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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
hat. Kleofis wolte niderknien/ und umb Gnade und Schuz bitten/ aber das Fräulein weh-
rete ihr solches/ und sagete: Ich gebe euch/ liebe Freundin/ eben so hohe Versicherung/ als
ich selbst habe; fassete sie bey der Hand/ und führete sie in ein Nebengemach/ daselbst zu ihr
sagend; Herzen Freundin/ lieber saget mir/ wie gefält euch mein Oheim/ Groß Fürst Her-
kules? Ach mein gnädigstes Fräulein/ antwortete sie/ ich gläube nimmermehr/ daß seines
und eures gleichen in aller Welt lebe/ wolte ihn auch lieber vor einen Engel als Menschen
ehren. O nein/ sagte das Fräulein/ er ist freilich ein Mensch; aber woltet ihr mir auch rah-
ten/ daß ich ihn umb Artabanus vertauschen solte? sehet/ dieser unvergleichliche Held ist
schon drey Jahr mein verlobter Bräutigam; ja er ist eben der euch bekante Valikules/
der mit einer angestrichenen Farbe sich unkentlich machen kan; und was meinet ihr/ wie
meinem Herzen muß zu muhte gewesen seyn/ da ich ihm entrissen/ mich dem ungestalten
und unflätigen Artabanus gönnen solte? Gnädigstes Fräulein/ antwortete Kleofis; eure
Durchl. behalten ja was sie haben/ und gehen nimmermehr solchen ungleichen Tausch
ein; zwar der König hat mich bloß zu dem Ende hergesant/ daß eurer Gn. ich nicht allein
auff dem Rükwege untertähnigst auffwarten/ sondern dieselbe auch bereden solte/ wieder
mit umbzukehren/ wovon ich aber kein Wort zuverlieren willens bin/ möchte nur von Her-
zen wünschen/ daß eure Durchl. sich meiner gnädigst erbarmen/ und in ihre Dienste vor
ihre Leibmagd mich auffnehmen wolte/ damit ich dem unzüchtigen Könige mich nicht wie-
der stellen dürffe/ vor dem ich/ dem Himmel sey Dank/ meine Keuscheit bißher erhalten
habe. Meinet ihr/ sagte Valiska/ daß ich euch lassen werde/ nachdem ihr mit dem Schwer-
te gewonnen/ und ohn daß mir die Liebste meines ganzen Frauenzimmers seid? Ich wil
euch nach Wirdigkeit versorgen/ und köstlich verheyrahten; ob euch dann gleich euer Vä-
terliches Erbe in Parthen zu rücke bleiben solte/ wird sich der Brautschaz doch wol finden.
Nach dem uns aber Obrister Bubazes zur Mahlzeit gebehten/ und es schon zimlich spät
ist/ wollen wir uns nicht länger auffhalten. Gallus trat gleich zu ihnen hinein/ mit vermel-
den/ der Groß Fürst währe mit Bagophanes schon hingeritten/ und wartete die Gutsche
im Vorhofe ihrer Ankunft. Also fuhr sie mit ihrer Kleofis hin/ und wurden von Buba-
zes höflich empfangen. Beydem Essen ging mannicherley Gespräch vor/ da unter andern
sie auff der Fräulein Flucht zu reden kahmen/ und sie alles erzählete/ was gestalt sie ihre
Hoffmeisterin hintergangen/ und mit der Krämerey ihr die Blendung gemacht/ daß sie
Freiheit bekommen/ in angestrichener Farbe davon zuscheiden. Worauff Bagophanes
anzeigete/ wie man die Hoffmeisterin in schwerem Verdacht hätte/ ungeachtet sie sich mit
einem Schreiben vor ihrem Abscheide höchlich entschuldiget; hätte auch ohn alle Gnade
eines schmählichen Todes sterben müssen/ da sie sich durch die Flucht nicht gerettet hätte.
Valiska freuete sich sehr/ daß sie davon kommen wahr/ und muste Kleofis alles nach der
Ordnung erzählen/ wie es anfangs mit ihrer Krämerey/ hernach mit der Fräulein Nach-
suchung/ und mit Artabanus Kummer ergangen; welches Bagophanes mit grossem
Verdrus anhörete/ und ihr durch Winken zuverstehen gab/ sich in erzählung des lezten
Stückes zu mässigen; welches sie aber nicht merken wolte. Valiska fragete sie/ ob sie auch
die beyden Krämerinnen noch kennen wolte/ wann sie zugegen währen; Und als sie solches
bejahete/ sagte sie weiter; Ey so schauet mir diese beyden Auffwarter etwas genauer an;

ja

Vierdes Buch.
hat. Kleofis wolte niderknien/ und umb Gnade und Schuz bitten/ aber das Fraͤulein weh-
rete ihr ſolches/ und ſagete: Ich gebe euch/ liebe Freundin/ eben ſo hohe Verſicherung/ als
ich ſelbſt habe; faſſete ſie bey der Hand/ und fuͤhrete ſie in ein Nebengemach/ daſelbſt zu ihr
ſagend; Herzen Freundin/ lieber ſaget mir/ wie gefaͤlt euch mein Oheim/ Groß Fuͤrſt Her-
kules? Ach mein gnaͤdigſtes Fraͤulein/ antwortete ſie/ ich glaͤube nimmermehr/ daß ſeines
und eures gleichen in aller Welt lebe/ wolte ihn auch lieber vor einen Engel als Menſchen
ehren. O nein/ ſagte das Fraͤulein/ er iſt freilich ein Menſch; aber woltet ihr mir auch rah-
ten/ daß ich ihn umb Artabanus vertauſchen ſolte? ſehet/ dieſer unvergleichliche Held iſt
ſchon drey Jahr mein verlobter Braͤutigam; ja er iſt eben der euch bekante Valikules/
der mit einer angeſtrichenen Farbe ſich unkentlich machen kan; und was meinet ihr/ wie
meinem Herzen muß zu muhte geweſen ſeyn/ da ich ihm entriſſen/ mich dem ungeſtalten
und unflaͤtigen Artabanus goͤnnen ſolte? Gnaͤdigſtes Fraͤulein/ antwortete Kleofis; eure
Durchl. behalten ja was ſie haben/ und gehen nimmermehr ſolchen ungleichen Tauſch
ein; zwar der Koͤnig hat mich bloß zu dem Ende hergeſant/ daß eurer Gn. ich nicht allein
auff dem Ruͤkwege untertaͤhnigſt auffwarten/ ſondern dieſelbe auch bereden ſolte/ wieder
mit umbzukehren/ wovon ich aber kein Wort zuverlieren willens bin/ moͤchte nur von Her-
zen wuͤnſchen/ daß eure Durchl. ſich meiner gnaͤdigſt erbarmen/ und in ihre Dienſte vor
ihre Leibmagd mich auffnehmen wolte/ damit ich dem unzuͤchtigen Koͤnige mich nicht wie-
der ſtellen duͤrffe/ vor dem ich/ dem Himmel ſey Dank/ meine Keuſcheit bißher erhalten
habe. Meinet ihr/ ſagte Valiſka/ daß ich euch laſſen werde/ nachdem ihr mit dem Schwer-
te gewonnen/ und ohn daß mir die Liebſte meines ganzen Frauenzimmers ſeid? Ich wil
euch nach Wirdigkeit verſorgen/ und koͤſtlich verheyrahten; ob euch dann gleich euer Vaͤ-
terliches Erbe in Parthen zu ruͤcke bleiben ſolte/ wird ſich der Brautſchaz doch wol findẽ.
Nach dem uns aber Obriſter Bubazes zur Mahlzeit gebehten/ und es ſchon zimlich ſpaͤt
iſt/ wollen wir uns nicht laͤnger auffhalten. Gallus trat gleich zu ihnen hinein/ mit vermel-
den/ der Groß Fuͤrſt waͤhre mit Bagophanes ſchon hingeritten/ und wartete die Gutſche
im Vorhofe ihrer Ankunft. Alſo fuhr ſie mit ihrer Kleofis hin/ und wurden von Buba-
zes hoͤflich empfangen. Beydem Eſſen ging mannicherley Geſpraͤch vor/ da unter andern
ſie auff der Fraͤulein Flucht zu reden kahmen/ und ſie alles erzaͤhlete/ was geſtalt ſie ihre
Hoffmeiſterin hintergangen/ und mit der Kraͤmerey ihr die Blendung gemacht/ daß ſie
Freiheit bekommen/ in angeſtrichener Farbe davon zuſcheiden. Worauff Bagophanes
anzeigete/ wie man die Hoffmeiſterin in ſchwerem Verdacht haͤtte/ ungeachtet ſie ſich mit
einem Schreiben vor ihrem Abſcheide hoͤchlich entſchuldiget; haͤtte auch ohn alle Gnade
eines ſchmaͤhlichen Todes ſterben muͤſſen/ da ſie ſich durch die Flucht nicht gerettet haͤtte.
Valiſka freuete ſich ſehr/ daß ſie davon kommen wahr/ und muſte Kleofis alles nach der
Ordnung erzaͤhlen/ wie es anfangs mit ihrer Kraͤmerey/ hernach mit der Fraͤulein Nach-
ſuchung/ und mit Artabanus Kummer ergangen; welches Bagophanes mit groſſem
Verdrus anhoͤrete/ und ihr durch Winken zuverſtehen gab/ ſich in erzaͤhlung des lezten
Stuͤckes zu maͤſſigen; welches ſie aber nicht merken wolte. Valiſka fragete ſie/ ob ſie auch
die beyden Kraͤmerinnen noch kennen wolte/ wañ ſie zugegen waͤhren; Und als ſie ſolches
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/942>, abgerufen am 22.12.2024.