Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
sehen/ daß er nicht allem äusserlichen Schein traue/ insonderheit/ weil sein Verlust vielen
Nohtleidenden zum Verderben gereichen würde/ die sich seiner Rettung/ als lange er le-
bet/ zu getrösten haben. Ich vor meine Wenigkeit/ werde die mir erwiesene zu preisen wis-
sen/ so lange ich mich selbst kennen kan/ und daneben bemühet seyn/ meinem Ehren- und Le-
bens Schützer eine bessere Dankbarkeit/ als gedachte seine Landmännin/ zu erzeigen. Ladisla
wolte nun länger nicht unter dem Hütlein spielen/ sondern fing mit bewäglicher Rede an:
O mein außerwähltes Fräulein/ wie so hohe Vergnügung ist es meiner Seele/ daß mit
meinen geringen Diensten ich ihrer Vortrefligkeit einigen beystand getahn und tuhn kön-
nen; wird auch/ weil ich lebe/ und dessen gedenken kan/ meinem Herzen die allergrösseste
Freude schaffen/ in sonderheit/ weil derselben/ es zu gedenken/ behäglich ist. Aber O daß ent-
weder ich blind/ oder mein Fräulein unsichtbar gewesen/ und noch währe/ daß ihre auß-
bündige Schönheit mir unwissend seyn möchte/ weil durch dieselbe ich leider in die grund-
lose Liebes-Grube gestürzet bin/ in welcher ohn jhre Rettung/ die allem ansehen nach/ ich
nicht eins zu hoffen habe/ ich gewißlich umbkommen und verderben muß. Aber du gefan-
gener Ladisla/ nim den Lohn deiner Verwägenheit nur gutwillig an/ weil du liebest/ da du
deiner Liebe keinen Grund findest/ und daselbst zu lieben begehrest/ wo deine Seele nicht
hafften kan; jedoch versuche noch einmahl zu guter lezt/ ob das vortrefliche Fräulein zur
Erbarmung und Mitleiden könne erweichet werden/ und sie dich auß diesem Verderbens-
loche loßreissen wolle/ dahinein dich jhre Schönheit gestossen; wo nicht/ so bitte die Götter/
daß ihre selbst gesprochene Urtel sie ja nicht treffen möge/ du lebest gleich mit ihr/ oder stir-
best ihretwegen. Hiemit endete er seine Rede/ und hing auff dem Pferde als in halber Oh-
macht; Welche Verenderung das Fräulein aus seiner Stille und Farbe merkend über-
auß hoch erschrak/ drückete ihm die Hand und sagete: Begreiffet euch/ mein hochwerter
Herr und Freund/ oder besser zu sagen/ mein Ritter und Erretter von den bösen Würmen
und gifftigen Schlangen/ welche freylich mich gefangene und nackete schon anhaucheten/
und zu erwürgen dräueten. Ich erkenne ja die hohe Woltaht eurer Erlösung/ und billich/
wolte auch lieber eines bösen Todes sterben/ als einen so hochver dienten Freund in einiges
Unglüks Loch stossen/ oder zu seinem Verderben die allergeringste Ursach geben. Ich bitte
aber ganz freundlich/ mir ein widriges nicht anzutichten/ welches mir/ bey des Himmels
Zeugniß/ nie in den Sinn kommen ist. Ich verstehe zwar in etwas/ wohin er mit seiner Er-
zählung gezielet/ aber nimmermehr werde ich leiden/ daß die Außdeutung auff mich könne
gerichtet werden; So ist auch meine Schönheit bey weitem noch der Vortrefligkeit nicht/
daß ein solcher volkommener Ritter durch dieselbe solte können eingenommen oder gefan-
gen werden; Ist aber etwas an mir/ welches ihm gefallen möchte/ erachte durch seine Wol-
tahten ich mich verbunden/ solches vielmehr zu seiner Vergnügung als Verderben an zu-
wenden; Nur bitte ich inständig und von herzen/ mein Freund und Erlöser wolle in eine
annoch Unbekante nicht weiter dringen/ als dieselbe sich zu erklären/ Macht und Gewalt
hat/ auch Jungfräuliche Zucht und Scham ihr zulassen wil. Ja mein Fräulein/ antwor-
tete er: Wann hungerige Magen und durstige Herzen mit Worten könten ersättiget und
gelabet werden; Was hilfft mir hungerigen die Farbe und Geruch eines schönen wol-
schmeckenden Apffels/ wann ich jhn nur auff dem Baume sehen/ und nicht geniessen sol;

wird
F ij

Erſtes Buch.
ſehen/ daß er nicht allem aͤuſſerlichen Schein traue/ inſonderheit/ weil ſein Verluſt vielen
Nohtleidenden zum Verderben gereichen wuͤrde/ die ſich ſeiner Rettung/ als lange er le-
bet/ zu getroͤſten haben. Ich vor meine Wenigkeit/ werde die mir erwieſene zu preiſen wiſ-
ſen/ ſo lange ich mich ſelbſt kennen kan/ und daneben bemuͤhet ſeyn/ meinem Ehren- und Le-
bens Schuͤtzer eine beſſere Dankbarkeit/ als gedachte ſeine Landmaͤnnin/ zu erzeigen. Ladiſla
wolte nun laͤnger nicht unter dem Huͤtlein ſpielen/ ſondern fing mit bewaͤglicher Rede an:
O mein außerwaͤhltes Fraͤulein/ wie ſo hohe Vergnuͤgung iſt es meiner Seele/ daß mit
meinen geringen Dienſten ich ihrer Vortrefligkeit einigen beyſtand getahn und tuhn koͤn-
nen; wird auch/ weil ich lebe/ und deſſen gedenken kan/ meinem Herzen die allergroͤſſeſte
Freude ſchaffen/ in ſonderheit/ weil derſelben/ es zu gedenken/ behaͤglich iſt. Aber O daß ent-
weder ich blind/ oder mein Fraͤulein unſichtbar geweſen/ und noch waͤhre/ daß ihre auß-
buͤndige Schoͤnheit mir unwiſſend ſeyn moͤchte/ weil durch dieſelbe ich leider in die grund-
loſe Liebes-Grube geſtuͤrzet bin/ in welcher ohn jhre Rettung/ die allem anſehen nach/ ich
nicht eins zu hoffen habe/ ich gewißlich umbkommen und verderben muß. Aber du gefan-
gener Ladiſla/ nim den Lohn deiner Verwaͤgenheit nur gutwillig an/ weil du liebeſt/ da du
deiner Liebe keinen Grund findeſt/ und daſelbſt zu lieben begehreſt/ wo deine Seele nicht
hafften kan; jedoch verſuche noch einmahl zu guter lezt/ ob das vortrefliche Fraͤulein zur
Erbarmung und Mitleiden koͤnne erweichet werden/ und ſie dich auß dieſem Verderbens-
loche loßreiſſen wolle/ dahinein dich jhre Schoͤnheit geſtoſſen; wo nicht/ ſo bitte die Goͤtteꝛ/
daß ihre ſelbſt geſprochene Urtel ſie ja nicht treffen moͤge/ du lebeſt gleich mit ihr/ oder ſtir-
beſt ihretwegen. Hiemit endete er ſeine Rede/ und hing auff dem Pferde als in halber Oh-
macht; Welche Verenderung das Fraͤulein aus ſeiner Stille und Farbe merkend uͤber-
auß hoch erſchrak/ druͤckete ihm die Hand und ſagete: Begreiffet euch/ mein hochwerter
Herr und Freund/ oder beſſer zu ſagen/ mein Ritter und Erretter von den boͤſen Wuͤrmẽ
und gifftigen Schlangen/ welche freylich mich gefangene und nackete ſchon anhaucheten/
und zu erwuͤrgen draͤueten. Ich erkenne ja die hohe Woltaht eurer Erloͤſung/ und billich/
wolte auch lieber eines boͤſen Todes ſterben/ als einen ſo hochver dienten Freund in einiges
Ungluͤks Loch ſtoſſen/ oder zu ſeinem Verderben die allergeringſte Urſach geben. Ich bitte
aber ganz freundlich/ mir ein widriges nicht anzutichten/ welches mir/ bey des Himmels
Zeugniß/ nie in den Sinn kommen iſt. Ich verſtehe zwar in etwas/ wohin er mit ſeiner Er-
zaͤhlung gezielet/ aber nimmermehr werde ich leiden/ daß die Außdeutung auff mich koͤnne
gerichtet werden; So iſt auch meine Schoͤnheit bey weitem noch der Vortrefligkeit nicht/
daß ein ſolcher volkommener Ritter durch dieſelbe ſolte koͤnnen eingenommen oder gefan-
gen werden; Iſt aber etwas an mir/ welches ihm gefallen moͤchte/ erachte durch ſeine Wol-
tahten ich mich verbunden/ ſolches vielmehr zu ſeiner Vergnuͤgung als Verderben an zu-
wenden; Nur bitte ich inſtaͤndig und von herzen/ mein Freund und Erloͤſer wolle in eine
annoch Unbekante nicht weiter dringen/ als dieſelbe ſich zu erklaͤren/ Macht und Gewalt
hat/ auch Jungfraͤuliche Zucht und Scham ihr zulaſſen wil. Ja mein Fraͤulein/ antwor-
tete er: Wann hungerige Magen und durſtige Herzen mit Worten koͤnten erſaͤttiget und
gelabet werden; Was hilfft mir hungerigen die Farbe und Geruch eines ſchoͤnen wol-
ſchmeckenden Apffels/ wann ich jhn nur auff dem Baume ſehen/ und nicht genieſſen ſol;

wird
F ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0081" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehen/ daß er nicht allem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Schein traue/ in&#x017F;onderheit/ weil &#x017F;ein Verlu&#x017F;t vielen<lb/>
Nohtleidenden zum Verderben gereichen wu&#x0364;rde/ die &#x017F;ich &#x017F;einer Rettung/ als lange er le-<lb/>
bet/ zu getro&#x0364;&#x017F;ten haben. Ich vor meine Wenigkeit/ werde die mir erwie&#x017F;ene zu prei&#x017F;en wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;o lange ich mich &#x017F;elb&#x017F;t kennen kan/ und daneben bemu&#x0364;het &#x017F;eyn/ meinem Ehren- und Le-<lb/>
bens Schu&#x0364;tzer eine be&#x017F;&#x017F;ere Dankbarkeit/ als gedachte &#x017F;eine Landma&#x0364;nnin/ zu erzeigen. Ladi&#x017F;la<lb/>
wolte nun la&#x0364;nger nicht unter dem Hu&#x0364;tlein &#x017F;pielen/ &#x017F;ondern fing mit bewa&#x0364;glicher Rede an:<lb/>
O mein außerwa&#x0364;hltes Fra&#x0364;ulein/ wie &#x017F;o hohe Vergnu&#x0364;gung i&#x017F;t es meiner Seele/ daß mit<lb/>
meinen geringen Dien&#x017F;ten ich ihrer Vortrefligkeit einigen bey&#x017F;tand getahn und tuhn ko&#x0364;n-<lb/>
nen; wird auch/ weil ich lebe/ und de&#x017F;&#x017F;en gedenken kan/ meinem Herzen die allergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te<lb/>
Freude &#x017F;chaffen/ in &#x017F;onderheit/ weil der&#x017F;elben/ es zu gedenken/ beha&#x0364;glich i&#x017F;t. Aber O daß ent-<lb/>
weder ich blind/ oder mein Fra&#x0364;ulein un&#x017F;ichtbar gewe&#x017F;en/ und noch wa&#x0364;hre/ daß ihre auß-<lb/>
bu&#x0364;ndige Scho&#x0364;nheit mir unwi&#x017F;&#x017F;end &#x017F;eyn mo&#x0364;chte/ weil durch die&#x017F;elbe ich leider in die grund-<lb/>
lo&#x017F;e Liebes-Grube ge&#x017F;tu&#x0364;rzet bin/ in welcher ohn jhre Rettung/ die allem an&#x017F;ehen nach/ ich<lb/>
nicht eins zu hoffen habe/ ich gewißlich umbkommen und verderben muß. Aber du gefan-<lb/>
gener Ladi&#x017F;la/ nim den Lohn deiner Verwa&#x0364;genheit nur gutwillig an/ weil du liebe&#x017F;t/ da du<lb/>
deiner Liebe keinen Grund finde&#x017F;t/ und da&#x017F;elb&#x017F;t zu lieben begehre&#x017F;t/ wo deine Seele nicht<lb/>
hafften kan; jedoch ver&#x017F;uche noch einmahl zu guter lezt/ ob das vortrefliche Fra&#x0364;ulein zur<lb/>
Erbarmung und Mitleiden ko&#x0364;nne erweichet werden/ und &#x017F;ie dich auß die&#x017F;em Verderbens-<lb/>
loche loßrei&#x017F;&#x017F;en wolle/ dahinein dich jhre Scho&#x0364;nheit ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en; wo nicht/ &#x017F;o bitte die Go&#x0364;tte&#xA75B;/<lb/>
daß ihre &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;prochene Urtel &#x017F;ie ja nicht treffen mo&#x0364;ge/ du lebe&#x017F;t gleich mit ihr/ oder &#x017F;tir-<lb/>
be&#x017F;t ihretwegen. Hiemit endete er &#x017F;eine Rede/ und hing auff dem Pferde als in halber Oh-<lb/>
macht; Welche Verenderung das Fra&#x0364;ulein aus &#x017F;einer Stille und Farbe merkend u&#x0364;ber-<lb/>
auß hoch er&#x017F;chrak/ dru&#x0364;ckete ihm die Hand und &#x017F;agete: Begreiffet euch/ mein hochwerter<lb/>
Herr und Freund/ oder be&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;agen/ mein Ritter und Erretter von den bo&#x0364;&#x017F;en Wu&#x0364;rme&#x0303;<lb/>
und gifftigen Schlangen/ welche freylich mich gefangene und nackete &#x017F;chon anhaucheten/<lb/>
und zu erwu&#x0364;rgen dra&#x0364;ueten. Ich erkenne ja die hohe Woltaht eurer Erlo&#x0364;&#x017F;ung/ und billich/<lb/>
wolte auch lieber eines bo&#x0364;&#x017F;en Todes &#x017F;terben/ als einen &#x017F;o hochver dienten Freund in einiges<lb/>
Unglu&#x0364;ks Loch &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ oder zu &#x017F;einem Verderben die allergering&#x017F;te Ur&#x017F;ach geben. Ich bitte<lb/>
aber ganz freundlich/ mir ein widriges nicht anzutichten/ welches mir/ bey des Himmels<lb/>
Zeugniß/ nie in den Sinn kommen i&#x017F;t. Ich ver&#x017F;tehe zwar in etwas/ wohin er mit &#x017F;einer Er-<lb/>
za&#x0364;hlung gezielet/ aber nimmermehr werde ich leiden/ daß die Außdeutung auff mich ko&#x0364;nne<lb/>
gerichtet werden; So i&#x017F;t auch meine Scho&#x0364;nheit bey weitem noch der Vortrefligkeit nicht/<lb/>
daß ein &#x017F;olcher volkommener Ritter durch die&#x017F;elbe &#x017F;olte ko&#x0364;nnen eingenommen oder gefan-<lb/>
gen werden; I&#x017F;t aber etwas an mir/ welches ihm gefallen mo&#x0364;chte/ erachte durch &#x017F;eine Wol-<lb/>
tahten ich mich verbunden/ &#x017F;olches vielmehr zu &#x017F;einer Vergnu&#x0364;gung als Verderben an zu-<lb/>
wenden; Nur bitte ich in&#x017F;ta&#x0364;ndig und von herzen/ mein Freund und Erlo&#x0364;&#x017F;er wolle in eine<lb/>
annoch Unbekante nicht weiter dringen/ als die&#x017F;elbe &#x017F;ich zu erkla&#x0364;ren/ Macht und Gewalt<lb/>
hat/ auch Jungfra&#x0364;uliche Zucht und Scham ihr zula&#x017F;&#x017F;en wil. Ja mein Fra&#x0364;ulein/ antwor-<lb/>
tete er: Wann hungerige Magen und dur&#x017F;tige Herzen mit Worten ko&#x0364;nten er&#x017F;a&#x0364;ttiget und<lb/>
gelabet werden; Was hilfft mir hungerigen die Farbe und Geruch eines &#x017F;cho&#x0364;nen wol-<lb/>
&#x017F;chmeckenden Apffels/ wann ich jhn nur auff dem Baume &#x017F;ehen/ und nicht genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ol;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F ij</fw><fw place="bottom" type="catch">wird</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0081] Erſtes Buch. ſehen/ daß er nicht allem aͤuſſerlichen Schein traue/ inſonderheit/ weil ſein Verluſt vielen Nohtleidenden zum Verderben gereichen wuͤrde/ die ſich ſeiner Rettung/ als lange er le- bet/ zu getroͤſten haben. Ich vor meine Wenigkeit/ werde die mir erwieſene zu preiſen wiſ- ſen/ ſo lange ich mich ſelbſt kennen kan/ und daneben bemuͤhet ſeyn/ meinem Ehren- und Le- bens Schuͤtzer eine beſſere Dankbarkeit/ als gedachte ſeine Landmaͤnnin/ zu erzeigen. Ladiſla wolte nun laͤnger nicht unter dem Huͤtlein ſpielen/ ſondern fing mit bewaͤglicher Rede an: O mein außerwaͤhltes Fraͤulein/ wie ſo hohe Vergnuͤgung iſt es meiner Seele/ daß mit meinen geringen Dienſten ich ihrer Vortrefligkeit einigen beyſtand getahn und tuhn koͤn- nen; wird auch/ weil ich lebe/ und deſſen gedenken kan/ meinem Herzen die allergroͤſſeſte Freude ſchaffen/ in ſonderheit/ weil derſelben/ es zu gedenken/ behaͤglich iſt. Aber O daß ent- weder ich blind/ oder mein Fraͤulein unſichtbar geweſen/ und noch waͤhre/ daß ihre auß- buͤndige Schoͤnheit mir unwiſſend ſeyn moͤchte/ weil durch dieſelbe ich leider in die grund- loſe Liebes-Grube geſtuͤrzet bin/ in welcher ohn jhre Rettung/ die allem anſehen nach/ ich nicht eins zu hoffen habe/ ich gewißlich umbkommen und verderben muß. Aber du gefan- gener Ladiſla/ nim den Lohn deiner Verwaͤgenheit nur gutwillig an/ weil du liebeſt/ da du deiner Liebe keinen Grund findeſt/ und daſelbſt zu lieben begehreſt/ wo deine Seele nicht hafften kan; jedoch verſuche noch einmahl zu guter lezt/ ob das vortrefliche Fraͤulein zur Erbarmung und Mitleiden koͤnne erweichet werden/ und ſie dich auß dieſem Verderbens- loche loßreiſſen wolle/ dahinein dich jhre Schoͤnheit geſtoſſen; wo nicht/ ſo bitte die Goͤtteꝛ/ daß ihre ſelbſt geſprochene Urtel ſie ja nicht treffen moͤge/ du lebeſt gleich mit ihr/ oder ſtir- beſt ihretwegen. Hiemit endete er ſeine Rede/ und hing auff dem Pferde als in halber Oh- macht; Welche Verenderung das Fraͤulein aus ſeiner Stille und Farbe merkend uͤber- auß hoch erſchrak/ druͤckete ihm die Hand und ſagete: Begreiffet euch/ mein hochwerter Herr und Freund/ oder beſſer zu ſagen/ mein Ritter und Erretter von den boͤſen Wuͤrmẽ und gifftigen Schlangen/ welche freylich mich gefangene und nackete ſchon anhaucheten/ und zu erwuͤrgen draͤueten. Ich erkenne ja die hohe Woltaht eurer Erloͤſung/ und billich/ wolte auch lieber eines boͤſen Todes ſterben/ als einen ſo hochver dienten Freund in einiges Ungluͤks Loch ſtoſſen/ oder zu ſeinem Verderben die allergeringſte Urſach geben. Ich bitte aber ganz freundlich/ mir ein widriges nicht anzutichten/ welches mir/ bey des Himmels Zeugniß/ nie in den Sinn kommen iſt. Ich verſtehe zwar in etwas/ wohin er mit ſeiner Er- zaͤhlung gezielet/ aber nimmermehr werde ich leiden/ daß die Außdeutung auff mich koͤnne gerichtet werden; So iſt auch meine Schoͤnheit bey weitem noch der Vortrefligkeit nicht/ daß ein ſolcher volkommener Ritter durch dieſelbe ſolte koͤnnen eingenommen oder gefan- gen werden; Iſt aber etwas an mir/ welches ihm gefallen moͤchte/ erachte durch ſeine Wol- tahten ich mich verbunden/ ſolches vielmehr zu ſeiner Vergnuͤgung als Verderben an zu- wenden; Nur bitte ich inſtaͤndig und von herzen/ mein Freund und Erloͤſer wolle in eine annoch Unbekante nicht weiter dringen/ als dieſelbe ſich zu erklaͤren/ Macht und Gewalt hat/ auch Jungfraͤuliche Zucht und Scham ihr zulaſſen wil. Ja mein Fraͤulein/ antwor- tete er: Wann hungerige Magen und durſtige Herzen mit Worten koͤnten erſaͤttiget und gelabet werden; Was hilfft mir hungerigen die Farbe und Geruch eines ſchoͤnen wol- ſchmeckenden Apffels/ wann ich jhn nur auff dem Baume ſehen/ und nicht genieſſen ſol; wird F ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/81
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/81>, abgerufen am 17.05.2024.