Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. lauten/ daß ich nicht verursachet werde/ mich dessen zubeschweren. O nein; Valiska istkeine himlische/ viel weniger göttliche/ aber auch ja so wenig eine leichtsinnige/ die auff un- züchtiges Feur ihr Löschewasser schütten/ oder unbendigen Augen mehr als den Weg neben hin gönnen solte. Bedenket hernähst meine Hocheit/ und entschlaget euch der Gedanken/ ichtwas unkeusches bey mir zuerhalten/ so wil ich diesen euren Frevel unter die Füsse der Vergessenheit treten/ und eures Unglüks keine Ursach seyn; im wiedrigen sol diese meine Hand durch rechtmässigen Kampff sich an euch rächen. Hierauff wolte sie seine Antwort nicht erwarten/ sondern nach höflicher Neigung (umb der Anwesen den willen) trat sie zu Kleofis/ hielt einen Tanz mit ihr/ und führete sie Artaxerxes zu/ der nach dessen Endigung ihr ein Adelgut nahe bey der Stad gelegen/ zur Außsteuer schenkete. Es hatte sich Gobares an seinen alten Plaz wieder gesetzet/ und muste Valiska/ Argwohn zu meiden/ sich zu ihm verfügen. Er wahr aber der unvermuhtlichen Antwort so bestürzet/ daß er meinete/ zu ver- zweifeln/ weil der stolze Nar ihm nicht einbilden können/ das sein Anmuhten ihm solte ver- sagt werden. Gleich wie aber einem Fieberkranken durch wegerung des Trunks der Durst und die Sauffbegierde nur gemehret wird/ also nahmen die Begierde der abgeschlagenen Niessung bey diesem Unzüchtigen heftiger zu/ ward auch in etwas wieder auffgerichtet/ wie er sahe/ daß sich das Fräulein zu ihm setzete/ und keinen Wiederwillen merken ließ/ fing demnach viel ein ander Gespräch mit ihr an/ und beklagete das Leid ihrer Fr. Mutter/ in welches sie durch ihre gewaltsame Entführung gestürzet währe. Aber so blödes Gehirns wahr sie nicht/ daß sie dieser Stellung nicht solte wahrgenommen haben; wahr doch wol zu frieden/ daß er seyn selbst acht hatte/ und beantwortete es mit guter Freundligkeit. Des- selben Tages wählete sie zwo zierliche ädle Jungfern/ Andia und Amestris/ die ihr stete Ge- selschaft leisten solten/ nam auch eine Leibdienerin an/ nahmens Apame/ die äusserlich sich from zu stellen wuste/ aber im Herzen voller Leichtfertigkeit wahr. Diese Nacht volführete Gobares mit Seufzen und Liebesgedanken/ dessen Ursachen sein Bagoas zuerfragen sich erkühnete/ und von ihm vernam/ wie abschlägige und zwar schimpfliche Antwort ihm das Fräulein auff sein Ansuchen erteilet/ so daß er zu sterben sich erwogen hätte/ weil ohn sie zu leben ihm unmöglich währe. Dieser aber tröstete ihn mit frischen Reden/ man müste in der gleichen Sachen sich nicht übereilen; gut Ding wolte weile haben/ und währe ihre Hocheit tra[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt] zum Künstler verdorben/ wann sie an einer treflichen Arbeit so bald erliegen wolte/ da jene offt etliche Wochen nur mit den gröbesten Feilen zubringen müsten/ wann sie etwas sonderliches vorhätten. Was man mit leichter Mühe erlangete/ gäbe kurze Wol- lust/ und brächte die erlittene Gefahr nach erhaltenem Gute eine sonderliche Vergnügung/ wann wir daran gedächten; Eure Hocheit betrachten sagte er/ was Artabanus vor Schmer- zen wegen des gänzlichen Verlustes dieser Volkommenheit erdulden muß/ und sie wolte auff der ersten Stuhffe verzagen/ da sie nach diesem allerschönsten Gewächse steigen? nicht also/ mein König; sie wil ohnzweiffel die Bewehrung eurer Beständigkeit zuvor haben/ ehe sie sich vertraulich heraus lässet; aber ob sie gleich durchaus nicht wolte/ müste man deßwegen dann an gutem Verfolg alsbald verzweifeln? Sie lasse nur mich machen/ und verheisse mir die Kleofis/ die mein Herz besessen hat/ so wil ich schon mittel finden/ auch wi- der ihren Willen Euer Hocheit sie zuliefern/ da wir sie in aller stille nach Susa bringen/ und euer Herz nach allem Wunsch vergnügen wollen. Gobares wuste/ daß er zu solchen Sa- chen C c c c c c ij
Vierdes Buch. lauten/ daß ich nicht verurſachet werde/ mich deſſen zubeſchweren. O nein; Valiſka iſtkeine himliſche/ viel weniger goͤttliche/ aber auch ja ſo wenig eine leichtſinnige/ die auff un- zuͤchtiges Feur ihr Loͤſchewaſſer ſchuͤtten/ oder unbendigen Augen mehr als den Weg neben hin goͤnnen ſolte. Bedenket hernaͤhſt meine Hocheit/ und entſchlaget euch der Gedanken/ ichtwas unkeuſches bey mir zuerhalten/ ſo wil ich dieſen euren Frevel unter die Fuͤſſe der Vergeſſenheit treten/ und eures Ungluͤks keine Urſach ſeyn; im wiedrigen ſol dieſe meine Hand durch rechtmaͤſſigen Kampff ſich an euch raͤchen. Hierauff wolte ſie ſeine Antwort nicht erwarten/ ſondern nach hoͤflicher Neigung (umb der Anweſen den willen) trat ſie zu Kleofis/ hielt einen Tanz mit ihr/ und fuͤhrete ſie Artaxerxes zu/ der nach deſſen Endigung ihr ein Adelgut nahe bey der Stad gelegen/ zur Außſteuer ſchenkete. Es hatte ſich Gobares an ſeinen alten Plaz wieder geſetzet/ und muſte Valiſka/ Argwohn zu meiden/ ſich zu ihm verfuͤgen. Er wahr aber der unvermuhtlichen Antwort ſo beſtuͤrzet/ daß er meinete/ zu veꝛ- zweifeln/ weil der ſtolze Nar ihm nicht einbilden koͤnnen/ das ſein Anmuhten ihm ſolte ver- ſagt werden. Gleich wie aber einem Fieberkranken durch wegerung des Trunks der Durſt und die Sauffbegierde nur gemehret wird/ alſo nahmen die Begierde der abgeſchlagenen Nieſſung bey dieſem Unzuͤchtigen heftiger zu/ ward auch in etwas wieder auffgerichtet/ wie er ſahe/ daß ſich das Fraͤulein zu ihm ſetzete/ und keinen Wiederwillen merken ließ/ fing demnach viel ein ander Geſpraͤch mit ihr an/ und beklagete das Leid ihrer Fr. Mutter/ in welches ſie durch ihre gewaltſame Entfuͤhrung geſtuͤrzet waͤhre. Aber ſo bloͤdes Gehirns wahr ſie nicht/ daß ſie dieſer Stellung nicht ſolte wahrgenommen haben; wahr doch wol zu frieden/ daß er ſeyn ſelbſt acht hatte/ und beantwortete es mit guter Freundligkeit. Deſ- ſelben Tages waͤhlete ſie zwo zierliche aͤdle Jungfern/ Andia und Ameſtris/ die ihr ſtete Ge- ſelſchaft leiſten ſolten/ nam auch eine Leibdienerin an/ nahmens Apame/ die aͤuſſerlich ſich from zu ſtellen wuſte/ aber im Herzen voller Leichtfertigkeit wahr. Dieſe Nacht volfuͤhrete Gobares mit Seufzen und Liebesgedanken/ deſſen Urſachen ſein Bagoas zuerfragen ſich erkuͤhnete/ und von ihm vernam/ wie abſchlaͤgige und zwar ſchimpfliche Antwort ihm das Fraͤulein auff ſein Anſuchen erteilet/ ſo daß er zu ſterben ſich erwogen haͤtte/ weil ohn ſie zu leben ihm unmoͤglich waͤhre. Dieſer aber troͤſtete ihn mit friſchen Reden/ man muͤſte in der gleichen Sachen ſich nicht uͤbereilen; gut Ding wolte weile haben/ und waͤhre ihre Hocheit tra[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt] zum Kuͤnſtler verdorben/ wann ſie an einer treflichen Arbeit ſo bald erliegẽ wolte/ da jene offt etliche Wochen nur mit den groͤbeſten Feilen zubringen muͤſten/ wann ſie etwas ſonderliches vorhaͤtten. Was man mit leichteꝛ Muͤhe eꝛlangete/ gaͤbe kurze Wol- luſt/ uñ braͤchte die erlittene Gefahr nach erhaltenem Gute eine ſonderliche Vergnuͤgung/ wañ wir daran gedaͤchten; Eure Hocheit betrachten ſagte er/ was Artabanus vor Schmer- zen wegen des gaͤnzlichen Verluſtes dieſer Volkommenheit erdulden muß/ und ſie wolte auff der erſten Stuhffe verzagen/ da ſie nach dieſem allerſchoͤnſten Gewaͤchſe ſteigen? nicht alſo/ mein Koͤnig; ſie wil ohnzweiffel die Bewehrung eurer Beſtaͤndigkeit zuvor haben/ ehe ſie ſich vertraulich heraus laͤſſet; aber ob ſie gleich durchaus nicht wolte/ muͤſte man deßwegen dann an gutem Verfolg alsbald verzweifeln? Sie laſſe nur mich machen/ und verheiſſe mir die Kleofis/ die mein Herz beſeſſen hat/ ſo wil ich ſchon mittel finden/ auch wi- der ihren Willen Euer Hocheit ſie zuliefern/ da wir ſie in aller ſtille nach Suſa bringen/ uñ euer Herz nach allem Wunſch vergnuͤgen wollen. Gobares wuſte/ daß er zu ſolchen Sa- chen C c c c c c ij
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Vierdes Buch.
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keine himliſche/ viel weniger goͤttliche/ aber auch ja ſo wenig eine leichtſinnige/ die auff un-
zuͤchtiges Feur ihr Loͤſchewaſſer ſchuͤtten/ oder unbendigen Augen mehr als den Weg neben
hin goͤnnen ſolte. Bedenket hernaͤhſt meine Hocheit/ und entſchlaget euch der Gedanken/
ichtwas unkeuſches bey mir zuerhalten/ ſo wil ich dieſen euren Frevel unter die Fuͤſſe der
Vergeſſenheit treten/ und eures Ungluͤks keine Urſach ſeyn; im wiedrigen ſol dieſe meine
Hand durch rechtmaͤſſigen Kampff ſich an euch raͤchen. Hierauff wolte ſie ſeine Antwort
nicht erwarten/ ſondern nach hoͤflicher Neigung (umb der Anweſen den willen) trat ſie zu
Kleofis/ hielt einen Tanz mit ihr/ und fuͤhrete ſie Artaxerxes zu/ der nach deſſen Endigung
ihr ein Adelgut nahe bey der Stad gelegen/ zur Außſteuer ſchenkete. Es hatte ſich Gobares
an ſeinen alten Plaz wieder geſetzet/ und muſte Valiſka/ Argwohn zu meiden/ ſich zu ihm
verfuͤgen. Er wahr aber der unvermuhtlichen Antwort ſo beſtuͤrzet/ daß er meinete/ zu veꝛ-
zweifeln/ weil der ſtolze Nar ihm nicht einbilden koͤnnen/ das ſein Anmuhten ihm ſolte ver-
ſagt werden. Gleich wie aber einem Fieberkranken durch wegerung des Trunks der Durſt
und die Sauffbegierde nur gemehret wird/ alſo nahmen die Begierde der abgeſchlagenen
Nieſſung bey dieſem Unzuͤchtigen heftiger zu/ ward auch in etwas wieder auffgerichtet/
wie er ſahe/ daß ſich das Fraͤulein zu ihm ſetzete/ und keinen Wiederwillen merken ließ/ fing
demnach viel ein ander Geſpraͤch mit ihr an/ und beklagete das Leid ihrer Fr. Mutter/ in
welches ſie durch ihre gewaltſame Entfuͤhrung geſtuͤrzet waͤhre. Aber ſo bloͤdes Gehirns
wahr ſie nicht/ daß ſie dieſer Stellung nicht ſolte wahrgenommen haben; wahr doch wol
zu frieden/ daß er ſeyn ſelbſt acht hatte/ und beantwortete es mit guter Freundligkeit. Deſ-
ſelben Tages waͤhlete ſie zwo zierliche aͤdle Jungfern/ Andia und Ameſtris/ die ihr ſtete Ge-
ſelſchaft leiſten ſolten/ nam auch eine Leibdienerin an/ nahmens Apame/ die aͤuſſerlich ſich
from zu ſtellen wuſte/ aber im Herzen voller Leichtfertigkeit wahr. Dieſe Nacht volfuͤhrete
Gobares mit Seufzen und Liebesgedanken/ deſſen Urſachen ſein Bagoas zuerfragen ſich
erkuͤhnete/ und von ihm vernam/ wie abſchlaͤgige und zwar ſchimpfliche Antwort ihm das
Fraͤulein auff ſein Anſuchen erteilet/ ſo daß er zu ſterben ſich erwogen haͤtte/ weil ohn ſie zu
leben ihm unmoͤglich waͤhre. Dieſer aber troͤſtete ihn mit friſchen Reden/ man muͤſte in
der gleichen Sachen ſich nicht uͤbereilen; gut Ding wolte weile haben/ und waͤhre ihre
Hocheit tra_ zum Kuͤnſtler verdorben/ wann ſie an einer treflichen Arbeit ſo bald erliegẽ
wolte/ da jene offt etliche Wochen nur mit den groͤbeſten Feilen zubringen muͤſten/ wann
ſie etwas ſonderliches vorhaͤtten. Was man mit leichteꝛ Muͤhe eꝛlangete/ gaͤbe kurze Wol-
luſt/ uñ braͤchte die erlittene Gefahr nach erhaltenem Gute eine ſonderliche Vergnuͤgung/
wañ wir daran gedaͤchten; Eure Hocheit betrachten ſagte er/ was Artabanus vor Schmer-
zen wegen des gaͤnzlichen Verluſtes dieſer Volkommenheit erdulden muß/ und ſie wolte
auff der erſten Stuhffe verzagen/ da ſie nach dieſem allerſchoͤnſten Gewaͤchſe ſteigen? nicht
alſo/ mein Koͤnig; ſie wil ohnzweiffel die Bewehrung eurer Beſtaͤndigkeit zuvor haben/
ehe ſie ſich vertraulich heraus laͤſſet; aber ob ſie gleich durchaus nicht wolte/ muͤſte man
deßwegen dann an gutem Verfolg alsbald verzweifeln? Sie laſſe nur mich machen/ und
verheiſſe mir die Kleofis/ die mein Herz beſeſſen hat/ ſo wil ich ſchon mittel finden/ auch wi-
der ihren Willen Euer Hocheit ſie zuliefern/ da wir ſie in aller ſtille nach Suſa bringen/ uñ
euer Herz nach allem Wunſch vergnuͤgen wollen. Gobares wuſte/ daß er zu ſolchen Sa-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/977>, abgerufen am 26.06.2024. |