Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
besser gehorsamen könte/ als Frl. Sophia; dann sie währe unter ihnen die geherzeste gewe-
sen/ und hätte den grausamen Kampff guten teils angesehen. Frl. Helena stimmete mit
ein/ und baht/ daß sie die Mühe über sich nehmen möchte; welche aber zur Antwort gab:
Ich erinnere mich billich/ daß heut vor Essens mein Herr Vater wegen meines unnützen
Gewäsches mich gestraffet/ und ihr wollet mich noch in weitere Ungelegenheit setzen/ daß
ichs immerzu gröber mache? Auff diese weise/ sagte Frl. Ursula darff unser keine reden/ weil
auch unsere geliebte Eltern zugegen sind. Der Stathalter sagte lachend: wiewol mein
Bäßlein Ursul/ als die älteste billich das Wort führen solte/ so mögen sie sich doch darüber
vergleichen. So muß/ antwortete diese/ nit die älteste/ sondern beretste solchs über sich neh-
men; daher meine Schwester Frl. Sophia sich dessen nicht entbrechen wird. So höre ich
wol/ fing diese an/ ihr ruffet mich vor die schwazhafteste aus. Ihr Vater sagte mit einem
Gelächter: dz du wolgelöseter Zunge bist/ kuntestu in deiner dreyjährigen Kindheit schon
zimliche anzeige tuhn. Je Herzen Herr Vater/ antwortete sie/ ich bitte kindlich/ mich in die-
ser Geselschaft nit so hoch zu beschämen. Was hastu dich mit mir zu zanken sagte er; ich heisse
dich ja weder reden noch schweigen; und hastu an deiner Wafen schon Widerhalts gnug; je-
doch hat meine Pompeja ein lustiges Spiel angerichtet/ und gelebe ich der Hoffnung/ wir
werden ein acht tägiges zanken anzuhören haben/ ehe und bevor diese jhres dinges eins wer-
den. Fr. Pompeja wolte diesen streit aufruffen/ und sagete; ob sie gleich des Verlaufs ger-
ne möchte berichtet seyn/ würde sie doch jhre begierde müssen auffschieben/ biß sie mit jhrer
Tochter allein währe. Aber der Stathalter antwortete: durch aus nicht/ sondern weil das
spiel angefangen ist/ muß es auch geendiget werden/ dann mich verlanget selbst nach umb-
ständlicher erzählung. Weil dann der Hahne auf seinem Miste am kühnlichsten krähet/ und
ich meiner Tochter zu gebieten habe/ sol sie uns dessen bericht geben/ so gut sie kan. Ich gelebe
meines H. Vaters gebohts billich/ sagte das Fräulein/ wie ungeschikt ichmich auch hierzu
befinde/ und schon weiß/ dz meine verwirrete reden den zweg ihres begehrens nit treffen kön-
nen; aber unter der hoffnung/ dz meine Jugend sich ohn mein Vorwort entschuldiget/ und
meine Frll. Schwestere meinem mangel zu hülffe kommen werden/ wil ich zum versuch mich
erkühnen. Anfangs wird meine Fr. Mutter sich erinnern/ dz wie meine Frll. Schwestere zu-
gleich mit mir fleissig umm erläubnis anhielten/ uns den Lustweg nach unserm Vorwerke/ eine
grosse Meile von hinnen gelegen/ zu gönnen/ umb dieser ersten lieblichen Frühlingszeit in etwz
zugeniessen/ und die schönen Merzenblumen unsers neu-angelegten Garten zubesichtigen/
wir solchs endlich erhielten/ und um 7 uhr ohn gefehr davon fuhren. Wir hielten uns vier
stunden daselbst auf/ und machten unterschiedliche Kränze/ die wir unsern Eltern mitbringen
wolten; liessen uns Milch und Eyer zur speise kochen/ und wahren fertig/ nach gelegter Hitze
uns wieder auf den Rükweg zubegeben; woran wir anfangs durch dz schwere Donnerwetter/
welches in einen grossen Baum unsers Garten einschlug/ und ohn zweiffel unsers bevorste-
henden Unglüks Vorbotte wahr/ verhindert wurden/ weil der hefftige Regen drey stunde
lang anhielt; nach dessen endigung wir uns auf den weg macheten/ die Stadt vor dem Tohr-
schliessen zuerreichen; aber über der gar zu grossen eile/ rennete der Gutscher mit der vor-
der Axe wieder einen im Holwege hervorstehenden Stein/ dz die Stellung in stücken ging/
und die Gutsche daselbst zu brochen stehen bleiben muste; Wir aber vors beste hielten/ nach
dem Vorwerke wieder zukehren/ da wir eine Viertelmeile im glatten Koht und tieffen

pfützen
G iij

Erſtes Buch.
beſſer gehorſamen koͤnte/ als Frl. Sophia; dann ſie waͤhre unter ihnen die geherzeſte gewe-
ſen/ und haͤtte den grauſamen Kampff guten teils angeſehen. Frl. Helena ſtimmete mit
ein/ und baht/ daß ſie die Muͤhe uͤber ſich nehmen moͤchte; welche aber zur Antwort gab:
Ich erinnere mich billich/ daß heut vor Eſſens mein Herr Vater wegen meines unnuͤtzen
Gewaͤſches mich geſtraffet/ und ihr wollet mich noch in weitere Ungelegenheit ſetzen/ daß
ichs immerzu groͤber mache? Auff dieſe weiſe/ ſagte Frl. Urſula darff unſer keine redẽ/ weil
auch unſere geliebte Eltern zugegen ſind. Der Stathalter ſagte lachend: wiewol mein
Baͤßlein Urſul/ als die aͤlteſte billich das Wort fuͤhren ſolte/ ſo moͤgen ſie ſich doch daruͤber
vergleichen. So muß/ antwortete dieſe/ nit die aͤlteſte/ ſondeꝛn beretſte ſolchs uͤbeꝛ ſich neh-
men; daher meine Schweſter Frl. Sophia ſich deſſen nicht entbrechen wird. So hoͤre ich
wol/ fing dieſe an/ ihr ruffet mich vor die ſchwazhafteſte aus. Ihr Vater ſagte mit einem
Gelaͤchter: dz du wolgeloͤſeter Zunge biſt/ kunteſtu in deiner dreyjaͤhrigen Kindheit ſchon
zimliche anzeige tuhn. Je Herzen Herꝛ Vater/ antwortete ſie/ ich bitte kindlich/ mich in die-
ſer Geſelſchaft nit ſo hoch zu beſchaͤmẽ. Was haſtu dich mit mir zu zankẽ ſagte er; ich heiſſe
dich ja weder reden noch ſchweigen; uñ haſtu an deiner Wafen ſchon Widerhalts gnug; je-
doch hat meine Pompeja ein luſtiges Spiel angerichtet/ und gelebe ich der Hoffnung/ wir
werden ein acht taͤgiges zanken anzuhoͤren haben/ ehe uñ bevor dieſe jhres dinges eins weꝛ-
den. Fr. Pompeja wolte dieſen ſtreit aufruffen/ und ſagete; ob ſie gleich des Verlaufs ger-
ne moͤchte berichtet ſeyn/ wuͤrde ſie doch jhre begierde muͤſſen auffſchieben/ biß ſie mit jhrer
Tochter allein waͤhre. Aber der Stathalter antwortete: durch aus nicht/ ſondern weil das
ſpiel angefangen iſt/ muß es auch geendiget werden/ dann mich verlanget ſelbſt nach umb-
ſtaͤndlicher erzaͤhlung. Weil dañ der Hahne auf ſeinem Miſte am kuͤhnlichſten kraͤhet/ uñ
ich meineꝛ Tochter zu gebieten habe/ ſol ſie uns deſſen bericht gebẽ/ ſo gut ſie kan. Ich gelebe
meines H. Vaters gebohts billich/ ſagte das Fraͤulein/ wie ungeſchikt ichmich auch hierzu
befinde/ uñ ſchon weiß/ dz meine verwirrete reden den zweg ihres begehrens nit tꝛeffen koͤn-
nen; aber unter der hoffnung/ dz meine Jugend ſich ohn mein Vorwort entſchuldiget/ uñ
meine Frll. Schweſtere meinem mangel zu huͤlffe kom̃en werden/ wil ich zum verſuch mich
erkuͤhnen. Anfangs wird meine Fr. Mutter ſich eriñern/ dz wie meine Frll. Schweſtere zu-
gleich mit mir fleiſſig um̃ erlaͤubnis anhieltẽ/ uns dẽ Luſtweg nach unſerm Vorwerke/ eine
gꝛoſſe Meile von hiñen gelegen/ zu goͤñen/ umb dieſer erſten lieblichen Fruͤhlingszeit in etwz
zugenieſſen/ und die ſchoͤnen Merzenblumen unſers neu-angelegten Garten zubeſichtigen/
wir ſolchs endlich erhielten/ und um 7 uhr ohn gefehr davon fuhren. Wir hielten uns vier
ſtunden daſelbſt auf/ uñ machten unterſchiedliche Kraͤnze/ die wir unſern Eltern mitbringẽ
wolten; lieſſen uns Milch und Eyer zur ſpeiſe kochen/ uñ wahren fertig/ nach gelegter Hitze
uns wieder auf den Ruͤkweg zubegebẽ; woran wir anfangs durch dz ſchwere Doñerwetter/
welches in einen groſſen Baum unſers Garten einſchlug/ uñ ohn zweiffel unſers bevorſte-
henden Ungluͤks Vorbotte wahr/ verhindert wurden/ weil der hefftige Regen drey ſtunde
lang anhielt; nach deſſen endigung wir uns auf den weg machetẽ/ die Stadt vor dem Tohr-
ſchlieſſen zuerreichen; aber uͤber der gar zu groſſen eile/ rennete der Gutſcher mit der vor-
der Axe wieder einen im Holwege hervorſtehenden Stein/ dz die Stellung in ſtuͤcken ging/
und die Gutſche daſelbſt zu brochen ſtehen bleiben muſte; Wir aber vors beſte hielten/ nach
dem Vorwerke wieder zukehren/ da wir eine Viertelmeile im glatten Koht und tieffen

pfuͤtzen
G iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0091" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
be&#x017F;&#x017F;er gehor&#x017F;amen ko&#x0364;nte/ als Frl. Sophia; dann &#x017F;ie wa&#x0364;hre unter ihnen die geherze&#x017F;te gewe-<lb/>
&#x017F;en/ und ha&#x0364;tte den grau&#x017F;amen Kampff guten teils ange&#x017F;ehen. Frl. Helena &#x017F;timmete mit<lb/>
ein/ und baht/ daß &#x017F;ie die Mu&#x0364;he u&#x0364;ber &#x017F;ich nehmen mo&#x0364;chte; welche aber zur Antwort gab:<lb/>
Ich erinnere mich billich/ daß heut vor E&#x017F;&#x017F;ens mein Herr Vater wegen meines unnu&#x0364;tzen<lb/>
Gewa&#x0364;&#x017F;ches mich ge&#x017F;traffet/ und ihr wollet mich noch in weitere Ungelegenheit &#x017F;etzen/ daß<lb/>
ichs immerzu gro&#x0364;ber mache? Auff die&#x017F;e wei&#x017F;e/ &#x017F;agte Frl. Ur&#x017F;ula darff un&#x017F;er keine rede&#x0303;/ weil<lb/>
auch un&#x017F;ere geliebte Eltern zugegen &#x017F;ind. Der Stathalter &#x017F;agte lachend: wiewol mein<lb/>
Ba&#x0364;ßlein Ur&#x017F;ul/ als die a&#x0364;lte&#x017F;te billich das Wort fu&#x0364;hren &#x017F;olte/ &#x017F;o mo&#x0364;gen &#x017F;ie &#x017F;ich doch daru&#x0364;ber<lb/>
vergleichen. So muß/ antwortete die&#x017F;e/ nit die a&#x0364;lte&#x017F;te/ &#x017F;onde&#xA75B;n beret&#x017F;te &#x017F;olchs u&#x0364;be&#xA75B; &#x017F;ich neh-<lb/>
men; daher meine Schwe&#x017F;ter Frl. Sophia &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en nicht entbrechen wird. So ho&#x0364;re ich<lb/>
wol/ fing die&#x017F;e an/ ihr ruffet mich vor die &#x017F;chwazhafte&#x017F;te aus. Ihr Vater &#x017F;agte mit einem<lb/>
Gela&#x0364;chter: dz du wolgelo&#x0364;&#x017F;eter Zunge bi&#x017F;t/ kunte&#x017F;tu in deiner dreyja&#x0364;hrigen Kindheit &#x017F;chon<lb/>
zimliche anzeige tuhn. Je Herzen Her&#xA75B; Vater/ antwortete &#x017F;ie/ ich bitte kindlich/ mich in die-<lb/>
&#x017F;er Ge&#x017F;el&#x017F;chaft nit &#x017F;o hoch zu be&#x017F;cha&#x0364;me&#x0303;. Was ha&#x017F;tu dich mit mir zu zanke&#x0303; &#x017F;agte er; ich hei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
dich ja weder reden noch &#x017F;chweigen; un&#x0303; ha&#x017F;tu an deiner Wafen &#x017F;chon Widerhalts gnug; je-<lb/>
doch hat meine Pompeja ein lu&#x017F;tiges Spiel angerichtet/ und gelebe ich der Hoffnung/ wir<lb/>
werden ein acht ta&#x0364;giges zanken anzuho&#x0364;ren haben/ ehe un&#x0303; bevor die&#x017F;e jhres dinges eins we&#xA75B;-<lb/>
den. Fr. Pompeja wolte die&#x017F;en &#x017F;treit aufruffen/ und &#x017F;agete; ob &#x017F;ie gleich des Verlaufs ger-<lb/>
ne mo&#x0364;chte berichtet &#x017F;eyn/ wu&#x0364;rde &#x017F;ie doch jhre begierde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auff&#x017F;chieben/ biß &#x017F;ie mit jhrer<lb/>
Tochter allein wa&#x0364;hre. Aber der Stathalter antwortete: durch aus nicht/ &#x017F;ondern weil das<lb/>
&#x017F;piel angefangen i&#x017F;t/ muß es auch geendiget werden/ dann mich verlanget &#x017F;elb&#x017F;t nach umb-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndlicher erza&#x0364;hlung. Weil dan&#x0303; der Hahne auf &#x017F;einem Mi&#x017F;te am ku&#x0364;hnlich&#x017F;ten kra&#x0364;het/ un&#x0303;<lb/>
ich meine&#xA75B; Tochter zu gebieten habe/ &#x017F;ol &#x017F;ie uns de&#x017F;&#x017F;en bericht gebe&#x0303;/ &#x017F;o gut &#x017F;ie kan. Ich gelebe<lb/>
meines H. Vaters gebohts billich/ &#x017F;agte das Fra&#x0364;ulein/ wie unge&#x017F;chikt ichmich auch hierzu<lb/>
befinde/ un&#x0303; &#x017F;chon weiß/ dz meine verwirrete reden den zweg ihres begehrens nit t&#xA75B;effen ko&#x0364;n-<lb/>
nen; aber unter der hoffnung/ dz meine Jugend &#x017F;ich ohn mein Vorwort ent&#x017F;chuldiget/ un&#x0303;<lb/>
meine Frll. Schwe&#x017F;tere meinem mangel zu hu&#x0364;lffe kom&#x0303;en werden/ wil ich zum ver&#x017F;uch mich<lb/>
erku&#x0364;hnen. Anfangs wird meine Fr. Mutter &#x017F;ich erin&#x0303;ern/ dz wie meine Frll. Schwe&#x017F;tere zu-<lb/>
gleich mit mir flei&#x017F;&#x017F;ig um&#x0303; erla&#x0364;ubnis anhielte&#x0303;/ uns de&#x0303; Lu&#x017F;tweg nach un&#x017F;erm Vorwerke/ eine<lb/>
g&#xA75B;o&#x017F;&#x017F;e Meile von hin&#x0303;en gelegen/ zu go&#x0364;n&#x0303;en/ umb die&#x017F;er er&#x017F;ten lieblichen Fru&#x0364;hlingszeit in etwz<lb/>
zugenie&#x017F;&#x017F;en/ und die &#x017F;cho&#x0364;nen Merzenblumen un&#x017F;ers neu-angelegten Garten zube&#x017F;ichtigen/<lb/>
wir &#x017F;olchs endlich erhielten/ und um 7 uhr ohn gefehr davon fuhren. Wir hielten uns vier<lb/>
&#x017F;tunden da&#x017F;elb&#x017F;t auf/ un&#x0303; machten unter&#x017F;chiedliche Kra&#x0364;nze/ die wir un&#x017F;ern Eltern mitbringe&#x0303;<lb/>
wolten; lie&#x017F;&#x017F;en uns Milch und Eyer zur &#x017F;pei&#x017F;e kochen/ un&#x0303; wahren fertig/ nach gelegter Hitze<lb/>
uns wieder auf den Ru&#x0364;kweg zubegebe&#x0303;; woran wir anfangs durch dz &#x017F;chwere Don&#x0303;erwetter/<lb/>
welches in einen gro&#x017F;&#x017F;en Baum un&#x017F;ers Garten ein&#x017F;chlug/ un&#x0303; ohn zweiffel un&#x017F;ers bevor&#x017F;te-<lb/>
henden Unglu&#x0364;ks Vorbotte wahr/ verhindert wurden/ weil der hefftige Regen drey &#x017F;tunde<lb/>
lang anhielt; nach de&#x017F;&#x017F;en endigung wir uns auf den weg machete&#x0303;/ die Stadt vor dem Tohr-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en zuerreichen; aber u&#x0364;ber der gar zu gro&#x017F;&#x017F;en eile/ rennete der Gut&#x017F;cher mit der vor-<lb/>
der Axe wieder einen im Holwege hervor&#x017F;tehenden Stein/ dz die Stellung in &#x017F;tu&#x0364;cken ging/<lb/>
und die Gut&#x017F;che da&#x017F;elb&#x017F;t zu brochen &#x017F;tehen bleiben mu&#x017F;te; Wir aber vors be&#x017F;te hielten/ nach<lb/>
dem Vorwerke wieder zukehren/ da wir eine Viertelmeile im glatten Koht und tieffen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G iij</fw><fw place="bottom" type="catch">pfu&#x0364;tzen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0091] Erſtes Buch. beſſer gehorſamen koͤnte/ als Frl. Sophia; dann ſie waͤhre unter ihnen die geherzeſte gewe- ſen/ und haͤtte den grauſamen Kampff guten teils angeſehen. Frl. Helena ſtimmete mit ein/ und baht/ daß ſie die Muͤhe uͤber ſich nehmen moͤchte; welche aber zur Antwort gab: Ich erinnere mich billich/ daß heut vor Eſſens mein Herr Vater wegen meines unnuͤtzen Gewaͤſches mich geſtraffet/ und ihr wollet mich noch in weitere Ungelegenheit ſetzen/ daß ichs immerzu groͤber mache? Auff dieſe weiſe/ ſagte Frl. Urſula darff unſer keine redẽ/ weil auch unſere geliebte Eltern zugegen ſind. Der Stathalter ſagte lachend: wiewol mein Baͤßlein Urſul/ als die aͤlteſte billich das Wort fuͤhren ſolte/ ſo moͤgen ſie ſich doch daruͤber vergleichen. So muß/ antwortete dieſe/ nit die aͤlteſte/ ſondeꝛn beretſte ſolchs uͤbeꝛ ſich neh- men; daher meine Schweſter Frl. Sophia ſich deſſen nicht entbrechen wird. So hoͤre ich wol/ fing dieſe an/ ihr ruffet mich vor die ſchwazhafteſte aus. Ihr Vater ſagte mit einem Gelaͤchter: dz du wolgeloͤſeter Zunge biſt/ kunteſtu in deiner dreyjaͤhrigen Kindheit ſchon zimliche anzeige tuhn. Je Herzen Herꝛ Vater/ antwortete ſie/ ich bitte kindlich/ mich in die- ſer Geſelſchaft nit ſo hoch zu beſchaͤmẽ. Was haſtu dich mit mir zu zankẽ ſagte er; ich heiſſe dich ja weder reden noch ſchweigen; uñ haſtu an deiner Wafen ſchon Widerhalts gnug; je- doch hat meine Pompeja ein luſtiges Spiel angerichtet/ und gelebe ich der Hoffnung/ wir werden ein acht taͤgiges zanken anzuhoͤren haben/ ehe uñ bevor dieſe jhres dinges eins weꝛ- den. Fr. Pompeja wolte dieſen ſtreit aufruffen/ und ſagete; ob ſie gleich des Verlaufs ger- ne moͤchte berichtet ſeyn/ wuͤrde ſie doch jhre begierde muͤſſen auffſchieben/ biß ſie mit jhrer Tochter allein waͤhre. Aber der Stathalter antwortete: durch aus nicht/ ſondern weil das ſpiel angefangen iſt/ muß es auch geendiget werden/ dann mich verlanget ſelbſt nach umb- ſtaͤndlicher erzaͤhlung. Weil dañ der Hahne auf ſeinem Miſte am kuͤhnlichſten kraͤhet/ uñ ich meineꝛ Tochter zu gebieten habe/ ſol ſie uns deſſen bericht gebẽ/ ſo gut ſie kan. Ich gelebe meines H. Vaters gebohts billich/ ſagte das Fraͤulein/ wie ungeſchikt ichmich auch hierzu befinde/ uñ ſchon weiß/ dz meine verwirrete reden den zweg ihres begehrens nit tꝛeffen koͤn- nen; aber unter der hoffnung/ dz meine Jugend ſich ohn mein Vorwort entſchuldiget/ uñ meine Frll. Schweſtere meinem mangel zu huͤlffe kom̃en werden/ wil ich zum verſuch mich erkuͤhnen. Anfangs wird meine Fr. Mutter ſich eriñern/ dz wie meine Frll. Schweſtere zu- gleich mit mir fleiſſig um̃ erlaͤubnis anhieltẽ/ uns dẽ Luſtweg nach unſerm Vorwerke/ eine gꝛoſſe Meile von hiñen gelegen/ zu goͤñen/ umb dieſer erſten lieblichen Fruͤhlingszeit in etwz zugenieſſen/ und die ſchoͤnen Merzenblumen unſers neu-angelegten Garten zubeſichtigen/ wir ſolchs endlich erhielten/ und um 7 uhr ohn gefehr davon fuhren. Wir hielten uns vier ſtunden daſelbſt auf/ uñ machten unterſchiedliche Kraͤnze/ die wir unſern Eltern mitbringẽ wolten; lieſſen uns Milch und Eyer zur ſpeiſe kochen/ uñ wahren fertig/ nach gelegter Hitze uns wieder auf den Ruͤkweg zubegebẽ; woran wir anfangs durch dz ſchwere Doñerwetter/ welches in einen groſſen Baum unſers Garten einſchlug/ uñ ohn zweiffel unſers bevorſte- henden Ungluͤks Vorbotte wahr/ verhindert wurden/ weil der hefftige Regen drey ſtunde lang anhielt; nach deſſen endigung wir uns auf den weg machetẽ/ die Stadt vor dem Tohr- ſchlieſſen zuerreichen; aber uͤber der gar zu groſſen eile/ rennete der Gutſcher mit der vor- der Axe wieder einen im Holwege hervorſtehenden Stein/ dz die Stellung in ſtuͤcken ging/ und die Gutſche daſelbſt zu brochen ſtehen bleiben muſte; Wir aber vors beſte hielten/ nach dem Vorwerke wieder zukehren/ da wir eine Viertelmeile im glatten Koht und tieffen pfuͤtzen G iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/91
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/91>, abgerufen am 21.12.2024.