalen Graben und geringen Mau- ren umgeben/ ich merkete dariñen wenig Voͤlker zur Beſatzung; hingegen hatte ich 16000 Mann bey mir; aber auch bey ihr wahr der tapffere Teutſche Herkules; was ſolte ich ge- tahn haben/ allergerechteſter/ allerweiſeſter Koͤnig? Nun merken wir erſt/ ſagte Artabanus/ daß wir an dir einen Narren ausgeſchicket haben; frageſtu noch/ was du haͤtteſt tuhn ſol- len? Du haͤtteſt ſollen das ſchwache Staͤdlein anlauffen/ ſtürmen/ unſer Fraͤulein retten/ den Buben Herkules erwuͤrgen/ und alle Inwohner ſamt der Beſatzung nidermachen; und haͤtteſtu nur ſo viel Herzens gehabt/ wuͤrden wirs unvergolten nicht laſſen/ obs gleich mißlungen waͤhre. Allergnaͤdigſter Koͤnig/ antwortete er; ich habe es gleich alſo zumachen vorgehabt/ ich habe die Stad mit den meinen angelauffen und geſtuͤrmet/ unter der Mey- nung/ weil ſich keine Voͤlker/ auſſer geringeꝛ Beſatzung dariñen vernehmẽ lieſſen/ bald Mei- ſter zuwerden; aber/ ehe ich michs verſahe/ und ich das eine Tohr ſamt der Maur ſchier in meiner Gewalt hatte/ da fielen von bey den ſeiten bey die 10000 der wolverſuchteſten Reu- ter unter Herkules Anfuͤhrung auff mich an; bald drungen etliche tauſend Schuͤtzen zu fuſſe mit heraus/ daß meine Leute/ die ſich zum Sturm enge beyein ander hielten/ kein Feld gewinnen/ noch in eine rechtmaͤſſige Schlacht Ordnung ſich ſtellen kunten/ daher miꝛ in die 4000/ wiewol nicht ohn der Feinde Blut/ nidergemacht/ die übrigen in der enge gefangen genommen wurden; welche aber von Herkules gute Vertroͤſtung zur Freylaſſung bekah- men. Ich bin nach gehends von Herkules gewirdiget/ bey ſeinem Tiſche Speiſe zunehmẽ/ und habe von dem Fraͤulein in abſonderlichem Geſpraͤche gnug verſtanden/ daß/ nachdem ſie von der Bezauberung befreyet/ ſie nichts lieber wuͤnſchet/ als durchs Schwert erſtritten zuwerden. Eins iſt noch von meiner Erzaͤhlung uͤbrig/ welches ohn zweifel eurer Koͤnigl. Hocheit eben ſo groſſes verwundern bringen wird/ als mir; daß nehmlich der Schwarz- kuͤnſtler Valikules das Angeſicht der Fraͤulein bey der Wegfuͤhrung verſtellet/ wie er ſich ſelbſtverſtellen kan/ maſſen ſein Angeſicht/ welches er uns alhier hat ſehen laſſen/ nicht ſein eigentliches/ ſondern ein angenommenes iſt/ ſonſt wann er in ſeiner wahren Geſtalt ſich ſe- hen laͤſſet/ iſt er der ſchoͤnſte Juͤngling/ mit gelbem Haar und zartem Angeſicht/ und eben der Teutſche Groß Fuͤrſt Herkules/ deſſen Waffen nicht ohn urſach ſo hoch geruͤhmet weꝛ- den. Weil ich nun in dieſem Zuge eben daſſelbe vorgenommen habe/ welches Ihrer Koͤ- nigl. Hocheit eigener Wille geweſen iſt/ hoffe ich gaͤnzlich/ dieſelbe werde nach ihrer bey- wohnen den Gerechtigkeit/ wegen meines unfalls allergnaͤdigſtes Mitleiden tragen/ und ſich verſichern/ daß ich leben und ſterben/ ja auch nach meinem Tode bleiben wil/ Ihrer Koͤnigl. Hocheit allergetraͤueſter Diener/ uñ gehorſamſter Knecht/ ohn alle Ausrede. Der Koͤnig gab ſich in allem zufrieden/ aber als er vernam/ daß er von Valikules ſo ſchlim- uñ veraͤchtlich hintergangen wahr/ waͤhre er ſchier von Sinnen kommen/ draͤuete ihm auch die C c c c c c iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/979
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 941. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/979>, abgerufen am 02.06.2024.