Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
ses Orts nicht allein bey meinem Obristen/ sondern auch bey höhern Leuten sehr wilkom-
men seyn. Leches wunderte sich höchlich/ wie Neda sich in Römische Dienste begeben hätte/
dann Markus hatte ihm von seiner Anwesenheit nichts gemeldet/ wiewol ihm alles zuge-
schrieben wahr; gedachte endlich/ er würde von der Königin hergeschicket seyn/ Fr. So-
phien auffzuwarten; wolte sich demnach vor ihm nicht länger verbergen/ sondern sagte zu
ihm: Wie dann/ mein Bruder/ werde ich dann an diesem Orte so gar unangenehm seyn?
Neda sahe ihn an und erstarrete/ bald aber fiel er ihn umb den Leib/ sprechend: O mein wer-
ther Freund und Bruder/ wie angenehm ist mir deine liebe/ wiewol unvermuhtliche Ge-
genwart/ da es sonst unserm Könige und Fräulein noch wol ergehet. Da ich von ihnen ge-
schieden bin/ antwortete er/ habe ich sie gelassen/ da ihnen nicht gar übel wahr/ wovon her-
nach wird zureden seyn; biß aber gebehten/ und melde uns so bald nicht/ dann wir wollen/
umb einen kleinen Auffzug zumachen/ uns nicht so bald zuerkennen geben. Eben das sol
mir lieb mit seyn/ antwortete er/ kehrete auch in aller stille mit ihm in die Herberge/ in wel-
cher er vor diesem von Libussen wegen seiner Brelen so artig auffgezogen wahr/ und fiel
ihm geschwinde ein/ er wolte ihr diesen Morgen alles gedoppelt wieder einbringen; ging
ohn fernern Verzug nach ihrem Gemache/ und fand sie mit seiner Liebsten in einem Bette
liegen und ein freundliches Gespräch halten/ welches eben von Leches wahr/ da Libussa je-
ner klagete/ sie hätte einen gefährlichen Traum von ihm gehabt/ wolte nicht hoffen/ daß ihm
in der fremde ein sonderlicher Unfall zugestossen währe. Neda lauschete an der Tühr/ und
vernam ihre Reden/ welche zu seinem Vorhaben nicht undienlich wahren/ ließ sichs doch
nicht merken/ sondern klopffete leise an die Tühr/ welche von einer Dienerin bald geöffnet
ward/ weil sie meynete/ es währe irgend eine des Frauenzimmers; nachdem sie aber Neda
sahe/ wolte sie die Kammer wieder versperren; aber er wahr zu behende darzwischen/ trat
hinein/ und nach volbrachtem Grusse baht er seines unzeitigen besuchens Verzeihung.
Libussa/ so vorne an schlieff/ fragete/ was die ursach seiner Ankunfft und traurigen Gesich-
tes währe? Worauf er zur Antwort gab: Er währe zugleich froh und betrübt; froh wegen
guter Zeitung von König Ladisla und dem Fräulein; betrübt wegen einer Neben Zeitung/
mit welcher er sie ungerne betrübete. O ihr Götter/ sagte sie hierauff; gewißlich ist mein
Leches tod! Nein nein/ antwortete er/ nicht so schlim/ er lebet noch/ aber es ist etwas wun-
derlich umb ihn beschaffen. Libussa wahr sehr bekümmert/ wuste nicht/ was sie aus so tun-
keler Rede schliessen solte/ und baht/ er möchte ihr die Angst benehmen/ oder nur klar aus-
beichten/ damit sie erführe/ was das grausame Glük mit ihr im Sinne hätte. Ach/ sagte
er/ weil es euch ja muß gesaget werden/ ist mirs leid/ daß ich der ungenehme Briefträger
seyn sol. Aus dieser Rede schloß sie vor gewiß/ er würde schon tod seyn/ daher belief ihr das
Herz/ daß alle ihre Geister stehen blieben/ und ihr das Gesicht samt der Sprache verging.
Jungfer Brela solches ersehend/ machete sich bald auff/ und trieb sie der Schrecken und
die Angst so sehr/ daß sie ihrer Blösse vergessend/ sich im Bette auffrichtete/ und Libussen
mit Neda Hülffe so lange rüttelte/ biß sie zu ihr selber kam. Es wahr ihm zwar diese Oh-
macht leid/ und fand doch eine Vergnügung wegen ehmahl erlittener Angst/ tröstete sie nit
desto minder auffs beste/ nebest getahner Versicherung/ Leches währe annoch frisch und
gesund/ aber hart gesangen/ nicht umb Mord oder Ubeltaht/ sondern bloß umb Liebe willen.

Wie

Vierdes Buch.
ſes Orts nicht allein bey meinem Obriſten/ ſondern auch bey hoͤhern Leuten ſehr wilkom-
men ſeyn. Leches wunderte ſich hoͤchlich/ wie Neda ſich in Roͤmiſche Dienſte begeben haͤtte/
dann Markus hatte ihm von ſeiner Anweſenheit nichts gemeldet/ wiewol ihm alles zuge-
ſchrieben wahr; gedachte endlich/ er wuͤrde von der Koͤnigin hergeſchicket ſeyn/ Fr. So-
phien auffzuwarten; wolte ſich demnach vor ihm nicht laͤnger verbergen/ ſondern ſagte zu
ihm: Wie dann/ mein Bruder/ werde ich dann an dieſem Orte ſo gar unangenehm ſeyn?
Neda ſahe ihn an und erſtarrete/ bald aber fiel er ihn umb den Leib/ ſprechend: O mein wer-
ther Freund und Bruder/ wie angenehm iſt mir deine liebe/ wiewol unvermuhtliche Ge-
genwart/ da es ſonſt unſerm Koͤnige und Fraͤulein noch wol ergehet. Da ich von ihnen ge-
ſchieden bin/ antwortete er/ habe ich ſie gelaſſen/ da ihnen nicht gar uͤbel wahr/ wovon her-
nach wird zureden ſeyn; biß aber gebehten/ und melde uns ſo bald nicht/ dann wir wollen/
umb einen kleinen Auffzug zumachen/ uns nicht ſo bald zuerkennen geben. Eben das ſol
mir lieb mit ſeyn/ antwortete er/ kehrete auch in aller ſtille mit ihm in die Herberge/ in wel-
cher er vor dieſem von Libuſſen wegen ſeiner Brelen ſo artig auffgezogen wahr/ und fiel
ihm geſchwinde ein/ er wolte ihr dieſen Morgen alles gedoppelt wieder einbringen; ging
ohn fernern Verzug nach ihrem Gemache/ und fand ſie mit ſeiner Liebſten in einem Bette
liegen und ein freundliches Geſpraͤch halten/ welches eben von Leches wahr/ da Libuſſa je-
ner klagete/ ſie haͤtte einen gefaͤhrlichen Traum von ihm gehabt/ wolte nicht hoffen/ daß ihm
in der fremde ein ſonderlicher Unfall zugeſtoſſen waͤhre. Neda lauſchete an der Tuͤhr/ und
vernam ihre Reden/ welche zu ſeinem Vorhaben nicht undienlich wahren/ ließ ſichs doch
nicht merken/ ſondern klopffete leiſe an die Tuͤhr/ welche von einer Dienerin bald geoͤffnet
ward/ weil ſie meynete/ es waͤhre irgend eine des Frauenzimmers; nachdem ſie aber Neda
ſahe/ wolte ſie die Kammer wieder verſperren; aber er wahr zu behende darzwiſchen/ trat
hinein/ und nach volbrachtem Gruſſe baht er ſeines unzeitigen beſuchens Verzeihung.
Libuſſa/ ſo vorne an ſchlieff/ fragete/ was die urſach ſeiner Ankunfft und traurigen Geſich-
tes waͤhre? Worauf er zur Antwort gab: Er waͤhre zugleich froh und betruͤbt; froh wegen
guter Zeitung von Koͤnig Ladiſla und dem Fraͤulein; betruͤbt wegen einer Neben Zeitung/
mit welcher er ſie ungerne betruͤbete. O ihr Goͤtter/ ſagte ſie hierauff; gewißlich iſt mein
Leches tod! Nein nein/ antwortete er/ nicht ſo ſchlim/ er lebet noch/ aber es iſt etwas wun-
derlich umb ihn beſchaffen. Libuſſa wahr ſehr bekümmert/ wuſte nicht/ was ſie aus ſo tun-
keler Rede ſchlieſſen ſolte/ und baht/ er moͤchte ihr die Angſt benehmen/ oder nur klar aus-
beichten/ damit ſie erfuͤhre/ was das grauſame Gluͤk mit ihr im Sinne haͤtte. Ach/ ſagte
er/ weil es euch ja muß geſaget werden/ iſt mirs leid/ daß ich der ungenehme Brieftraͤger
ſeyn ſol. Aus dieſer Rede ſchloß ſie vor gewiß/ er wuͤrde ſchon tod ſeyn/ daher belief ihr das
Herz/ daß alle ihre Geiſter ſtehen blieben/ und ihr das Geſicht ſamt der Sprache verging.
Jungfer Brela ſolches erſehend/ machete ſich bald auff/ und trieb ſie der Schrecken und
die Angſt ſo ſehr/ daß ſie ihrer Bloͤſſe vergeſſend/ ſich im Bette auffrichtete/ und Libuſſen
mit Neda Hülffe ſo lange ruͤttelte/ biß ſie zu ihr ſelber kam. Es wahr ihm zwar dieſe Oh-
macht leid/ und fand doch eine Vergnuͤgung wegen ehmahl erlittener Angſt/ troͤſtete ſie nit
deſto minder auffs beſte/ nebeſt getahner Verſicherung/ Leches waͤhre annoch friſch und
geſund/ aber hart geſangen/ nicht umb Mord oder Ubeltaht/ ſondern bloß umb Liebe willen.

Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0872" n="834"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;es Orts nicht allein bey meinem Obri&#x017F;ten/ &#x017F;ondern auch bey ho&#x0364;hern Leuten &#x017F;ehr wilkom-<lb/>
men &#x017F;eyn. Leches wunderte &#x017F;ich ho&#x0364;chlich/ wie Neda &#x017F;ich in Ro&#x0364;mi&#x017F;che Dien&#x017F;te begeben ha&#x0364;tte/<lb/>
dann Markus hatte ihm von &#x017F;einer Anwe&#x017F;enheit nichts gemeldet/ wiewol ihm alles zuge-<lb/>
&#x017F;chrieben wahr; gedachte endlich/ er wu&#x0364;rde von der Ko&#x0364;nigin herge&#x017F;chicket &#x017F;eyn/ Fr. So-<lb/>
phien auffzuwarten; wolte &#x017F;ich demnach vor ihm nicht la&#x0364;nger verbergen/ &#x017F;ondern &#x017F;agte zu<lb/>
ihm: Wie dann/ mein Bruder/ werde ich dann an die&#x017F;em Orte &#x017F;o gar unangenehm &#x017F;eyn?<lb/>
Neda &#x017F;ahe ihn an und er&#x017F;tarrete/ bald aber fiel er ihn umb den Leib/ &#x017F;prechend: O mein wer-<lb/>
ther Freund und Bruder/ wie angenehm i&#x017F;t mir deine liebe/ wiewol unvermuhtliche Ge-<lb/>
genwart/ da es &#x017F;on&#x017F;t un&#x017F;erm Ko&#x0364;nige und Fra&#x0364;ulein noch wol ergehet. Da ich von ihnen ge-<lb/>
&#x017F;chieden bin/ antwortete er/ habe ich &#x017F;ie gela&#x017F;&#x017F;en/ da ihnen nicht gar u&#x0364;bel wahr/ wovon her-<lb/>
nach wird zureden &#x017F;eyn; biß aber gebehten/ und melde uns &#x017F;o bald nicht/ dann wir wollen/<lb/>
umb einen kleinen Auffzug zumachen/ uns nicht &#x017F;o bald zuerkennen geben. Eben das &#x017F;ol<lb/>
mir lieb mit &#x017F;eyn/ antwortete er/ kehrete auch in aller &#x017F;tille mit ihm in die Herberge/ in wel-<lb/>
cher er vor die&#x017F;em von Libu&#x017F;&#x017F;en wegen &#x017F;einer Brelen &#x017F;o artig auffgezogen wahr/ und fiel<lb/>
ihm ge&#x017F;chwinde ein/ er wolte ihr die&#x017F;en Morgen alles gedoppelt wieder einbringen; ging<lb/>
ohn fernern Verzug nach ihrem Gemache/ und fand &#x017F;ie mit &#x017F;einer Lieb&#x017F;ten in einem Bette<lb/>
liegen und ein freundliches Ge&#x017F;pra&#x0364;ch halten/ welches eben von Leches wahr/ da Libu&#x017F;&#x017F;a je-<lb/>
ner klagete/ &#x017F;ie ha&#x0364;tte einen gefa&#x0364;hrlichen Traum von ihm gehabt/ wolte nicht hoffen/ daß ihm<lb/>
in der fremde ein &#x017F;onderlicher Unfall zuge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;hre. Neda lau&#x017F;chete an der Tu&#x0364;hr/ und<lb/>
vernam ihre Reden/ welche zu &#x017F;einem Vorhaben nicht undienlich wahren/ ließ &#x017F;ichs doch<lb/>
nicht merken/ &#x017F;ondern klopffete lei&#x017F;e an die Tu&#x0364;hr/ welche von einer Dienerin bald geo&#x0364;ffnet<lb/>
ward/ weil &#x017F;ie meynete/ es wa&#x0364;hre irgend eine des Frauenzimmers; nachdem &#x017F;ie aber Neda<lb/>
&#x017F;ahe/ wolte &#x017F;ie die Kammer wieder ver&#x017F;perren; aber er wahr zu behende darzwi&#x017F;chen/ trat<lb/>
hinein/ und nach volbrachtem Gru&#x017F;&#x017F;e baht er &#x017F;eines unzeitigen be&#x017F;uchens Verzeihung.<lb/>
Libu&#x017F;&#x017F;a/ &#x017F;o vorne an &#x017F;chlieff/ fragete/ was die ur&#x017F;ach &#x017F;einer Ankunfft und traurigen Ge&#x017F;ich-<lb/>
tes wa&#x0364;hre? Worauf er zur Antwort gab: Er wa&#x0364;hre zugleich froh und betru&#x0364;bt; froh wegen<lb/>
guter Zeitung von Ko&#x0364;nig Ladi&#x017F;la und dem Fra&#x0364;ulein; betru&#x0364;bt wegen einer Neben Zeitung/<lb/>
mit welcher er &#x017F;ie ungerne betru&#x0364;bete. O ihr Go&#x0364;tter/ &#x017F;agte &#x017F;ie hierauff; gewißlich i&#x017F;t mein<lb/>
Leches tod! Nein nein/ antwortete er/ nicht &#x017F;o &#x017F;chlim/ er lebet noch/ aber es i&#x017F;t etwas wun-<lb/>
derlich umb ihn be&#x017F;chaffen. Libu&#x017F;&#x017F;a wahr &#x017F;ehr bekümmert/ wu&#x017F;te nicht/ was &#x017F;ie aus &#x017F;o tun-<lb/>
keler Rede &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte/ und baht/ er mo&#x0364;chte ihr die Ang&#x017F;t benehmen/ oder nur klar aus-<lb/>
beichten/ damit &#x017F;ie erfu&#x0364;hre/ was das grau&#x017F;ame Glu&#x0364;k mit ihr im Sinne ha&#x0364;tte. Ach/ &#x017F;agte<lb/>
er/ weil es euch ja muß ge&#x017F;aget werden/ i&#x017F;t mirs leid/ daß ich der ungenehme Brieftra&#x0364;ger<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;ol. Aus die&#x017F;er Rede &#x017F;chloß &#x017F;ie vor gewiß/ er wu&#x0364;rde &#x017F;chon tod &#x017F;eyn/ daher belief ihr das<lb/>
Herz/ daß alle ihre Gei&#x017F;ter &#x017F;tehen blieben/ und ihr das Ge&#x017F;icht &#x017F;amt der Sprache verging.<lb/>
Jungfer Brela &#x017F;olches er&#x017F;ehend/ machete &#x017F;ich bald auff/ und trieb &#x017F;ie der Schrecken und<lb/>
die Ang&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;ehr/ daß &#x017F;ie ihrer Blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e verge&#x017F;&#x017F;end/ &#x017F;ich im Bette auffrichtete/ und Libu&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mit Neda Hülffe &#x017F;o lange ru&#x0364;ttelte/ biß &#x017F;ie zu ihr &#x017F;elber kam. Es wahr ihm zwar die&#x017F;e Oh-<lb/>
macht leid/ und fand doch eine Vergnu&#x0364;gung wegen ehmahl erlittener Ang&#x017F;t/ tro&#x0364;&#x017F;tete &#x017F;ie nit<lb/>
de&#x017F;to minder auffs be&#x017F;te/ nebe&#x017F;t getahner Ver&#x017F;icherung/ Leches wa&#x0364;hre annoch fri&#x017F;ch und<lb/>
ge&#x017F;und/ aber hart ge&#x017F;angen/ nicht umb Mord oder Ubeltaht/ &#x017F;ondern bloß umb Liebe willen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[834/0872] Vierdes Buch. ſes Orts nicht allein bey meinem Obriſten/ ſondern auch bey hoͤhern Leuten ſehr wilkom- men ſeyn. Leches wunderte ſich hoͤchlich/ wie Neda ſich in Roͤmiſche Dienſte begeben haͤtte/ dann Markus hatte ihm von ſeiner Anweſenheit nichts gemeldet/ wiewol ihm alles zuge- ſchrieben wahr; gedachte endlich/ er wuͤrde von der Koͤnigin hergeſchicket ſeyn/ Fr. So- phien auffzuwarten; wolte ſich demnach vor ihm nicht laͤnger verbergen/ ſondern ſagte zu ihm: Wie dann/ mein Bruder/ werde ich dann an dieſem Orte ſo gar unangenehm ſeyn? Neda ſahe ihn an und erſtarrete/ bald aber fiel er ihn umb den Leib/ ſprechend: O mein wer- ther Freund und Bruder/ wie angenehm iſt mir deine liebe/ wiewol unvermuhtliche Ge- genwart/ da es ſonſt unſerm Koͤnige und Fraͤulein noch wol ergehet. Da ich von ihnen ge- ſchieden bin/ antwortete er/ habe ich ſie gelaſſen/ da ihnen nicht gar uͤbel wahr/ wovon her- nach wird zureden ſeyn; biß aber gebehten/ und melde uns ſo bald nicht/ dann wir wollen/ umb einen kleinen Auffzug zumachen/ uns nicht ſo bald zuerkennen geben. Eben das ſol mir lieb mit ſeyn/ antwortete er/ kehrete auch in aller ſtille mit ihm in die Herberge/ in wel- cher er vor dieſem von Libuſſen wegen ſeiner Brelen ſo artig auffgezogen wahr/ und fiel ihm geſchwinde ein/ er wolte ihr dieſen Morgen alles gedoppelt wieder einbringen; ging ohn fernern Verzug nach ihrem Gemache/ und fand ſie mit ſeiner Liebſten in einem Bette liegen und ein freundliches Geſpraͤch halten/ welches eben von Leches wahr/ da Libuſſa je- ner klagete/ ſie haͤtte einen gefaͤhrlichen Traum von ihm gehabt/ wolte nicht hoffen/ daß ihm in der fremde ein ſonderlicher Unfall zugeſtoſſen waͤhre. Neda lauſchete an der Tuͤhr/ und vernam ihre Reden/ welche zu ſeinem Vorhaben nicht undienlich wahren/ ließ ſichs doch nicht merken/ ſondern klopffete leiſe an die Tuͤhr/ welche von einer Dienerin bald geoͤffnet ward/ weil ſie meynete/ es waͤhre irgend eine des Frauenzimmers; nachdem ſie aber Neda ſahe/ wolte ſie die Kammer wieder verſperren; aber er wahr zu behende darzwiſchen/ trat hinein/ und nach volbrachtem Gruſſe baht er ſeines unzeitigen beſuchens Verzeihung. Libuſſa/ ſo vorne an ſchlieff/ fragete/ was die urſach ſeiner Ankunfft und traurigen Geſich- tes waͤhre? Worauf er zur Antwort gab: Er waͤhre zugleich froh und betruͤbt; froh wegen guter Zeitung von Koͤnig Ladiſla und dem Fraͤulein; betruͤbt wegen einer Neben Zeitung/ mit welcher er ſie ungerne betruͤbete. O ihr Goͤtter/ ſagte ſie hierauff; gewißlich iſt mein Leches tod! Nein nein/ antwortete er/ nicht ſo ſchlim/ er lebet noch/ aber es iſt etwas wun- derlich umb ihn beſchaffen. Libuſſa wahr ſehr bekümmert/ wuſte nicht/ was ſie aus ſo tun- keler Rede ſchlieſſen ſolte/ und baht/ er moͤchte ihr die Angſt benehmen/ oder nur klar aus- beichten/ damit ſie erfuͤhre/ was das grauſame Gluͤk mit ihr im Sinne haͤtte. Ach/ ſagte er/ weil es euch ja muß geſaget werden/ iſt mirs leid/ daß ich der ungenehme Brieftraͤger ſeyn ſol. Aus dieſer Rede ſchloß ſie vor gewiß/ er wuͤrde ſchon tod ſeyn/ daher belief ihr das Herz/ daß alle ihre Geiſter ſtehen blieben/ und ihr das Geſicht ſamt der Sprache verging. Jungfer Brela ſolches erſehend/ machete ſich bald auff/ und trieb ſie der Schrecken und die Angſt ſo ſehr/ daß ſie ihrer Bloͤſſe vergeſſend/ ſich im Bette auffrichtete/ und Libuſſen mit Neda Hülffe ſo lange ruͤttelte/ biß ſie zu ihr ſelber kam. Es wahr ihm zwar dieſe Oh- macht leid/ und fand doch eine Vergnuͤgung wegen ehmahl erlittener Angſt/ troͤſtete ſie nit deſto minder auffs beſte/ nebeſt getahner Verſicherung/ Leches waͤhre annoch friſch und geſund/ aber hart geſangen/ nicht umb Mord oder Ubeltaht/ ſondern bloß umb Liebe willen. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/872
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/872>, abgerufen am 22.12.2024.