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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
nachdem Ihre Durchll. werden geschlossen haben/ werden sie uns besehlen die Vollstrec-
kung verrichten zuhelffen/ worzu wir uns erstes Tages fertig halten/ mit einem Heer nach
den Grentzen gehen/ und unserer Gesandschafft von Charas daselbst erwarten/ auch/ weil
wir keine andere/ als ungenehme Antwort von Artabanus uns vermuhten/ bald nach sol-
cher Erlangung den feindlichen Einfall in sein Land tapffer wagen wollen; Inzwischen
bitten wir sehr/ uns die Stücke vorzulegen/ worauff unsere äidliche Verbindung muß ge-
gründet seyn. Nahmen darauff einen Abtrit/ und bahten die Fürsten/ sich darüber zuverei-
nigen. Nach ihrem Abwich sagte Artaxerxes zu den Versamleten: Ich wüste nicht/ was
ich an dieser Herren Höfligkeit tadeln/ vielweniger hassen solte/ es währe dann/ daß ich ih-
nen mißgönnete/ höflich zuseyn; werden uns deßwegen gleicher Tugend befleissigen/ und
keine höhere äidesleistung anfetzen/ als die solchen Fürsten wolständig ist; schlossen also/ nur
auff folgende zwey Stük eine freywillige Zufage durch den Handschlag von ihnen zuneh-
men; daß sie nach aller Möglichkeit das gemeine beste befodern/ und dem Feinde schaden
wolten; welches sie auch tränlich angelobeten/ doch biß auff ihrer Gesanten Wiederkunft.
Des Nachmittages ward Herkules zu raht/ seinen Plautus nach Jerusalem an den
Stathalter zusenden/ weil er dessen Dienste ohndas nicht mehr benöhtiget wahr; schickete
Frl. Lukrezien überaus schöne und köstliche Kleinot/ und dem Bischoff daselbst 10000 Kro-
nen/ unter arme und nohtleidende Christen zuverteilen; welcher des folgenden Morgens
unter einer Begleitung von 60 Medischen Reutern/ welche Arbianes dahin gebracht hat-
te/ sicher fortging/ und daheim wol empfangen ward/ da er alle Begebnissen erzählen muste/
reichte auch seine Schreiben an den Stathalter und das Frl. ein/ welche mit lauter Dank-
sagungen angefüllet wahren; Und als das Fräulein daraus vernam/ daß die Kleinot ihr
von dem geraubeten Königlichen Fräulein/ zur Dankbarkeit deren/ ihrem versprochenen
Bräutigam erzeigeten schwesterlichen Hulde und Freundschafft (dann also schrieb Her-
kules) übergeschicket würden/ sagte sie: Der Allmächtige Gott gönne mir dieser hochwir-
digen Fürstin Kundschafft/ nach dem sie aus ihrem Gefängniß in freyen Stand wird ge-
setzet seyn.

Des nähstsolgenden Tages nach gehaltenem Kriegs Raht zu Persepolis/ schieden
alle Morgenländische Fürsten in stiller geheim/ und mit schnellen Pferden davon/ ein jegli-
cher nach seiner Landschafft/ und eileten sehr/ ihre Völker zusammen zubringen; und feyre-
ten unsere Helden auch nicht/ sich zum Feldzuge fertig zumachen/ welchen sie auf angestim-
mete Zeit fortsetzen wolten. Zehn Tage nach deren Abzug von Charas wolte Artabanus
schier unsinnig werden/ vor unmässigen Liebesbegierden gegen das Fräulein/ welches durch
ihrer Hofmeisterin Fr. Sysigambis Vernunfft noch rükstellig gemacht ward. Weil dann
das Fräulein ihrem Herkules folches gerne zuwissen getahn/ und dadurch seine Zukunfft
beschleuniget hätte/ aber darzu keine gelegenheit sahe/ dann ihren Timokles wolte sie auf al-
len fall bey sich in der Stad behalten; erdachte sie diese List: Sie beklagete sich/ daß ihrem
Bruder und Oheim sie gar zu einen stolzen Brief geschrieben hätte/ welcher ausser Zweifel
sie zu grossem Widerwillen antreiben würde/ währe demnach ihr herzlicher Wunsch/ die
gelegenheit zuhaben/ daß bey einem vertraueten Bohten sie ihnen ein Schreiben übersen-
den könte/ daß der König davon im wenigsten nichts erführe; damit aber auff solchen fall

sie

Vierdes Buch.
nachdem Ihre Durchll. werden geſchloſſen haben/ werden ſie uns beſehlen die Vollſtrec-
kung verrichten zuhelffen/ worzu wir uns erſtes Tages fertig halten/ mit einem Heer nach
den Grentzen gehen/ und unſerer Geſandſchafft von Charas daſelbſt erwarten/ auch/ weil
wir keine andere/ als ungenehme Antwort von Artabanus uns vermuhten/ bald nach ſol-
cher Erlangung den feindlichen Einfall in ſein Land tapffer wagen wollen; Inzwiſchen
bitten wir ſehr/ uns die Stuͤcke vorzulegen/ worauff unſere aͤidliche Verbindung muß ge-
gruͤndet ſeyn. Nahmen darauff einen Abtrit/ und bahten die Fuͤrſten/ ſich daruͤber zuverei-
nigen. Nach ihrem Abwich ſagte Artaxerxes zu den Verſamleten: Ich wuͤſte nicht/ was
ich an dieſer Herren Hoͤfligkeit tadeln/ vielweniger haſſen ſolte/ es waͤhre dann/ daß ich ih-
nen mißgoͤnnete/ hoͤflich zuſeyn; werden uns deßwegen gleicher Tugend befleiſſigen/ und
keine hoͤhere aͤidesleiſtung anfetzen/ als die ſolchen Fuͤrſten wolſtaͤndig iſt; ſchloſſen alſo/ nur
auff folgende zwey Stuͤk eine freywillige Zufage durch den Handſchlag von ihnen zuneh-
men; daß ſie nach aller Moͤglichkeit das gemeine beſte befodern/ und dem Feinde ſchaden
wolten; welches ſie auch traͤnlich angelobeten/ doch biß auff ihrer Geſanten Wiederkunft.
Des Nachmittages ward Herkules zu raht/ ſeinen Plautus nach Jeruſalem an den
Stathalter zuſenden/ weil er deſſen Dienſte ohndas nicht mehr benoͤhtiget wahr; ſchickete
Frl. Lukrezien uͤberaus ſchoͤne und koͤſtliche Kleinot/ uñ dem Biſchoff daſelbſt 10000 Kro-
nen/ unter arme und nohtleidende Chriſten zuverteilen; welcher des folgenden Morgens
unter einer Begleitung von 60 Mediſchen Reutern/ welche Arbianes dahin gebracht hat-
te/ ſicher fortging/ und daheim wol empfangen ward/ da er alle Begebniſſen erzaͤhlen muſte/
reichte auch ſeine Schreiben an den Stathalter und das Frl. ein/ welche mit lauter Dank-
ſagungen angefuͤllet wahren; Und als das Fraͤulein daraus vernam/ daß die Kleinot ihr
von dem geraubeten Koͤniglichen Fraͤulein/ zur Dankbarkeit deren/ ihrem verſprochenen
Braͤutigam erzeigeten ſchweſterlichen Hulde und Freundſchafft (dann alſo ſchrieb Her-
kules) uͤbergeſchicket wuͤrden/ ſagte ſie: Der Allmaͤchtige Gott goͤnne mir dieſer hochwir-
digen Fuͤrſtin Kundſchafft/ nach dem ſie aus ihrem Gefaͤngniß in freyen Stand wird ge-
ſetzet ſeyn.

Des naͤhſtſolgenden Tages nach gehaltenem Kriegs Raht zu Perſepolis/ ſchieden
alle Morgenlaͤndiſche Fuͤrſten in ſtiller geheim/ und mit ſchnellen Pferden davon/ ein jegli-
cher nach ſeiner Landſchafft/ und eileten ſehr/ ihre Voͤlker zuſammen zubringen; und feyre-
ten unſere Helden auch nicht/ ſich zum Feldzuge fertig zumachen/ welchen ſie auf angeſtim-
mete Zeit fortſetzen wolten. Zehn Tage nach deren Abzug von Charas wolte Artabanus
ſchier unſiñig werden/ vor unmaͤſſigen Liebesbegierden gegen das Fraͤulein/ welches durch
ihrer Hofmeiſterin Fr. Syſigambis Vernunfft noch ruͤkſtellig gemacht ward. Weil dañ
das Fraͤulein ihrem Herkules folches gerne zuwiſſen getahn/ und dadurch ſeine Zukunfft
beſchleuniget haͤtte/ aber darzu keine gelegenheit ſahe/ dann ihren Timokles wolte ſie auf al-
len fall bey ſich in der Stad behalten; erdachte ſie dieſe Liſt: Sie beklagete ſich/ daß ihrem
Bruder und Oheim ſie gar zu einen ſtolzen Brief geſchrieben haͤtte/ welcher auſſer Zweifel
ſie zu groſſem Widerwillen antreiben wuͤrde/ waͤhre demnach ihr herzlicher Wunſch/ die
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[796/0834] Vierdes Buch. nachdem Ihre Durchll. werden geſchloſſen haben/ werden ſie uns beſehlen die Vollſtrec- kung verrichten zuhelffen/ worzu wir uns erſtes Tages fertig halten/ mit einem Heer nach den Grentzen gehen/ und unſerer Geſandſchafft von Charas daſelbſt erwarten/ auch/ weil wir keine andere/ als ungenehme Antwort von Artabanus uns vermuhten/ bald nach ſol- cher Erlangung den feindlichen Einfall in ſein Land tapffer wagen wollen; Inzwiſchen bitten wir ſehr/ uns die Stuͤcke vorzulegen/ worauff unſere aͤidliche Verbindung muß ge- gruͤndet ſeyn. Nahmen darauff einen Abtrit/ und bahten die Fuͤrſten/ ſich daruͤber zuverei- nigen. Nach ihrem Abwich ſagte Artaxerxes zu den Verſamleten: Ich wuͤſte nicht/ was ich an dieſer Herren Hoͤfligkeit tadeln/ vielweniger haſſen ſolte/ es waͤhre dann/ daß ich ih- nen mißgoͤnnete/ hoͤflich zuſeyn; werden uns deßwegen gleicher Tugend befleiſſigen/ und keine hoͤhere aͤidesleiſtung anfetzen/ als die ſolchen Fuͤrſten wolſtaͤndig iſt; ſchloſſen alſo/ nur auff folgende zwey Stuͤk eine freywillige Zufage durch den Handſchlag von ihnen zuneh- men; daß ſie nach aller Moͤglichkeit das gemeine beſte befodern/ und dem Feinde ſchaden wolten; welches ſie auch traͤnlich angelobeten/ doch biß auff ihrer Geſanten Wiederkunft. Des Nachmittages ward Herkules zu raht/ ſeinen Plautus nach Jeruſalem an den Stathalter zuſenden/ weil er deſſen Dienſte ohndas nicht mehr benoͤhtiget wahr; ſchickete Frl. Lukrezien uͤberaus ſchoͤne und koͤſtliche Kleinot/ uñ dem Biſchoff daſelbſt 10000 Kro- nen/ unter arme und nohtleidende Chriſten zuverteilen; welcher des folgenden Morgens unter einer Begleitung von 60 Mediſchen Reutern/ welche Arbianes dahin gebracht hat- te/ ſicher fortging/ und daheim wol empfangen ward/ da er alle Begebniſſen erzaͤhlen muſte/ reichte auch ſeine Schreiben an den Stathalter und das Frl. ein/ welche mit lauter Dank- ſagungen angefuͤllet wahren; Und als das Fraͤulein daraus vernam/ daß die Kleinot ihr von dem geraubeten Koͤniglichen Fraͤulein/ zur Dankbarkeit deren/ ihrem verſprochenen Braͤutigam erzeigeten ſchweſterlichen Hulde und Freundſchafft (dann alſo ſchrieb Her- kules) uͤbergeſchicket wuͤrden/ ſagte ſie: Der Allmaͤchtige Gott goͤnne mir dieſer hochwir- digen Fuͤrſtin Kundſchafft/ nach dem ſie aus ihrem Gefaͤngniß in freyen Stand wird ge- ſetzet ſeyn. Des naͤhſtſolgenden Tages nach gehaltenem Kriegs Raht zu Perſepolis/ ſchieden alle Morgenlaͤndiſche Fuͤrſten in ſtiller geheim/ und mit ſchnellen Pferden davon/ ein jegli- cher nach ſeiner Landſchafft/ und eileten ſehr/ ihre Voͤlker zuſammen zubringen; und feyre- ten unſere Helden auch nicht/ ſich zum Feldzuge fertig zumachen/ welchen ſie auf angeſtim- mete Zeit fortſetzen wolten. Zehn Tage nach deren Abzug von Charas wolte Artabanus ſchier unſiñig werden/ vor unmaͤſſigen Liebesbegierden gegen das Fraͤulein/ welches durch ihrer Hofmeiſterin Fr. Syſigambis Vernunfft noch ruͤkſtellig gemacht ward. Weil dañ das Fraͤulein ihrem Herkules folches gerne zuwiſſen getahn/ und dadurch ſeine Zukunfft beſchleuniget haͤtte/ aber darzu keine gelegenheit ſahe/ dann ihren Timokles wolte ſie auf al- len fall bey ſich in der Stad behalten; erdachte ſie dieſe Liſt: Sie beklagete ſich/ daß ihrem Bruder und Oheim ſie gar zu einen ſtolzen Brief geſchrieben haͤtte/ welcher auſſer Zweifel ſie zu groſſem Widerwillen antreiben wuͤrde/ waͤhre demnach ihr herzlicher Wunſch/ die gelegenheit zuhaben/ daß bey einem vertraueten Bohten ſie ihnen ein Schreiben uͤberſen- den koͤnte/ daß der Koͤnig davon im wenigſten nichts erfuͤhre; damit aber auff ſolchen fall ſie

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/834>, abgerufen am 09.11.2024.