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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Willens wol zuerinnern/ wolte als ein dankbarer Schuldman das vorgestreckte vor diß-
mahl ablegen/ und die gebührliche Dankbarkeit auff seine Ankunft auffschieben. Fr. Eu-
phrosyne hätte sich dessen nicht versehen/ wegerte sich auch/ es anzunehmen; aber Markus/
dem Herkules Sinn bekant wahr/ sagete/ es währe ein solches vergeblich/ und seinem gnä-
bigsten Herrn Herkules nichts unangenehmers/ als die Wegerung seiner angebotenen
Gnade. Zulezt ließ Leches drey ansehnliche schöne Laden von treflicher Arbeit aus dem
reinesten Hebenholz/ die er zu Tyrus gekauft hatte herzutragen/ und sagte zu Libussen; sehet
hie meine in ehren vertrauete Freundin; unser allerseits gnädigstes Fräulein hat mich mit
leerer Hand nicht wollen lassen zu euch kommen/ sondern diesen Schaz/ benantlich drey
Tonnen Goldes/ neben beygefügeten Kleinoten mir zu gestellet/ euch dieselben als einen
Beutpfennig ihret wegen mitzubringen/ werdet hieraus ihrer Gn. Gewogenheit erkennen/
und alles zu eurem besten gebrauchen. Die Jungfer entsetzete sich vor solcher Freigebig-
keit/ und fing mit trähnenden Augen an: O mein gnädigstes Fräulein/ die ich in meiner
Seele unverrukt trage/ womit hat euer Gn. unwirdigste Dienerin diese mehr als Königl.
Geschenke verdienen können? nun/ ich werde die Gedächtnis dieser Gnade aus meinem
Herzen nimmermehr kommen lassen. Wie? sagte Fr. Sophia/ seid ihr dann eurem Rit-
ter vor gehabte Mühe und geträue Einlieferung nicht auch dankbar? gewißlich Ritter
Leches/ ich werde nicht ruhen/ biß ihr mir Volmacht gebet/ den Tag eurer Heyraht zube-
stimmen. Ich verbleibe meiner gnädigsten Frau und Königin untertähnigst-gehorsam-
ster Diener/ antwortete er/ aber wann der heutige Tag es nicht seyn sol/ weiß ich selber nit/
welcher dazu kan bestimmet werden/ nachdem ich Morgen in aller frühe auffbrechen/ und
meine Werbung zu Prage verrichten mus. Libussa sahe/ daß das Spiel angefiedert ward/
und sagete: Keines weges/ Ritter Leches/ daß es heut geschehe/ dann ich habe verredet/ den
einen Tag Hochzeit zu machen/ und den andern/ meinen Ehejunkern von mir zihen zu las-
sen. Fr. Sophia hielt dieses vor ihren Ernst/ und zweiffelte/ ob sie äusserst in sie dringen
dürfte; Aber Leches zog ein Schreiben hervor/ und sagete zu Libussen; sehet meine vertraue-
te/ dz beste hätte ich schier unterlassen/ ihr zu liefern/ nehmlich dieses/ von unserm Gn. Frl.
an euch geschrieben/ welches ihre Gn. mir zugeschikt/ gleich da ich abzihen wollen. Sie
erkennete alsbald die Hand/ dann die Auffschrift wahr Teutsch/ und lautete also: Meiner
lieben geträuen Kammer Jungfer/ Libussen/ dieses zu eigenen Händen: Sie nahm den Brieff
mit freuden an/ küssete ihn/ und bald nach erbrechung lase sie diese Teutsche Worte:

Herz liebes Kind/ ich verhalte dir als meiner allerheimlichst-Vertraueten nicht/ was gestalt
mit meinem höchst- und einig-geliebeten Herkules ich in meinem stark bewachetem Schlosse zu vier
unterschiedlichenmahlen mich durch längst begehrtes Liebes Gespräch ergetzet/ auch der Hoffnung
zu dem einigen wahren Gott/ den ich nunmehr/ ihm allein sey Dank/ kenne/ gelebe/ es werde durch des-
sen Gnade und Schickung mich mein Junigst-geliebeter schier frey und ledig machen/ worauff ich Tag
und Nacht warte. O mein liebes Kind/ wie nöhtig währe mir eine Zeit her deine Geselschaft und Trost
gewesen/ und wundere mich sehr/ wie ich mein Leben erhalten/ und vor Unmuht mich nicht selbst er-
würget habe. Ich lebe anjezt in zimlicher Zufriedenheit/ aber weil meine Seele/ der teure Herkules
gleich heut davon zihen wird/ und ich in Viertel Jahres-frist ihn kaum werde wieder zusehen bekom-
men/ wird mein Kummer wieder angehen; jedoch habe ich gnug/ wann die Hoffnung mich erhält/
biß ich im freyen Felde auff schnellen Pferden mich mit meinem Erlöser befinden werde; alsdann wird
Traurigkeit verschwinden/ und alles Unglük vergessen seyn. Inzwischen lebe gesund biß uns Gott zu-

sam-
O o o o o

Vierdes Buch.
Willens wol zuerinnern/ wolte als ein dankbarer Schuldman das vorgeſtreckte vor diß-
mahl ablegen/ und die gebuͤhrliche Dankbarkeit auff ſeine Ankunft auffſchieben. Fr. Eu-
phroſyne haͤtte ſich deſſen nicht verſehen/ wegerte ſich auch/ es anzunehmen; aber Markus/
dem Herkules Sinn bekant wahr/ ſagete/ es waͤhre ein ſolches vergeblich/ uñ ſeinem gnaͤ-
bigſten Herrn Herkules nichts unangenehmers/ als die Wegerung ſeiner angebotenen
Gnade. Zulezt ließ Leches drey anſehnliche ſchoͤne Laden von treflicher Arbeit aus dem
reineſten Hebenholz/ die er zu Tyrus gekauft hatte herzutragen/ und ſagte zu Libuſſen; ſehet
hie meine in ehren vertrauete Freundin; unſer allerſeits gnaͤdigſtes Fraͤulein hat mich mit
leerer Hand nicht wollen laſſen zu euch kommen/ ſondern dieſen Schaz/ benantlich drey
Tonnen Goldes/ neben beygefuͤgeten Kleinoten mir zu geſtellet/ euch dieſelben als einen
Beutpfennig ihret wegen mitzubringen/ werdet hieraus ihrer Gn. Gewogenheit erkeñen/
und alles zu eurem beſten gebrauchen. Die Jungfer entſetzete ſich vor ſolcher Freigebig-
keit/ und fing mit traͤhnenden Augen an: O mein gnaͤdigſtes Fraͤulein/ die ich in meiner
Seele unverrukt trage/ womit hat euer Gn. unwirdigſte Dienerin dieſe mehr als Koͤnigl.
Geſchenke verdienen koͤnnen? nun/ ich werde die Gedaͤchtnis dieſer Gnade aus meinem
Herzen nimmermehr kommen laſſen. Wie? ſagte Fr. Sophia/ ſeid ihr dann eurem Rit-
ter vor gehabte Muͤhe und getraͤue Einlieferung nicht auch dankbar? gewißlich Ritter
Leches/ ich werde nicht ruhen/ biß ihr mir Volmacht gebet/ den Tag eurer Heyraht zube-
ſtimmen. Ich verbleibe meiner gnaͤdigſten Frau und Koͤnigin untertaͤhnigſt-gehorſam-
ſter Diener/ antwortete er/ aber wann der heutige Tag es nicht ſeyn ſol/ weiß ich ſelber nit/
welcher dazu kan beſtimmet werden/ nachdem ich Morgen in aller fruͤhe auffbrechen/ und
meine Werbung zu Prage verrichten mus. Libuſſa ſahe/ daß das Spiel angefiedert ward/
und ſagete: Keines weges/ Ritter Leches/ daß es heut geſchehe/ dann ich habe verredet/ den
einen Tag Hochzeit zu machen/ und den andern/ meinen Ehejunkern von mir zihen zu laſ-
ſen. Fr. Sophia hielt dieſes vor ihren Ernſt/ und zweiffelte/ ob ſie aͤuſſerſt in ſie dringen
duͤrfte; Aber Leches zog ein Schreiben hervor/ uñ ſagete zu Libuſſen; ſehet meine vertraue-
te/ dz beſte haͤtte ich ſchier unterlaſſen/ ihr zu liefern/ nehmlich dieſes/ von unſerm Gn. Frl.
an euch geſchrieben/ welches ihre Gn. mir zugeſchikt/ gleich da ich abzihen wollen. Sie
erkennete alsbald die Hand/ dann die Auffſchrift wahr Teutſch/ und lautete alſo: Meiner
lieben getraͤuen Kammer Jungfer/ Libuſſen/ dieſes zu eigenen Haͤnden: Sie nahm den Brieff
mit freuden an/ kuͤſſete ihn/ und bald nach erbrechung laſe ſie dieſe Teutſche Worte:

Herz liebes Kind/ ich verhalte dir als meiner allerheimlichſt-Vertraueten nicht/ was geſtalt
mit meinem hoͤchſt- und einig-geliebeten Herkules ich in meinem ſtark bewachetem Schloſſe zu vier
unterſchiedlichenmahlen mich durch laͤngſt begehrtes Liebes Geſpraͤch ergetzet/ auch der Hoffnung
zu dem einigen wahren Gott/ den ich nunmehr/ ihm allein ſey Dank/ kenne/ gelebe/ es werde durch deſ-
ſen Gnade und Schickung mich mein Junigſt-geliebeter ſchier frey und ledig machen/ worauff ich Tag
und Nacht warte. O mein liebes Kind/ wie noͤhtig waͤhre mir eine Zeit her deine Geſelſchaft und Troſt
geweſen/ und wundere mich ſehr/ wie ich mein Leben erhalten/ und vor Unmuht mich nicht ſelbſt er-
wuͤrget habe. Ich lebe anjezt in zimlicher Zufriedenheit/ aber weil meine Seele/ der teure Herkules
gleich heut davon zihen wird/ und ich in Viertel Jahres-friſt ihn kaum werde wieder zuſehen bekom-
men/ wird mein Kummer wieder angehen; jedoch habe ich gnug/ wann die Hoffnung mich erhaͤlt/
biß ich im freyen Felde auff ſchnellen Pferdẽ mich mit meinem Erloͤſer befinden werde; alsdann wird
Traurigkeit verſchwinden/ und alles Ungluͤk vergeſſen ſeyn. Inzwiſchen lebe geſund biß uns Gott zu-

ſam-
O o o o o
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[841/0879] Vierdes Buch. Willens wol zuerinnern/ wolte als ein dankbarer Schuldman das vorgeſtreckte vor diß- mahl ablegen/ und die gebuͤhrliche Dankbarkeit auff ſeine Ankunft auffſchieben. Fr. Eu- phroſyne haͤtte ſich deſſen nicht verſehen/ wegerte ſich auch/ es anzunehmen; aber Markus/ dem Herkules Sinn bekant wahr/ ſagete/ es waͤhre ein ſolches vergeblich/ uñ ſeinem gnaͤ- bigſten Herrn Herkules nichts unangenehmers/ als die Wegerung ſeiner angebotenen Gnade. Zulezt ließ Leches drey anſehnliche ſchoͤne Laden von treflicher Arbeit aus dem reineſten Hebenholz/ die er zu Tyrus gekauft hatte herzutragen/ und ſagte zu Libuſſen; ſehet hie meine in ehren vertrauete Freundin; unſer allerſeits gnaͤdigſtes Fraͤulein hat mich mit leerer Hand nicht wollen laſſen zu euch kommen/ ſondern dieſen Schaz/ benantlich drey Tonnen Goldes/ neben beygefuͤgeten Kleinoten mir zu geſtellet/ euch dieſelben als einen Beutpfennig ihret wegen mitzubringen/ werdet hieraus ihrer Gn. Gewogenheit erkeñen/ und alles zu eurem beſten gebrauchen. Die Jungfer entſetzete ſich vor ſolcher Freigebig- keit/ und fing mit traͤhnenden Augen an: O mein gnaͤdigſtes Fraͤulein/ die ich in meiner Seele unverrukt trage/ womit hat euer Gn. unwirdigſte Dienerin dieſe mehr als Koͤnigl. Geſchenke verdienen koͤnnen? nun/ ich werde die Gedaͤchtnis dieſer Gnade aus meinem Herzen nimmermehr kommen laſſen. Wie? ſagte Fr. Sophia/ ſeid ihr dann eurem Rit- ter vor gehabte Muͤhe und getraͤue Einlieferung nicht auch dankbar? gewißlich Ritter Leches/ ich werde nicht ruhen/ biß ihr mir Volmacht gebet/ den Tag eurer Heyraht zube- ſtimmen. Ich verbleibe meiner gnaͤdigſten Frau und Koͤnigin untertaͤhnigſt-gehorſam- ſter Diener/ antwortete er/ aber wann der heutige Tag es nicht ſeyn ſol/ weiß ich ſelber nit/ welcher dazu kan beſtimmet werden/ nachdem ich Morgen in aller fruͤhe auffbrechen/ und meine Werbung zu Prage verrichten mus. Libuſſa ſahe/ daß das Spiel angefiedert ward/ und ſagete: Keines weges/ Ritter Leches/ daß es heut geſchehe/ dann ich habe verredet/ den einen Tag Hochzeit zu machen/ und den andern/ meinen Ehejunkern von mir zihen zu laſ- ſen. Fr. Sophia hielt dieſes vor ihren Ernſt/ und zweiffelte/ ob ſie aͤuſſerſt in ſie dringen duͤrfte; Aber Leches zog ein Schreiben hervor/ uñ ſagete zu Libuſſen; ſehet meine vertraue- te/ dz beſte haͤtte ich ſchier unterlaſſen/ ihr zu liefern/ nehmlich dieſes/ von unſerm Gn. Frl. an euch geſchrieben/ welches ihre Gn. mir zugeſchikt/ gleich da ich abzihen wollen. Sie erkennete alsbald die Hand/ dann die Auffſchrift wahr Teutſch/ und lautete alſo: Meiner lieben getraͤuen Kammer Jungfer/ Libuſſen/ dieſes zu eigenen Haͤnden: Sie nahm den Brieff mit freuden an/ kuͤſſete ihn/ und bald nach erbrechung laſe ſie dieſe Teutſche Worte: Herz liebes Kind/ ich verhalte dir als meiner allerheimlichſt-Vertraueten nicht/ was geſtalt mit meinem hoͤchſt- und einig-geliebeten Herkules ich in meinem ſtark bewachetem Schloſſe zu vier unterſchiedlichenmahlen mich durch laͤngſt begehrtes Liebes Geſpraͤch ergetzet/ auch der Hoffnung zu dem einigen wahren Gott/ den ich nunmehr/ ihm allein ſey Dank/ kenne/ gelebe/ es werde durch deſ- ſen Gnade und Schickung mich mein Junigſt-geliebeter ſchier frey und ledig machen/ worauff ich Tag und Nacht warte. O mein liebes Kind/ wie noͤhtig waͤhre mir eine Zeit her deine Geſelſchaft und Troſt geweſen/ und wundere mich ſehr/ wie ich mein Leben erhalten/ und vor Unmuht mich nicht ſelbſt er- wuͤrget habe. Ich lebe anjezt in zimlicher Zufriedenheit/ aber weil meine Seele/ der teure Herkules gleich heut davon zihen wird/ und ich in Viertel Jahres-friſt ihn kaum werde wieder zuſehen bekom- men/ wird mein Kummer wieder angehen; jedoch habe ich gnug/ wann die Hoffnung mich erhaͤlt/ biß ich im freyen Felde auff ſchnellen Pferdẽ mich mit meinem Erloͤſer befinden werde; alsdann wird Traurigkeit verſchwinden/ und alles Ungluͤk vergeſſen ſeyn. Inzwiſchen lebe geſund biß uns Gott zu- ſam- O o o o o

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/879>, abgerufen am 10.06.2024.