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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
sammen füget/ und bey Verlust aller meiner Hulde und Liebe/ gib alsbald meiner höchstgeliebeten Fr.
Schwester Fr. Sophien untergezeichnete Lateinsche Worte zuverlesen/ und halte zugleich bitlich an/
daß sie deren Inhalt zur schleunigsten Erfüllung gnädig befodern wolle. Deine gnädigst-gewogene
Frl. Valiska.

Sie gedachte/ was doch immermehr die unter gezeichneten Lateinischen Worte in
sich begreiffen möchten/ und fand diesen Inhalt: Straks nach Verlesung dieses Briefes mache
dich fertig/ mit deinem Leches noch desselben Tages Hochzeit zuhalten/ damit an seiner nöhtigen Rei-
se er nicht gehindert werde; und ob Leches zublöde seyn würde/ es zusuchen/ so bitte ich krafft dieses/ dz
meiner Fr. Schwester ihre Liebe solches ins Werk richten wolle. Du aber hüte dich vor Ungehorsam.

Nach Verlesung dieses verenderte sie ihre Farbe/ und sagete überlaut: O mein un-
gnädiges Fräulein/ was vor eine unerträgliche Last bürdet Eure Gn. mir auff. Fr. So-
phia fragete sie/ was vor unangenehmes sie in diesem Briefe fünde. Sie aber baht/ einen
Abtrit mit ihr zunehmen/ und fing an: Gn. Frau/ wann mein Gn. Fräulein mich hiesse in
den Tod gehen/ müste ich mich dessen nicht wegern; nun aber gebeut sie mir bey Verlust ih-
rer Hulde/ welches die härteste Straffe ist/ die mir kan gedräuet werden/ daß nicht allein
Eurer Gn. ich diese Lateinische Worte lesen lassen/ sondern auch umb Befoderung zu de-
ren Erfüllung bey derselben bitlich anhalten sol/ welches ich auch hiemit untertähnig wil
verrichtet haben/ nur daß Ihre Gn. es bey sich behalten möge. Fr. Sophia lase die Wor-
te/ lachete darüber/ daß sie schütterte/ fassete sie bey der Hand/ und sagte: Kommet meine
liebe Freundin/ ich ersehe hieraus/ wie hohe Gewogenheit diese Durchl. Fräulein zu euch
träget/ und wil ich der Sache schon ihre richtige masse geben; ging wieder mit ihr hin nach
der Geselschafft/ und sagete: Was euch in diesem Briefe so selzam vorkomt/ wollen wir
vor dißmahl aussetzen; Ich aber bestimme euch/ Ritter Leches und Jungfer Libussa/ die-
sen Tag zu eurer Hochzeit/ und wer mir darzwischen redet oder handelt/ sol sich aller mei-
ner Freundschafft und Hulde begeben. Die gute Braut sahe vor sich nider/ durffte weder
ja noch nein sagen/ biß endlich Brela ihr zuredete/ sie möchte sich in keine Ungelegenheit
stürzen. Sehr wol/ antwortete sie/ da komt ihr mir eben recht; fing darauff an zu Fr. So-
phien: Gnädigste Frau/ wann ja Eure Gn. mir den so lieben und angenehmen Jungfern
Stand länger nicht gönnen kan noch wil/ erkenne ich mich zum Gehorsam schuldig/ allein
bitte ich untertähnigst/ und bey der Erinnerung dero Liebe zu meinem gnädigsten Fräulein/
Eure Gn. wollen meinem lieben Vetter Neda zum besten/ ebenmässigen Befehl gnädigst
erteilen/ daß meine Wase Brela zugleich mit mir fortfahre/ nachdem ihre versprochene
Trauerzeit heut diesen Tag geendiget ist. Brela wolte viel einsperrens machen/ aber nach-
dem Agatha und Klodius des guten Neda Wort redeten/ hub Fr. Sophia an: Das wä-
re trauen eine schlechte Freundschafft/ wann Jungfer Brela/ in anfehung meiner Liebe
zu Frl. Valisken/ mich wolte lassen eine Fehlbitte tuhn; lieber erkennet eures Neda Wil-
fertigkeit euch ganzer 20 Wochen erzeiget/ und höret auff/ ihn auff leere Bäume hinzuwei-
sen/ auch/ da ihr euer Gn. Frl. Valiska und mich liebet/ so gehet stündlich hin/ leget die Trau-
erkleider ab/ und schlaget den verstorbenen aus dem Sinne/ sonsten erzeiget ihr mir ein lau-
teres Mißfallen. Brela sahe/ daß es anders nicht seyn wolte/ bedankete sich der hohen gna-
de/ und sagete zu Libussen: Jezt gönne ich euch von herzen/ was euch heut früh begegnet ist/
auch/ wanns gleich mehr gewesen währe/ dann ihr seyd freilich aus deren Zahl/ die nicht er-

sauffen

Vierdes Buch.
ſammen fuͤget/ und bey Verluſt aller meiner Hulde und Liebe/ gib alsbald meiner hoͤchſtgeliebeten Fr.
Schweſter Fr. Sophien untergezeichnete Lateinſche Worte zuverleſen/ und halte zugleich bitlich an/
daß ſie deren Inhalt zur ſchleunigſten Erfüllung gnaͤdig befodern wolle. Deine gnaͤdigſt-gewogene
Frl. Valiſka.

Sie gedachte/ was doch immermehr die unter gezeichneten Lateiniſchen Worte in
ſich begreiffen moͤchten/ und fand dieſen Inhalt: Straks nach Verleſung dieſes Briefes mache
dich fertig/ mit deinem Leches noch deſſelben Tages Hochzeit zuhalten/ damit an ſeiner noͤhtigen Rei-
ſe er nicht gehindert werde; und ob Leches zubloͤde ſeyn wuͤrde/ es zuſuchen/ ſo bitte ich krafft dieſes/ dz
meiner Fr. Schweſter ihre Liebe ſolches ins Werk richten wolle. Du aber huͤte dich vor Ungehorſam.

Nach Verleſung dieſes verenderte ſie ihre Farbe/ und ſagete uͤberlaut: O mein un-
gnaͤdiges Fraͤulein/ was vor eine unertraͤgliche Laſt buͤrdet Eure Gn. mir auff. Fr. So-
phia fragete ſie/ was vor unangenehmes ſie in dieſem Briefe fuͤnde. Sie aber baht/ einen
Abtrit mit ihr zunehmen/ und fing an: Gn. Frau/ wann mein Gn. Fraͤulein mich hieſſe in
den Tod gehen/ muͤſte ich mich deſſen nicht wegern; nun aber gebeut ſie mir bey Verluſt ih-
rer Hulde/ welches die haͤrteſte Straffe iſt/ die mir kan gedraͤuet werden/ daß nicht allein
Eurer Gn. ich dieſe Lateiniſche Worte leſen laſſen/ ſondern auch umb Befoderung zu de-
ren Erfuͤllung bey derſelben bitlich anhalten ſol/ welches ich auch hiemit untertaͤhnig wil
verrichtet haben/ nur daß Ihre Gn. es bey ſich behalten moͤge. Fr. Sophia laſe die Wor-
te/ lachete daruͤber/ daß ſie ſchuͤtterte/ faſſete ſie bey der Hand/ und ſagte: Kommet meine
liebe Freundin/ ich erſehe hieraus/ wie hohe Gewogenheit dieſe Durchl. Fraͤulein zu euch
traͤget/ und wil ich der Sache ſchon ihre richtige maſſe geben; ging wieder mit ihr hin nach
der Geſelſchafft/ und ſagete: Was euch in dieſem Briefe ſo ſelzam vorkomt/ wollen wir
vor dißmahl ausſetzen; Ich aber beſtimme euch/ Ritter Leches und Jungfer Libuſſa/ die-
ſen Tag zu eurer Hochzeit/ und wer mir darzwiſchen redet oder handelt/ ſol ſich aller mei-
ner Freundſchafft und Hulde begeben. Die gute Braut ſahe vor ſich nider/ durffte weder
ja noch nein ſagen/ biß endlich Brela ihr zuredete/ ſie moͤchte ſich in keine Ungelegenheit
ſtürzen. Sehr wol/ antwortete ſie/ da komt ihr mir eben recht; fing darauff an zu Fr. So-
phien: Gnaͤdigſte Frau/ wann ja Eure Gn. mir den ſo lieben und angenehmen Jungfern
Stand laͤnger nicht goͤnnen kan noch wil/ erkenne ich mich zum Gehorſam ſchuldig/ allein
bitte ich untertaͤhnigſt/ und bey der Erinnerung dero Liebe zu meinem gnaͤdigſten Fraͤulein/
Eure Gn. wollen meinem lieben Vetter Neda zum beſten/ ebenmaͤſſigen Befehl gnaͤdigſt
erteilen/ daß meine Waſe Brela zugleich mit mir fortfahre/ nachdem ihre verſprochene
Trauerzeit heut dieſen Tag geendiget iſt. Brela wolte viel einſperrens machen/ aber nach-
dem Agatha und Klodius des guten Neda Wort redeten/ hub Fr. Sophia an: Das waͤ-
re trauen eine ſchlechte Freundſchafft/ wann Jungfer Brela/ in anfehung meiner Liebe
zu Frl. Valiſken/ mich wolte laſſen eine Fehlbitte tuhn; lieber erkennet eures Neda Wil-
fertigkeit euch ganzer 20 Wochen erzeiget/ und hoͤret auff/ ihn auff leere Baͤume hinzuwei-
ſen/ auch/ da ihr euer Gn. Frl. Valiſka uñ mich liebet/ ſo gehet ſtuͤndlich hin/ leget die Trau-
erkleider ab/ und ſchlaget den verſtorbenen aus dem Sinne/ ſonſten erzeiget ihr mir ein lau-
teres Mißfallen. Brela ſahe/ daß es anders nicht ſeyn wolte/ bedankete ſich der hohen gna-
de/ und ſagete zu Libuſſen: Jezt goͤnne ich euch von herzen/ was euch heut fruͤh begegnet iſt/
auch/ wanns gleich mehr geweſen waͤhre/ dann ihr ſeyd freilich aus deren Zahl/ die nicht eꝛ-

ſauffen
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/880>, abgerufen am 09.06.2024.