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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
hat der leichtfertige Bube uns das Fräulein ohn zweifel entführet. So gehe nun hin/ und
nim zu dir/ welche du wilt/ damit wir hinter die Warheit kommen. Bagophanes stellete
sich willig/ und baht um Gnade/ dafern er/ welches er nicht hoffen wolte/ wiedrige Zeitung
bringen solte. Mitlerweile daß dieser mit dreyen Jungfern und zween Kämmerlingen hin-
ging/ fragete Artabanus das übrige Frauenzimmer/ ob ihrer keine den Valikules gestern
und heut gesehen hätte. Sie beteureten alle/ dz sider seiner Hinreise nach Prage/ sie nichts
von ihm gehöret oder gesehen hätten/ welches dem Könige noch mehr verwunderns ma-
chete. Endlich sagete Fr. Artakama: Allergnädigster König; es hat die Hoffmeisterin mit
uns ingesamt gestriges Tages ein recht Kinderspiel gehalten/ dessen wir uns zum teil ge-
schämet; sie teilete 2000 Kronen unter uns aus/ und führete zwo fremde Krämerinnen
zu uns/ von denen wir in ihrem beywesen allerhand seltzame fremde Waaren kauffen mu-
sten/ welche ihre Hocheit auff unsern Gemächern finden werden; und ob diese Kräme-
rinnen zwar mit dem bescheide von uns gingen/ daß sie wiederkommen/ und mehr Waa-
ren bringen wolten/ haben sie uns doch den ganzen Nachmittag vergeblich warten lassen.
O ihr Götter/ antwortete der König/ erhaltet uns in dieser Angst! O die Krämerinnen
die Krämerinnen haben uns das Fräulen/ das wunderschöne Fräulein/ die volkommene
Zierde der irdischen Welt/ den unvergleichlichen Schaz des ganzen Erdbodems aus dem
Schlosse/ wie wir fürchten/ aber nicht aus unserm Herzen hinweg gekauft; diese sind der
Schaffpelz des boßhaften Löuen Valikules/ des abgefeimeten Buben. Daß kan nicht seyn/
sagete die Frau/ dann die Krämerinnen schieden von uns umb den Mittag/ aber die Hoff-
meisterin berichtete uns Abends umb halb sieben/ daß sie bey dem Fräulein schlaffen solte.
Ja wer weiß/ antwortete er/ was unter diesem ertichteten Beyschlaffen mag verborgen
schlaffen/ welches die Abgeschicketen uns gar zu früh hinterbringen werden. Er Weissa-
gete nicht falsch/ dann als diese auff der Fräulen Schlosse anlangeten/ und zu unterschied-
lichen mahlen an ihr Gemach mit grossem ungestüm klopffeten/ aber doch weder Stimme
noch einige Bewägung vernahmen/ liessen sie durch einen Schlösser die Kammertühr
auffmachen/ da sie in das ledige Nest sahen; sie sperreten die Kammertühr auff/ und suche-
ten hinter/ unter und ober den Betlagern/ und wo sich irgend eine Mauß hätte verstecken
mögen; aber da wahr niemand; ihrer etliche lieffen oben auff den Schloßgang/ woselbst
das Fräulein sich offt zuergetzen pflegete; andere durchsucheten alle Gemächer in der nä-
he/ aber alles vergebens. Jungfer Kleofis/ die schönste unter allen/ welche das Fräulein
ihrer Tugend und Frömmigkeit halben sehr liebete/ blieb mit Bagophanes auff dem Ge-
mache/ und beklagete das grosse Unglük/ so hieraus entstehen würde/ wunderte sich daneben
sehr/ was gestalt das Fräulein hätte mögen davon kommen; und in dem sie ohngefehr vor
sich nider sahe/ ward sie des Zettels auff der Erden gewahr/ welches das Fräulein ihrer
Hoffmeisterin zur Warnung hinterlassen hatte/ hub es auff/ und nach verlesung sagte sie
zu Bagophanes: O wir elenden/ was forschen wir dem Fräulein lange nach? auff diesem
Blade ist ihre Flucht deutlich außgelegt. Ernam es in gute Verwahrung/ und sagete:
Dieses sol dem unschuldigen Frauenzimmer verhoffentlich zu statten kommen/ aber die
Hoffmeisterin dürffte dadurch zu gleich mit entschuldiget werden/ wo es sonst nicht ein
verdecketes Spiegel fechten ist. Gleich sahe er noch einen zusammen gefalzeten Brieff/

welchen

Vierdes Buch.
hat der leichtfertige Bube uns das Fraͤulein ohn zweifel entfuͤhret. So gehe nun hin/ uñ
nim zu dir/ welche du wilt/ damit wir hinter die Warheit kommen. Bagophanes ſtellete
ſich willig/ und baht um Gnade/ dafern er/ welches er nicht hoffen wolte/ wiedrige Zeitung
bringen ſolte. Mitlerweile daß dieſer mit dreyen Jungfern und zween Kaͤm̃erlingen hin-
ging/ fragete Artabanus das uͤbrige Frauenzimmer/ ob ihrer keine den Valikules geſtern
und heut geſehen haͤtte. Sie beteureten alle/ dz ſider ſeiner Hinreiſe nach Prage/ ſie nichts
von ihm gehoͤret oder geſehen haͤtten/ welches dem Koͤnige noch mehr verwunderns ma-
chete. Endlich ſagete Fr. Artakama: Allergnaͤdigſter Koͤnig; es hat die Hoffmeiſterin mit
uns ingeſamt geſtriges Tages ein recht Kinderſpiel gehalten/ deſſen wir uns zum teil ge-
ſchaͤmet; ſie teilete 2000 Kronen unter uns aus/ und fuͤhrete zwo fremde Kraͤmerinnen
zu uns/ von denen wir in ihrem beyweſen allerhand ſeltzame fremde Waaren kauffen mu-
ſten/ welche ihre Hocheit auff unſern Gemaͤchern finden werden; und ob dieſe Kraͤme-
rinnen zwar mit dem beſcheide von uns gingen/ daß ſie wiederkommen/ und mehr Waa-
ren bringen wolten/ haben ſie uns doch den ganzen Nachmittag vergeblich warten laſſen.
O ihr Goͤtter/ antwortete der Koͤnig/ erhaltet uns in dieſer Angſt! O die Kraͤmerinnen
die Kraͤmerinnen haben uns das Fraͤulen/ das wunderſchoͤne Fraͤulein/ die volkommene
Zierde der irdiſchen Welt/ den unvergleichlichen Schaz des ganzen Erdbodems aus dem
Schloſſe/ wie wir fuͤrchten/ aber nicht aus unſerm Herzen hinweg gekauft; dieſe ſind der
Schaffpelz des boßhaften Loͤuen Valikules/ des abgefeimeten Buben. Daß kan nicht ſeyn/
ſagete die Frau/ dann die Kraͤmerinnen ſchieden von uns umb den Mittag/ aber die Hoff-
meiſterin berichtete uns Abends umb halb ſieben/ daß ſie bey dem Fraͤulein ſchlaffen ſolte.
Ja wer weiß/ antwortete er/ was unter dieſem ertichteten Beyſchlaffen mag verborgen
ſchlaffen/ welches die Abgeſchicketen uns gar zu früh hinterbringen werden. Er Weiſſa-
gete nicht falſch/ dann als dieſe auff der Fraͤulen Schloſſe anlangeten/ und zu unterſchied-
lichen mahlen an ihr Gemach mit groſſem ungeſtuͤm klopffeten/ aber doch weder Stimme
noch einige Bewaͤgung vernahmen/ lieſſen ſie durch einen Schloͤſſer die Kammertuͤhr
auffmachen/ da ſie in das ledige Neſt ſahen; ſie ſperreten die Kammertuͤhr auff/ und ſuche-
ten hinter/ unter und ober den Betlagern/ und wo ſich irgend eine Mauß haͤtte verſtecken
moͤgen; aber da wahr niemand; ihrer etliche lieffen oben auff den Schloßgang/ woſelbſt
das Fraͤulein ſich offt zuergetzen pflegete; andere durchſucheten alle Gemaͤcher in der naͤ-
he/ aber alles vergebens. Jungfer Kleofis/ die ſchoͤnſte unter allen/ welche das Fraͤulein
ihrer Tugend und Froͤmmigkeit halben ſehr liebete/ blieb mit Bagophanes auff dem Ge-
mache/ und beklagete das groſſe Unglük/ ſo hieraus entſtehen wuͤrde/ wunderte ſich daneben
ſehr/ was geſtalt das Fraͤulein haͤtte moͤgen davon kommen; und in dem ſie ohngefehr vor
ſich nider ſahe/ ward ſie des Zettels auff der Erden gewahr/ welches das Fraͤulein ihrer
Hoffmeiſterin zur Warnung hinterlaſſen hatte/ hub es auff/ und nach verleſung ſagte ſie
zu Bagophanes: O wir elenden/ was forſchen wir dem Fraͤulein lange nach? auff dieſem
Blade iſt ihre Flucht deutlich außgelegt. Ernam es in gute Verwahrung/ und ſagete:
Dieſes ſol dem unſchuldigen Frauenzimmer verhoffentlich zu ſtatten kommen/ aber die
Hoffmeiſterin duͤrffte dadurch zu gleich mit entſchuldiget werden/ wo es ſonſt nicht ein
verdecketes Spiegel fechten iſt. Gleich ſahe er noch einen zuſammen gefalzeten Brieff/

welchen
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[879/0917] Vierdes Buch. hat der leichtfertige Bube uns das Fraͤulein ohn zweifel entfuͤhret. So gehe nun hin/ uñ nim zu dir/ welche du wilt/ damit wir hinter die Warheit kommen. Bagophanes ſtellete ſich willig/ und baht um Gnade/ dafern er/ welches er nicht hoffen wolte/ wiedrige Zeitung bringen ſolte. Mitlerweile daß dieſer mit dreyen Jungfern und zween Kaͤm̃erlingen hin- ging/ fragete Artabanus das uͤbrige Frauenzimmer/ ob ihrer keine den Valikules geſtern und heut geſehen haͤtte. Sie beteureten alle/ dz ſider ſeiner Hinreiſe nach Prage/ ſie nichts von ihm gehoͤret oder geſehen haͤtten/ welches dem Koͤnige noch mehr verwunderns ma- chete. Endlich ſagete Fr. Artakama: Allergnaͤdigſter Koͤnig; es hat die Hoffmeiſterin mit uns ingeſamt geſtriges Tages ein recht Kinderſpiel gehalten/ deſſen wir uns zum teil ge- ſchaͤmet; ſie teilete 2000 Kronen unter uns aus/ und fuͤhrete zwo fremde Kraͤmerinnen zu uns/ von denen wir in ihrem beyweſen allerhand ſeltzame fremde Waaren kauffen mu- ſten/ welche ihre Hocheit auff unſern Gemaͤchern finden werden; und ob dieſe Kraͤme- rinnen zwar mit dem beſcheide von uns gingen/ daß ſie wiederkommen/ und mehr Waa- ren bringen wolten/ haben ſie uns doch den ganzen Nachmittag vergeblich warten laſſen. O ihr Goͤtter/ antwortete der Koͤnig/ erhaltet uns in dieſer Angſt! O die Kraͤmerinnen die Kraͤmerinnen haben uns das Fraͤulen/ das wunderſchoͤne Fraͤulein/ die volkommene Zierde der irdiſchen Welt/ den unvergleichlichen Schaz des ganzen Erdbodems aus dem Schloſſe/ wie wir fuͤrchten/ aber nicht aus unſerm Herzen hinweg gekauft; dieſe ſind der Schaffpelz des boßhaften Loͤuen Valikules/ des abgefeimeten Buben. Daß kan nicht ſeyn/ ſagete die Frau/ dann die Kraͤmerinnen ſchieden von uns umb den Mittag/ aber die Hoff- meiſterin berichtete uns Abends umb halb ſieben/ daß ſie bey dem Fraͤulein ſchlaffen ſolte. Ja wer weiß/ antwortete er/ was unter dieſem ertichteten Beyſchlaffen mag verborgen ſchlaffen/ welches die Abgeſchicketen uns gar zu früh hinterbringen werden. Er Weiſſa- gete nicht falſch/ dann als dieſe auff der Fraͤulen Schloſſe anlangeten/ und zu unterſchied- lichen mahlen an ihr Gemach mit groſſem ungeſtuͤm klopffeten/ aber doch weder Stimme noch einige Bewaͤgung vernahmen/ lieſſen ſie durch einen Schloͤſſer die Kammertuͤhr auffmachen/ da ſie in das ledige Neſt ſahen; ſie ſperreten die Kammertuͤhr auff/ und ſuche- ten hinter/ unter und ober den Betlagern/ und wo ſich irgend eine Mauß haͤtte verſtecken moͤgen; aber da wahr niemand; ihrer etliche lieffen oben auff den Schloßgang/ woſelbſt das Fraͤulein ſich offt zuergetzen pflegete; andere durchſucheten alle Gemaͤcher in der naͤ- he/ aber alles vergebens. Jungfer Kleofis/ die ſchoͤnſte unter allen/ welche das Fraͤulein ihrer Tugend und Froͤmmigkeit halben ſehr liebete/ blieb mit Bagophanes auff dem Ge- mache/ und beklagete das groſſe Unglük/ ſo hieraus entſtehen wuͤrde/ wunderte ſich daneben ſehr/ was geſtalt das Fraͤulein haͤtte moͤgen davon kommen; und in dem ſie ohngefehr vor ſich nider ſahe/ ward ſie des Zettels auff der Erden gewahr/ welches das Fraͤulein ihrer Hoffmeiſterin zur Warnung hinterlaſſen hatte/ hub es auff/ und nach verleſung ſagte ſie zu Bagophanes: O wir elenden/ was forſchen wir dem Fraͤulein lange nach? auff dieſem Blade iſt ihre Flucht deutlich außgelegt. Ernam es in gute Verwahrung/ und ſagete: Dieſes ſol dem unſchuldigen Frauenzimmer verhoffentlich zu ſtatten kommen/ aber die Hoffmeiſterin duͤrffte dadurch zu gleich mit entſchuldiget werden/ wo es ſonſt nicht ein verdecketes Spiegel fechten iſt. Gleich ſahe er noch einen zuſammen gefalzeten Brieff/ welchen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/917>, abgerufen am 01.09.2024.