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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Wie dann? sagte sie/ hat er sich etwa in ungebührlicher Liebe vergangen/ so wird meine Hul-
de bald auffgeruffen seyn. Nein geliebte Wase/ antwortete er/ ihr verstehet mich unrecht;
Er ist von einer vornehmen adelichen Witwen in Bestreitung ihrer Feinde gebraucht
worden/ da er sich dermassen tapffer gehalten/ daß er mit frölichem Siege bey ihr auff ih-
rem Schlosse angelanget/ und sie nicht allein ihm treffliche Verehrungen getahn/ sondern
mit diesen Worten angeredet: Manhasster Ritter/ eure Bedienungen sind so groß/ daß
ich fast nicht weiß/ auff was gestalt ich dieselben vergelten könne/ habe mich demnach erklä-
ret/ euch zum Herrn aller meiner Güter zumachen/ und vor meinen Eheliebesten zuerkie-
sen/ nicht zweifelnd/ ihr werdet solches erbieten von mir annehmen/ und hinführo euch nicht
anders als ein Ehegatte gegen mich verhalten. Das muß ein kühnes Weib seyn/ sagte Bre-
la/ die mit solcher Frecheit sich einem Ritter darbeut. Er fuhr fort in seiner Rede: Leches
hätte mit aller Höfligkeit solches ablehnen wollen/ als schätzete er sich so hoher Gunst un-
wirdig/ auch allerhand Ausflüchte gesucht/ biß endlich die Frau es vor eine Verhöhnung
ausgedeutet/ und zu ihm gesagt: Ritter/ nachdem ihr nicht allein meine Feinde überwun-
den/ sondern überdas mich selbst euch untertahn gemacht/ sollet ihr keine Unwirdigkeit vor-
schützen/ in Betrachtung/ ich euch wirdig davor erkenne/ es währe dann/ daß ihr es zu mei-
ner Verachtung tähtet. Als nun Leches sich hierauff nach ihrem Willen nicht hätte wollen
vernehmen lassen/ sondern vorgewand/ er müste seiner Eltern bewilligung zuvor einhohlen/
als unter deren Gewalt er währe; hätte die Frau ihn in ein wolgeziertes Gemach versper-
ren lassen/ da ihm mit köstlicher Speise und Trank auffgewartet würde/ biß er in die Hey-
raht einwilligte/ oder sein leztes entschuldigen darlegete/ daß er mit einer Adelichen Jung-
fer schon ehelich versprochen/ nicht mehr sein eigen währe/ sondern lieber sterben/ als diese
gegebene Träue brechen wolte; dann sie könte ihm solches nicht zutrauen/ es währe dann/
daß seine Liebste selbst kähme/ und sich ihr zeigete/ alsdann wolte sie nicht allein ihn gerne er-
lassen/ sondern diese seine gewünschete Heyraht zubefodern/ das Beylager prächtig aus-
richten/ und auff ihren tödlichen Hintrit ihn zum Erben aller ihrer Güter einsetzen. Ach/
sagte Libussa/ hat euch Leches solches dann geschrieben? Nein antwortete er/ nicht mir/ son-
dern Herrn Markus zu Korinth/ und nach Erzählung alles Verlauffs den Brieff mit die-
sen Worten geschlossen: Weil ich dann meiner herzgeliebeten Jungfer Libussen diese be-
schwerliche Reise nicht anmuhten kan noch mag/ wollet ihr dieselbe versichern/ daß zu Be-
zeugung meiner aufrichtigen Träue ich in diesem Gefängniß mein Leben zuenden entschlos-
sen bin/ spreche sie der mir beschehenen Zusage ledig und loß/ und wünsche/ Gott wolle ihr
in künfftiger ihrer Liebe bessern Fortgang verleihen/ als mir leider wiederfahren ist. Sehet
geliebte Wase/ solche Beschaffenheit hat es umb euren Leches/ dessen Leben und Tod/ mei-
nes ermessens nunmehr allein in euren Händen stehet. Libussa ließ die Trähnen häuffig fal-
len/ und beklagete sehr/ daß ihr Leches in diese Wiederwertigkeit gerahten währe/ fragete
endlich/ in was Landschafft es dann währe. Das Land/ sagte er/ wird Oenotria geheissen/
lieget nicht weit von einem Meer/ und wolte ich euch gerne dahin begleiten/ dafern ihr ihm
die Barmherzigkeit erzeigen/ und zur Vergeltung seiner Träue des Weges Ungelegen-
heit über euch nehmen woltet. Ja Vetter/ sagte sie/ wollet ihr mit mir reisen/ wann meine
Wase es zugeben kan/ wil ich mich noch diesen Tag fertig machen. Brela betrachtete/ daß

ihre
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Vierdes Buch.
Wie dann? ſagte ſie/ hat er ſich etwa in ungebuͤhrlicher Liebe vergangẽ/ ſo wird meine Hul-
de bald auffgeruffen ſeyn. Nein geliebte Waſe/ antwortete er/ ihr verſtehet mich unrecht;
Er iſt von einer vornehmen adelichen Witwen in Beſtreitung ihrer Feinde gebraucht
worden/ da er ſich dermaſſen tapffer gehalten/ daß er mit froͤlichem Siege bey ihr auff ih-
rem Schloſſe angelanget/ und ſie nicht allein ihm treffliche Verehrungen getahn/ ſondern
mit dieſen Worten angeredet: Manhaſſter Ritter/ eure Bedienungen ſind ſo groß/ daß
ich faſt nicht weiß/ auff was geſtalt ich dieſelben vergelten koͤnne/ habe mich demnach erklaͤ-
ret/ euch zum Herrn aller meiner Guͤter zumachen/ und vor meinen Eheliebeſten zuerkie-
ſen/ nicht zweifelnd/ ihr werdet ſolches erbieten von mir annehmen/ und hinfuͤhro euch nicht
anders als ein Ehegatte gegen mich verhalten. Das muß ein kuͤhnes Weib ſeyn/ ſagte Bꝛe-
la/ die mit ſolcher Frecheit ſich einem Ritter darbeut. Er fuhr fort in ſeiner Rede: Leches
haͤtte mit aller Hoͤfligkeit ſolches ablehnen wollen/ als ſchaͤtzete er ſich ſo hoher Gunſt un-
wirdig/ auch allerhand Ausfluͤchte geſucht/ biß endlich die Frau es vor eine Verhoͤhnung
ausgedeutet/ und zu ihm geſagt: Ritter/ nachdem ihr nicht allein meine Feinde uͤberwun-
den/ ſondern uͤberdas mich ſelbſt euch untertahn gemacht/ ſollet ihr keine Unwirdigkeit vor-
ſchuͤtzen/ in Betrachtung/ ich euch wirdig davor erkenne/ es waͤhre dann/ daß ihr es zu mei-
ner Verachtung taͤhtet. Als nun Leches ſich hierauff nach ihrem Willen nicht haͤtte wollen
vernehmen laſſen/ ſondern vorgewand/ er muͤſte ſeiner Eltern bewilligung zuvor einhohlẽ/
als unter deren Gewalt er waͤhre; haͤtte die Frau ihn in ein wolgeziertes Gemach verſper-
ren laſſen/ da ihm mit koͤſtlicher Speiſe und Trank auffgewartet wuͤrde/ biß er in die Hey-
raht einwilligte/ oder ſein leztes entſchuldigen darlegete/ daß er mit einer Adelichen Jung-
fer ſchon ehelich verſprochen/ nicht mehr ſein eigen waͤhre/ ſondern lieber ſterben/ als dieſe
gegebene Traͤue brechen wolte; dann ſie koͤnte ihm ſolches nicht zutrauen/ es waͤhre dann/
daß ſeine Liebſte ſelbſt kaͤhme/ und ſich ihr zeigete/ alsdann wolte ſie nicht allein ihn gerne er-
laſſen/ ſondern dieſe ſeine gewuͤnſchete Heyraht zubefodern/ das Beylager praͤchtig aus-
richten/ und auff ihren toͤdlichen Hintrit ihn zum Erben aller ihrer Guͤter einſetzen. Ach/
ſagte Libuſſa/ hat euch Leches ſolches dann geſchrieben? Nein antwortete er/ nicht mir/ ſon-
dern Herrn Markus zu Korinth/ und nach Erzaͤhlung alles Verlauffs den Brieff mit die-
ſen Worten geſchloſſen: Weil ich dann meiner herzgeliebeten Jungfer Libuſſen dieſe be-
ſchwerliche Reiſe nicht anmuhten kan noch mag/ wollet ihr dieſelbe verſichern/ daß zu Be-
zeugung meiner aufrichtigen Traͤue ich in dieſem Gefaͤngniß mein Leben zuenden entſchloſ-
ſen bin/ ſpreche ſie der mir beſchehenen Zuſage ledig und loß/ und wuͤnſche/ Gott wolle ihr
in kuͤnfftiger ihrer Liebe beſſern Fortgang verleihen/ als mir leider wiederfahren iſt. Sehet
geliebte Waſe/ ſolche Beſchaffenheit hat es umb euren Leches/ deſſen Leben und Tod/ mei-
nes ermeſſens nunmehr allein in euren Haͤnden ſtehet. Libuſſa ließ die Traͤhnen haͤuffig fal-
len/ und beklagete ſehr/ daß ihr Leches in dieſe Wiederwertigkeit gerahten waͤhre/ fragete
endlich/ in was Landſchafft es dann waͤhre. Das Land/ ſagte er/ wird Oenotria geheiſſen/
lieget nicht weit von einem Meer/ und wolte ich euch gerne dahin begleiten/ dafern ihr ihm
die Barmherzigkeit erzeigen/ und zur Vergeltung ſeiner Traͤue des Weges Ungelegen-
heit uͤber euch nehmen woltet. Ja Vetter/ ſagte ſie/ wollet ihr mit mir reiſen/ wann meine
Waſe es zugeben kan/ wil ich mich noch dieſen Tag fertig machen. Brela betrachtete/ daß

ihre
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[835/0873] Vierdes Buch. Wie dann? ſagte ſie/ hat er ſich etwa in ungebuͤhrlicher Liebe vergangẽ/ ſo wird meine Hul- de bald auffgeruffen ſeyn. Nein geliebte Waſe/ antwortete er/ ihr verſtehet mich unrecht; Er iſt von einer vornehmen adelichen Witwen in Beſtreitung ihrer Feinde gebraucht worden/ da er ſich dermaſſen tapffer gehalten/ daß er mit froͤlichem Siege bey ihr auff ih- rem Schloſſe angelanget/ und ſie nicht allein ihm treffliche Verehrungen getahn/ ſondern mit dieſen Worten angeredet: Manhaſſter Ritter/ eure Bedienungen ſind ſo groß/ daß ich faſt nicht weiß/ auff was geſtalt ich dieſelben vergelten koͤnne/ habe mich demnach erklaͤ- ret/ euch zum Herrn aller meiner Guͤter zumachen/ und vor meinen Eheliebeſten zuerkie- ſen/ nicht zweifelnd/ ihr werdet ſolches erbieten von mir annehmen/ und hinfuͤhro euch nicht anders als ein Ehegatte gegen mich verhalten. Das muß ein kuͤhnes Weib ſeyn/ ſagte Bꝛe- la/ die mit ſolcher Frecheit ſich einem Ritter darbeut. Er fuhr fort in ſeiner Rede: Leches haͤtte mit aller Hoͤfligkeit ſolches ablehnen wollen/ als ſchaͤtzete er ſich ſo hoher Gunſt un- wirdig/ auch allerhand Ausfluͤchte geſucht/ biß endlich die Frau es vor eine Verhoͤhnung ausgedeutet/ und zu ihm geſagt: Ritter/ nachdem ihr nicht allein meine Feinde uͤberwun- den/ ſondern uͤberdas mich ſelbſt euch untertahn gemacht/ ſollet ihr keine Unwirdigkeit vor- ſchuͤtzen/ in Betrachtung/ ich euch wirdig davor erkenne/ es waͤhre dann/ daß ihr es zu mei- ner Verachtung taͤhtet. Als nun Leches ſich hierauff nach ihrem Willen nicht haͤtte wollen vernehmen laſſen/ ſondern vorgewand/ er muͤſte ſeiner Eltern bewilligung zuvor einhohlẽ/ als unter deren Gewalt er waͤhre; haͤtte die Frau ihn in ein wolgeziertes Gemach verſper- ren laſſen/ da ihm mit koͤſtlicher Speiſe und Trank auffgewartet wuͤrde/ biß er in die Hey- raht einwilligte/ oder ſein leztes entſchuldigen darlegete/ daß er mit einer Adelichen Jung- fer ſchon ehelich verſprochen/ nicht mehr ſein eigen waͤhre/ ſondern lieber ſterben/ als dieſe gegebene Traͤue brechen wolte; dann ſie koͤnte ihm ſolches nicht zutrauen/ es waͤhre dann/ daß ſeine Liebſte ſelbſt kaͤhme/ und ſich ihr zeigete/ alsdann wolte ſie nicht allein ihn gerne er- laſſen/ ſondern dieſe ſeine gewuͤnſchete Heyraht zubefodern/ das Beylager praͤchtig aus- richten/ und auff ihren toͤdlichen Hintrit ihn zum Erben aller ihrer Guͤter einſetzen. Ach/ ſagte Libuſſa/ hat euch Leches ſolches dann geſchrieben? Nein antwortete er/ nicht mir/ ſon- dern Herrn Markus zu Korinth/ und nach Erzaͤhlung alles Verlauffs den Brieff mit die- ſen Worten geſchloſſen: Weil ich dann meiner herzgeliebeten Jungfer Libuſſen dieſe be- ſchwerliche Reiſe nicht anmuhten kan noch mag/ wollet ihr dieſelbe verſichern/ daß zu Be- zeugung meiner aufrichtigen Traͤue ich in dieſem Gefaͤngniß mein Leben zuenden entſchloſ- ſen bin/ ſpreche ſie der mir beſchehenen Zuſage ledig und loß/ und wuͤnſche/ Gott wolle ihr in kuͤnfftiger ihrer Liebe beſſern Fortgang verleihen/ als mir leider wiederfahren iſt. Sehet geliebte Waſe/ ſolche Beſchaffenheit hat es umb euren Leches/ deſſen Leben und Tod/ mei- nes ermeſſens nunmehr allein in euren Haͤnden ſtehet. Libuſſa ließ die Traͤhnen haͤuffig fal- len/ und beklagete ſehr/ daß ihr Leches in dieſe Wiederwertigkeit gerahten waͤhre/ fragete endlich/ in was Landſchafft es dann waͤhre. Das Land/ ſagte er/ wird Oenotria geheiſſen/ lieget nicht weit von einem Meer/ und wolte ich euch gerne dahin begleiten/ dafern ihr ihm die Barmherzigkeit erzeigen/ und zur Vergeltung ſeiner Traͤue des Weges Ungelegen- heit uͤber euch nehmen woltet. Ja Vetter/ ſagte ſie/ wollet ihr mit mir reiſen/ wann meine Waſe es zugeben kan/ wil ich mich noch dieſen Tag fertig machen. Brela betrachtete/ daß ihre N n n n n ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/873>, abgerufen am 09.06.2024.