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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
her getrieben hast. Der arme Mensch gedachte/ er müste nun gewiß sterben/ baht demnach
sein Gemahl durch alle Götter/ sie möchte ihr seine Rettung lassen angelegen seyn; welche
endlich zu Kleons Füssen niderfiel/ und den verstelleten Geist mit grossem Geheule baht/
ihres Mannes zu schonen/ sie wolte ihm zu ehren das Gemach weihen/ und als lange sie
lebete/ seine Gedächtnis darauff begehen. Nun wolan/ geliebte Frau/ antwortete Kleon/
bloß umb euret willen schone ich seyn/ sonst müste er ohn alle Gnade und Barmherzigkeit
sterben; gab ihm noch etliche starke streiche über die Lenden/ und machte sich zur Tühr hin-
aus an seinen Ort/ da die Frau rieff; hilff lieber Gott/ da fleuget die klare Seele als ein
blitzender Strahl zum Fenster hinaus; stund hernach/ und stellete sich/ ob könte sie die Tühr
nicht öffnen/ biß ihr endlich geriet/ und sie die zu nähst schlaffende Mägde ermunterte/ die
ein Licht herzu bringen musten/ da sie Nabarzanes in tieffer Ohmacht fand/ den sie wieder
erquickete/ und sich gar leidig stellete/ dauchte ihr auch/ es währe schier zugrob gemacht/ weil
er fast keinen weissen Flecken an seinen Gliedmassen hatte. Nachdem er wieder zu ihm sel-
ber kam/ fragete er/ ob der Geist noch verhanden währe/ und sagte nachgehends: Nun leug-
ne wer da wil/ daß keine Geister seyn/ ich armer Mann habe es leider gar zu schmerzlich
empfunden. Ach Gott/ antwortete sie/ wie seid ihr doch auff den Unraht kommen/ daß ihr
der frommen Seele gestriges Tages so grosse Beschimpfung angelegt habet? Lasset euch
dieses/ bitte ich/ eine Warnung seyn/ und verhütet hinfüro dergleichen Unfall/ dann mit
Geistern lässet sichs trauen nicht schertzen; bedenket auch/ daß euch bloß durch meine vor-
bitte das Leben erhalten sey/ welches ihr sonst ohn zweiffel hättet einbüssen müssen. Des
Morgens richtete sie eine trefliche Salbe zu/ und schmierete ihn damit zum oftern/ daß er
des vierten Tages keine sonderliche Schmerzen mehr empfand. Kleon lebete diese Zeit ü-
ber sicher/ und fürchtete sich doch/ es würde Gobares nicht auffhören ihm nachzustellen/
deßwegen er abermahl umb kurze erlassung anhielt/ welches sie ihm rund abschlug/ es wäh-
re ihr unmöglich/ sein zu entrahten/ solte sich aber versichern/ daß sie ihn vor Gobares wol
schützen könte. Nun stellete er sich zwar/ als währe er zu frieden/ und nam ihm doch vor/
erster Gelegenheit bey Nachtzeit heimlich davon zu lauffen. Des sechsten Morgens nach
der Prügelung/ da Nabarzanes zum erstenmahle wieder auffgestanden wahr/ und Stati-
ra sich bey Kleon in ihrem Kleider Gemache befand/ sahe sie ohngefehr eine Schaar von
200 Reutern auff ihr Schloß zueilen/ und erkennete aus ihrer Kleider Farbe/ daß sie Go-
bares zustunden/ daher sie nicht ohn bestürzung zu Kleon sagete: Gobares hat wieder euch
ein Schelmstük im Sinne/ dort kommen seine Reuter her; so haltet euch nun im Kleider La-
den verborgen/ und lasset vor daß übrige mich sorgen; ging darauff nach Nabarzanes Ge-
mache/ und stellete sich/ als hätte sie der Reuter keine acht gehabt/ welche schon anklopfeten/
und in des Fürsten Nahmen begehreten eingelassen zu werden. So bald sie auff dem in-
nersten Platze erschienen/ und Nabarzanes neben ihr zu ihnen ging/ meldete ihr Führer
des Fürsten Gruß an/ und daß derselbe außgekundschaffet hätte/ daß Kleon von etwa et-
ner Magd im Schlosse heimlich auffgehalten würde; nun währe derselbe bey dem Fürsten
angeklaget/ daß er eines ädlen Ritters Weib genohtzüchtiget/ und sie nachgehends samt
den Ritter entleibet hätte/ welche Bosheit billich müste abgestraffet werden. Nabarzanes
sahe sein Gemahl an/ und sagte: Er wolte ja nicht hoffen/ daß der Bube neulich in Geistes

Gestalt
K k k k k

Vierdes Buch.
her getrieben haſt. Der arme Menſch gedachte/ er muͤſte nun gewiß ſterben/ baht demnach
ſein Gemahl durch alle Goͤtter/ ſie moͤchte ihr ſeine Rettung laſſen angelegen ſeyn; welche
endlich zu Kleons Fuͤſſen niderfiel/ und den verſtelleten Geiſt mit groſſem Geheule baht/
ihres Mannes zu ſchonen/ ſie wolte ihm zu ehren das Gemach weihen/ und als lange ſie
lebete/ ſeine Gedaͤchtnis darauff begehen. Nun wolan/ geliebte Frau/ antwortete Kleon/
bloß umb euret willen ſchone ich ſeyn/ ſonſt muͤſte er ohn alle Gnade und Barmherzigkeit
ſterben; gab ihm noch etliche ſtarke ſtreiche uͤber die Lenden/ und machte ſich zur Tuͤhr hin-
aus an ſeinen Ort/ da die Frau rieff; hilff lieber Gott/ da fleuget die klare Seele als ein
blitzender Strahl zum Fenſter hinaus; ſtund hernach/ uñ ſtellete ſich/ ob koͤnte ſie die Tuͤhr
nicht oͤffnen/ biß ihr endlich geriet/ und ſie die zu naͤhſt ſchlaffende Maͤgde ermunterte/ die
ein Licht herzu bringen muſten/ da ſie Nabarzanes in tieffer Ohmacht fand/ den ſie wieder
erquickete/ uñ ſich gar leidig ſtellete/ dauchte ihr auch/ es waͤhre ſchier zugrob gemacht/ weil
er faſt keinẽ weiſſen Flecken an ſeinen Gliedmaſſen hatte. Nachdem er wieder zu ihm ſel-
ber kam/ fragete er/ ob der Geiſt noch verhanden waͤhre/ uñ ſagte nachgehends: Nun leug-
ne wer da wil/ daß keine Geiſter ſeyn/ ich armer Mann habe es leider gar zu ſchmerzlich
empfunden. Ach Gott/ antwortete ſie/ wie ſeid ihr doch auff den Unraht kommen/ daß ihr
der frommen Seele geſtriges Tages ſo groſſe Beſchimpfung angelegt habet? Laſſet euch
dieſes/ bitte ich/ eine Warnung ſeyn/ und verhuͤtet hinfuͤro dergleichen Unfall/ dann mit
Geiſtern laͤſſet ſichs trauen nicht ſchertzen; bedenket auch/ daß euch bloß durch meine vor-
bitte das Leben erhalten ſey/ welches ihr ſonſt ohn zweiffel haͤttet einbuͤſſen muͤſſen. Des
Morgens richtete ſie eine trefliche Salbe zu/ und ſchmierete ihn damit zum oftern/ daß er
des vierten Tages keine ſonderliche Schmerzen mehr empfand. Kleon lebete dieſe Zeit uͤ-
ber ſicher/ und fuͤrchtete ſich doch/ es wuͤrde Gobares nicht auffhoͤren ihm nachzuſtellen/
deßwegẽ er abermahl umb kurze erlaſſung anhielt/ welches ſie ihm rund abſchlug/ es waͤh-
re ihr unmoͤglich/ ſein zu entrahten/ ſolte ſich aber verſichern/ daß ſie ihn vor Gobares wol
ſchuͤtzen koͤnte. Nun ſtellete er ſich zwar/ als waͤhre er zu frieden/ und nam ihm doch vor/
erſter Gelegenheit bey Nachtzeit heimlich davon zu lauffen. Des ſechſten Morgens nach
der Pruͤgelung/ da Nabarzanes zum erſtenmahle wieder auffgeſtanden wahr/ und Stati-
ra ſich bey Kleon in ihrem Kleider Gemache befand/ ſahe ſie ohngefehr eine Schaar von
200 Reutern auff ihr Schloß zueilen/ und erkennete aus ihrer Kleider Farbe/ daß ſie Go-
bares zuſtunden/ daher ſie nicht ohn beſtuͤrzung zu Kleon ſagete: Gobares hat wieder euch
ein Schelmſtuͤk im Siñe/ dort kommen ſeine Reuter her; ſo haltet euch nun im Kleider La-
den verborgen/ und laſſet vor daß uͤbrige mich ſorgen; ging darauff nach Nabarzanes Ge-
mache/ und ſtellete ſich/ als haͤtte ſie deꝛ Reuter keine acht gehabt/ welche ſchon anklopfeten/
und in des Fuͤrſten Nahmen begehreten eingelaſſen zu werden. So bald ſie auff dem in-
nerſten Platze erſchienen/ und Nabarzanes neben ihr zu ihnen ging/ meldete ihr Fuͤhrer
des Fuͤrſten Gruß an/ und daß derſelbe außgekundſchaffet haͤtte/ daß Kleon von etwa et-
ner Magd im Schloſſe heimlich auffgehalten wuͤrde; nun waͤhre derſelbe bey dem Fuͤrſten
angeklaget/ daß er eines aͤdlen Ritters Weib genohtzuͤchtiget/ und ſie nachgehends ſamt
den Ritter entleibet haͤtte/ welche Bosheit billich muͤſte abgeſtraffet werden. Nabarzanes
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[809/0847] Vierdes Buch. her getrieben haſt. Der arme Menſch gedachte/ er muͤſte nun gewiß ſterben/ baht demnach ſein Gemahl durch alle Goͤtter/ ſie moͤchte ihr ſeine Rettung laſſen angelegen ſeyn; welche endlich zu Kleons Fuͤſſen niderfiel/ und den verſtelleten Geiſt mit groſſem Geheule baht/ ihres Mannes zu ſchonen/ ſie wolte ihm zu ehren das Gemach weihen/ und als lange ſie lebete/ ſeine Gedaͤchtnis darauff begehen. Nun wolan/ geliebte Frau/ antwortete Kleon/ bloß umb euret willen ſchone ich ſeyn/ ſonſt muͤſte er ohn alle Gnade und Barmherzigkeit ſterben; gab ihm noch etliche ſtarke ſtreiche uͤber die Lenden/ und machte ſich zur Tuͤhr hin- aus an ſeinen Ort/ da die Frau rieff; hilff lieber Gott/ da fleuget die klare Seele als ein blitzender Strahl zum Fenſter hinaus; ſtund hernach/ uñ ſtellete ſich/ ob koͤnte ſie die Tuͤhr nicht oͤffnen/ biß ihr endlich geriet/ und ſie die zu naͤhſt ſchlaffende Maͤgde ermunterte/ die ein Licht herzu bringen muſten/ da ſie Nabarzanes in tieffer Ohmacht fand/ den ſie wieder erquickete/ uñ ſich gar leidig ſtellete/ dauchte ihr auch/ es waͤhre ſchier zugrob gemacht/ weil er faſt keinẽ weiſſen Flecken an ſeinen Gliedmaſſen hatte. Nachdem er wieder zu ihm ſel- ber kam/ fragete er/ ob der Geiſt noch verhanden waͤhre/ uñ ſagte nachgehends: Nun leug- ne wer da wil/ daß keine Geiſter ſeyn/ ich armer Mann habe es leider gar zu ſchmerzlich empfunden. Ach Gott/ antwortete ſie/ wie ſeid ihr doch auff den Unraht kommen/ daß ihr der frommen Seele geſtriges Tages ſo groſſe Beſchimpfung angelegt habet? Laſſet euch dieſes/ bitte ich/ eine Warnung ſeyn/ und verhuͤtet hinfuͤro dergleichen Unfall/ dann mit Geiſtern laͤſſet ſichs trauen nicht ſchertzen; bedenket auch/ daß euch bloß durch meine vor- bitte das Leben erhalten ſey/ welches ihr ſonſt ohn zweiffel haͤttet einbuͤſſen muͤſſen. Des Morgens richtete ſie eine trefliche Salbe zu/ und ſchmierete ihn damit zum oftern/ daß er des vierten Tages keine ſonderliche Schmerzen mehr empfand. Kleon lebete dieſe Zeit uͤ- ber ſicher/ und fuͤrchtete ſich doch/ es wuͤrde Gobares nicht auffhoͤren ihm nachzuſtellen/ deßwegẽ er abermahl umb kurze erlaſſung anhielt/ welches ſie ihm rund abſchlug/ es waͤh- re ihr unmoͤglich/ ſein zu entrahten/ ſolte ſich aber verſichern/ daß ſie ihn vor Gobares wol ſchuͤtzen koͤnte. Nun ſtellete er ſich zwar/ als waͤhre er zu frieden/ und nam ihm doch vor/ erſter Gelegenheit bey Nachtzeit heimlich davon zu lauffen. Des ſechſten Morgens nach der Pruͤgelung/ da Nabarzanes zum erſtenmahle wieder auffgeſtanden wahr/ und Stati- ra ſich bey Kleon in ihrem Kleider Gemache befand/ ſahe ſie ohngefehr eine Schaar von 200 Reutern auff ihr Schloß zueilen/ und erkennete aus ihrer Kleider Farbe/ daß ſie Go- bares zuſtunden/ daher ſie nicht ohn beſtuͤrzung zu Kleon ſagete: Gobares hat wieder euch ein Schelmſtuͤk im Siñe/ dort kommen ſeine Reuter her; ſo haltet euch nun im Kleider La- den verborgen/ und laſſet vor daß uͤbrige mich ſorgen; ging darauff nach Nabarzanes Ge- mache/ und ſtellete ſich/ als haͤtte ſie deꝛ Reuter keine acht gehabt/ welche ſchon anklopfeten/ und in des Fuͤrſten Nahmen begehreten eingelaſſen zu werden. So bald ſie auff dem in- nerſten Platze erſchienen/ und Nabarzanes neben ihr zu ihnen ging/ meldete ihr Fuͤhrer des Fuͤrſten Gruß an/ und daß derſelbe außgekundſchaffet haͤtte/ daß Kleon von etwa et- ner Magd im Schloſſe heimlich auffgehalten wuͤrde; nun waͤhre derſelbe bey dem Fuͤrſten angeklaget/ daß er eines aͤdlen Ritters Weib genohtzuͤchtiget/ und ſie nachgehends ſamt den Ritter entleibet haͤtte/ welche Bosheit billich muͤſte abgeſtraffet werden. Nabarzanes ſahe ſein Gemahl an/ und ſagte: Er wolte ja nicht hoffen/ daß der Bube neulich in Geiſtes Geſtalt K k k k k

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/847>, abgerufen am 02.06.2024.